Causa St. Pölten

Allgemein Katholisches.
Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Zahl der Kirchenaustritte in Österreich massiv gestiegen
Tja ...


Wien (AP) Der Pornoskandal im Priesterseminar St. Pölten hat die Zahl der Kirchenaustritte in Österreich in die Höhe schnellen lassen. Wie die Tageszeitung «Die Presse» am Freitag berichtete, registrierte die Erzdiözese Wien im Juli einen Anstieg von 36 Prozent im Vergleich zu 2003, im August lag die Zahl der Austritte knapp 40 Prozent über dem Vorjahresmonat.

Kardinal Christoph Schönborn wandte sich derweil mit Appellen an die Gläubigen. In der am Sonntag erscheinenden «Wiener Kirchenzeitung» schreibt er, die vergangenen Wochen seien ihm «wie Blei in den Flügeln vorgekommen». Den ganzen Sommer über habe es einen «nicht enden wollende Eisregen» gegeben: « Noch und noch Skandale, negative Schlagzeilen, und bei vielen Menschen ein ,Mir reicht's!'.»


Geronimo

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Simon
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Beitrag von Simon »

Wenn man schaut, in welchem Umfang die Kirchenbänke während des Sonntagsgottesdienstes besetzt sind, dann wird es verständlich, warum solche Skandale mit einer Steigerung der Kirchenaustritte verbunden sind.
Wirklich aktive und praktizierende Katholiken werden wohl kaum aus der Kirche austreten, weil andere Menschen gesündigt haben.
Dann hätten sie ja aufgrund der eigenen Sünden schon austreten müssen, sobald sie mündig geworden waren.

MfG Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ist das nicht ein bißchen kurzschlüssig argumentiert, Simon? Dass die straighten Katholiken nix umhaut, ist schon klar. Das Problem sind aber nun mal -auf allen Ebenen- diejenigen, die nicht mehr so fest verankert sind, die nicht so widerstandsfähig im Glauben sind, die vielleicht selbst auch ungute Erfahrungen sammeln mussten - die Sorge der Kirche (und der Hirten) muss diesen gelten. Die kann man nicht einfach ziehen lassen nach dem Motto - good riddance! Selber schuld, die Leute ...

Dass Bischof Küng da wirklich wie im Treibsand geht, kann ich verstehen.
Das Gute, was die einen aufbauen, wird von anderen wieder hintertrieben ... das ist doch bitter.

Ich persönlich kann das gut verstehen, dass jemand tschüs sagt ... und das nicht unbedingt etwas mit Balken und Splitter zu tun hat.

Geronimo

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Simon
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Beitrag von Simon »

Hallo Geronimo, meiner Meinung nach weiß jeder, dass die Mathematik nicht falsch ist, weil sich der Lehrer verrechnet hat. Auch die Justiz bzw. die Gesetze sind kein Stumpfsinn, weil ein Notar oder Rechtsanwalt mit anvertrautem Geld durchgebrennt ist.
Ist es nicht allgemein bekannt, dass auch Priester und kirchliche Würdenträger Menschen sind, die in ihrem persönlichen Denken und Handeln irren und sündigen können?
Wenn man hört, wie heute ohne Rücksicht auf die Person alles kritisiert wird, was mit Kirche zu tun hat, ist es seltsam, wenn man dann auch Unfehlbarkeit im persönlichen Bereich verlangt.
Dann betet man, Gott möge vergeben, wie man selbst vergibt, und verurteilt sogar in Fällen, in denen man in keinster Weise persönlich betroffen ist.
Ich finde das inkonsequent.

MfG Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich glaube, dass in Bezug auf die Gefühle der Kirche gegenüber andere Maßstäbe herrschen, Simon. Das ist immer auch eine sehr gefühlsbeladene Ebene. Ich weise mal auf den Thread "Seelsorge an Ausgetreteten hin", den wir gerade hier hatten ... Es sind nicht immer die Fortgelaufenen, welche die alleinige Schuld trifft. Und nicht jeder ist dermaßen fest im Sattel glaubensmässig, dass er imstande ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und wenn jemand erst mal das Vertrauen in die Priester verliert, dann wird''s zappenduster.

Den Glauben an Gott kann man verlieren, auch den Glauben an die Kirche - das ist nun mal so. Diese Sachen bleiben einem nicht automatisch erhalten, nur weil sie einmal da sind. Wenn das Verhalten von Kirchenleuten dann auch noch dementsprechend indifferent oder abstoßend ist, wird das schnell zum Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt.

