Moderne Kirchenarchitektur

Allgemein Katholisches.
Baerchen
Beiträge: 285
Registriert: Freitag 9. Februar 2007, 13:47

Beitrag von Baerchen »

Wollt Ihr Euch Bilder von Kirchen anschauen?

Hier hab ich ein "kleines" Angebot:

www.pixelio.de "Die kostenlose Bilddatenbank"

Ich habe in der linken Spalte unter der Suchfunktion verschiedene Begriffe eingegeben und finde u. a.:

2.747 x Kirche
256 x Kirchen
1 x Kirchengebäude
742 x Dom (u.a. aber auch den Hamburger Dom :D )
198 x Kathedrale

Zum Herunterladen der Bilder muss mensch sich jedoch anmelden.

Baerchen
Beiträge: 285
Registriert: Freitag 9. Februar 2007, 13:47

Beitrag von Baerchen »

SpaceRat hat geschrieben:
An Stelle dieser Notkirchen gehören imposante Bauwerke. Notfalls baut man halt Simultankirchen, wenn es sein muß rk, ak, anglikaninsch, ev und orthodox in einem.
Dies würde Zeichen setzen, sind doch Simultankirchen bisher Zeugnis einer Zerstrittenheit innerhalb der Christenheit. Eine neu gebaute Simultankirche wäre das nicht, ist sie doch gemeinsam entstanden.
Und als Inschrift über dem Portal stelle ich mir vor:
Christus spricht: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich"...

Hallo, liebe(r) Space-Rat,
als ein sehr gutes Beispiel für eine historisch gewachsene Simultankirche möchte ich den Altenberger Dom nennen.

Bild

Ansonsten nenne ich als meine "Lieblingskirchengemäuer" noch die Kirchen in Maria Laach, Gerleve und Ettal, St. Michael in Altenstadt/Oberbayern, St. Michael in München (Kaufingerstr.), die Kirchen St. Jakobus, St. Katharinen, St. Michaelis, St. Petri in Hamburg.

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Simultankirchen

Beitrag von sofaklecks »

Wir Pfälzer kennen Simultankirchen seit Jahrhunderten. In der frühen Zeit wurden meist kurzerhand Mauern zwischen Chorraum und Hauptschiff eingezogen. Den Chor bekamen die Katholiken, das Schiff die Protestanten. Diese Provisorien dauerten bis nach dem Krieg. Dann erlaubten der wirtschaftliche Aufschwung und die Annäherung der Konfessionen den Bau neuer Kirchen und den Abriss der Mauern.

Aber bis heute existieren in kleinen Dörfern Simultankirchen ohne trennende Mauern. Nur die Opferstöcke sind getrennt, denn beim Geld hört die Ökumene auf, das walte Hugo!

sofaklecks

Benutzeravatar
SpaceRat
Beiträge: 651
Registriert: Samstag 19. Mai 2007, 14:35
Wohnort: Kirchenkreis Aachen
Kontaktdaten:

Beitrag von SpaceRat »

Baerchen hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben: An Stelle dieser Notkirchen gehören imposante Bauwerke. Notfalls baut man halt Simultankirchen, wenn es sein muß rk, ak, anglikaninsch, ev und orthodox in einem.
Christus spricht: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich"...
Hallo, lieber SpaceRat,
als ein sehr gutes Beispiel für eine historisch gewachsene Simultankirche möchte ich den Altenberger Dom nennen.
Ist aber auch nur eine verordnete Simultankirche.

