philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:02
Wo genau würde man die Häresie sehen?
Sollen die Häresie-Erschnüffler das erklären, ich habe dazu echt keine Lust.
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
Ohne die Verantwortung von den Tradis zu weisen, ist es aber so, dass die Verbissenheit eine logische Folge des Ausgeschlossen-Seins, des Überrumpelt-Fühlens, ist.
Nein, sehe ich nicht (mehr) so. Es geht schon ein bisschen in die Richtung der Hähne-Ei-Frage.
Aber ja, es stimmt schon, wenn man unter Druck gerät, kann es eben eine Strategie sein, sich noch mehr einzuigeln. Aber es ist eben nur ein (!) Lösungsansatz, aber nicht einmal der einzig wahre, wie dir aber viele Tradis weismachen wollen würden. Es ist aber eine sehr billige Methode zu sagen: "Ich stehe unter Beschuss, ich kann mich nur einigeln, eine andere Option gibt es nicht". Man gibt so jegliche Verantwortung für das eigene Handeln ab, der "Feind" ist eben immer schuld. So ein Argumentationsmuster konntest du hier paar Posts früher auch lesen. So eine Diktion vernehme ich seit Jahren von den Moslems (speziell die terroristische Variante), den sog. Afroamerikanern oder von Feministinnen und vom LGTBQblablaBlödsinn.
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
[...] "Nazi-Katholiken" [...] "Identitären-Katholiken" [...] (Ergänzung: mit identitär-Katholiken meine ich fiktive Katholiken die der Identitären Bewegung nahe stünden)
Oje, was sind denn "Nazi-Katholiken"?
Verstehst du darunter "Katholiken", die dem NS-Gedankengut nahe stehen? Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, sind "Nazi-Katholiken" und "Identitären-Katholiken" etwa im gleichen Spektrum (wobei ich die politische Identitäre Bewegung nicht als nationalistisch, dergleichen oder schlimmeres einordne), dann wäre dass gegenteilige Spektrum bei den "Modernisten-Katholiken" zu finden. Ich würde sagen, ein gesunder Mittelweg wäre zwischen diesen zwei Spektren zu finden.
Was ich aber mit "Identitären" meinte, sind Katholiken, die ein positives und selbstbewusstes Verständnis von Katholizität haben und eben bestimmen können, "das ist katholisch, das aber nicht mehr". Ein gesundes Selbstwertgefühl eben. Das muss sich aber dann nicht gleichzeitig darin äußern "das andere, nicht-katholische" als schlecht oder minderwertig abzustempeln. Ich hoffe, du kannst mir soweit folgen?
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
Zum zweiten ist es so, dass der Mittelweg nicht immer der richtige ist.
Das ist richtig. Es gibt Sachlagen, da muss man konsequent eingleisig fahren. Es ist eine Sache der Weisheit, diese Sachlagen zu erkennen und richtig zu erkennen.
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
Weniger drastisch ist wohl derzeit die Lage, aber auch hier gilt, nur weil der Mainstream unter den Verantwortlichen extrem liberal ist, heißt das noch lange nicht dass man sich irgendwie nähern müsste...
Nein, natürlich nicht. Empfehle ich auch nicht, aber nicht alles ist eben gleich schlecht, wenn es "neu" ist. Nennen wir es "Unterscheidung der Geister", auch wenn diese Begrifflichkeit von Seiten der Modernisten regelrecht pervertiert wurde.
Trisagion hat dir ja immer wieder gute Hinweise darauf gegeben, dass DU freie und willentliche Entscheidungen triffst. Dein Verstand ordnet für dich, aber dein Wille entscheidet. Du musst dann eben gucken, was für dich funktioniert. Es müssen andere aber dem nicht unbedingt zustimmen.
Du hast ja mittlerweile sicherlich gemerkt, dass die katholische Kirche recht "bunt" ist. Allein schon dieses Forum hier, wenn auch deutlich dem "konservativen" Spektrum zuzuordnen, vielfältig ist. Du findest hier Meinungen, die von einem moderaten Neo-Konservatismus bis zum Sedisvakantismus reichen. Was für dich am "besten" und "vernünftigsten" ist, liegt eben an dir.
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
In der Haltung des Herzens muss man sicherlich immer jedem Menschen gegenüber offen sein und das Gemeinsame suchen, aber wenn es um die Sache geht zählt am meisten, was man für wahr hält. Ratzinger hat "sein Ding" gemacht, war aber Medien, Pius-Brüdern, Liberalen Katholiken stets diplomatisch freundich gesinnt.
Ja. Es ist nun mal so, dass wir nicht auf einer katholischen Insel der Seligen leben. Selbst da würden wir uns die Köpfe darüber einschlagen, was "korrekt" katholisch ist.
Wir leben in einem Spannungsfeld: Zwischen dem ich, wir, der eigenen Identität, der eigenen Wahrheit und eben "denen da draußen". Wie ich bereits weiter oben schrieb, wächst die Welt immer enger zusammen, egoistische Lösungsansätze ohne Berücksichtigung anderer (Interessen-)Gruppen funktionieren nicht mehr, am Ende fallen Probleme allen auf die Füße. Die kath. Kirche hat auf dieses Problem reagiert und mit dem 2. Vaticanum versucht, einen gesunden Mittelweg zu fahren. Ob gelungen oder nicht, darüber streiten sich die Geister. Die "Tradis" war/ist das alles zu viel, Verrat am Glauben, man hätte sich ja noch mehr konsequenter von der Welt angrenzen sollen. Den Modernisten war/ist es zu wenig, die würden noch weiter gehen und alles katholische für eine "friedliche und gerechte" Welt opfern.
Ratzinger war/ist eben ein Protagonist des 2. Vaticanums, von den "Tradis" als Häretiker verschrien, von den Modernisten als hartherziger Reaktionist. Besonders als (hohe) Amtsperson war Ratzinger immer in diesem Spannungsfeld, er musste Entscheidungen treffen, welche weitreichende Konsequenzen haben. Er trug auch viel (weltweite) Verantwortung und es ist nun mal so: Man kann es nicht allen recht machen!
Was stellen sich die Konservativen vor? Dass er von früh bis abends nur betet und echte katholische Katechese hält? Dass er nur "Innenpolitk" macht und "Außenpolitik" vollkommen ignoriert?
Bei Papst Franziskus ist es gefühlt so, dass ihn nur "Außenpolitik" interessiert. Man muss es eben ertragen können, dass er einen anderen (kirchenpolitischen) Schwerpunkt hat. Hierbei muss man sich aber die Frage gefallen lassen, ob sich der Samen des eignen Glaubens überhaupt geöffnet hat, wenn man daran schon verzweifelt, dass der Papst nicht den Fokus auf seine Herde hat.
philipp hat geschrieben: ↑Dienstag 16. März 2021, 18:35
Aber ja, was die Verbittertheit betrifft durfte auch ich in meiner Tradi-Gemeinde schon manche Persönlichkeiten kennenlernen mit denen ich ehrliches Mitleid hatte über den Ärger den sie mit sich rumschleppen.
Es ist auffällig, das Leute aus dieser "Szene" oft eine Ausstrahlung der ewigen Besorgnis haben, als würde jede Sekunde ein Dieb um die Ecke kommen und ihnen was wegnehmen wollen. Wie gesagt ist das kein genuin katholisches Phänomen, so etwas zieht sich durch alle Konfessionen. Bei manchen eskaliert es so weit, dass "Gemeinschaften" wie der IS entstehen: man fängt an anderen etwas wegzunehmen.