Moderne Kirchenarchitektur

Allgemein Katholisches.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Es sind nicht nur die Bilder, die oft fehlen oder durch "abstraktes Zeug" ersetzt sind, es geht m.E. viel weiter oder besser gesagt, es fängt schon bei der Planung eines Kirchbaus an.

Eine gotische oder auch barocke Kirche ist meist vom ersten Grundstein bis zum letzten Schlußstein theologisch durchdacht. Viele modernen Kirchen hingegen werden funktional und nach praktischen und oft auch ökonomischen Gesichtspunkten gebaut.
Dann darf man sich nicht wundern, wenn alleine schon dem leeren Raum eine "geistlichen Tiefe" (um es mal so auszudrücken) fehlt.
Selbst wenn man so einen Kirchbau mit den schönsten Bildern, Ikonen, Statuen etc. vollpackt, fehlt der Kirche etwas.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Juergen hat geschrieben:Es sind nicht nur die Bilder, die oft fehlen oder durch "abstraktes Zeug" ersetzt sind, es geht m.E. viel weiter oder besser gesagt, es fängt schon bei der Planung eines Kirchbaus an.

Eine gotische oder auch barocke Kirche ist meist vom ersten Grundstein bis zum letzten Schlußstein theologisch durchdacht. Viele modernen Kirchen hingegen werden funktional und nach praktischen und oft auch ökonomischen Gesichtspunkten gebaut.
Dann darf man sich nicht wundern, wenn alleine schon dem leeren Raum eine "geistlichen Tiefe" (um es mal so auszudrücken) fehlt.
Selbst wenn man so einen Kirchbau mit den schönsten Bildern, Ikonen, Statuen etc. vollpackt, fehlt der Kirche etwas.
So verstehe ich es auch, richtige Kirchen sind steingewordene Liturgie.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ewald Mrnka hat geschrieben:So verstehe ich es auch, richtige Kirchen sind steingewordene Liturgie.
Bild
Gruß Jürgen

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Juergen hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:So verstehe ich es auch, richtige Kirchen sind steingewordene Liturgie.
Bild
Das ist sehr schön, danke.

Eigentlich bist Du auch ein Tradi.

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Eigentlich bist Du auch ein Tradi.
Wenn es um Architektur geht: ja
Wenn es um Kirchenmusik geht: ja
Wenn es um Liturgie geht: da nehme ich's wie's nach aktuellen Normen rechtlich erlaubt und gewollt ist
Wenn es um Theologie geht: da nehme ich's wie's die Kirche aktuell lehrt.
Gruß Jürgen

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Jo
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Beitrag von Jo »

Juergen hat geschrieben:Wenn es um Theologie geht: da nehme ich's wie's die Kirche aktuell lehrt.
Sollte es nicht immer die gleiche Lehre sein?

Gruß, Jo
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Jo hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Wenn es um Theologie geht: da nehme ich's wie's die Kirche aktuell lehrt.
Sollte es nicht immer die gleiche Lehre sein?
Nein.
Gruß Jürgen

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Juergen hat geschrieben:
Ewald Mrnka hat geschrieben:Eigentlich bist Du auch ein Tradi.
Wenn es um Architektur geht: ja
Wenn es um Kirchenmusik geht: ja
Wenn es um Liturgie geht: da nehme ich's wie's nach aktuellen Normen rechtlich erlaubt und gewollt ist
Wenn es um Theologie geht: da nehme ich's wie's die Kirche aktuell lehrt.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vorhin irgendwo im Netz gefunden:

    • Bild

      »Pfingsten«. Ein Bild des österreichischen Künstlers Arnulf Rainer (geb. 1929) aus der Sammlung Frieder Burda
Ich ging zu meiner Tochter Larissa (5) und sprach: »Larissa, kannst du mir ein ganz schönes Bild malen? Ein Bild von Pfingsten?« Sie versprach’s. Eine halbe Stunde später bekam ich dies:

