"Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

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Lutheraner
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Lutheraner »

taddeo hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:
Natbar hat geschrieben:Zu Punkt 2: ich bin fürs Zöllibat, aber ich wäre auch mal dafür, daß die Leute das selbst entscheiden können, mir gefiel mal die provokative Frage: sind die ev. Pfarrer die schlechteren Seelsorger?
Das ist die falsche Frage. Die richtige Frage lautet: Sind die verheirateten Priester der unierten Ostkirchen, die in Einheit mit dem Papst stehen, die schlechteren Seelsorger?
Nein, die Frage ist schon richtig, zumindest für die Verhältnisse hierzulande.

Denn die evangelischen Pfarrer arbeiten praktisch in denselben organisatorischen Strukturen und unter denselben gesellschaftlichen Prämissen wie die römisch-katholischen. Insofern läßt sich tatsächlich halbwegs vergleichen, wie sie ihren Dienst ausüben.

Die verheirateten Ostkirchenpriester hingegen wirken zumindest in ihren Heimatländern in der Regel unter völlig anderen Umständen, auch unter anderen Voraussetzungen, was die Erwartungen ihrer Kirche und ihrer Gläubigen an das Priesterbild angeht. Das kann man mit unseren Verhältnissen überhaupt nicht vergleichen.
Ein Ostkirchenpriester, der mit seiner Familie lebt, ist in erster Linie für die Sicherstellung des liturgischen Angebots zuständig, das in den Ostkirchen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der gesamten Seelsorge ausmacht und auch für die Gläubigen der entscheidende Faktor ist. Was bei uns "Westkirchlern" so viel Raum einnimmt: caritative Organisationen, kirchliches Vereins- und Gruppenwesen, Managementaufgaben, auch "kategoriale" Seelsorge, das spielt in den Ostkirchen bisher noch weniger eine Rolle bzw. steckt noch in den Kinderschuhen.
Es wundert mich schon etwas, dass ihr einerseits so viel Wert darauf legt Weltkirche zu sein, du diese Frage aber isoliert für Deutschland betrachten möchtest. Aber sei's drum: woran machst du fest, dass evangelische Pfarrer in Deutschland schlechtere Seelsorger als die katholischen sind? Weil ihnen neben dem ganzen Verwaltungskram und der Familie viel weniger Zeit für die Gemeinde bleibt? Das kann ich kaum nachvollziehen.

In meiner ehemaligen landeskirchlichen Gemeinde gab es vier Pfarrer. Fast alle haben ihre privaten Telefonnummern im Internet und in jedem Gemeindebrief bekannt gegeben. Bei der benachbarten Katholischen Gemeinde stehen im Gemeindebrief und auf der Homepage Telefonnummer und Fax des Gemeindebüros, das im Durchschnitt 5 Stunden am Tag geöffnet hat (ein Gemeindebüro gibt es in der evang. Gemeinde natürlich auch). Ich wage zu bezweifeln, dass das Telefon ausserhalb der Öffnungszeiten auf die Privatnummer des Herrn Priesters umgeleitet wird (das könnte man ja mal testen).
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Natbar
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Natbar »

Lutheraner - es kommt wohl auf die Priester an (wie in jedem Berufszweig gibt es Menschen die engagiert arbeiten, und Menschen die weniger engagiert arbeiten)

Es gibt Gemeinden da erreichst Du nur den AB - dann wiederum gibt es nach wie vor Gemeinden, wo der Pfarrer im Pfarrhaus wohnt - dann gibt es Pfarrer die erreichst Du nur per Handy auch wenn sie zuhause sind (habe ich schon erlebt) - und es gibt Pfarrer da kannst Du aufs Band sprechen und Du wirst sobald es abgehört wird zurück gerufen - sei es um zwei Uhr früh (auch schon erlebt).

Und es gibt Pfarreien die ein Notdienst eingeschaltet haben, das immer irgendjemand aus der Gemeinde erreichbar ist - also ich glaube nicht, daß man das an eingetragenen und nicht eingetragenen Telefonnummern fest machen kann :blinker:
Fallen ist menschlich, liegen bleiben teuflisch, aufstehen göttlich.