Die Geschichte des Doms (kath. Webseite):
6. Verfügung der simultanen Nutzung im Jahr 1857

1857 verfügte der preußische König eine simultane Mitbenutzung des Domes durch evangelische Christen.
Die Geschichte des Doms (ev. Webseite):
Der Wiederaufbau begann 1836, die wiedererstandene Kirche wurde 1847 im Beisein von Friedrich Willhelm IV. geweiht. Doch über die simultane Nutzung waren sich die katholische und die evangelische Seite lange Jahre uneins. Die Verzögerungen verärgerten den König, er bestand auf einem völligen Simultangebrauch durch beide Konfessionen. So wurde beschlossen und im Juli 1857 verkündet, dass die Evangelischen den Dom vormittags von 8 bis 10 Uhr und nachmittags von 13 bis 15 Uhr nutzen könnten. Die übrige Zeit blieb den Katholiken vorbehalten. Wenig später, im August 1857, fand der erste evangelische Gottesdienst statt, die erste katholische Messe etwas früher.
Also vom Sprachgebrauch her schon eher weniger als gelungene Simultankirche zu bezeichnen. Siehe auch Stiftskirche Neustadt, die innen aus Zerstrittenheit über die Nutzung baulich getrennt wurde.

Was mir vorschwebt ist etwas ganz anderes.
Eine riesige Kirche, an einem heute zentralen Platz, mit vier Türmen, also an jeder Ecke einem, als christliches Gegenstück zur Eroberungsmoschee.
In der Mitte ein gewaltiger Turm, der alle anderen überragt.
Die Ecktürme erhalten
- Kreuz mit Wetterhahn (kath.)
- orthodoxes Kreuz (orthodox (ach!))
- Schwan und/oder Geusendaniel (ev.)
- wasauchimmer (anglikanisch)
Der mittlere Turm erhält ein Schiff auf dem Meer mit Kreuz drauf...

Jeder einzelne Turm erhält ein eigenständiges Geläut aus mind. 3 Glocken, wobei das Geläut so abzustimmen ist, daß jedes einzelne Geläut einem Teil der Kirche zugeordnet werden kann, aber alle Geläute zusammen wohlklingend sind.
Ebenso sind die Totenglocken aller Flügel für sich genommen aufeinander abzustimmen.
Die bauliche Trennung zwischen den Flügeln erfolgt durch versetzbare Glaswände, welche ganz oder teilweise verspiegelt werden können.
Idealerweise vernachlässigt man die Ausrichtung der Flügel gen Osten, sondern konzentriert alle Altäre in der Spitze, an der sich die Flügel begegnen, dafür kann ja der Turm eine Ausrichtung gen Osten erhalten.
Werden die Glastrennwände komplett verspiegelt, feiert jeder für sich. Komplett entspiegelt feiert man zumindest optisch gemeinsam. Werden sie teilweise (untenrum) verspiegelt, können sich die Besucher nicht gegenseitig sehen (sofern das komplette Sehen zu Komplikationen führt, also daß Besucher akustisch zwar noch den eigenen Gottesdienst hören, aber den Nachbargottesdienst betrachten).
Zu ökumenischen Feiern können die Glaswände versenkt werden.

Die Kirche hat 24h am Tag, 365-366 Tage im Jahr geöffnet zu sein, sie ist des nachts anzustrahlen.

Sie könnte "Dreieinigkeits- & Versöhnungskirche Hl. Vinzenz Pallotti" heißen.

Idealerweise sollte sie in Teheran stehen *g*
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Benutzeravatar
SpaceRat
Beiträge: 651
Registriert: Samstag 19. Mai 2007, 14:35
Wohnort: Kirchenkreis Aachen
Kontaktdaten:

Re: Simultankirchen

Beitrag von SpaceRat »

sofaklecks hat geschrieben:Aber bis heute existieren in kleinen Dörfern Simultankirchen ohne trennende Mauern. Nur die Opferstöcke sind getrennt, denn beim Geld hört die Ökumene auf, das walte Hugo!
Wäre es so dramatisch, wenn das Geld im Wechsel der Diakonie, Caritas und dem Erhalt der Kirche zukäme?

Ich meine nicht.

Es ist doch egal, ob die Diakonie das Geld eines kath. Kirchenbesuchers in die Bahnhofsmission steckt und die Caritas das Geld eines ev. Kirchenbesuchers, oder ob das Geld jeweils aus der eigenen Kirche stammt.

