Heute habe ich meine Eltern besucht. Diese leben noch immer in jener Pfarrei, in der auch ich früher aufwuchs und ministrierte. Zu "meiner Zeit" lebte damals noch ein Pfarrer vom "alten Schlag", der - zwar im NOM und versus populum* - aber dennoch fest mit der Tradition verbunden und in der katholischen Lehre verwurzelt, mich als jungen Menschen (neben dem Elternhaus) sehr geprägt hat.
Als er später in den Ruhestand ging (mittlerweile ist er verstorben, R.I.P.), übernahm ein anderer Pfarrer den damals schon bestehenden Pfarrverband und ging nach wenigen Jahren woanders hin.
Der (mittlerweile ist er inkardiniert) Pfarrer, der nun seit einigen Jahren dem Pfarrverband vorsteht, ist trotz seines noch rel. jungen Alters ein echter "Modernist". Innerhalb dieser doch recht kurzen Zeit hat er es geschafft, ein Gutteil der traditionellen Gläubigen (darunter meine Eltern) zu vergraulen, viele Gläubige einfach verunsichert bzw. mittlerweile rebellisch gemacht und sich natürlich einen eigenen "Fanclub" aufgebaut.
Mittlerweile besteht der Pfarrverband aus vier Pfarreien. Diese Konstruktion kam zustande, weil die Pfarrei, mit dem Pfarrer an der Spitze, energisch gegen einen anders geplanten neuen Zuschnitt der Pfarreiengemeinschaften protestierte. Nun aber stellt der Pfarrer fest, dass dieser Pfarrverband zu groß für ihn allein ist und nun seine pastoralen Mitarbeiter regelmäßig Wortgottesdienste, natürlich mit Kommunionfeier, halten sollen (die Laienpredigt, inkl. Verkündung des Evangeliums, ist bei ihm ja ohnehin weiterhin die Regel.)
Als ich heute wieder meine Eltern besuchte, konnte ich einen Blick in die neuen Pfarrverkündigungen werfen. In der neuesten Ausgabe des Informationszettels schreibt er:
Obwohl manche Gläubige es scheinbar immer noch nicht gedanklich erfassen, ist es für einen auch nur durchschnittlich intelligenten Menschen nachvollziehbar, dass ein einziger Priester nicht die gesamte Arbeit leisten kann, für die eigentlich zwei Priester vorgesehen sind. Als Konsequenz ergibt sich: Künftig wird der Sonntagsgottesdienst an einem Wochenende als Eucharistiefeier in O. und H., am anderen Wochenende als Eucharistiefeier in P. und G. stattfinden. Am anderen Wochenende gestalten die hauptberuflichen „Laien-Seelsorger“ den Pfarrgottesdienst als Wortgottesfeier mit Kommunionausteilung. Außerdem wird es nicht mehr in jedem gewünschten Fall möglich sein, Beerdigungen – sofern gewünscht – mit einer Eucharistiefeier zu verbinden. Wir bitten die Taufeltern auch um Verständnis, dass die bereits eingeführten gemeinsamen Taufen mehrerer Eltern in einer Feier oder im Pfarrgottesdienst der Regelfall sein werden. „Einzeltaufen“ können wir nur in ganz besonderen begründeten Ausnahmefällen durchführen. Leider ist es bereits so, dass Pfarrer N. für viele seelsorgerliche Einzelgespräche, selbst wenn sie ausdrücklich gewünscht werden, keine Zeit mehr zur Verfügung hat. Das tut uns leid, ist aber die nackte Wahrheit.
Liebe Gläubige, Sie sehen:
Die sich zuspitzende Situation des Seelsorgepersonales zeigt allmählich ihre ganz konkreten Folgen – die Sie nun zu spüren bekommen. Daran ist nicht der PFARRER schuld, sondern der BISCHOF und der PAPST, die nicht bereit sind, verheiratete Männer und Frauen zum Priester zu weihen. Sofern Sie einen „Frust“ haben, wenden Sie sich damit bitte nicht an den Pfarrer, sondern teilen Sie Ihren Unmut denen mit, die zu grundlegenden Reformen (derzeit noch) nicht bereit sind, die jedoch über Ihre Kirchensteuermittel verfügen: Bischof und Papst – laut kirchlichem Recht ist der Bischof verpflichtet, Seelsorge und Sakramente zu gewährleisten.
(Hervorhebungen im Original.)
Auf die Frage angesprochen, warum meine Eltern dort nicht mehr in die Kirche gehen, meinte mein Vater, daß er am Sonntag in eine Hl. Messe (eines Priesters) gehe und nicht zu einem "WoDoDi". - Reaktion der Dame, die ihn gefragt hatte: "Ach, ja wieso? Die können doch auch ganz schön sein ..."
Ich bin maßlos traurig und enttäuscht, wie hier eine einst intakte Pfarrei zugrundegerichtet wurde.
* Die Kirche ist allerdings gewestet und es wurde schon immer in diese Richtung zelebriert.