taddeo hat geschrieben:maliems hat geschrieben:Übersetzung is nich tumb
Was heißt hier "Übersetzung"? Eigentlich müßte jedem, der länger als ein Jahr Lateinunterricht hatte, noch geläufig sein, daß im Lateinischen solche maskulinen Pluralformen häufig für Menschen beiderlei Geschlechts verwendet werden. Je nach Sinnzusammenhang bedeutet etwa "filii" immer schon auch "Söhne und Töchter", "pueri" Kinder im Sinn von "Buben und Mädchen"; und "fratres" wird auch für "Brüder und Schwestern" verwendet.
Daß im Confiteor die Mitgläubigen beiderlei Geschlechts zum Gebet aufgefordert sind, wird ja wohl niemand ernsthaft bestreiten können. Insofern ist "Brüder und Schwestern" tatsächlich die inhaltlich zutreffende Wiedergabe des lateinischen "fratres". Im übrigen hat das Wort "frater" speziell im Kirchenlatein auch die Bedeutung "Mitmensch, Mitchrist" und wird nicht ausschließlich im biologisch-verwandtschaftlichen Sinne gebraucht.
Muß man das deutsche Wort „Brüder“ unbedingt auf einerlei Geschlecht bezogen verstehen oder kann man es auch ebenso auf beiderlei Geschlecht bezogen verstehen, wie im Lateinischen?
Hat man das dt. Wort „Brüder“ nicht schon so lange es dt. Übersetzungen gibt, universell verstanden?
Wurde nicht, wenn Paulus in seinen Briefen die Brüder anredet, es so verstanden, daß er auch die Schwestern mit meint?
Wenn das aber so ist, warum muß man sie in neuester Zeit explizit mitbenennen?
Zudem fragte „Tomek M“ danach, ob es eine Übersetzung des dt. Textes (mit Brüder und Schwestern) ins Lateinischen gibt. Die Frage war nicht, wie man aus dem lateinischen „fratres“ übersetzt. Bei einer Übersetzung Deutsch→Latein sollten meines Erachtens die Schwestern mit übersetzt werden.
Sonst hätte man, wie ich schrieb, ja im Deutschen auch gleich bei „Brüdern“ bleiben können, wenn in der Rückübersetzung die Schwestern sowieso wieder unterschlagen werden.
Generell meine ich allerdings auch: Wir haben doch wahrlich genug Textvergewaltigungen durch Genderitis.
Es betrifft ja nicht nur das Confiteor. Da hat man sich seit 40 Jahren an das „Brüder und Schwestern“ im Deutschen gewöhnt. – Geschenkt! In den 90ern kam dann bei den Lesungen hinzu, daß die Anrede „Brüder“ durch „Brüder und Schwestern“ ersetzt wurde (besser wäre es gewesen, sie überall dort komplett zu streichen, wo sie nicht im Bibeltext steht); Mitte der 90er schmierten die Leute in ihren Gotteslob-Büchern rum oder überklebten Text, damit ja an alle gedacht wurde. 2006 erschien dann die „Bibel in gerechter Sprache“, die allen gerecht wird außer dem Text; usw…
Und so war tatsächlich mal am Pfingstfest in einer Messe zu hören:
…Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther und Patherinnen, Meder und Mederinnen und Elamiter und Elamiterinnen, Bewohner und Bewohnerinnen von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer und Römerinnen, die sich hier aufhalten, Juden und Jüdinnen, Proselyten und Proselytinnen, Kreter und Kreterinnen und Araber und Araberinnen, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden…
(Nein! Das ist leider kein Scherz.)