Nur die jeweils eigene Diasporaförderung sollte ausgenommen sein, die kann ja immer noch in der Kollekte während des Gottesdienstes erfolgen.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Das war ein Karton

Beitrag von sofaklecks »

@SpaceRat:

Das war ein Sofaklecks-Witz. Geboren aus dem Besuch einer Pfälzer Simultankirche mit zwei sauber gekenzeichneten Opferstöcken. Wen es interessiert:

http://www.rohrbach-pfalz.de/

(Die Opferstöcke sind nicht zu sehen, aber die Kirche).

Ich bin ganz deiner Auffassung: Einer tät reichen.

sofaklecks, dessen Witze bekanntermassen nicht jedermanns Sache sind.

Benutzeravatar
SpaceRat
Beiträge: 651
Registriert: Samstag 19. Mai 2007, 14:35
Wohnort: Kirchenkreis Aachen
Kontaktdaten:

Beitrag von SpaceRat »

Irgendwie bin ich etwas erstaunt, daß sich niemand zu meiner Simultankirche äußert...
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Benutzeravatar
SpaceRat
Beiträge: 651
Registriert: Samstag 19. Mai 2007, 14:35
Wohnort: Kirchenkreis Aachen
Kontaktdaten:

Re: Das war ein Karton

Beitrag von SpaceRat »

sofaklecks hat geschrieben:@SpaceRat:
Das war ein Sofaklecks-Witz. Geboren aus dem Besuch einer Pfälzer Simultankirche mit zwei sauber gekenzeichneten Opferstöcken. Wen es interessiert:
Aha... Na dann...
Kannst Du mal ein Foto den Opferstöcken machen? :)
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: "Moderne" Kirchenbauten (?)

Beitrag von overkott »

Peregrin hat geschrieben:[Diese Diskussion wurde aus dem Thread zur Ministrantenkleidung ausgegliedert. Ecce]
Ecce Homo hat geschrieben: Und gerade diese Gemeinde, die einen Kirchenneubau komplett selbst finanzieren konnte und damit noch nicht am Ende ist,
Ach ja, der ist ja sehr geschmackvoll:

Bild

Ein Kreuz sucht man auf dem Ding allerdings vergeblich ...
Das Ding ist ja der Knaller: Man fragt sich - Ist das nun die Kaaba oder eine Turnhalle?

Der heilige Franziskus als Pfarrpatron hätte sich wohl gesagt: "Schließlich ist der Herr in einem Stall geboren!"

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Das hier ist auch lustig:

http://www.kreuz.net/article.5389.html

Putzig der Hinweis auf das Englische Unterhaus. Der ist hier sehr weit hergeholt. Vielleicht hätten die Herren von Kreuz.net auf die Idee kommen können, daß das Vorbild für die Anordnung der Sitze Kollegiatskirchen waren. Oder ist das für die geschichtsvergessenen Herren von der Tradi-Front jenseits ihres historischen Horizonts? :D
If only closed minds came with closed mouths.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Zu den Simultankirchen noch eine historische Anmerkung:

Mir waren bislang nur ev./kath. Simultankirchen, zumeist gingen die auf den Augsburger Religionsfrieden und die Regelungen für freie Reichsstädte zurück. Neulich las ich jedoch über eine römisch-katholisch/altkatholische Simultankirche in Meßkirch in Baden. Dort war die altkatholische Bewegung nach 1870 so stark, daß die Regierung den Alt-Katholiken die Nutzung der katholischen Stadtkirche gestattete, weil die Altkatholiken in der Bevölkerung dominierten. Einige Jahre lang nutzten die Altkatholiken die Stadtkirche sogar allein, die römischen Katholiken wanderten in eine Notkirche aus. Später wurde die Stadtkirche wieder an die römisch-katholische Gemeinde zurückgegeben.
If only closed minds came with closed mouths.