Bild

Ich zeigte ihr dann das Bild jenes Kunstmalers.
»Weißt du, was das ist?«
»Feuerflammen.«
»Und wie findest du das?«
»Blöd.«
»Warum?«
»Einfach blöd
»Das ist von einem Maler, und es stellt Pfingsten dar.«
»Da sind doch gar keine Leute drauf! Keine Maria und keine Apostel! – – – Papa, ich glaube, der kann gar nicht malen. Der denkt nur, er ist ein Maler, aber in Wirklichkeit kann er gar nicht malen.«
[/color]
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Bild
Hat sie von einer Ikone abgemalt? Ich erkenne unten in der Mitte "ho Kosmos". Darauf kommt man nicht, wenn man die klassische Pfingstikone nicht kennt. :)

ЗЫ: Ich meine, gut, die Farben in dem Bild des Künstlers harmonieren nicht eben schlecht, wobei zum Thema "Pfingsten" und "Flammen" die unprofessionell nach unten gelaufenen Farbschlieren, sowie die Schwarztöne nicht passen. Ansonsten zeichnet sich Larissa eben dadurch aus, daß sie noch kein abstraktes Denken entwickelt hat. Vielleicht in 6-8 Jahren... oder gar nicht. :mrgreen:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Abgemalt hat sie nicht, ich habe auch nichts weiter gesagt, als oben steht – aber dies Jahr vor Pfingsten haben wir uns in der Tat einige der klassischen Pfingst-Ikonen angeschaut, das ist wahr. Woran man sieht, welche Wirkung die Ikonographie hat. :)
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Bruharhar... Bild "irgendwo im Netz", ich kam auch gerade drauf.. immerhin weiß ich jetzt, daß hier die "revolutionär-dynamische Lebensglut", das "sprühende Liebesfeuer" usw. usf. dargestellt ist, welche(s) zu Pfingsten über die "Jüngerinnen und Jünger" herfiel.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Abgemalt hat sie nicht, ich habe auch nichts weiter gesagt, als oben steht – aber dies Jahr vor Pfingsten haben wir uns in der Tat einige der klassischen Pfingst-Ikonen angeschaut, das ist wahr. Woran man sieht, welche Wirkung die Ikonographie hat. :)
Erstaunlich. Vor allem das mit dem Kosmos.

Bild
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
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(D. Bonhoeffer)

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Vorhin irgendwo im Netz gefunden:

    • Bild

      »Pfingsten«. Ein Bild des österreichischen Künstlers Arnulf Rainer (geb. 1929) aus der Sammlung Frieder Burda
Ich ging zu meiner Tochter Larissa (5) und sprach: »Larissa, kannst du mir ein ganz schönes Bild malen? Ein Bild von Pfingsten?« Sie versprach’s. Eine halbe Stunde später bekam ich dies:

Bild

Ich zeigte ihr dann das Bild jenes Kunstmalers.
»Weißt du, was das ist?«
»Feuerflammen.«
»Und wie findest du das?«
»Blöd.«
»Warum?«
»Einfach blöd
»Das ist von einem Maler, und es stellt Pfingsten dar.«
»Da sind doch gar keine Leute drauf! Keine Maria und keine Apostel! – – – Papa, ich glaube, der kann gar nicht malen. Der denkt nur, er ist ein Maler, aber in Wirklichkeit kann er gar nicht malen.«
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Das Bild des "Künstlers" Arnulf Rainer erinnert mich an das Märchen von des Kaisers neue Kleider. Larissa ist klug. Sie kann sehen und sie kann schlußfolgern.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nietenolaf hat geschrieben:Bruharhar... :mrgreen: "irgendwo im Netz", ich kam auch gerade drauf.. immerhin weiß ich jetzt, daß hier die "revolutionär-dynamische Lebensglut", das "sprühende Liebesfeuer" usw. usf. dargestellt ist, welche(s) zu Pfingsten über die "Jüngerinnen und Jünger" herfiel.
Dann kann ich ja auch gestehen, daß ich obigen Beitrag auch »in einem andern Forum« ;D gebracht habe. Die Reaktion dessen, der dort ursprünglich das Bild von Arnulf Rainer eingestellt hatte, erschüttert mich offen gesagt ein wenig. Sie ist auf ihre Art jedoch auch erhellend, so daß ich sie euch nicht vorenthalten will:
Uli Heuel hat geschrieben:Wenn ich das, was Robert da schreibt, lese, denk ich mir: Ok, ok, schafft die ganze moderne Kunst ab, incl. z. B. Picasso pipapo, lasst uns bei der (weiß-)russischen Ikonenmalerei stehenbleiben, da sieht man noch Menschen (ähemm, naturgetreue Menschen??) ...

