Die überzeugten Medjugorje-Anhänger mögen es mir bitte nicht verübeln, wenn ich (nach längerer Zeit erstmals wieder im Kreuzgang) kritisch zu Medjugorje Stellung nehme. Ich halte fest, dass ich aufgrund der Zeugnisse der Untersuchungen, insbesondere der medizinischen Gutachten, von einer nichtnatürlichen Ursache zumindest bei einem Teil der Geschehnisse von Medjugorje ausgehe. Nun nähere ich mich dem Thema der "Prüfung von Medjugorje" mal von einer anderen Seite, die in diesem Thread bislang noch weitgehend unerwähnt blieb, die aber bei der Prüfung von Privatoffenbarungen durchaus eine Bedeutung hat: Da Gott die Wahrheit ist und niemals lügt, müssen Botschaften vom Himmel stets wahr sein, auch wenn sie von Zukünftigem sprechen.
Echte Prophezeiungen bewahrheiten sich immer, und daher ist die Wahrheit solcher Ankündigungen ein möglicher Prüfstein für die Echtheit der Botschaften. Einige der "kleinen Prophezeiungen" in den Boschaften der "Gospa" sind nicht gut nachprüfbar oder für eine relevante Bestätigung zu "kleinräumig", beispielsweise:
Botschaft vom 29.07.1981: Sie befragen die Jungfrau Maria wegen einer Kranken. "Sie wird gesund. Sie soll fest glauben."
Botschaft vom 17.09.1981: Wegen eines Kranken: "Er wird bald sterben."
Botschaft vom 21.10.1981: "Wird Pater Jozo verurteilt?" "Das Urteil wird heute abend nicht verkündigt."
Solche Mini-Prophezeiungen können dazu dienen, Vertrauen in die Echtheit zu geben, aber mit ausreichend Hintergrundwissen kann man solche Aussagen auch ohne Vision und prophetische Gabe machen. Ich nehme an, dass diese Dinge so eintraten wie vorhergesagt, denn sonst wäre bereits ein negatives Urteil erfolgt.
Botschaft vom 12.01.1983
Eine amerikanische Filmmannschaft war gekommen und filmte die Ereignisse von Medjugorje. Pater John Bertolucci war der Berichterstatter. Die Sendung hieß: "Die Ehre Gottes". Wegen der Polizei und des damals herrschenden Drucks machten sie sich Sorgen, ob sie den Film aus dem Land hinausbringen könnten. Sie waren aber entzückt und beruhigt, als Unsere Liebe Frau in ihrer Antwort den Filmtitel benutzte: "Es wird schwierig, aber zur Ehre Gottes wird es geschehen."
Der Film konnte schließlich doch nicht aus dem Land gebracht werden.
Das "doch nicht" im letzten Satz muss ein Tippfehler sein, denn sonst läge hier eine unerfüllte Prophezeiung vor.
Aus der Botschaft vom 18.08.1982, zu der zwischen einer Katholikin und einem Orthodoxen geplanten Hochzeit:
"In Gottes und meinen Augen ist alles gleich. Für euch ist es aber nicht so, denn ihr seid gespalten. Sie sollte diesen Mann besser nicht heiraten, wenn es möglich ist, denn sie und auch ihre Kinder werden leiden. Sie wird ihrem Glaubensweg nur sehr schwer treu bleiben können."
"Sie wird ihrem Glaubensweg nur sehr schwer treu bleiben können" kann eine konditionale Prophezeiung sein, ist aber eher aber Teil der pastoralen Weisung zu verstehen, die interkonfessionelle Ehe möglichst zu meiden. Ob die Ehe dennoch geschlossen wurde und ob in diesem Fall die prophezeiten Probleme auftraten, weiß ich nicht.
Für eine Prüfung von Medjugorje anhand der Prophezeiungen in den veröffentlichten Botschaften gibt es aber auch ein paar "große".
