heiliger_raphael hat geschrieben:Möchte aber dennoch eine Frage hier zur Diskussion stellen:
meinem Verständnis nach einer Kirche in Einheit und einer Frömmigkeit in Fülle bedeutet Kirche auch immer als überzeitlich zu betrachten und nicht als etwas, das sich zwangsläufig zeitlich-geschichtlichen Entwicklungen unterwirft. Kirche, wie ich sie verstehe, sollte Veränderung und Erhalt immer auf Gott hin betrachten und in diesem Sinne sich vernünftig wandeln (was eben auch beinhaltet, sich nicht zu wandeln, wenn es nicht vernünftig ist).
Für die Möglichkeiten der Frömmigkeit halte ich daher für sinnvoll, wenn verschiedene Zeichen der Demut ermöglicht werden. D.h. die Kirche soll dem Gläubigen jedwede Möglichkeit bieten,auch erlernte und jahrelang gepflegte Frömmigkeit und Gesten zu praktizieren.
Diese Frage der "Stimmigkeit" würde ich allerdings nicht an "der Kirche", sondern an der inneren Haltung des Einzelnen festmachen.
Mich überzeugt hier der Ansatz von Romano Guardini (in "
Von Heiligen Zeichen"), der grundsätzlich bei der Stimmigkeit der äußeren Gesten mit der zugrundeliegenden Herzenshaltung ansetzt. Zeitbedingt wäre hier also nicht "die Kirche", sondern die Art, wie der Einzelne seine Herzenshaltung ausdrückt.
Für mich selber ist der passendste Ausdruck z.B. das Knien vor Gott mit einem Gebetsbänkchen. - geht aber nicht, denn normalerweise gibt es keine Gebetsbänkchen in den Kirchen. (allenfalls beim Nightfever, in Jugendkirchen oder bei Exerzitien ...)
Also muss ich einen Kompromiss eingehen, also das tun, was dem am nächsten kommt. Bei einer konkreten Pfarrgemeinde würde man idealerweise gucken, wie die Summe der Einzelnen (mit ihrer jeweiligen, zeitbedingten Prägung !) dann ihre Haltung vor Gott ausdrücken möchten oder würden. Erst auf diesem Wege gelangt man dahin, wie "die Kirche" damit umgehen sollte. Also auch hier mehr "bottom up" als "top down".
Problematisch ist es natürlich, wenn irgendwelche Gremien oder "Sachverständige" hier in einem erzieherischen Sinne irgendwelche Dinge durchdrücken wollen.
Aber gut: da ist man als "kleiner Gläubiger" dann notfalls wieder bei den Kompromissen: Es ist ja überhaupt kein Problem, auch auf dem Fußboden zu knien. Das ist dem unmittelbaren Knien vor Gott ohnehin noch deutlich näher als eine edel-gepolsterte Kniebank ...
... Tatsächlich halte ich das im Zweifel so.