Hallo zusammen,
nach längerer Abwesenheit wieder einmal eine Frage von mir:
Wenn es um die Unauflöslichkeit der Ehe geht, wird von Katholiken gerne auf den Fall Heinrich VIII. verwiesen.
Der Kirche sei die Unauflöslichkeit der Ehe so wichtig, dass sie auch dem König widerstanden hat, der die Ehescheidung für sich wollte und die Abspaltung der Anglikaner in Kauf genommen hat. Das klingt erstmal nach einem starken Argument.
Problematisch daran ist allerdings, dass es bei anderen Königen bekanntlich ganz anders aussah - nehmen wir Karl den Großen, der wohl ca. 10 Ehefrauen hatte (+ Konkubinen) und später sogar heiliggesprochen wurde.
Da besteht für mich eine eklatante Diskrepanz im Umgang mit monarchischer Polygamie. Natürlich weiß ich, dass eine Heiligsprechung nicht bedeutet, dass die Person nie eine Sünde begangen hätte. Aber wie kann man einen Heiligen verehren, der so massiv gegen die kirchliche Ehemoral verstoßen hat und gleichzeitig den Fall Heinrichs VIII anführen als Beispiel dafür, wie wichtig der Kirche die Unauflöslichkeit der Ehe ist und mit welchen Mitteln sie diese verteidigt?
Was sind eure Gedanken dazu?
Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Watt Du so alles zu wissen glaubst!Coturnix hat geschrieben: ↑Mittwoch 4. September 2024, 13:48.....
Problematisch daran ist allerdings, dass es bei anderen Königen bekanntlich ganz anders aussah - nehmen wir Karl den Großen, der wohl ca. 10 Ehefrauen hatte (+ Konkubinen) und später sogar heiliggesprochen wurde.
.......
Was sind eure Gedanken dazu?
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!
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Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Genau! Tatsächlich ist das Einzige, was dem Fragesteller zugute kommt, der Fakt, dass er nicht Im Bett mit Karl dem Grossen gewesen sein konnte
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Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Karl der Große war m.W. immer nur mit einer einzelnen Frau gleichzeitig verheiratet und hat die nächste erst nach dem Hinscheiden der vorherigen geehelicht. Daß er Konkubinen hatte, ist natürlich nicht lobenswert, allerdings bei gekrönten Häuptern nichts ungewöhnliches; daß Heinrich VIII., soweit mir bekannt ist, keine Konkubinen hatte, war eher ungewöhnlich (und vielleicht der Tatsache geschuldet, daß er als zweitgeborener Sohn für den geistlichen Stand vorgesehen war und eigentlich sein verunglückter älterer Bruder König hätte werden sollen). Karls persönlicher Lebenswandel war zwar für die Verhältnisse des frühmittelalterlichen fränkischen Adels nicht ungewöhnlich, aber als Vorbild christlicher Moral taugt er so natürlich nicht.Coturnix hat geschrieben: ↑Mittwoch 4. September 2024, 13:48Hallo zusammen,
nach längerer Abwesenheit wieder einmal eine Frage von mir:
Wenn es um die Unauflöslichkeit der Ehe geht, wird von Katholiken gerne auf den Fall Heinrich VIII. verwiesen.
Der Kirche sei die Unauflöslichkeit der Ehe so wichtig, dass sie auch dem König widerstanden hat, der die Ehescheidung für sich wollte und die Abspaltung der Anglikaner in Kauf genommen hat. Das klingt erstmal nach einem starken Argument.
Problematisch daran ist allerdings, dass es bei anderen Königen bekanntlich ganz anders aussah - nehmen wir Karl den Großen, der wohl ca. 10 Ehefrauen hatte (+ Konkubinen) und später sogar heiliggesprochen wurde.
Da besteht für mich eine eklatante Diskrepanz im Umgang mit monarchischer Polygamie. Natürlich weiß ich, dass eine Heiligsprechung nicht bedeutet, dass die Person nie eine Sünde begangen hätte. Aber wie kann man einen Heiligen verehren, der so massiv gegen die kirchliche Ehemoral verstoßen hat und gleichzeitig den Fall Heinrichs VIII anführen als Beispiel dafür, wie wichtig der Kirche die Unauflöslichkeit der Ehe ist und mit welchen Mitteln sie diese verteidigt?
Was sind eure Gedanken dazu?
Karl der Große wurde allerdings auch nie so wirklich heiliggesprochen; der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel hat ihn zwar 1165 kanonisiert, aber im Auftrag des Gegenpapstes Paschalis III. und gegen den Willen des tatsächlichen Papstes Alexanders II. (auch wenn diese Festlegung im Rückblick viel einfacher ist als während dieser Periode mit Sicherheit sagen zu können, wer nun tatsächlich Papst war). Seine Verehrung als Seliger ist seit 1176 nur geduldet; als Heiliger in das Martyrologium eingetragen ist er nicht.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
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Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Streitende Kirche und hörender RegentCoturnix hat geschrieben: ↑Mittwoch 4. September 2024, 13:48... wie kann man einen Heiligen verehren, der so massiv gegen die kirchliche Ehemoral verstoßen hat und gleichzeitig den Fall Heinrichs VIII anführen als Beispiel dafür, wie wichtig der Kirche die Unauflöslichkeit der Ehe ist und mit welchen Mitteln sie diese verteidigt? ...