Zwar gibt es Fehlerquellen in den menschlichen Empfängern himmlischer Botschaften und Visionen, und ebenso in der "Weitergabe" der Botschaften, durch die Botschaften verdreht oder entstellt (oder auch dazuerfunden) werden; aber im Fall von Medjugorje sind viele Botschaften gut dokumentiert und hätten, wenn sie nicht in dieser Form von den Sehern empfangen worden wären, wohl schon klaren Widerspruch erfahren. Daher darf man davon ausgehen, dass folgende Botschaften (bzw. genauer: Übersetzungen) inhaltlich im Wesentlichen mit Aussagen übereinstimmen, die die jugendlichen Seher von Medjugorje von der "Gospa" empfangen haben. Hier Prophezeiungen von 1982 an Mirjana betreffend die "zehn Geheimnisse" (die Botschaften sind zu finden z.B. in der Botschaftssuche auf
www.gospa.de):
* Der Menschheit wird ein sichtbares Zeichen gegeben werden, damit sie sich bekehrt. Mirjana wird Augenzeugin sein. Zehn Tage vorher soll Mirjana es einem Priester ihrer Wahl ankündigen. Mirjanas Zeugnis soll die Erscheinungen bestätigen und die Welt zur Bekehrung veranlassen.
* Die Welt wird drei Ankündigungen erhalten, bevor das sichtbare Zeichen kommt. Sie werden in Form von irdischen Ereignissen [gemeint ist wohl: auf der Erde erkennbar, beobachtbar] erfolgen.
* Kurz nach der ersten Ankündigung werden die nächsten erfolgen. So werden die Leute Zeit zur Umkehr haben.
* Nach den Ankündigungen wird das sichtbare Zeichen am Ort der Erscheinungen von Medjugorje auftreten, damit die ganze Welt es sehen kann. Das Zeichen wird als Beweis für die Erscheinungen gegeben und damit die Menschen wieder zum Glauben kommen.
* Dieser Aufschub wird eine Zeit der Gnade und der Umkehr sein. Nach dem sichtbaren Zeichen werden die, die noch leben, etwas Zeit haben, sich zu bekehren. Aus diesem Grund fordert die Gottesmutter uns inständig zur Umkehr und Versöhnung auf.
* Das neunte und zehnte Geheimnis [der zehn Geheimnisse, die den Sehern anvertraut wurden, und die Ereignisse betreffen, die teils nach der Erscheinung des sichtbaren Zeichens kommen] sind ernst. Sie sind eine Strafe für die Sünde der Welt. Diese Strafe ist unumgänglich, weil wir nicht darauf hoffen können, daß die gesamte Welt sich bekehrt. Diese Strafe kann durch Gebet und Buße gemindert, aber nicht gänzlich vermieden werden. Mirjana sagt, daß eines der die Welt bedrohenden Übel, das im siebten Geheimnis verborgene, dank Gebet und Fasten hat verhindert werden können.
* Nach Mirjanas Worten stehen die von der Gottesmutter vorhergesagten Ereignisse kurz bevor. Auf Grund dieses Erlebnisses verkündet Mirjana der Welt: "Bekehrt euch so schnell wie möglich. Öffnet Gott euer Herz."
Spannende Ergänzungen dazu gibt es hier:
http://www.medjugorje.org/wcol6.htm
Dieser Pro-Medjugorje Website zufolge wurde Mirjana und Ivanka von der "Gospa" je ein übernatürliches Schriftstück überreicht, auf dem die zehn Geheimnisse mit Datum und Uhrzeit aufgeschrieben sind - allerdings nur lesbar für die Seherin sowie für den von ihr ausgewählten Priester, der allerdings wiederum nur das nächste zur Ankündigung anstehende Geheimnis lesen können wird. Ob das den authentischen Erlebnissen der Seherinnen entspricht, entzieht sich der näheren Überprüfung. Ich halte das eher für eine kreative Neuschöpfung der Macher von medjugorje.org
Interessant ist jedenfalls, dass ein für alle sichtbares Wunderzeichen auf dem Krizevac gegeben werden soll, das als "Beweis" für die Ungläubigen dienen soll, um sich rasch zu bekehren, bevor die verheerenden Strafen eintreten. (Ganz ähnliches hat die Erscheinung in Garabandal angekündigt, nur halt für Garabandal.)
