Ethik ohne Religion

Allgemein Katholisches.
Ralf

Beitrag von Ralf »

Werner001 hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Werner001 hat geschrieben:Hat jemand einen Nachteil, wenn es gesetzlich erlaubt ist, sich negativ über Homosexuelle zu äussern: Ja, alle Homosexuellen, über die negaive Äusserungen gemacht werden dürfen.
Wieso?
Weil sich niemand besonders gut fühlt wenn sich jemand öffentlich negativ über ihn äussert.

Dir würde es auch nicht gefallen, wenn die offiziellen Vertreter eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung bei jeder Gelegenheit öffentlich zum Beispiel betonen würden, dass Katholiken pharisäerhafte Spinner sind, vor deren verderblichem Aberglauben die Gesellschaft geschützt werden müsse.

Werner
Würde mich nicht wirklich jucken. Außerdem erwächst aus einem gefühl noch kein handfester Nachteil. Ist nämlich ein großes Wort.

Aber mich interessiert viel mehr die Frage, wie man rein säkular das Recht auf Leben begründen kann (hat übrigens auch schon Cardinal Martini, em. Erzbischof von Mailand, in einem Briefwechsel mit Umberto Eco interessiert). Meines Wissens nach sagt Habermas (in einem Disput mit Ratzinger), daß wir uns letztendlich die Grundrechte selbst geben. Allerdings fehlt mir dann der Grund zu den -rechten und das ganze wäre Willkür.
Basierte dementsprechend ausschließlich auf Macht.

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Ralf hat geschrieben:
Werner001 hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Werner001 hat geschrieben:Hat jemand einen Nachteil, wenn es gesetzlich erlaubt ist, sich negativ über Homosexuelle zu äussern: Ja, alle Homosexuellen, über die negaive Äusserungen gemacht werden dürfen.
Wieso?
Weil sich niemand besonders gut fühlt wenn sich jemand öffentlich negativ über ihn äussert.

Dir würde es auch nicht gefallen, wenn die offiziellen Vertreter eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung bei jeder Gelegenheit öffentlich zum Beispiel betonen würden, dass Katholiken pharisäerhafte Spinner sind, vor deren verderblichem Aberglauben die Gesellschaft geschützt werden müsse.

Werner
Würde mich nicht wirklich jucken. Außerdem erwächst aus einem gefühl noch kein handfester Nachteil. Ist nämlich ein großes Wort.

Aber mich interessiert viel mehr die Frage, wie man rein säkular das Recht auf Leben begründen kann (hat übrigens auch schon Cardinal Martini, em. Erzbischof von Mailand, in einem Briefwechsel mit Umberto Eco interessiert). Meines Wissens nach sagt Habermas (in einem Disput mit Ratzinger), daß wir uns letztendlich die Grundrechte selbst geben. Allerdings fehlt mir dann der Grund zu den -rechten und das ganze wäre Willkür.
Basierte dementsprechend ausschließlich auf Macht.
Auch wenn du das Recht auf Leben auf Gott begründest basiert es damit auschliesslich auf Macht, sogar auf Allmacht.

Das Problem hier ist, dass du sagt, ich würde gern eine nichtreligiöse Begründung hören, bin aber nicht bereit etwas zu akzeptieren, wobei Gott nicht vorkommt.

Das geht halt nicht.

Vielleicht sollten wir einfach froh darüber sein, dass Atheisten heute in westlichen Ländern bei der Frage nach dem Recht auf Leben zu demselben Ergebnis kommen wie Christen. Das war nicht immer so, und das soll durchaus eine Kritik an beiden Seiten sein.

Werner

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Ralf hat geschrieben:
Werner001 hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Werner001 hat geschrieben:Hat jemand einen Nachteil, wenn es gesetzlich erlaubt ist, sich negativ über Homosexuelle zu äussern: Ja, alle Homosexuellen, über die negaive Äusserungen gemacht werden dürfen.
Wieso?
Weil sich niemand besonders gut fühlt wenn sich jemand öffentlich negativ über ihn äussert.

Dir würde es auch nicht gefallen, wenn die offiziellen Vertreter eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung bei jeder Gelegenheit öffentlich zum Beispiel betonen würden, dass Katholiken pharisäerhafte Spinner sind, vor deren verderblichem Aberglauben die Gesellschaft geschützt werden müsse.

Werner
Würde mich nicht wirklich jucken. Außerdem erwächst aus einem gefühl noch kein handfester Nachteil. Ist nämlich ein großes Wort.

Aber mich interessiert viel mehr die Frage, wie man rein säkular das Recht auf Leben begründen kann (hat übrigens auch schon Cardinal Martini, em. Erzbischof von Mailand, in einem Briefwechsel mit Umberto Eco interessiert). Meines Wissens nach sagt Habermas (in einem Disput mit Ratzinger), daß wir uns letztendlich die Grundrechte selbst geben. Allerdings fehlt mir dann der Grund zu den -rechten und das ganze wäre Willkür.
Basierte dementsprechend ausschließlich auf Macht.
Warum wird dann eigentlich regelmässig ein so großes Gedöns darum gemacht, wenn sich jemand öffentlich negativ zum katholischen Glauben äussert? Ich erinnere nur an das "zu katholisch" das der Vorsitzende der Sozialdemokraten im EU-Parlament über Buttiglione losgelassen hat...

Das sollte doch eigentlich niemanden "jucken", zumindest deiner Meinung nach.

Oder ist es vielleicht so, dass negative Äusserungen nur dann ok sind, wenn sie von Katholiken über andere gemacht werden?