Verdammt nochmal, wohin entwickelt sich dieses Forum eigentlich ?? - das ist doch Stammtisch hoch drei (incl. der arroganten Bemerkung: "jenes Kunstmalers"), das läuft hinaus auf Gelsenkirchener Barock hoch drei, was Robert da abliefert - ok, ich kann auch von Affen was malen lassen, was nach "moderner Kunst" aussieht, aber ich denke doch, dass "moderne" Maler, ob Arnulf Rainer oder Pablo Picasso, ihr Handwerk tatsächlich beherrschen und auch, wenn´s drauf ankäme, "perfekt naturalistisch" malen könnten (sie können bzw. konnten es in der Tat, haben es studiert, im Unterschied zu einem Kind, das "Geklecksel" malt!), das sind keine dahergelaufenen Klecksel-Leute!

Und ein kleines Kind nach der Qualität von Malerei (welcher immer) zu befragen - na ja, na ja. In solchem Fall geht´s nur um die Bestätigung eigener Vorurteile. Zack, aus und Schluss meinerseits, ich möchte das Thema nicht vertiefen, sondern es - Gott sei Dank - bei dem belassen können, was z. B. Peter und Biggi zum Bild geschrieben haben. Wenn Robert geschrieben hätte: "Ich kann nichts damit anfangen!" - absolut kein Problem! Aber dieser arrogante Ton im Sinne von: "Das Bild jenes Kunstmalers ist, weil ich es aus meiner allwissenden Sicht incl. der klaren Sicht meines Kindes beurteilen kann, objektiv Scheiße!" Nee danke ...

Abgesehen davon: Wenn ein "moderner" Maler sich mit religiösen Themen beschäftigt, ist das nicht an sich schon anerkennenswert?
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Das Flammenbild ist übrigens häretisch, denn jemand schrieb an gleicher Stelle:
Gerade eben weil für mein Empfinden deutlich wird, dass es der Gekreuzigte und Auferstandene ist, von dem der Geist - der Lebensspender - ausgeht.

kalinka
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Beitrag von kalinka »

servus ewald,
Ewald Mrnka hat geschrieben:
kalinka hat geschrieben:servus ewald,
Ewald Mrnka hat geschrieben:Den modernistischen Katholizismus erkennt man auch an seiner entarteten "Kunst".
bitte, kannst du ein kleines bißchen auf deine diktion aufpassen. ich denke, es ist wirklich nicht nötig, daß du dich nationalsozialistischer begriffe bedienst, um deine meinung auszudrücken.

danke!

liebe grüße,
kalinka
Der Begriff "Entartete Kunst" stammt von einem ungarisch-jüdischen Kunsthistoriker, der um die Jahrhundertwende arbeitete. Mir ist sein Name leider entfallen.Daß die Nationalsozialisten den sehr genauen und treffenden Begriff aufgenommen haben, macht ihn deshalb noch nicht nicht falsch. Ich lasse mir übrigens meine semantischen Felder nicht von Nationalsozialisten besetzen. Ich esse auch mit Messer & Gabel und gehe aufrecht, obwohl das die "Nazis" auch gemacht haben.

