Julia Wolf hat geschrieben:otto hat geschrieben: NEIN DER MENSCH ENTSCHEIDET, ER HAR EINEN FREIEN WILLEN, FÜR GOTT ODER GEGEN GOTT. [/b]
Viele haben aber Erfahrungen mit der Kirche gemacht, die ihnen beigebracht haben, dass die Lehre zwar schön und nett ist, aber dass sie nicht gelebt wird. Oder dass Dinge gefordert werden, die man nicht annehmen kann (z.B. früher die Ablehnung von Darwin oder von psychologischen Erkenntnissen, noch früher von der Vorstellung, dass die Erde um die Sonne kreist).
Es gibt viele Dinge, die den Menschen den Weg zum Glauben versperren können.
Du sprichst den Lebenskontext an, in dem Kirchenferne leben. Das ist m.E. ein wichtiger Aspekt.
Da sit dann -im Rahmen einer Evangelisierung- auch der Aspekt der Sünde in einem gotteslosen/gottesfernen Umfeld. Wenn ich meine (evangelische) Vergangenheit als Kind revue passieren lasse, wundere ich mich manchmal, dass ich überhaupt zum Glauben zurück gefunden habe.
Die Kindheit und damit der Konfirmandenunterricht ist geprägt durch Gehorsam (gegenüber einem wahrsch. alkoholkranken Pfarrer). Auswendiglernen von Psalmen ohne jeden Hintergrund. Sinninhalte wurden da überhaupt nicht vermittelt. Nachfragen wurde mit Aufsäßigkeit gleichgesetzt und in meinem Falle mit dem Ausschluss von der Konfirmation bedroht.
Danach Hinwendung zur politischen Arbeit und Beschäftigung zu Ideen und Konzepten wie Sartre, Habermass usw.
Junges Erwachsenenalter; Studium an einer Evang. FHS für Sozialwesen und wieder kaum Glaubenskontakte. Verblüffend, wie wenige Gottedienste man in einer konfessionellen FHS unterbringen kann und wie wenig Glaubensfragen und -antworten in das Wirken späterer Sozialarbeiter und -pädagogen integrieren kann. Dann später leises Herantasten an Glaubensinhalte in einer (für mich) politisierten evang. Kirche und dann immer stärkere Abwendung, weil ich Predigten, die eher einem Statement der Grünen ähnelten, nicht mehr ertragen konnte (wollte). Ein Gefühl des Geborgenseins, des Aufgehobenseins fehlt und ich weiß nicht einmal, dass es das ist.
Und dann konvertiert mein ältester Sohn mit 15 Jahren (sehr, sehr bewust) zur römisch katholischen Kirche. Alle Ablehnungsargumente brechen auf: die Inquisition, Kreuzzüge, Wissenschaftsfeindlichkeit, Fragen zur Verhütung usw. Heftigste Streitgespräche mit meinem Sohn, bei dem ich den Eindruck habe die katholische Kirche will ihn in ein konservativ, verstaubtes und letztlich menschenferne System einfangen. Die heftigen Auseinandersetzungen mit meinem Sohn und auch dem katholischen Gemeindepfarrer und dem Prior des Klosters, sowie das mehr oder weniger systematische Herumstöbern in Schriften des Heiligen Stuhles, die bekanntlich über eine Schalgzeile hinausgehen, setzen eine Veränderungsprozeß in Gang, den ich manchmal selbst mit Verwunderung betrachte. Vor 1 1/2 Jahren dann meine Firmung.
Glück gehabt? Sicher nicht! Von Gott gerufen (nicht berufen)? Eine Frage die mich sehr beschäftigt.
Und da bin ich nun. Mit der Sünde, mit einer geschiedenen evang. Frau glücklich verheiratet, mit zwei Söhnen im wahrsten Sinne gesegnet zu sein. Und nun?
Was ich sagen will ist, dass bei Gesprächen mit gottesfernen Menschen, der Kontext des bisherigen Lebens immer in den Blick genommen werden
muss. Wirklich und ganz und gar in den Gesetzen Gottes zu leben, würde, wenn ich eine strenge Auslegung der Schrift ernst nehmen würde, eine Trennung oder ähnliches "erfordern"!? Wenn ich dass einem anderen und kirchenfernen antragen würde, könnte ich das Ergebniss -glaube ich- voraus sagen.
Sorry, für die Länge der Antwort/des Beitrages.
Heinrich