Es wundert mich schon etwas, dass ihr einerseits so viel Wert darauf legt Weltkirche zu sein, du diese Frage aber isoliert für Deutschland betrachten möchtest. Aber sei's drum: woran machst du fest, dass evangelische Pfarrer in Deutschland schlechtere Seelsorger als die katholischen sind? Weil ihnen neben dem ganzen Verwaltungskram und der Familie viel weniger Zeit für die Gemeinde bleibt? Das kann ich kaum nachvollziehen.taddeo hat geschrieben:Nein, die Frage ist schon richtig, zumindest für die Verhältnisse hierzulande.Lutheraner hat geschrieben:Das ist die falsche Frage. Die richtige Frage lautet: Sind die verheirateten Priester der unierten Ostkirchen, die in Einheit mit dem Papst stehen, die schlechteren Seelsorger?Natbar hat geschrieben:Zu Punkt 2: ich bin fürs Zöllibat, aber ich wäre auch mal dafür, daß die Leute das selbst entscheiden können, mir gefiel mal die provokative Frage: sind die ev. Pfarrer die schlechteren Seelsorger?
Denn die evangelischen Pfarrer arbeiten praktisch in denselben organisatorischen Strukturen und unter denselben gesellschaftlichen Prämissen wie die römisch-katholischen. Insofern läßt sich tatsächlich halbwegs vergleichen, wie sie ihren Dienst ausüben.
Die verheirateten Ostkirchenpriester hingegen wirken zumindest in ihren Heimatländern in der Regel unter völlig anderen Umständen, auch unter anderen Voraussetzungen, was die Erwartungen ihrer Kirche und ihrer Gläubigen an das Priesterbild angeht. Das kann man mit unseren Verhältnissen überhaupt nicht vergleichen.
Ein Ostkirchenpriester, der mit seiner Familie lebt, ist in erster Linie für die Sicherstellung des liturgischen Angebots zuständig, das in den Ostkirchen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der gesamten Seelsorge ausmacht und auch für die Gläubigen der entscheidende Faktor ist. Was bei uns "Westkirchlern" so viel Raum einnimmt: caritative Organisationen, kirchliches Vereins- und Gruppenwesen, Managementaufgaben, auch "kategoriale" Seelsorge, das spielt in den Ostkirchen bisher noch weniger eine Rolle bzw. steckt noch in den Kinderschuhen.
In meiner ehemaligen landeskirchlichen Gemeinde gab es vier Pfarrer. Fast alle haben ihre privaten Telefonnummern im Internet und in jedem Gemeindebrief bekannt gegeben. Bei der benachbarten Katholischen Gemeinde stehen im Gemeindebrief und auf der Homepage Telefonnummer und Fax des Gemeindebüros, das im Durchschnitt 5 Stunden am Tag geöffnet hat (ein Gemeindebüro gibt es in der evang. Gemeinde natürlich auch). Ich wage zu bezweifeln, dass das Telefon ausserhalb der Öffnungszeiten auf die Privatnummer des Herrn Priesters umgeleitet wird (das könnte man ja mal testen).