Reinhard hat geschrieben:Raphael hat geschrieben:Mein Wissen beziehe ich aus Vorträgen der Lebensrechtsbewegung, die u.a. von Gynäkologen gehalten worden sind!
Auf die Schnelle habe ich darüber hinaus folgende Info aus dem Internet gefunden:
(
Quelle)
Nun ja, was soll man dazu sagen ...?
Hoffen wir, dass die Lebensrechler sich nicht von ihrem Eifer haben verleiten lassen, über das Ziel hinaus schießen. Vielleicht kannten sie auch einfach den aktuellen Forschungsstand vom Oktober 2012 noch nicht.
(Und den Praxis-Auftritt eines x-beliebigen Gynäkologen im Netz als Widerlegung des aktuellen Forschungsstandes heran zu ziehen erscheint mir natürlich seeeehr mutig. (falls Du das ernst gemeint haben solltest !) )
Warum sollte ich das nicht ernst gemeint haben?
Glaubst Du etwa, mir geht's bei dem Thema ums Scherzen?
Zunächst einmal darfst Du davon ausgehen, daß die medizinischen Fachleute der Lebensrechtsbewegung selbstkritisch genug sind, um bei neuen Erkenntnissen auch eigene mögliche Irrtümer nicht
a priori auszuschließen.
Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß häufig derlei "neue Erkenntnisse" interessegeleitete Meinungsbekundungen waren, die lediglich den Stand des Wissens darlegten, nicht jedoch DAS Wissen.
Auf folgendes Problem wird sogar in der nun aktuell veröffentlichten Stellungnahme der Fachverbände, die Du oben verlinkt hast, hingewiesen:
Absolute Kontraindikationen: Bestehende Schwangerschaft
Wie und durch wen wird denn nach einer bereits erfolgten Vergewaltigung festgestellt, ob die ja unstreitig mögliche Befruchtung der Eizelle nicht schon stattgefunden hat, bevor die "Pille danach" verabreicht wird? Wenn aber die Befruchtung schon stattgefunden hat, dann besteht schon die Schwangerschaft bei der vergewaltigten Frau und mithin die absolute Kontraindikation für die in Rede stehenden beiden Medikamente.
Meines Wissens wird bislang die "Pille danach" in aller Regel auf bloßen Verdacht hin gegeben; weil man eben weiß, daß das Zeitfenster für die Befruchtung durch die Spermien des Mannes relativ eng ist.
Zum Zweiten ist es für mich als informierten Laien gesicherte Erkenntnis, daß es sich bei der Weitergabe des Lebens um einen höchst komplexen Prozeß handelt. In diesem komplexen Prozeß gibt es nichts, was man auf die einfache Formel "auf A folgt B" reduzieren könnte. Jede Wirkung A hat immer mehrere Folgen (C, D und E usw.), die wiederum selber mehrere Folgen (F, G, H, I und J usw.) nach sich ziehen.
Diesem Novum, welches nun behauptet wird, daß nur und ausschließlich die Ovulation gehemmt werden soll, muß man also höchst skeptisch gegenüber stehen.
Reinhard hat geschrieben:Ja, bisher war ich auch von nidationshemmender Wirkung ausgegangen, aber mir waren keine belastbaren Veröffentlichungen bekannt.
Wenn wir aber wissenschaftlich seriös sein wollen, sollten wir sinnvollerweise
die Original-Arbeit " Gemzell-Danielsson et al. / Contraception xx (2012) xxx–xxx" betrachten, auf die sich die ärztlichen Fachverbände beziehen:
(aus Kap. "7. Effect on endometrial receptivity and embryo implantation")Treatment with LNG (1.5 mg) on day LH −2 did not affect endometrial morphology or any studied markers of receptivity during the midluteal phase at the expected time of endometrial receptivity and implantation [83,84]. The same results were observed with vaginal administration of 1.5 mg LNG or repeat oral doses (0.75 mg×4 po) [85]. Recently, it was shown that postovulatory administration of LNG caused minimal changes in gene expression profiling during the receptive period [86]. Neither the magnitude nor the nature or direction of the changes endorses the hypothesis that LNG interferes with endometrial receptivity.
Lediglich bei einer regelmäßigen Einnahme wird ein aus-dem-Tritt-bringen der Uterusschleimhaut beschrieben.
In dem Fall, und nur in dem Fall wirken diese Präparate also auch nidationshemmend.
Aber davon reden wir hier nicht.
Noch einmal zur Erinnerung: Wir sprechen hier ausdrücklich nur von der Notfallmedikation nach einer Vergewaltigung, also einer
Einmalgabe der "Pille danach".
Dies ist offenbar tatsächlich der aktuelle Wissensstand. - ich sehe keinen Hinweis, dass diese Ergebnisse in irgendeiner Weise zweifelhaft wären.
Moraltheologische Überlegungen orientieren sich zwar schon am aktuellen Wissensstand der jeweiligen naturwissenschaftlichen Disziplinen, aber sie hecheln ihm nicht hinterher, weil die Maßstäbe, die bei ihr zum Tragen kommen, überzeitlicher Natur sind.
Also: Erst einmal mit hoher Akribie prüfen und dann entscheiden!