Benutzeravatar
SpaceRat
Beiträge: 651
Registriert: Samstag 19. Mai 2007, 14:35
Wohnort: Kirchenkreis Aachen
Kontaktdaten:

Beitrag von SpaceRat »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Neulich las ich jedoch über eine römisch-katholisch/altkatholische Simultankirche in Meßkirch in Baden. Dort war die altkatholische Bewegung nach 1870 so stark, daß die Regierung den Alt-Katholiken die Nutzung der katholischen Stadtkirche gestattete, weil die Altkatholiken in der Bevölkerung dominierten. Einige Jahre lang nutzten die Altkatholiken die Stadtkirche sogar allein, die römischen Katholiken wanderten in eine Notkirche aus. Später wurde die Stadtkirche wieder an die römisch-katholische Gemeinde zurückgegeben.
Das ist gesetzlich geregelt:

Gesetz, betreffend die Rechte der altkatholischen Kirchengemeinschaften an dem kirchlichen Vermögen

Vom 4. Juli 1875
Preuß. Gesetzsamml. S. 333

Verkündet am 8. Juli 1875

http://www.hessenrecht.hessen.de/gesetz ... egensG.htm

§ 2

(1) Der altkatholischen Gemeinschaft wird der Mitgebrauch der Kirche und des Kirchhofs eingeräumt. Sind mehrere Kirchen (Kapellen usw.) vorhanden, so kann eine Gebrauchsteilung nach bestimmten Objekten verfügt werden.

(2) Die nämliche Gebrauchsteilung findet bezüglich der kirchlichen Gerätschaften statt.

(3) Ist der altkatholischen Gemeinschaft die Mehrheit der Gemeindemitglieder beigetreten, so steht der Gemeinschaft der Mitgebrauch der Kirche in den zur Abhaltung des Hauptgottesdienstes herkömmlich bestimmten Stunden, bei mehreren Kirchen der Gebrauch der Hauptkirche zu.

§ 4

(1) An dem übrigen, zu kirchlichen Zwecken bestimmten Vermögen wird der altkatholischen Gemeinschaft, mit Rücksicht auf das Zahlenverhältnis beider Teile, der Mitgenuß eingeräumt.

(2) Umfaßt die altkatholische Gemeinschaft die Mehrheit der Gemeindemitglieder und ist die Zahl der übrigen Gemeindemitglieder nicht mehr erheblich, so kann die Einräumung des vollen Genusses an die Gemeinschaft verfügt werden.


Ob und wann das außer Kraft gesetzt worden ist, weiß ich nicht.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Hier bin ich noch über "was Schönes" gestolpert. Die Kirche finde ich auch in Echt so hässlich, kalt und steril wie sie auf den Fotos rauskommt: http://www.domplatz-5.de/index.php?id=st_franziskus
Weingstens war sie teuer...

BildBildBild

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Eidotter mit transluzenter Membran

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Altar befindet sich exzentrisch im Dotter des Eis, gleichsam wie ein Hühnerembryo.

Bild

Man kann darüber aber viele große Worte schwingen:

Mit der Weihe am 8. Mai 2004 wurde die neue Kirche St. Franziskus in Regensburg-Burgweinting ihrer Bestimmung übergeben. […]

"Nach dreijähriger Bauzeit, nach jahrelangen Planungen, beachtenswerten menschlichen Leistungen und uneingeschränktem Engagement der Mitglieder und Freunde der Pfarrei wurde dieses steineren Zeugnis des Glaubens errichtet, das weithin sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes unter den Menschen sein will", so Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller zur Weihe der Kirche.

Für den Pfarrer von St. Franziskus, Franz Xaver Matok, wird diese Gegenwart vor allem bei der Feier des Gottesdienstes deutlich. Erst dann "wird aus dem Sakralraum etwas anderes als ein Museum. Doch auch im Museum bewegt sich der Besucher durch den Raum und erlebt die Gemälde und Skulpturen, nicht als einzelne Kunstwerke, sondern hineinkomponiert in das Ganze des Raumes. In der Liturgie wird der Raum selbst zum Kunstwerk, weil nicht einzelne für sich den Raum beleben, sondern eine Versammlung, also ein Ereignis inszeniert wird, das wir Gottesdienst nennen."