Paß Du mal auf, bevor Du herummoralisierst.
ich habe nun einmal moral - was soll ich tun? ;-)

sprache ist nun einmal etwas lebendiges und viele begriffe, die wir heute verwenden, hatten ursprünglich eine andere bedeutung, als die, mit der sie heute belegt sind.
begriffe verlieren außerdem ihren kommunikativen charakter, bzw. führt es zu mißverständnissen, wenn ein einzelner mensch sie anders verwendet, als der rest der gesellschaft.
und wir leben nun einmal in einer gesellschaft, in der "entartete kunst" als nationalsozialistischer begriff verstanden wird.

insofern neutralisiert dein hinweis auf den ursprung des begriffs "entartete kunst" nicht die schrecklichkeit, die diesem begriff anhaftet. (für diesen ursprung hätte ich übrigens gerne eine quellenangabe. danke.)

darum nochmals meine bitte an dich - für all jene menschen, die unter dem nationalsozialismus gelitten haben - bitte verzichte auf solche begrifflichkeiten. ich denke, die sprache hat genug andere begriffe, mit deinen du deine meinung ausdrücken kannst. danke.

liebe grüße,
kalinka

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Darf ich mal alle Schranken der Anmaßung sprengen?
Als Jude erlaube ich ganz offiziell den Gebrauch der Wendung "entartete Kunst" auf diesem Forum. Auch das Wort "Vaterland" sei gestattet.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
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kalinka
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Beitrag von kalinka »

servus amandus,
Amandus hat geschrieben:Der Anordnung der Bänke um den Altar kann ich nicht viel abgewinnen. Dies ist seit meiner ersten Gemeinde in Berlin (St. Dominikus, vulgo: St. Melitta) so, und damals war ich kirchlich noch völlig ungeprägt. Mir fehlt da eine einheitliche »Gebetsachse«.
hm? was sind die vorteile einer einheitlichen "gebetsachse"? ist so eine einheitliche "gebetsachse" liturgisch irgendwie vorgeschrieben? oder hat sie liturgische vorteile?
Amandus hat geschrieben:Stattdessen wird das Geschehen am Altar völlig entblößt dargeboten, daß man meint zu sehen und doch am Äußerlichen hängenbleibt. Meiner Ansicht nach wäre weniger hier mehr.
das versteh ich nicht, was du mit "an äußerlichkeiten hängenbleiben" meinst. kannst du das bitte erklären?
Amandus hat geschrieben:Hinzu kommt, daß ich nicht unbedingt über den Altar hinweg die gegenübersitzenden Gemeindemitglieder im Blick haben muß.
darf ich dich fragen warum es dich stört, die anderen gemeindemitglieder "im blick zu haben"?

liebe grüße,
kalinka

kalinka
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Beitrag von kalinka »

servus alexander,
Alexander hat geschrieben:Darf ich mal alle Schranken der Anmaßung sprengen?
Als Jude erlaube ich ganz offiziell den Gebrauch der Wendung "entartete Kunst" auf diesem Forum. Auch das Wort "Vaterland" sei gestattet.
deine "erlaubnis" ist in der tat eine anmaßung, da du nicht der sprecher aller von den nationalsozialisten verfolgten (nicht nur juden litten unter den nazis) bist. die verletzung, die andere menschen bei der achtlosen verwendung von nationalsozialistischen begrifflichkeiten verspüren, kannst du nicht für diese menschen entschuldigen, insofern kannst du den gebrauch nationalsozialistischen begrifflichkeiten auch nicht im namen der verfolgten erlauben. ich bitte, im sinne der christlichen nächstenliebe, auf diese menschen rücksicht zu nehmen. danke!

liebe grüße,
kalinka

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

kalinka hat geschrieben:servus alexander,
Alexander hat geschrieben:Darf ich mal alle Schranken der Anmaßung sprengen?
Als Jude erlaube ich ganz offiziell den Gebrauch der Wendung "entartete Kunst" auf diesem Forum. Auch das Wort "Vaterland" sei gestattet.
deine "erlaubnis" ist in der tat eine anmaßung, da du nicht der sprecher aller von den nationalsozialisten verfolgten (nicht nur juden litten unter den nazis) bist. die verletzung, die andere menschen bei der achtlosen verwendung von nationalsozialistischen begrifflichkeiten verspüren, kannst du nicht für diese menschen entschuldigen, insofern kannst du den gebrauch nationalsozialistischen begrifflichkeiten auch nicht im namen der verfolgten erlauben. ich bitte, im sinne der christlichen nächstenliebe, auf diese menschen rücksicht zu nehmen. danke!