Gottheit tief verborgen, betend nach ich Dir, weil unter diesem Zeichen bist Du wahrhaft hier.....

Kilianus
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Kilianus »

Lutheraner hat geschrieben: Aber sei's drum: woran machst du fest, dass evangelische Pfarrer in Deutschland schlechtere Seelsorger als die katholischen sind? Weil ihnen neben dem ganzen Verwaltungskram und der Familie viel weniger Zeit für die Gemeinde bleibt? Das kann ich kaum nachvollziehen.
Du arbeitest mit einem aus katholischer Sicht verkürzten Verständnis von Seelsorge. Es ist nicht nur Aufgabe des Priesters, Gott gegenüber den Gläubigen zu vertreten - durch Spendung der Sakramente, Verkündigung, individuelle Begleitung etc. - sondern auch die Gläubigen vor Gott. Das heißt: Auch das priesterliche Beten im stillen Kämmerlein ist Seelsorge, institutionell sichergestellt zum Beispiel durch die Pflicht zum Stundengebet.

Ich will jetzt protestantischen Geistlichen nicht unterstellen, sie würden außerhalb ihres öffentlichen Handelns nicht beten. Ich gehe aber schon davon aus, daß eine Familie die dafür zur Verfügung stehende Zeit kräftig reduziert - wenn man mal davon absieht, daß es dabei aus protestantischer Sicht wohl allenfalls um persönliche Kontaktpflege zu Gott geht, die zwar Voraussetzung für seelsorgliches Handeln sein mag, aber keine Seelsorge im eigentlichen Sinn.

civilisation
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von civilisation »

Eigentlich hätten die Erstsemestler die Frage stellen müssen: Wo bitte geht's zur Exmatrikulation?? 8)
"Längst lässt er [Anmerkung: der Papst] sich von den reaktionären Mitgliedern der Pius-Bruderschaft buchstäblich vorführen und von einigen aus seinem Mitarbeiter- und Beraterstamm zur Marionette eines ästhetischen Rollback ins theologische 19. Jahrhundert mit dessen fixer Idee von der Kirche als ein geschlossenen Trutzburg inmitten gottloser Barbarenstürme machen." ...
"Und Sie dürfen dabei Ihren Professorinnen und Professoren an dieser Fakultät vertrauen, denn keine und keiner von ihnen – dafür verbürge ich mich – muss sich den Vorwurf mangelnder Kirchlichkeit gefallen lassen. Von niemandem!"
Quelle: Theologieprofessor: Kirchenmachtstrukturen ähneln Diktaturen
http://www.kath.net/detail.php?id=3987
:kotz:

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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Hier das "Original" in ganzer Länge: http://www.muenster.de/~angergun/muelle ... essung.pdf
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Ecce Homo
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Ecce Homo »

Hier gibt es übrigens noch eine neue Initiative - die boomen zur Zeit richtig:
http://www.oekumene-217.de/index.html

Sie bringen nur echt nix Neues oder so... :unbeteiligttu:
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Hubertus
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Hubertus »

Niels hat geschrieben:Hier das "Original" in ganzer Länge: http://www.muenster.de/~angergun/muelle ... essung.pdf
Mein Computer weigert sich schlicht, das pdf zu öffnen. Besser wird's sein. ;)
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Hubertus hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Hier das "Original" in ganzer Länge: http://www.muenster.de/~angergun/muelle ... essung.pdf
Mein Computer weigert sich schlicht, das pdf zu öffnen. Besser wird's sein. ;)
Jo. :breitgrins:
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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Gamaliel hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Interview mit Bischof Müller: http://www.kath.net/detail.php?id=3857
Ziemlich substanzlos
Es geht auch anders: http://www.kath.net/detail.php?id=3149
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Gamaliel
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Gamaliel »

Niels hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Interview mit Bischof Müller: http://www.kath.net/detail.php?id=3857
Ziemlich substanzlos
Es geht auch anders: http://www.kath.net/detail.php?id=3149
Sorry, aber da fand ich das Interview von Müller noch gehaltvoller. Hanke beantwortet ja nicht einmal die an ihn gestellten Fragen (etwa zum Thema "Alte Messe").