[…] Die neue Pfarrkirche liegt unmittelbar am Ortseingang auf einem um wenige Meter erhöhten Plateau. Die Umgebung ist von der typischen Heterogenität eines ausfransenden Ortsrandes geprägt. Der gesamte Kirchengrund wird von einer Mauer eingefasst und schließt neben der neuen Kirche auch den Friedhof, die alte Kirche, das Wohnhaus des Pfarrers, das Pfarrheim und einen freistehenden Glockenturm ein. Nach Westen öffnet sich die Anlage mit einem Kirchvorplatz, der von den Nebengebäuden flankiert wird und auf das Hauptportal der Kirche ausgerichtet ist. Das außenräumliche Konzept der Gesamtanlage und die ungefähre Ostung der Kirche folgen so einer typischen Anordnung wie sie häufig anzutreffen ist.

Im Gegensatz dazu trägt die Außenform der Kirche kaum typische Erkennungsmerkmale. Die schlichte äußere Rechteckform in Grund- und Aufriss macht sich lediglich durch den beschriebenen außenräumlichen Kontext und vielleicht noch durch ihre ungewöhnliche Masse mit einer atypischen Fensteranordnung bemerkbar. Nach dem Durchschreiten der Vorhalle, die durch die großflächige Verglasung und ihre Proportion eher dem Außenraum zugehörig erscheint, betritt der Besucher über eine niedrige Raumschleuse den Kircheninnenraum. Hier trifft er auf eine völlig andersartigen Raumgeometrie und Lichtführung, als er es über seine außenräumliche Wahrnehmung hätte erwarten können. Weiche, nicht-geometrische Raumkonturen, vertikal sich diskontinuierlich neigende Wände mit unterschiedlichen Öffnungen und ein tageslichtheller, diffuser Lichteinfall über einen ellipsoiden Dachausschnitt bestimmen den Raumeindruck. Lediglich das Baumaterial, der weißgrün geschlämmte Ziegelstein, hat sich von außen nach innen unterschiedslos fortgesetzt.

Dieser Spannungsbogen zwischen der profanen Außenerscheinung und dem sakralen Innenraum, zusammengehalten durch den monochromen Einsatz des Baumaterials, bildet die Konzeption des Bauwerks. Den Hintergrund dieser Konzeption bildet die Transzendenzerfahrung, das wohl wichtigste Motiv des katholischen Kirchenbaus seit Jahrhunderten.

In der Folge der unterschiedlichen Raumvolumina von Innen und Außen ergibt sich ein Zwischenraum, der als Masse in Erscheinung tritt. Nebenräume oder konchenartige Seitenräume sind wiederum als autonome Volumen in diese Masse eingeschnitten. Die von außen erkennbaren Fensteröffnungen führen zu diesen Zwischenräumen, in Anordnung und Größe folgen sie der individuellen Form- und Funktionsgebung. Diese Fenster sind von Hauptkirchenraum aus nicht direkt sichtbar. Hier fällt das Tageslicht über den Filter einer transluzenten Membran über den Dachraum ein. Die Membran besteht aus einem Teflongewebe, welches in Bahnen vernäht frei über den ellipsoiden Deckenrand gespannt wird. Darüber befindet sich mit drei Meter Abstand eine Stahlkonstruktion, die als Sheddach in Querrichtung über die gesamte Rechteckform des Baukörpers spannt. Geschlossene Paneelflächen wechseln sich ab mit mattierten Glasfeldern und Klarglasflächen. Außerhalb der Ellipse sind die Vertikalen geschlossen und die Schrägen verglast, unmittelbar über der Membran ist es umgekehrt. Je nach Sonnenstand ergibt sich durch die Ost-West-Ausrichtung der Sheds so eine im Tages- und Jahresverlauf wechselnde Lichtwirkung.