liebe grüße,
kalinka
Noch anmaßender ist es von Dir, Begriffe zu verbieten, kalinka. Du hast weniger Recht drauf, als ich auf diese Erlaubnis.
Ich lasse die deutsche Sprache nicht aus unsinnigen Gründen schinden.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
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Gott, sei gnädig und hilf.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Arnulf Rainer hat geschrieben:Bild
Vielleicht hatte Rainer ja doch Vorbilder in der Ikonographie, was ich eigentlich fast schon naheliegender finde als die Interpretation mit den Pfingstflammen:
Bild
Ikone "Das Jüngste Gericht"
Prophet Daniel (7:9-12) hat geschrieben:Solches sah ich, bis daß Stühle gesetzt wurden; und der Alte setzte sich. Des Kleid war schneeweiß, und das Haar auf seinem Haupt wie reine Wolle; sein Stuhl war eitel Feuerflammen, und dessen Räder brannten mit Feuer. Und von ihm her ging ein langer feuriger Strahl. Tausend mal tausend dienten ihm, und zehntausend mal zehntausend standen vor ihm. Das Gericht ward gehalten, und die Bücher wurden aufgetan. Ich sah zu um der großen Reden willen, so das Horn redete; ich sah zu bis das Tier getötet ward und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen ward und der anderen Tiere Gewalt auch aus war; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lange ein jegliches währen sollte.

kalinka
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Beitrag von kalinka »

dorogoi alexander,
Alexander hat geschrieben:
kalinka hat geschrieben:servus alexander,
Alexander hat geschrieben:Darf ich mal alle Schranken der Anmaßung sprengen?
Als Jude erlaube ich ganz offiziell den Gebrauch der Wendung "entartete Kunst" auf diesem Forum. Auch das Wort "Vaterland" sei gestattet.
deine "erlaubnis" ist in der tat eine anmaßung, da du nicht der sprecher aller von den nationalsozialisten verfolgten (nicht nur juden litten unter den nazis) bist. die verletzung, die andere menschen bei der achtlosen verwendung von nationalsozialistischen begrifflichkeiten verspüren, kannst du nicht für diese menschen entschuldigen, insofern kannst du den gebrauch nationalsozialistischen begrifflichkeiten auch nicht im namen der verfolgten erlauben. ich bitte, im sinne der christlichen nächstenliebe, auf diese menschen rücksicht zu nehmen. danke!

liebe grüße,
kalinka
Noch anmaßender ist es von Dir, Begriffe zu verbieten, kalinka. Du hast weniger Recht drauf, als ich auf diese Erlaubnis.
Ich lasse die deutsche Sprache nicht aus unsinnigen Gründen schinden.
a; den unterschied zwischen "verbieten" und der bitte um rücksichtnahme kennst du aber schon, oder? ;-)
b; woher willst du wissen, worauf ich rechte habe?
c; muß man teil der verletzten sein, um um rücksichtnahme für diese verletzten zu bitten? (was sagt das röm.kath. lehramt zu dieser frage?)

liebe grüße,
kalinka

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Der Begriff "entartete Kunst" ist derart treffend und bezeichnend, daß man auf ihn einfach nicht verzichten kann, wenn es darum geht, eine Tendenz in der Kunst zu charakterisieren, die seit gut hundert Jahren das Schöne und Harmonische aus den Künsten vebannt hat und der eine bislang erfolgreiche Umwertung der Werte gelungen ist. Es ist ein Unding, sich den Gebrauch eines präzisen Begriffs verbieten zu lassen, nur weil er auch von Nationalsozialisten verwendet worden war. Das erinnert an "1984".

Vorschlag an kalinka: Wenn Du was von mir siehst, dann lies es einfach nicht. Ignoriere meine Beiträge. Dann brauchst Du dich nicht so nölig herumzupädagogisieren.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Nietenolaf hat geschrieben:Das Flammenbild ist übrigens häretisch, denn jemand schrieb an gleicher Stelle:
Gerade eben weil für mein Empfinden deutlich wird, dass es der Gekreuzigte und Auferstandene ist, von dem der Geist - der Lebensspender - ausgeht.
Damit meinst Du das "Filioque"?