Werner

Ralf

Beitrag von Ralf »

Zum zweiten Beitrag: mich juckt es nicht, wenn jemand mich beleidigt, mich juckt es aber sehr, wenn sich der Beleidigende ach so liberale Toleranz auf die Fahnen schreibt, aber andere Meinungen nicht aushalten kann und Ämter nicht aufgrund von Kompetenzmangel, sondern aufgrund von abweichenden Meinungen nicht vergibt. Man soll einfach öffentlich und rundheraus sagen, daß man gläubige Katholiken, die die Sittenlehre der Kirche teilen, nicht als Justizkommissare haben will. Aber nicht so rumeiern.

Das göttliche Recht auf Leben wäre dann auf Allmacht begründet, wenn es der Rechtssprecher (Gott) auch immer mit Macht durchsetzen würde. Macht ohne Durchsetzung ist Ohnmacht.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Gesetzt den Fall, es gäbe keinen Gott (ungeachtet, ob ich zu Gott nun Gott, Allah, Ra oder Shiva sage), gesetzt, es gäbe keinen Gott, keinen Schöpfer, der Kosmos und Mensch seine Grenzen setzt, auch solche des Handelns, auch solche von Recht oder Unrecht, gesetzt, es gäbe keinen Gott, so wäre das Universum etwas Physik, etwas Chemie. Und der Mensch wäre gleicherweise etwas Physik, etwas Chemie. Kann ich aus den Molekülen Recht oder Unrecht pressen? Träufelt Erbarmen oder Mitleid heraus? Der Mensch kennt Recht oder Unrecht, oder glaubt zumindest darum zu wissen. Gesetzt, es gäbe keinen Gott, und Du handelst nach Recht oder Unrecht, warum sollte ich gleicherweise so tun? Gewiss, Dir scheint es notwendig zu sein, ein Bedürfnis, dass da ein Recht oder Unrecht ist, wenn ich aber dieses Bedürfnis nicht teile, ich keine Notwendigkeit darin erblicke, was soll es mich kümmern, dass Du solchem frönst? Der Mensch braucht ein Zeitvertreib, ein Steckenpferd, dass er durch's Leben reitet. Und wenn Deines "Recht und Unrecht" heisst, ich bin der Letzte, der Dir dieses Pferd neidet. Doch mein Pferd trägt einen anderen Namen. Vielleicht heisst es "Macht um jeden Preis"? Oder "Jeder ist sich selbst der Nächste"? "Den Letzten beissen die Hunde"? "Lieber heute reich, denn morgen bin ich vielleicht schon tot"?

Gesetzt den Fall, es gäbe keinen Gott ...
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Erich_D hat geschrieben:(...)

Gesetzt den Fall, es gäbe keinen Gott ...
Was gäbe es dann?
Reinhard
--
Wir werden nie herausfinden, warum einer, der schnarcht,
sich selbst nicht schnarchen hören kann. (Mark Twain)

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

"Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt." (Dostojewski)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Oder alles sinnlos.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

max72
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Beitrag von max72 »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Erich_D hat geschrieben:(...)

Gesetzt den Fall, es gäbe keinen Gott ...
Was gäbe es dann?
Den Atheist stellt sich diese Frage nicht. Fuer den ist da eben nur Materie, Atome die zufaellig und sinnlos durch das Universum sausen.

Sehr unbefriedigend, finde ich, aber der Atheist zuckt nur mit den Achseln und sagt "so ist es halt"

Gruss

Max

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Atheisten glauben ja auch ... an irgendetwas ... zumindest an ihre Negativbeziehung zu Gott :D

Geronimo

Jan Markus
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Registriert: Mittwoch 1. Dezember 2004, 22:56

Beitrag von Jan Markus »

Mit Recht ist auf das berühmte Dostojewski-Zitat hingewiesen worden. Eine Ethik, die außer dem Menschen nichts Höheres kennt und somit 'frei im Raum' schwebt, läuft immer Gefahr, in sich zusammenzustürzen.
Interessanterweise haben dies selbst einige Vertreter solcher atheistischen Ethikentwürfe erkannt. Selbst der 'Urvater des Utilitarismus', J. Bentham (1748-1832), der alles andere als ein Freund der Kirche war, war in seinem "Prinzip der Nützlichkeit" von der Notwendigkeit des Glaubens an eine "metaphysische Sanktion" überzeugt, um "jedem Gesetz, jeder Verhaltensregel eine verbindende Kraft zu geben".
Wo die Möglichkeit einer solchen metaphysischen Sanktion bestritten wurde, war auch bald der Weg zu Ersatzreligionen und extremen Ideologien geebnet.

Jan Markus
Beiträge: 23
Registriert: Mittwoch 1. Dezember 2004, 22:56

Beitrag von Jan Markus »

Nachtrag: Eine rein überzeugende säkulare (Letzt)Begründung für ein Recht auf Leben wird es nicht geben. Der Atheismus kann die Fragen nach dem Sinn allen Daseins nicht beantworten - er versucht es nicht einmal. Die Beantwortung dieser Sinnfrage - nach dem "Warum" und dem "Wozu" - ist aber in der Konsequenz ihrer Entscheidungsrichtung fest verbunden mit Aspekten ethischen Handelns. Ralf hat m. E. völlig Recht: Eine reine Selbstgesetzgebung und Selbstsetzung dessen, was recht und unrecht ist, wäre ein bloßer Akt der Willkür. Das Recht auf Leben etwa könnte so zwar durch "rein artionale" Gründe zwar für einen gewissen Zeitraum garantiert werden, es könnte jedoch durch ebenso (scheinbar) "rationale" Gründe auch einfach wieder aufgehoben werden.

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