Wir sollten doch nicht so elitär reagieren, dass wir sagen - na, und? Die da gehen, um die es sowieso nicht schade, denn die waren ja eh schon halb draußen.

Man kann den Leuten nicht die alleinige Verantwortung zuschieben, sondern muss als Kirche oder Kirchenvolk oder Hirte einsehen, dass man evtl ein gerüttelt Maß an Mitverantwortung für solche Dinge trägt.

Geronimo

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Die Homepage des St. Pöltener Priesterseminars sieht zur Zeit so aus:
http://www.kirche.at/stpoelten/psem/
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Simon
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Beitrag von Simon »

Hallo Geronimo. sicher hast Du recht, dass diejenigen, die den Anstoß zum Austritt geben, ebenfalls Verantwortung für diesen Schritt übernehmen müssen.

Freundliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Simon hat geschrieben:Hallo Geronimo. sicher hast Du recht, dass diejenigen, die den Anstoß zum Austritt geben, ebenfalls Verantwortung für diesen Schritt übernehmen müssen.
Röm 2,24: "Euretwegen wird unter den Heiden der Name Gottes gelästert."
... und auch unter den gefährdeten Christen!

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roncalli
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Beitrag von roncalli »


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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

roncalli hat geschrieben:Bischof Krenn: "Ich bin zurückgetreten"

http://derstandard.at/?id=1808436
http://www.kurier.at/chronik/752629.php
Und wann bekommt St.Pölten einen neuen Bischof?
Bedeutet das auch das die Visitation beendet ist,oder wird weiterhin das Bistum Pölten visitiert,oder wie man das nennt als Zeitwort?

Gruß,
Elisabeth

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

[justify]Erst mal muß der Papst den Rücktritt annehmen. (Theoretisch könnte er ihn auch ablehnen.) Dann kann entweder der Papst sofort einen Nachfolger bestellen oder einen Administrator einsetzen, oder das Kapitel wählt – falls der Papst keinen einsetzt – einen Administrator. Die Visitation ist jedenfalls zunächst beendet. Ich vermute allerdings, der Papst wird Bischof Klaus vorläufig zum Administrator bestellen, so daß die Visitation faktisch denn doch weitergeht, bloß nicht mehr als offizielle Visitation.[/justify]
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:[justify]Erst mal muß der Papst den Rücktritt annehmen. (Theoretisch könnte er ihn auch ablehnen.) Dann kann entweder der Papst sofort einen Nachfolger bestellen oder einen Administrator einsetzen, oder das Kapitel wählt – falls der Papst keinen einsetzt – einen Administrator. Die Visitation ist jedenfalls zunächst beendet. Ich vermute allerdings, der Papst wird Bischof Klaus vorläufig zum Administrator bestellen, so daß die Visitation faktisch denn doch weitergeht, bloß nicht mehr als offizielle Visitation.[/justify]
Nun in diesem Fall,wird der Rücktritt wohl net abgelehnt, eben weil dieser Rücktritt doch vom Papst erbeten wurde.
Wird es weitere Folgen auch bedingt durch die Visitation bedingt geben,weitere personelle Veränderungen?


Gruß,
Elisabeth

Edith
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Beitrag von Edith »


schmitz-backes
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Beitrag von schmitz-backes »

"Ihr seid nicht die letzte Nachhut des Mittelalters, sondern die Vorboten einer neuen Zeit!" Joachim Kardinal Meisner

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Zulehner, der immer gut informiert ist, sagt, dass es bereits beschlossene Sache ist, dass Küng der neue Pöltener Bischof wird.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

gestern in den nachrichten im radio wurde gasagt, das die basisorganisation "wir sind kirche" sich gefreut, bis den rückttritt begrüßt hat.
warum wird von den medien, diese ansammlung von menschen basisorganisation genannt und in verbindung mit der rk gemeinschaft gebracht? sind die so wichtig dass man die namentlich erwähnen muss? ich finde es jedenfalls gut, dass der papst einen bischof ernennt und das keinen "basisorganisationen" machen läßt. sind diese basisorganisationen vom papst anerkannt, oder sind das halt menschen, die sich basisorganisieren und ich abend meine liegestütz mache und beides keine größere bedeutung für die struktur der kirche hat? [/list]