Aber ein solches Geschmiere ist an sich schon eine Form von Blasphemie.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ewald Mrnka hat geschrieben:Damit meinst Du das "Filioque"?
Ewald, natürlich war das nur im Scherz gesagt, aber die Bemerkung, die ich zitierte, ist ja nicht einmal mehr ein filioque, sondern ein simples ex filio, wenn man das so sagen darf ...

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Ioreth
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Beitrag von Ioreth »

Alexander hat geschrieben:
Ioreth hat geschrieben: das trifft wohl für die meisten dieser kirchen zu
:D :ikb_jump: :ikb_laughing:

Also, die Photos, die ich vor der Belgrader Sawakirche gepostet hab, zeigen nach orthodoxen Verhältnissen ausgesprochen modernistische Bauten. :ja:

Was die Ikonen anbetrifft: es gibt einfach keine, die der Gattung der Moderne oder Postmoderne zuzuordnen sind. Die Ikonen dienen nämlich nicht der Selbstdarstellung des Künstlers.
heute gelesen in einem artikel eines pfarrers über eine moderne kirche:

"Jede Zeit hat das Recht in Anspruch genommen, ihre Kirchen zu bauen. Immer wenn dies originär beherzigt wurde, war es ein Ausdruck an Glaubensstärke. Immer, wenn in der Kirchenbaugeschichte die sogenannten Neo-Phasen anbrachen, offenbarte sich eine Glaubensschwäche. Es herrschte eine retrospektiv-idealisierende Sichtweise vor, die den Gegenwartsblick scheute und es tunlichst vermieden hat, den Impulsen des Jetzt zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Träumerei hat sich nie ausbezahlt. Herauskamen Plagiate zweifelhafter Qualität. Von weitem sah man ihnen den Makel der Duplizität und die fehlende Originalität an."

nun, den von alexander so zahlreich geposteten beispielen zeitgenössischer orthodoxer kirchenbauten möchte ich nicht unterstellen "Glaubenschwäche" zu offenbaren... das zu beurteilen steht mir nicht zu und soll auch nicht hier thema werden.
aber trotzdem möchte ich diesen oben zitierten satz mal zur diskussion stellen... bitte sachlich und emotionslos...*g*...

kann es sein, dass angst vor diskutierbarkeit im kirchenbau eine grosse rolle spielt...

kann es sein, dass lieber auf schon bewährtes zurückgegriffen wird um zu vermeiden anzuecken oder leute zu verprellen...

kann es sein, dass schon ein gewisses bedürfnis nach "nichtmitdenkenmüssen" und "anderhandgenommensein" viel einfluss nicht nur auf architektur sondern auch auf religiöse kunst im allgemeinen nimmt...

??

gruss

Ioreth

ps. gibts hier irgendwo einen thread über religiösen kitsch... *g* ??
wenn alle stricke reissen häng ich mich auf.

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Ioreth hat geschrieben:
Alexander hat geschrieben:
Ioreth hat geschrieben: das trifft wohl für die meisten dieser kirchen zu
:D :ikb_jump: :ikb_laughing:

Also, die Photos, die ich vor der Belgrader Sawakirche gepostet hab, zeigen nach orthodoxen Verhältnissen ausgesprochen modernistische Bauten. :ja:

Was die Ikonen anbetrifft: es gibt einfach keine, die der Gattung der Moderne oder Postmoderne zuzuordnen sind. Die Ikonen dienen nämlich nicht der Selbstdarstellung des Künstlers.
heute gelesen in einem artikel eines pfarrers über eine moderne kirche:

"Jede Zeit hat das Recht in Anspruch genommen, ihre Kirchen zu bauen. Immer wenn dies originär beherzigt wurde, war es ein Ausdruck an Glaubensstärke. Immer, wenn in der Kirchenbaugeschichte die sogenannten Neo-Phasen anbrachen, offenbarte sich eine Glaubensschwäche. Es herrschte eine retrospektiv-idealisierende Sichtweise vor, die den Gegenwartsblick scheute und es tunlichst vermieden hat, den Impulsen des Jetzt zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Träumerei hat sich nie ausbezahlt. Herauskamen Plagiate zweifelhafter Qualität. Von weitem sah man ihnen den Makel der Duplizität und die fehlende Originalität an."

nun, den von alexander so zahlreich geposteten beispielen zeitgenössischer orthodoxer kirchenbauten möchte ich nicht unterstellen "Glaubenschwäche" zu offenbaren... das zu beurteilen steht mir nicht zu und soll auch nicht hier thema werden.
aber trotzdem möchte ich diesen oben zitierten satz mal zur diskussion stellen... bitte sachlich und emotionslos...*g*...

kann es sein, dass angst vor diskutierbarkeit im kirchenbau eine grosse rolle spielt...

kann es sein, dass lieber auf schon bewährtes zurückgegriffen wird um zu vermeiden anzuecken oder leute zu verprellen...

kann es sein, dass schon ein gewisses bedürfnis nach "nichtmitdenkenmüssen" und "anderhandgenommensein" viel einfluss nicht nur auf architektur sondern auch auf religiöse kunst im allgemeinen nimmt...

??

gruss

Ioreth

ps. gibts hier irgendwo einen thread über religiösen kitsch... *g* ??
Ich sehe es so: Die Liturgie schafft sich ihren Raum. Wenn die Liturgie beliebig-amorph wird, dann hat das entsprechende Auswirkungen auf den Sakralbau. Das läßt sich nachweisen.

Ikonen erheben nicht den Anspruch "Kunst" zu sein, sondern sie sind eigenständige, heilige Kultgegenstände, denen Verehrung gebührt. Sie können mithin kein Gegenstand von "Kunstkritik" sein.

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Ioreth
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Beitrag von Ioreth »

ok... dann weise mal bitte nach...

bin gespannt!!

gruss

Ioreth
wenn alle stricke reissen häng ich mich auf.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Ikonenmaler sind keine Künstler im üblichen Sinne. Sie haben sich an den Ikonenkanon zu halten. Sie haben einen fast priesterlichen Beruf und genießen gar bestimmte Privilegien in der Kirche, wie ich schon erwähnt hab.
Sogar in modernsten orthodoxen Kirchenbauten sind immernoch "alte" Ikonen.
Die Ikone ist ein Thema für sich, über das man dicke Bücher schreiben kann. Sie hat eine sehr wichtige Rolle in der orthodoxen Theologie. Ihre Malweise ist Frucht von Askese und Gebet. Ikonen zeigen transfigurierte Schöpfung im Ewigen Licht. Irdische Kunstmethoden sind auf sie nicht anwendbar.
Zuletzt geändert von Alexander am Donnerstag 8. September 2005, 19:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Übrigens, Ikonen sind so ziemliche moderne Kunst. Die Heiligen auf ihnen sehen so aus, wie "reale" Menschen.
Ausnahmen sind später westlicher Einfluß und sind eher barocke Gemälde, als Ikonen.
Ikonen kann man nicht einfach so malen. Sie sind ein Teil der hl. Überlieferung, man lernt es von einem Meister und gibt es an die Schüler weiter.
Nur so kann gewährleistet werden, daß Erfahung der Heiligkeit vererbt und weitergelebt, und keine "freie Kunst" betrieben wird.
Ikonenmaler müssen auch eine recht strenge Lebensweise führen. Ich kenne nur einen Meister. Und er lebt strenge, kann ich Euch sagen.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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Ioreth
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Registriert: Donnerstag 30. Dezember 2004, 15:12

Beitrag von Ioreth »

vielen dank für die infos über die ikonen!
(bin mir nur nicht sicher, ob die reale darstellung der heiligen ein kriterium für moderne kunst ist... )

trotzdem... thema des threads:

moderne kirchenarchitektur

:mrgreen:

I.
wenn alle stricke reissen häng ich mich auf.

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