Der Grad der Transluzenz der Membran lässt die Erkennbarkeit des Daches nicht zu. Man kann weder von innen noch von außen die Konstruktion nachvollziehen. Nur deren Effekt, ein immaterielles Licht- und Schattenspiel, bleibt als Abbildung auf der Membran erlebbar. Die Beleuchtungs- und Beschallungsanlage ist in den Dachraum für den Besucher unsichtbar integriert. So bleibt der eigentliche Kirchenraum mit seiner geheimnisvollen Lichtführung ein Ort meditativer Ruhe mit Konzentration auf das Wesentliche. Dieses Motiv, die Öffnung zum Himmel ist seit Jahrhunderten elementarer Bestandteil von Kirchenbauten, der hier eine neue, zeitgemäße Interpretation erfährt.

Dem immateriellen Dach ist eine bewusst materialbezogene Wand- und Bodenstruktur entgegengesetzt.Die erdschwere monolithische Masse erscheint im Inneren wie ausgehöhlt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Peregrin
Beiträge: 5422
Registriert: Donnerstag 12. Oktober 2006, 16:49

Beitrag von Peregrin »

holzi hat geschrieben: Bild
Wo ist die Kirche? Hinter dem Silo?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Benutzeravatar
Johannes XXIII.
Beiträge: 390
Registriert: Dienstag 28. November 2006, 15:58

Re: Eidotter mit transluzenter Membran

Beitrag von Johannes XXIII. »



Dem immateriellen Dach ist eine bewusst materialbezogene Wand- und Bodenstruktur entgegengesetzt.Die erdschwere monolithische Masse erscheint im Inneren wie ausgehöhlt.
Hervorhebung von mir.

Was ist ein immaterielles Dach?:hmm:

Des is dann praktisch nicht da, oder wie? :hmm:

Des is ja dann aus keiner Materie oder? :hmm:

:D :D :D
"Wenn die Menschen, gerade die Jugend, ungestüm nach dem Sinn des Lebens fragen: Gebt ihr eine überzeugende, verständliche Antwort." (P.P. Johannes Paulus II.)

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

Du kannst ja eine Firma gründen, die einfach nur den Boden planiert, dann über das immaterielle Kirchengebäude schwadronieren und kräftig Kohle abkassieren.

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Peregrin hat geschrieben:
holzi hat geschrieben: Bild
Wo ist die Kirche? Hinter dem Silo?
Nein, direkt neben der alten romanisch-barocken ehemaligen Dorfkirche von Burgweinting,
http://maps.google.de/?ie=UTF8&ll=48.99 ... &z=18&om=1
seit der Eingemeindung nach Regensburg vor 20 Jahren ist das ehemalige Kuhdorf enorm gewachsen.

Hier die Pfarreihomepage: http://www.st.michael-burgweinting.de/

Ich kenne den Pfarrer dort recht gut. Er sagte, dass beim Architektenwettbewerb die Pfarrei nicht viel zu sagen gehabt hätte, das hätten alles die Architekten untererinader ausgemacht.
Zuletzt geändert von holzi am Montag 13. August 2007, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Nietenolaf
Beiträge: 3053
Registriert: Donnerstag 23. Oktober 2003, 14:26
Wohnort: Blasegast

Beitrag von Nietenolaf »

Sieht sehr ikonoklastisch aus. Spielerei für Emotionen und Phantasie des gefallenen Menschen. Insofern nicht schlecht.

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Leguan hat geschrieben:Du kannst ja eine Firma gründen, die einfach nur den Boden planiert, dann über das immaterielle Kirchengebäude schwadronieren und kräftig Kohle abkassieren.
Als modernes Märchen "Des Pfarrers neue Kirche"? ;)

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

holzi hat geschrieben:Ich kenne den Pfarrer dort recht gut. Er sagte, dass beim Architektenwettbewerb die Pfarrei nicht viel zu sagen gehabt hätte, das hätten alles die Architekten untererinader ausgemacht.
Erinnert mich an Poderdorf am Neusiedlersee. Hinter der schönen zugegeben etwas kleinen alten Dorfkirche gibts eine Moderne Kirchen"arena" (Wie im Amphitheater steil abfallende halbkreisförmige Kirchenbankreihen zum Altar hin. Äußerst ungut zum Knien, man Kniet "bergab"- Die Ferse ist auf oberschenkelhöhe) Hab dort eine Hochzeit miterlebt. Gut der Bräutigam war Architekt.