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Marion
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Marion »

Bischof Hanke sagt:
gab es dabei gewiss auch ernsthafte pastorale Bemühungen, dem liturgieunfähig gewordenen modernen Menschen entgegen zu kommen.
Was bedeutet liturgieunfähig?
Und wen meint er damit alles, alle modernen Menschen, also auch die Gläubigen und die Priester und Bischöfe, oder nur ne Randgruppe?
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Lutheraner
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Lutheraner »

Kilianus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Aber sei's drum: woran machst du fest, dass evangelische Pfarrer in Deutschland schlechtere Seelsorger als die katholischen sind? Weil ihnen neben dem ganzen Verwaltungskram und der Familie viel weniger Zeit für die Gemeinde bleibt? Das kann ich kaum nachvollziehen.
Du arbeitest mit einem aus katholischer Sicht verkürzten Verständnis von Seelsorge. Es ist nicht nur Aufgabe des Priesters, Gott gegenüber den Gläubigen zu vertreten - durch Spendung der Sakramente, Verkündigung, individuelle Begleitung etc. - sondern auch die Gläubigen vor Gott. Das heißt: Auch das priesterliche Beten im stillen Kämmerlein ist Seelsorge, institutionell sichergestellt zum Beispiel durch die Pflicht zum Stundengebet.

Ich will jetzt protestantischen Geistlichen nicht unterstellen, sie würden außerhalb ihres öffentlichen Handelns nicht beten. Ich gehe aber schon davon aus, daß eine Familie die dafür zur Verfügung stehende Zeit kräftig reduziert - wenn man mal davon absieht, daß es dabei aus protestantischer Sicht wohl allenfalls um persönliche Kontaktpflege zu Gott geht, die zwar Voraussetzung für seelsorgliches Handeln sein mag, aber keine Seelsorge im eigentlichen Sinn.
Mal davon abgesehen, dass ich dieses Argument nicht nachvollziehen kann - es lässt sich ja auch mit Familienangehörigen gut beten - verstehe ich jetzt noch weniger, warum bei dieser Diskussion die verheirateten Katholischen Priester der Unierten Kirchen außen vor gelassen werden sollen*. Sie brauchen doch auch Zeit zum Beten?

* ganz zu schweigen von den Orthodoxen Priestern, die zumindest in Deutschland meist nicht nur eine Familie haben, sondern auch noch einen Vollzeitberuf ausüben, da sie in der Regel von ihren Kirchen nicht oder nicht ausreichend bezahlt werden.
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Yeti
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Yeti »

Lutheraner hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben: Aber sei's drum: woran machst du fest, dass evangelische Pfarrer in Deutschland schlechtere Seelsorger als die katholischen sind? Weil ihnen neben dem ganzen Verwaltungskram und der Familie viel weniger Zeit für die Gemeinde bleibt? Das kann ich kaum nachvollziehen.
Du arbeitest mit einem aus katholischer Sicht verkürzten Verständnis von Seelsorge. Es ist nicht nur Aufgabe des Priesters, Gott gegenüber den Gläubigen zu vertreten - durch Spendung der Sakramente, Verkündigung, individuelle Begleitung etc. - sondern auch die Gläubigen vor Gott. Das heißt: Auch das priesterliche Beten im stillen Kämmerlein ist Seelsorge, institutionell sichergestellt zum Beispiel durch die Pflicht zum Stundengebet.

Ich will jetzt protestantischen Geistlichen nicht unterstellen, sie würden außerhalb ihres öffentlichen Handelns nicht beten. Ich gehe aber schon davon aus, daß eine Familie die dafür zur Verfügung stehende Zeit kräftig reduziert - wenn man mal davon absieht, daß es dabei aus protestantischer Sicht wohl allenfalls um persönliche Kontaktpflege zu Gott geht, die zwar Voraussetzung für seelsorgliches Handeln sein mag, aber keine Seelsorge im eigentlichen Sinn.
Mal davon abgesehen, dass ich dieses Argument nicht nachvollziehen kann - es lässt sich ja auch mit Familienangehörigen gut beten - verstehe ich jetzt noch weniger, warum bei dieser Diskussion die verheirateten Katholischen Priester der Unierten Kirchen außen vor gelassen werden sollen*. Sie brauchen doch auch Zeit zum Beten?