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

ich fand es störend das im radio erwähnt wurde, dass der wsk es begrüßte. warum wird der wsk genannt und nicht der fussball oberligist eintracht schweinfurt, der ebenfalls, gut findet, dass krenn der in seinem verantwortungsbereich versagt hat, diesem entzogen wird.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Kardinal Schönborn bestätigt Rücktritt von Bischof Krenn. Nachfolger wird in Kürze benannt:

http://noe.orf.at/oesterreich.orf?read= ... &id=346735

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Werner001
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Beitrag von Werner001 »

Kordian hat geschrieben:ich fand es störend das im radio erwähnt wurde, dass der wsk es begrüßte. warum wird der wsk genannt und nicht der fussball oberligist eintracht schweinfurt, der ebenfalls, gut findet, dass krenn der in seinem verantwortungsbereich versagt hat, diesem entzogen wird.
Meine Güte Kordian, das heißt FC Schweinfurt 05 und der spielt in der Bayernliga!

Kannst du dich nicht mal ein bisschen schlau machen bevor du was von dir gibst?

Werner

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Simon
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Beitrag von Simon »

Nach meinem Verständnis ist der Verein "Wir sind Kirche" alles andere als eine kirchliche Organisation. Diejenigen, die dort das Sagen haben, scheinen ja nicht besonders bibelfest zu sein. So verlangt man u. a. einen "anderen kirchlichen Umgang" mit Schwulen, obwohl die Homosexualität in der Bibel eindeutig verurteilt wird.
Bis jetzt haben sie sich noch gegen Bischof gewehrt, der als bibel- und romtreu bekannt ist (war) und ohne Bereitschaft für faule Kompromisse eine klare Sprache spricht (sprach).
Auch die Kampagne wegen der Aufhebung des Zölibats in der Öffentlichkeit ist nicht unbedingt fördernd für das Ansehen der Kirche.

Hat jemand einmal gehört, dass irgendwer anerkannt hätte, dass Bischof Krenn auch Gutes angestrebt und bewirkt hat?
Wie man hier einen Menschen mit allen Möglichkeit der Medien abgeschossen hat, finde ich erbärmlich.
Ich wünsche keinem seiner Jäger, dass es ihm gleich ergeht.

Freundliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

Petra
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Beitrag von Petra »

Simon hat geschrieben: Hat jemand einmal gehört, dass irgendwer anerkannt hätte, dass Bischof Krenn auch Gutes angestrebt und bewirkt hat?
Wie man hier einen Menschen mit allen Möglichkeit der Medien abgeschossen hat, finde ich erbärmlich.
Willst du damit sagen, der Heilige Vater hätte seine Entscheidung aufgrund verleumnderischer Medienberichte getroffen? :kratz:

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Petra hat geschrieben: Willst du damit sagen, der Heilige Vater hätte seine Entscheidung aufgrund verleumnderischer Medienberichte getroffen? :kratz:
Genau das behauptet jetzt eine sich selbst als "traditionsbewusst katholisch" bezeichnende Anhängergruppe Bischof Krenns. Sie publizieren, Kardinal Schönborn habe Bischof Krenn in Rom verleumdet. Manche von ihnen bezahlen schon bisher ihren Kirchenbeitrag an die Pius X.-Schismatiker und drohen jetzt der Kirche in Österreich mit finanzieller Trockenlegenung (Volksbegehren gegen Kirchenbeitrag)
http://orf.at/041001-79060/index.html?u ... story.html

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Simon
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Beitrag von Simon »

Hallo Petra, ich glaube nicht, dass ein Mann, den der hl. Vater gegen den Willen eines großen Teiles des Kirchenvolkes zu dessen Bischof eingesetzt hat, dann jahrelang unerkannt nur lauter Unfug getrieben hat, so dass er schließlich unbedankt quasi über Nacht aus dem Amt vertrieben werden musste, ohne auch nur einen zaghaften Dank für seine Glaubens- und Romtreue zu verdienen.
Da müsste man ja annehmen, dass das Flüstern des Hl. Geistes leiser war als das der in die päpstlichen Ohren flüsternden politischen und klerikalen Freunde des Dr. Kurt Krenn. Und die Verantwortung für Krenns Versagen läge dann ja wenigstens zum Teil bei den Flüsterern und beim Papst selbst, der einen Ungeeeigneten dem Volke aufgezwungen hätte.
Dann müssten ja auch andere ihre Sessel räumen, nicht nur der, der seine eigene Unvollkommenheit nicht erkannt und die Bischofsweihe angenommen hat.
Bei der bisher erfolgten Aufklärung bleibt das Volk eigentlich vollkommen im Regen stehen.
Meiner Meinung nach sind alle Fragen für Unbeteiligte vollkommen offen geblieben.

Freundliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Simon hat geschrieben:
Meiner Meinung nach sind alle Fragen für Unbeteiligte vollkommen offen geblieben.
Das Kirchenvolk und die Bischöfe in Österreich und der Nuntius sind (seit längerer Zeit) ziemlich einhellig der Meinung, dass Bichof Krenn als Bischof in Österreich nicht tragbar ist. Nur einige Grüppchen denken anders. Die letzten Dinge (seltsame Personalentscheidungen, "niederschwelliges" Priesterseminar) waren nur Symptome für einen offenkundigen Dauer-Eigensinn. Selbstverständlich hat er auch Gutes gewollt und getan. Das ist ja klar. Seine Geselligkeit (er trank mit jedermann gern, war überall dabei, wo es lustig zuging, trat in Unterhaltungs-Schows auf - sogar verkleidet, konnte derbe Sager von sich lassen etc.) wird auch vielen von der Kirche Fernstehenden fehlen.
Mir persönlich tut er jetzt sehr Leid.

uli
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Beitrag von uli »

Im Kölner Stadt-Anzeiger von heute kommentiert Hanspeter Heinz, Priester des Erzbistums Köln und Professor für Pastoraltheologie in Augsburg, den „Gesamtkomplex“ St. Pölten so:

Link

Auszüge:
Verdrängen und Verleugnen - die Kirche und ihre schwulen Priester
Der Skandal im Priesterseminar von St. Pölten (Niederösterreich) hat Schlagzeilen gemacht. Die einen erfüllt Schadenfreude, weil Bischof Kurt Krenn, dem heftig umstrittenen Polterer von St. Pölten, jetzt das Handwerk gelegt worden ist. Bei anderen breitet sich der Pauschalverdacht gegen Zölibat, Priesterseminare und Homosexuelle aus. Dieses Gewirr von Vermutungen und Befürchtungen muss entflochten werden, um ungerechte Verdächtigungen von tatsächlichen Missständen zu unterscheiden.
... Homosexuelle können gute Priester sein. Die homosexuelle Veranlagung, die eine eindeutige, in der Persönlichkeitsstruktur ausgeprägte, unumkehrbare Zuneigung zum eigenen Geschlecht darstellt, betrifft vier bis fünf Prozent der männlichen Bevölkerung. Sie ist weder eine Sünde noch eine Schande. ... „Schwule sind nicht klüger - sie haben nur früh ein paar Fähigkeiten mehr erworben.“ Das hat auch die Deutsche Bischofskonferenz in einem vertraulichen Papier festgestellt, das 1999 an die Vorgesetzten der Priesterseminare und Orden verschickt wurde. Deshalb müsse jeder Einzelfall geprüft werden.
... Unterdrückung der sexuellen Urkraft und Stagnation der geschlechtlichen Entwicklung auf der Stufe einer vorpubertären Phase führen bei Hetero- wie Homosexuellen gleichermaßen zu einer verkrüppelten Form von Sexualität. Das typische Erscheinungsbild dieser gefährdeten und gefährlichen Menschen ist ihre auffällige Unauffälligkeit, Linientreue, die sich häufig in der rigiden Verurteilung sexueller Verfehlungen anderer bekundet. Solche Haltungen gedeihen besonders in einem Milieu, in dem Sexualität „nicht vorkommt“, sexuelle Reifung vernachlässigt wird.
In der Priesterausbildung wird die Bildung eines reifen Verhältnisses zur eigenen Sexualität trotz erfreulicher Fortschritte immer noch vernachlässigt. ... Die Bischöfe haben sich einen Bärendienst damit erwiesen, ihr erwähntes Papier „Homosexualität und Priesterberuf“ unter Verschluss zu halten. Denn im Widerspruch dazu vertreten nun einige von ihnen die Auffassung, grundsätzlich seien homosexuelle Kandidaten vom Priestertum auszuschließen. Die Folge ist das Abtauchen in eine Subkultur, die auch den offenen Austausch über das Thema Sexualität beeinträchtigt. ...
Ein anderes Versäumnis ist die unkontrollierte oder zu wenig geprüfte Aufnahme von Kandidaten, zumal von solchen, die von anderen Diözesen und Orden nicht aufgenommen oder gar abgewiesen wurden. Der Priestermangel darf nicht zu „Abhilfen“ verleiten, die mehr Probleme schaffen als lösen. Gefährlich sind schließlich eine Hausordnung und Kandidatenauswahl, die Seminaristen in einem „Biotop“ gegen die „böse Außenwelt“ abschirmen. Solche Dämme brechen dann an Stellen, an denen man es nicht vermutet.
Das Hauptärgernis aber sind und bleiben problematische Bischöfe - und das nicht nur im fernen St. Pölten."