Während die Botschaften der "Gospa" in den letzten Jahren eigentlich recht mild und freundlich tönen, klang das kurz nach der Bekanntgabe dieser Wunder und Strafen durchaus drastischer (freilich immer nur durch das Filter der Übersetzung zu sehen):
Botschaft vom 24.06.1983
Das Zeichen wird eintreffen; darum sollt ihr euch jetzt nicht kümmern. Ich möchte euch nur das eine sagen, bekehrt euch! Teilt das allen meinen Kindern so schnell wie möglich mit. Mir ist keine Mühe und kein Leiden zu viel, um euch zu retten. Ich will meinen Sohn bitten, daß er die Welt nicht strafen möge, euch aber flehe ich an:
Bekehrt euch! Ihr könnt euch nicht vorstellen, was geschehen wird oder was der Ewige Vater auf die Erde schicken wird. Darum bekehrt euch! Widersagt allem, tut Buße. Sagt allen meinen Kindern, die gebetet und gefastet haben, meinen Dank.
Alles das bringe ich zu meinem göttlichen Sohn, um damit eine Milderung seiner Gerechtigkeit gegen die Sünden der Menschheit zu erreichen.
All das ist sicherlich vereinbar mit der katholischen Lehre, und dennoch sieht es in der Gesamtsicht so aus, als ob es sich Gott nochmal überlegt und die dringlichen Termine ein paar Jahrzehnte nach hinten geschoben hätte. Geht aber nicht, weil ja schon 1982 die Termine für die zehn Geheimnisse fixiert waren. Für mich sieht das aus wie (mal wieder) ein Versuch, kommende Weltereignisse zu "hijacken" und für die eigene "Privatoffenbarung" zu nutzen. Inzwischen freilich liegt der Fokus auf regulärer katholischer Spiritualität, das alles war ja noch vor 1984.
Anders als "lokal begrenzte" und kurzfristig prophezeite Wunder wie in Fatima, die quasi die "Unterschrift Gottes" unter eine Erscheinung Seiner Heiligen darstellt, sehe ich solche lang angekündigten X-Large-Wunderzeichen im Licht von Mk 13,21-22:
Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias!, oder: Seht, dort ist er!, so glaubt es nicht! Denn es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten und sie werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten irrezuführen.
Meine Frage vor allem an jene, die die Boschaften und Erscheinungen von Medjugorje für authentisch halten:
1. Sind obengenannte Prophezeiungen tatsächlich und weiterhin Teil dessen, was man für echt hält, wenn man grundsätzlich von der Echtheit von Medjugorje überzeugt ist?
Oder sind sie, wie ich mal auf eine ähnliche Frage zu hören bekam, "eigentlich egal", so quasi "Startprobleme", beginnt der relevante "Teil" von Medjugorje also eher erst 1984/85?
Oder gelten diese Teile der Botschaften dem überzeugten Medjugorje-Anhänger überhaupt als Hinzudichtung, die mit den wahren Botschaften von Medjugorje keinen Zusammenhang haben, ähnlich wie romkritische Teile der Botschaften von La Salette nachträglich (und wohl in böser Absicht) hinzugedichtet wurden?
2. Falls 1. mit "sind Teil der echten Botschaften" beantwortet wird: Wäre ein Widerspruch dieser Botschaften zur beobachtbaren Realität, oder ein Widerspruch in der Vorgehensweise von Mirjana, ein Kriterium dafür, die Botschaften in ihrer Gesamtheit für "nicht von Gott" zu erachten? (Also z.B. wenn Mirjana Zeit ihres Lebens kein derartiges Wunderzeichen erlebt, oder wenn sie erst im Nachhinein ein solches Ereignis ankündigt, weil sie z.B. selbst vom Termin überrascht wurde)
Oder wäre das auch schon egal, weil die Echtheit von Medjugorje ja in den weitreichenden Früchten ausreichend bezeugt ist?
3. Hat schon mal jemand im Zusammenhang mit Medjugorje überlegt, dass sichtbare Wunderzeichen, die die ganze Menschheit überzeugen können sollen (Offb 13,14) - ein solches Zeichen ist ja, wenn die Botschaften von Medjugorje echt sind, auf alle Fälle zu erwarten -, ein schon in der Bibel angekündigtes "Markenzeichen" des Antichrist sind?
Freundliche Grüße insb. auch an Dirk,
Georg (der MSkeptic aus dem kath.net Forum)