* ganz zu schweigen von den Orthodoxen Priestern, die zumindest in Deutschland meist nicht nur eine Familie haben, sondern auch noch einen Vollzeitberuf ausüben, da sie in der Regel von ihren Kirchen nicht oder nicht ausreichend bezahlt werden.
...gerade mit Kindern lässt sich hervorragend beten. Und wenn der Papa Pastor ist, passt das doch prima. Das soll aber kein Argument gegen den Zölibat sein, der besteht aus einem anderen, nicht-pragmatischen Grund. Das Argument bez. der orthodoxen Priester, welches Du nennst (die orth. Kirchen sind übrigens auch katholisch), ist kulturimmanent, denn die meisten ihres Standes wirken nicht in westeuropäischen Gefilden, ebenso wie die anderen mit Rom unierten Teilkirchen. Da herrscht doch meist ein ganz anderes Frauen- und Familienbild. Das kann man deshalb m.E. nicht vergleichen.
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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Interview mit Kardinal Meisner: http://www.kath.net/detail.php?id=31196
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lifestylekatholik
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von lifestylekatholik »

Niels hat geschrieben:Interview mit Kardinal Meisner: http://www.kath.net/detail.php?id=31196
Ich kann mit solchen nackten Verweisen nichts anfangen. Zumindest so ein bisschen Kontext wäre mir sehr lieb, damit ich weiß, ob ich draufklicken mag oder nicht.
Kardinal Joachim hat geschrieben:„Was das Theologen-Memorandum betrifft: Auf den Knien erbitten wir Priesterberufungen, und dann muß ich die Kandidaten solchen Leuten anvertrauen, die nicht mehr wissen, was das Mysterium der Kirche bedeutet.“
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Gamaliel
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Gamaliel »

Niels hat geschrieben:Interview mit Kardinal Meisner: http://www.kath.net/detail.php?id=31196
Warum er solche Professoren ernannt hat bzw. ihnen die kirchliche Lehrbefugnis weiterhin beläßt und auch einfache Religionslehrer nicht in die Schranken weist, erklärt der Kardinal leider nicht einmal ansatzweise.

HeGe
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von HeGe »

Gamaliel hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Interview mit Kardinal Meisner: http://www.kath.net/detail.php?id=31196
Warum er solche Professoren ernannt hat bzw. ihnen die kirchliche Lehrbefugnis weiterhin beläßt und auch einfache Religionslehrer nicht in die Schranken weist, erklärt der Kardinal leider nicht einmal ansatzweise.
Gab es nicht so einen Witz, wo sich jemand morgens im Zug beschwert, dass er immer Leberwurst auf dem Brot hat und wo dann am Schluss rauskommt, dass er sich die Brote selber schmiert? So ähnlich kommt mir das hier auch vor. Wer, wenn nicht er selbst, soll denn an dem Zustand etwas ändern? :achselzuck:
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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Hier der ganze Abschnitt:
Was das Theologen-Memorandum betrifft: Auf den Knien erbitten wir Priesterberufungen, und dann muß ich die Kandidaten solchen Leuten anvertrauen, die nicht mehr wissen, was das Mysterium der Kirche bedeutet. Also das trifft mich tief. Ich habe als Erzbischof auch ein Gewissen. Wenn ich jünger wäre, würde ich wahrscheinlich so etwas machen wie einst Kardinal Lustiger in Paris. Ich würde sagen: Ich eröffne eine eigene Ausbildungsstätte für unsere Mitarbeiter im priesterlichen Dienst und im Gemeindedienst. Lustiger war erfolgreich – er hat doppelt so viele Priester wie alle Suffragan-Bistümer in Paris zusammen. Die von ihm gegründete Hochschule hat inzwischen auch das Promotionsrecht. Wenn sich bei uns der gegenwärtige Zustand nicht positiv ändert, wird das hoffentlich ein tatkräftiger und guter Nachfolger einmal machen.
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cantus planus
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von cantus planus »

Warum nur bemerken Bischöfe sowas immer erst, nachdem sie die Grenze zum Ruhestand überschritten haben?!
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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overkott
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von overkott »

Man muss dem Kardinal zu Gute halten, dass er nicht jedem dramatisierenden Dummschwätz auf den Leim geht.