Uli

www.Textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Dr. Dirk
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Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 09:03

Beitrag von Dr. Dirk »

was ist denn hier mit "sexueller Reifung" gemeint?

mal so ganz konkret?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hanspeter Heinz hat geschrieben:ist ihre auffällige Unauffälligkeit
Sorry, aber ich kann so ein Geschwafel nicht ernstnehmen. Da war wohl mal wieder eine Deadline für einen Zeitungsartikel fällig. :flop:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hanspeter Heinz hat geschrieben:Das Hauptärgernis aber sind und bleiben problematische Bischöfe - und das nicht nur im fernen St. Pölten.
Alles klar Leute, wir haben den Übeltäter gefunden! Ihr könnt weitermachen.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Hanspeter Heinz hat geschrieben:ist ihre auffällige Unauffälligkeit
Waren Derrick und Konsorten alle schwul? 8)

uli
Beiträge: 299
Registriert: Mittwoch 19. Mai 2004, 23:23

Beitrag von uli »

Das Stichwort „sexuelle Reife“ ist durchaus auch im „offiziellen“ kircheninternen Jargon üblich, vgl. z. B.
http://www.ikvu.de/forum/messages/31.html
(oder auch: http://www.taz.de/pt/2004/08/21/a0129.nf/text ):

„In den vier Bildungsdimensionen „geistliches Leben“, „menschliche Reifung“, „pastorale Befähigung“ und „theologische Bildung“ nimmt für Regens Schieber die „menschliche Reifung“ eine entscheidende Rolle ein. Im heutigen gesellschaftlichen Kontext und in den Umbrüchen des Umfeldes, aus dem die Kandidaten heute kommen, sei es nötig, intensiver auf die affektive und sexuelle Reife zu schauen. Schließlich übernehme ein Priester später zum einen eine Leitungsrolle mit hoher Verantwortung auch für Menschen, zum anderen müsse er imstande sein, den Zölibat positiv zu leben: „Er muss glücklich werden können.“ Jeder, der sich auf ein zölibatäres Leben vorbereite, müsse die Frage der eigenen Sexualität geklärt haben, fügt Hans Schieber an.

Selbstverständlich stelle sich auch die Frage nach homosexuellen Priesteramtskandidaten, die nicht weg zu leugnen seien. Der Regens verweist auf einen Text, der 1999 für die Deutsche Bischofskonferenz erarbeitet wurde und demzufolge ein Homosexueller nicht zwangsläufig von der Weihe ausgeschlossen werden darf, „wenn er in überzeugender Weise sexuelle, personale und geistliche Reife und Integration zeigt und zur zölibatären Lebensweise bereit und fähig ist“. Ob eine Eignung vorliege, müsse im Einzelfall geprüft und vom Bischof entschieden werden.“

Und die „auffällige Unauffälligkeit““ taucht z. B. in psychiatrischen Zusammenhängen auf (auch z. B. bei Sucht, Anorexie etc.), wo jemand eben versucht, eine bestimmte Eigenschaft/Verhaltensweise, etwa durch Isolation/Rückzug, derart unter die Decke zu kehren, dass es schon wieder auffällt. Aber ok, Ralf, auch einen Oberinspektor D. könnte man in diese Richtung einordnen - nämlich als auffallend geschickt Getarnten (wenn auch in anderem Zusammenhang als unserem hier, nämlich als ab und zu Undercover-Polizisten) ... ;)

Uli

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Simon
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Beitrag von Simon »