Kirche alt und neu:
hier
bzw hier
Zuletzt geändert von Linus am Montag 13. August 2007, 10:24, insgesamt 2-mal geändert.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

Nietenolaf hat geschrieben:Sieht sehr ikonoklastisch aus. Spielerei für Emotionen und Phantasie des gefallenen Menschen. Insofern nicht schlecht.
Ist mir zu intellektuell - kopflastig. Ich find's einfach nur grauslig! :sauer:
Da lob ich mir meine Pfarrkirche.

Cejazar
Beiträge: 7
Registriert: Sonntag 5. Juni 2005, 13:48

Beitrag von Cejazar »

holzi hat geschrieben:Hier bin ich noch über "was Schönes" gestolpert. Die Kirche finde ich auch in Echt so hässlich, kalt und steril wie sie auf den Fotos rauskommt: http://www.domplatz-5.de/index.php?id=st_franziskus
Weingstens war sie teuer...

BildBildBild
Die hat ja noch nicht mal ein Kreuz an der Wand... Ich finde die Kirche einfach nur häßlich (entschuldigung) und unsymmetrisch

Und zu Linus´ Beitrag frage ich mich nur: Was bitteschön ist ein "Messraum"

Hab noch einen im Internet gefunden: Klick mich

John Grantham
Beiträge: 1678
Registriert: Mittwoch 5. Juli 2006, 17:45
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von John Grantham »

Ich habe nicht gesehen, ob das hier schon erwähnt wurde, aber das ist leider eine *ahem* Kathedrale von ECUSA.

Bild

Bild

Aber das Ding ist nun extrem sanierungsbedürftig und die Diözese Western Michigan muß die aufgeben wegen der horrenden Kosten (sie ist sowieso eine relativ kleine Diözese und hätte nie eine solche Kolosse bauen sollen). Ehrlich gesagt...mit tut die Diözese leid, aber ich trauere der Kathedrale gar nicht nach. Wow, ist das Ding häßlich.

(Gott sei dank haben wir aber auch eine sehr schöne Kathedrale in Washington. ;))

Cheers,

John

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

Wie ich finde eine sehr interessante (und gelungene) Mischung aus alt und modern: Die neue Co-Kathedrale in Houston (gerade im Bau):
Bild

Allerdings glaube ich nicht, daß das mit dem großen Glasfenster so funktioniert, wie die sich das vorstellen. Das ist nämlich nach außen ausgerichtet, und damit müßte die Lichtquelle, die das von innen beleuchten soll, heller als die Sonne sein.

kephas
Beiträge: 539
Registriert: Dienstag 4. November 2003, 12:04

Beitrag von kephas »

Leguan hat geschrieben:Wie ich finde eine sehr interessante (und gelungene) Mischung aus alt und modern: Die neue Co-Kathedrale in Houston (gerade im Bau):
Bild
Nun ja, wems gefällt. Geschmackssache ... :roll:

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

kephas hat geschrieben:Nun ja, wems gefällt. Geschmackssache ... :roll:
Ich hab schon hässlichere Kirchen gesehen. Zumindest sieht man hier noch, dass es eine Kirche sein soll!

michaelis
Beiträge: 1307
Registriert: Montag 25. April 2005, 20:47
Wohnort: Erzbistum Köln

Beitrag von michaelis »

Wie gesagt, Gestaltung ist Geschmackssache, aber die Kombination halbwegs traditionelle Grundform + moderne Materialien finde ich hier (soweit man das beurteilen kann) interessant gelöst.