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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Schockenhoff über "Dialog":
http://www.christ-in-der-gegenwart.de/a ... ag=299137
In manchen Kreisen gehört es inzwischen zum guten Ton, sich spöttisch über den Begriff „Dialog" im kirchlichen Sprachgebrauch zu äußern. Er soll als Faszinationswort, das aus der Theologie der Zeit der Achtundsechziger-Bewegung stammt, verunglimpft werden, dem darum für das Selbstverständnis der Kirche und deren Auftrag in der Welt keine bleibende Bedeutung zukomme. Manche machen die Bereitschaft zum Dialog - der Kirche mit der Gesellschaft, aber auch innerkirchlich untereinander - dafür verantwortlich, dass die Botschaft nicht mehr eindeutig erkennbar sei. Dialog wird mit Identitätsverlust und einer diffusen Sprechweise in Verbindung gebracht (...) Tatsächlich ist „Dialog" jedoch ein Schlüsselbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils, um das gewandelte Selbstverständnis der katholischen Kirche und ihren Auftrag als Zeichen der Einheit unter den Völkern zu beschreiben. (...)
Umso dringlicher ist es, den vom Konzil geforderten Dialog in gegenseitigem Respekt wieder aufzunehmen. Der vorurteilsgeladene Spott, mit dem seit der Ankündigung der Dialoginitiative der deutschen Bischöfe der Begriff „Dialog" in der Kirche von interessierter Seite zurückgewiesen wird, ist keineswegs Ausdruck einer besonderen Treue zum kirchlichen Lehramt. Er verrät vielmehr eine erstaunliche Unkenntnis seiner jüngeren Dokumente und die Absicht, dessen Aussagen nur insoweit anzunehmen, als sie den eigenen kirchenpolitischen Vorstellungen entgegenkommen.
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Gamaliel
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Gamaliel »

Niels hat geschrieben:Schockenhoff über "Dialog":
http://www.christ-in-der-gegenwart.de/a ... ag=299137
Tatsächlich ist „Dialog" jedoch ein Schlüsselbegriff des Zweiten Vatikanischen Konzils, um das gewandelte Selbstverständnis der katholischen Kirche und ihren Auftrag als Zeichen der Einheit unter den Völkern zu beschreiben. [...] Er verrät vielmehr eine erstaunliche Unkenntnis seiner jüngeren Dokumente...
Gewandeltes Selbstverständnis? Unkenntnis?

Es scheint, Prof. Schockenhoff hat zuviel die jüngsten Konzilstexte und zuwenig die beständige kirchliche Lehre der 19 Jahre davor studiert. :roll:

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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

Erstens das.

Und zweitens hat er offenbar die Konzilsdokumente des 2. Vatikanums nur sporadisch studiert:
[i]2. Vatikanisches Konzil, Apostolicam actuositatem[/i] (Dekret über das Laienapostolat) hat geschrieben:Dazu ist die Kirche ins Leben getreten,
dass sie mit der Ausbreitung der Herrschaft Christi
über die ganze Erde zur Ehre Gottes, des Vaters,
alle Menschen der heilbringenden Erlösung teilhaftig mache,
und dass durch diese Menschen die gesamte Welt
in Wahrheit auf Christus hingeordnet werde.
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Niels
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Niels »

