Protasius hat geschrieben: ↑Samstag 11. Juli 2020, 19:46
Mein Opa (Jahrgang 1930) wuchs im Sauerland auf; ich kann mich an Erzählungen zu erinnern, daß sie damals eine halbe Stunde Weges zur Kirche gingen – zu Fuß, bei jedem Wetter.
Bevor man ein solches Verhalten, das sicher in früheren Zeiten häufiger vorkam als heute, als leuchtendes Vorbild darstellt, müsste man aber auch die Motivation kennen:
Ging man bei Wind und Wetter zu Fuß zur Kirche, weil
- unbedingt das Sakrament der Eucharistie emfpfangen wollte
- wirklich aus freier Entscheidung einen Gottesdienst besuchen wollte
- seine Beziehung zu Gott dort vertiefen wollte
oder weil ...
- es sich auf dem Dorf so gehörte, dass alle in die Kirche kamen und man sonst Außenseiter war
- man sich davon vielleicht gesellschaftliche oder berufliche Vorteile versprach -
- es so Brauch war
- man im Anschluss an die Messe (oder während der Predigt) die Kumpel in der Wirtschaft traf
- der Pfarrer z.B. im Religionsunterricht Druck machte und schlechte Noten verteilte, wenn man nicht da war...
oder weil ...
- man lediglich - ohne innere Überzeugung - die "Sonntagspflicht" erfüllte
- man Angst vor der Strafe Gottes hatte, wenn man nicht in die Kirche ging ...
Ich würde hier mal die steile These aufstellen, dass ein Großteil der Gottesdienstbesucher früherer Zeiten nicht frömmer waren als die Menschen heute, sondern lediglich aus Pflichtgefühl und Gewohnheit hingingen ...
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)