Besonders gut gefällt mir die Lösung für das Baptisterium. Zum einen in Bezug auf die Lage "auf dem Weg zum Altar", als auch auf die Ausführung mit den absenkbaren (oder abgedeckten, das läßt sich nicht genau erkennen) Stufen, die zum tiefergelegenen Taufbecken führen, welches wohl der Taufe durch Untertauchen dienen soll.

Auch die Sakramentskapelle finde ich bezüglich ihrer Lage und ihrer "Herausgehobenheit" gut gelöst.

Was für europäische Augen sofort auffällt, ist das Fehlen eines Chores. Aber da amerikanische Diözesen keine Kapitel haben, wird ein solcher auch nicht gebraucht.

Insgesamt vielleicht etwas ungewohnt, aber einige interessante Detaillösungen und deutlich besser, als die allermeisten modernen Kirch(-um)bauten, die ich bisher in Deutschland gesehen habe.

Benutzeravatar
holzi
Beiträge: 7884
Registriert: Montag 28. November 2005, 15:00
Wohnort: Regensburg

Beitrag von holzi »

michaelis hat geschrieben:...Aber da amerikanische Diözesen keine Kapitel haben,...
Echt? Wusste ich bisher noch nicht.

John Grantham
Beiträge: 1678
Registriert: Mittwoch 5. Juli 2006, 17:45
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von John Grantham »

kephas hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Wie ich finde eine sehr interessante (und gelungene) Mischung aus alt und modern: Die neue Co-Kathedrale in Houston (gerade im Bau):
Bild
Nun ja, wems gefällt. Geschmackssache ... :roll:
Na ja. Zwar hat das zumindest eine stärkere Anlehnung auf traditionielle Kirchenformen, aber vom Styling her erinnert mich das an einem typischen Einkaufszentrum oder Motel in den Staaten.

Zum Beispiel:

Bild

oder

Bild

*seufz*

Dafür haben wir US-Anglikaner mal sowas gebaut:

Bild

oder auch meine alte Kathedrale in Minnesota:

Bild

;)

Diese Anglican Use-Gemeinde in Texas hat was auch -- vielleicht ein bißchen zu prunkvoll, aber trotzdem gelungen:

http://www.atonementonline.com/tour.php

Cheers,

John
Der Beweis, dass Gott einen Sinn für Humor hat: Er hat die Menschheit geschaffen.
[ Alt-Katholisch/Anglikanisch in Hannover ]

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

John Grantham hat geschrieben:Bild
Also ich bin für so was immer zu haben.
Nur gibt es ja eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Leuten, oft genug auch in Entscheidungspositionen, die der Meinung sind, es sei verboten, in historischem Stil zu bauen.
Dieser weitverbreiteten Meinung haben wir eine beträchtliche Zahl unerträglicher Kirchen aus den letzten 50 Jahren zu verdanken.

Die von mir verlinkte Kathedrale war nun eines der wenigen Beispiele, die nicht historisch, aber dennoch klar erkennbar Kirche sind, und das macht es bemerkenswert genug.
Daß ich persönlich eine romanische oder gotische Kirche jederzeit vorziehe, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 8120
Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Die Form und Grundarchitektur der Kirche finde ich sehr gelungen, gerade, weil dabei Tradition und Moderne gut "gemischt" werden.
Täusche ich mich, oder kommen bei der KIrche gewisse Formelemente der klassichen Basilika durch?

Gruß,Pit
Leguan hat geschrieben:Wie ich finde eine sehr interessante (und gelungene) Mischung aus alt und modern: Die neue Co-Kathedrale in Houston (gerade im Bau):
Bild

Allerdings glaube ich nicht, daß das mit dem großen Glasfenster so funktioniert, wie die sich das vorstellen. Das ist nämlich nach außen ausgerichtet, und damit müßte die Lichtquelle, die das von innen beleuchten soll, heller als die Sonne sein.
carpe diem - Nutze den Tag !

Gesperrt Vorheriges ThemaNächstes Thema