Die Kirche auf Erden ist deshalb mit dem Attribut streitend belegt, da sie die irdische potestas wachzuhalten beauftragt ist, mit ihrem mahnenden Fingerzeig auf die immer höher seienden, VON OBEN HER bestimmten Ideale der Kirche. So bleibt sie ihrer Zweckursache gerecht, die implizit in jedem auf Erden gesprochenen und geglaubten Herrengebet zum Ausdruck kommt.
Wie bei jeder anderen Verehrung auch wird niemand dazu gezwungen, Karl als Vorbild in jenen Idealen zu verehren, in denen er buchstäblich groß war als da sind zum Beispiel,
a) am Weihnachtstag des Jahres 800 der klerikalistischen Heimtücke des Papstes nicht in einer unwürdigen Reaktion getrotzt zu haben, was einerseits als agere contra gegen seinen eigenen cholerischen, den Regenten behindernden Charakterzug zu interpretieren ist, und andererseits ein Beispiel dafür ist, wie Gott auf krummen Zeilen gerade schreibt, und
b) sein Mühen in der Suche nach der Wahrheit zugunsten des Volkes insbesondere in seinem Mühen um die Grundlagen der Ausbildung der ratio beginnend mit Latein und den Klassikern der Vernunft an der Schnittstelle zwischen Himmel und Erde, und
c) sein meines Erachtens höchstes Verdienst, nämlich jenes Mühen um die Vereindeutigung der Begriffe mithin Studium und deren amtlich und schulisch verpflichtende Anwendung, was man letztendlich als Grundlegung Europas durch Bildung der ratio zur Begründung der Existenz von Universität überhaupt bezeichnen kann. /* ...
Der hl. Karl ist und bleibt der Große, weil es ohne ihn heute das hehre Ideal der real existierenden Universtät rund um die universitas nicht gäbe und darin zugleich ist und bleibt die Kirche groß mithin katholisch und in diesem Begriff immerdar einer jeden wie auch immer gearteten Regentschaft beigeordnet, weil ohne sie weder ein Begriff für das Große und Ganze, noch ein im ius naturae ordnender Vektor in die Dauer des Jetzt der Ewigkeit existierte: kat-holon, VON OBEN HER alles umfassend, das Ganze betreffend!
___
/* Vgl. Weinfurter, Stefan, KARL DER GROSSE, Der heilige Barbar, Piper München/Berlin, 2013, S. 178, und
vgl. Brunner, Clara, Im Bett mit Karl dem Großen, Frauenleben zwischen Aufopferung und Machtausübung, Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie, Karl-Franzens-Universität Graz, 2020,
Download .PDF,
(https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/con ... 6/full.pdf [Abruf: 06. September 2024]).
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Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Die Heiligkeit Karls des Großen
In der Frage, wie man einen Heiligen trotz seiner Schwächen verehren kann, sehe ich die grundsätzliche Frage gestellt, wie man auf angemessene Weise mit "Heiligem" also "Sakralem" umgeht.
Dieser Frage hat sich Josef Pieper gestellt in der Formulierung, "Was heisst sakral? Wodurch begründet sich das Ausgegrenzt-Sein des Heligen und worin besteht das Heilige?
Bezogen auf die obige Kritik, die den hl. Karl den Großen geringer als "heilig" beurteilt, obgleich ein nichthäretischer Bischof in seiner Eigenschaft als Inhaber der absoluten Jurisdiktionsgewalt ihn zum Heiligen erklärte, schliesse ich aus dem Pieper'schen Vortrag, dass es um die Abgegrenzung dessen geht, was der Höchste Souverän, der Schöpfer Himmels und der Erde gegen das weltlich gesinnte Begehren klerikalistischer mithin ideologischer Schlangenbrut bestimmt, und dies nicht etwa aus irgendeiner göttlichen Laune heraus, sondern zugunsten unserer Hoffnung, dass die Inhalte des Herrengebetes vollumfänglich Realität sind in denen, die es bittend leben, und eben gerade darin erweisen sich jene, die dies tun als Heilige - sie bezeugen das Wunder der Vernunft mit roten Backen und angezündeten Kerzen.
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Re: Duldung der Ehescheidung durch die Kirche
Abschliessend möchte ich klarstellen, dass es mir mit meinen obigen Einlassungen nicht darum zu tun ist, die geschätzte Administration in der Person von @Protasius und die geschätzte Autorenschaft in der Person des @Coturnix zu kritisieren, sondern i. G. um Basiskritik an klerikalistischen Tendenzen auf beiden Seiten, Klerus- und Laienseite!
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