Ich möchte es noch einmal versuchen, diesmal etwas anders. Wenn Bischof Krenn der Unfähige war, als der er nun dasteht, was ist dann mit der Schuldeinsicht derer, die einen solchen in Rom favorisiert haben und mit der Verantwortung des Papstes, der Bischof Krenn den St. Pöltnern gegen heftigen Protest aufgedrängt hat?
Krenn reagierte wie es ein Mann tun soll. Er hatte immer gesagt, aus seinem Amt vertreiben kann ihn nur der Papst. Wenn dieser sagt, er soll gehen, dann macht er es.
Er hat auch die angebotene Ausrede einer angeschlagenen Gesundheit verweigert und hat offen gesagt, dass der Papst sein Scheiden aus dem Amte will und daher tut er es.
Er mag jetzt schlecht da stehen als aus dem Amt Gejagter, aber er war der Ehrlichste in diesem Zusammenhang und zu keiner Lüge bereit.
Wo bleibt die Ehrlichkeit der anderen, das Schulddbekenntnis, sich geirrt und den Falschen für`s Amt bestimmt zu haben?
Dass er seine Pflichten bezüglich des Seminars nicht voll wahrgenommen hat, ist offensichtlich. Das Warum behält aber sein großes Fragezeichen, denn seit längerer Zeit war es ein anderer Dr. Krenn, der sich nur noch ab und zu zeigte. War er doch krank? Litt er unter den Folgen von Medikamenten?
Ich möchte nun nicht wieder ein Rätselraten in Gang setzen, ich wünschte mir, Krenn würde selbst diese Fragen beantworten, denn ein kranker Bischof Krenn wäre mir lieber als ein pflichtvergessener.
Will er aber schweigen, dann muss man das auch respektieren.

MfG Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Simon hat geschrieben:Ich möchte es noch einmal versuchen, diesmal etwas anders. Wenn Bischof Krenn der Unfähige war, als der er nun dasteht, was ist dann mit der Schuldeinsicht derer, die einen solchen in Rom favorisiert haben und mit der Verantwortung des Papstes, der Bischof Krenn den St. Pöltnern gegen heftigen Protest aufgedrängt hat?
Krenn reagierte wie es ein Mann tun soll. Er hatte immer gesagt, aus seinem Amt vertreiben kann ihn nur der Papst. Wenn dieser sagt, er soll gehen, dann macht er es.
Er hat auch die angebotene Ausrede einer angeschlagenen Gesundheit verweigert und hat offen gesagt, dass der Papst sein Scheiden aus dem Amte will und daher tut er es.
Er mag jetzt schlecht da stehen als aus dem Amt Gejagter, aber er war der Ehrlichste in diesem Zusammenhang und zu keiner Lüge bereit.
Wo bleibt die Ehrlichkeit der anderen, das Schulddbekenntnis, sich geirrt und den Falschen für`s Amt bestimmt zu haben?
Dass er seine Pflichten bezüglich des Seminars nicht voll wahrgenommen hat, ist offensichtlich. Das Warum behält aber sein großes Fragezeichen, denn seit längerer Zeit war es ein anderer Dr. Krenn, der sich nur noch ab und zu zeigte. War er doch krank? Litt er unter den Folgen von Medikamenten?
Ich möchte nun nicht wieder ein Rätselraten in Gang setzen, ich wünschte mir, Krenn würde selbst diese Fragen beantworten, denn ein kranker Bischof Krenn wäre mir lieber als ein pflichtvergessener.
Will er aber schweigen, dann muss man das auch respektieren.

MfG Simon
Die Fragen die Simon stellt,stellen sich viele Katholiken und nicht nur die in Österreich!
Ob darauf eine Antwort gegeben wird,nach der bisherigen Handhabung des Falles Krenn, wäre das eigentlich auch noch zu erwarten,warum soll ein Oberhaupt der Katholiken,auch wenn der die Unfehlbarkeit * besitzt, nicht zugeben einen (schweren) Fehler begangen zu haben.
Wie der Herr so das Geschärr,fiele das der nachfolgenden kirchl.Hierachie in Zukunft dann auch wesentlich leichter.Zumindest eine Entschuldigung in klarer unverklausulierter Sprache an die Katholiken des Bistums St.Pölten für das lange Martyrium unter diesem Bischof verursacht durch den Papst wer mehr als angebracht,alles andere wäre ein weiterer Affront gegen jeden kath.Laien in Europa und weltweit.

Gruß,
Elisabeth

* Damit wäre in keinster Weise an der päpstlichen Unfehlbarkeit gerüttelt,oder diese in Frage gestellt , noch angegriffen, sondern eher noch verstärkt,also eine unfehlbare Fehlentscheidung!
Das dann jedem Bischof das entschuldigen /eingestehen von Fehlern,Fehlentscheidunge wesentlich schmackhafter und leichter fallen sollte,bezüglich der Verrgangenheit,der Gegenwart und der Zukunft ist nur so ne minimale Nebenwirkung.

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