"Diskussion der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster":
http://kirchensite.de/aktuelles/bistum- ... skeptisch/
(...) Vor mehreren hundert Zuhörern im überfüllten Auditorium Maximum der Universität bezeichneten der Pastoraltheologe und Prodekan der katholischen Fakultät, Reinhard Feiter, und die Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins die Veröffentlichung des Textes als richtig. Die Ökumene-Professorin Dorothea Sattler sagte, sie "stehe ein für die Themen", die das Memorandum anspreche, allerdings habe sie die Form der öffentlichen Stellungnahme überrascht. Sie habe im Gegensatz zu beiden Kollegen das Memorandum nicht unterschrieben, weil sie erst vier Tage vor Veröffentlichung davon erfahren habe und keinen Einfluss mehr habe nehmen können: "Ich fürchte, dass der Text den Dialog in der Kirche eher behindert und Polarisierungen verstärkt."
Ähnlich argumentierte Weihbischof Zekorn. Er nannte das Memorandum eine "legitime Weise der Professoren, sich zu äußern". Allerdings gab er zu bedenken, es fördere ein Gespräch nicht, "wenn jemand ein Plakat mit seinen Forderungen hochhält". Er wisse von Bischöfen, die persönlich enttäuscht seien, nicht von den Plänen erfahren zu haben – etwa der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, seit Jahren für die Deutsche Bischofskonferenz im regelmäßigen Dialog mit den Theologieprofessoren. Es gebe bereits einen Austausch der Bischöfe mit den Theologen. Auch die Themen des Memorandums würden in verschiedenen Foren immer wieder diskutiert. Das werde aber öffentlich kaum wahrgenommen. Die Kritik des Memorandums nannte Zekorn "zu pauschal". (...)
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von phylax »

Zekorn?
Was kann man von dem erwarten?
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Pit »

phylax hat geschrieben:Zekorn?
Was kann man von dem erwarten?
Gegenfrage:
Was erwartest DU (!) von ihm?
Was unternimmst Du (!) gegen die Krise in der Kirche?
Du (!) persönlich, nicht "man"!
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von phylax »

Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von phylax »

Pit hat geschrieben:
phylax hat geschrieben:Zekorn?
Was kann man von dem erwarten?
Gegenfrage:
Was erwartest DU (!) von ihm?
Was unternimmst Du (!) gegen die Krise in der Kirche?
Du (!) persönlich, nicht "man"!
Vielleicht hab ich das falsch formuliert. Ich kenne ihn eben gar nicht. Es war eine Anfrage an Teilnehmer, die aus Westfalen kommen.
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Pit »

phylax hat geschrieben: ...
Vielleicht hab ich das falsch formuliert. Ich kenne ihn eben gar nicht. Es war eine Anfrage an Teilnehmer, die aus Westfalen kommen.
Dann hatte ich Dich missverstanden, nun, ich halte viel von ihm- zumindest angesichts dessen, was ich bisher von ihm und über ihn erfahren habe.
Er scheint ein ruhiger,besonnen handelnder und denoch- falls nötig auch strenger durchgreifender Mensch zu sein, der auch durchaus Anfragen bzgl. evtl. anstehender Reformen in der Kirche ernstnimmt, ohne aber einfach die Forderungen des Memorandums "abzuhaken", die er selber für wenig oder sogar nicht hilfreich hält.
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von phylax »

Ich hab mir übrigens Deine Fragen überlegt. Ich fand sie gut.
Diese (2 und 3) hier zu beantworten, hieße aber, sie einer Beurteilung zugänglich zu machen. Diese Beurteilung wäre aber nur dann fundiert, wenn man mein sonstiges Leben auch kennen würde.
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Re: "Memorandum Kirche 2011" und Gegeninitiativen

Beitrag von Pit »

phylax hat geschrieben:Ich hab mir übrigens Deine Fragen überlegt. Ich fand sie gut.
...0
Ich verstehe Dich!
Mir ging es auch darum, daß ich ehrlichgesagt zuviel bekomme, wenn selbsternannte Reformer (also nicht die, die sich ernsthafte Gedanken über die Kirche machen) permanent darüber lamentieren, daß "die (wer denn?) endlich was machen/unternehmen/ändern sollen!" - ohne selber mal ernszunehmende Vorschläge zu machen.
carpe diem - Nutze den Tag !

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