Macht der Anblick des Kruzifixes Angst?

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Julia Wolf
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Macht der Anblick des Kruzifix Angst?

Beitrag von Julia Wolf »

Hallo,

ich bin ab und zu in einem katholischen Gesprächskreis aus Theologen und Laien.

Da kam einmal das Thema auf, was der Anblick des Gekreuzigten (als Kruzifix) für Gefühle auslöst.

Ich war sehr überrascht, ja fast schockiert, zu hören, dass er bei vielen ein Unbehagen, Angst und Verunsicherung auslöst.

Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem die Theologen waren, die diese Probleme hatten, während wir naiven Laien doch mehr angaben, Trost und Hilfe durch diesen Anblick zu erfahren.

Bei mir jedenfalls ist das sehr stark so, mir hilft ein Blick auf den Gekreuzigten (Kruzifix oder Bild) oft, und in äußerst schwierigen Situationen ist das sogar manchmal das Einzige, was mir noch hilft und mich tröstet und mich etwas gelassener werden läßt.

Dass das nicht alle Gläubigen so empfinden, hat mich sehr verwundert.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Zum Titel: Macht der Anblick des Kruzifix Angst?

Mir nicht, eher das Gegenteil.
Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem die Theologen waren, die diese Probleme hatten...
Hm, was sagt das jetzt über mich :roll:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Cicero
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Beitrag von Cicero »

Juergen hat geschrieben:Zum Titel: Macht der Anblick des Kruzifix Angst?

Mir nicht, eher das Gegenteil.
Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem die Theologen waren, die diese Probleme hatten...
Hm, was sagt das jetzt über mich :roll:
Sag' es uns! :P

Mir macht der Anblick des Kreuzes auch keine Angst.
Aber er flößt mir Respekt ein,
regt an, den Glauben ernst zu nehmen.
Die Wirklichkeit unseres Lebens ist nicht "kreuzfrei".
Aber das Kreuz Christi, der über das Kreuz hinausgegangen ist,
zeigt mir, daß das Leiden nicht das letzte Wort hat.

Edith
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Beitrag von Edith »

Juergen hat geschrieben:Zum Titel: Macht der Anblick des Kruzifix Angst?

Mir nicht, eher das Gegenteil.
Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem die Theologen waren, die diese Probleme hatten...
Hm, was sagt das jetzt über mich :roll:
Dass Du als Theologe völlig untypisch bist. :freude: :ja: :mrgreen:

Edith
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Beitrag von Edith »

Mal ernsthaft: ich weiß nicht, ob ich sowas ernst nehmen soll. Diese überintellektualisierten Leute haben jegliche Bodenhaftung verloren.
Die Krippe begrenzt ihren Erkenntnisprozess, ein Kruzifix macht ihnen Angst... *kopfschüttel*
ich frage mich immer wieder, was man als Theologe eigentlich lernt.

Theo-logie wäre ja eigentlich nach Suchen nach Gott, frei übersetzt.
Aussagen kann man erst was, wenn man was erkannt hat.

Gott gibt etwas von sich zu erkennen im Leben Jesu, auch im Tod und in der Todesart. Natrülich muß man das erst verstehen.

Daß ein Kreuz jemanden Angst macht, der keine Ahnung hat worum es geht, ist mir klar. Immerhin ist es die grausige darstellung einer Hinrichtung. Möglicherweise barock, vergoldet... und manch Nichtgläubigen evtl. extrem sarkastisch oder gewaltverherrlichend vorkommend.
Aber ich denke, wir können dann alle was dazu sagen, und erklären, worum es geht.

Daß das Kreuz einem Frommen Angst machen kann, verstehe ich bestenfalls noch, wenn es mir Angst macht, weil ich eben keine "Siegerreligion" habe....keine die immer herrlich in der Welt wegkommt.... eine Nachfolge,... die extrem anspruchsvoll ist und nicht bedeutet, daß mich alle anerkennen und ganz toll finden. Sondern im Gegenteil.... daß ich durchs Leid durchmuß... um zur Herrlichkeit zu gelangen.
Das sind in dieser Welt natürlich schon angstmachende Bilder.
In einer Welt, wo alles leicht zu sein hat, sonst herrscht keine Nachfrage danach. *Murr* und *motz* :motz:

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otto
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Beitrag von otto »

Angst vor dem Kruzifix nein, dass kann ich mir nicht vorstellen.

Aber die Angst vor dem „Kreuz“ scheint weit verbreitet, hier in Europa ist die „heile Welt“ das ideal vieler Christen, die meist Mittelständischer Herkunft sind.
So wird meistens nicht gern gesehen wenn jemand, jene auf die Armen im eigenen Land hinweist, diese finden keinen Platz in ihrer „heilen Welt vom barmherzigen und verzeihenden Kuschelgott“ sie unterstützen aber oft Projekte in der „schlimmen“ 3. und 4. Welt die weit weg ist. Ja der übernächste steht näher als der nächste.
Bei „Kreuzträgern“ in ihrer Nähe fühlen sich viele unbehaglich ja meistens ängstlich.

Bei Theologen sehe ich noch ein ganz anderes Problem, mancher will etwas Neues im Glauben entdecken, und somit ist immer die Gefahr gegeben, dass er sich Fabeleien zuwendet. In diesem Zusammenhang, wurde mir schon so manche „Kruzifix Meditation“ bekannt, die mich wirklich im innersten erzittern ließ.

Das Kreuz „Kruzifix“ ist und bleibt Zeichen des Heiles und der Erlösung, lasst nicht zu dass diese durch theologische Fabeleien einiger weniger verstellt und verkehrt wird. Das Kreuz ist dass Symbol der Erlösung.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Gast

Beitrag von Gast »

Edith hat geschrieben:Mal ernsthaft: ich weiß nicht, ob ich sowas ernst nehmen soll. Diese überintellektualisierten Leute haben jegliche Bodenhaftung verloren.
Ich nehme es trotzdem ernst, und zwar sehr ernst! Mit Verlust der Bodenhaftung hat es wenig zu tun, wenn beim Anblick des Gekreuzigten auch Gefühle der Angst und des Entsetzens erwachen.

Ein fünfjähriges Mädchen erklärte mir einmal, nachdem sie zwei Tage lang bedrückt im Haus der Großmutter herumgelaufen war, dass sie es "so schrecklich" finde, "was man mit dem Mann da gemacht" habe, und dass sie deswegen "gar nicht mehr aufschauen" könne.

Haben wir vor lauter Frommgedusel eigentlich den Sinn dafür verloren, dass es tatsächlich "schrecklich" ist, was "man mit dem Mann da gemacht" hat? Ich habe keine Schwierigkeiten damit, ein Kruzifix zu betrachten, doch erinnere ich mich auch heute noch jedes Mal an den Ausspruch des kleinen Mädchens!

Margarete
Zuletzt geändert von Gast am Mittwoch 7. Januar 2004, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Zum Thema "Das Kreuz ernst nehmen"

Jesus endet am Galgen

Ziemlich desillusionierend aber treffend beschrieben, was Kreuz bedeutet.

Gast

Beitrag von Gast »

Cicero hat geschrieben:Zum Thema "Das Kreuz ernst nehmen"

Jesus endet am Galgen

Ziemlich desillusionierend aber treffend beschrieben, was Kreuz bedeutet.
Dazu fällt mir ein:

Elie Wiesel: "Wo ist Gott?"

Die SS schien besorgter, beunruhigter als gewöhnlich. Ein Kind vor Tausenden von Zuschauern zu hängen, war keine Kleinigkeit. Der Lagerchef verlas das Urteil. Alle Augen waren auf das Kind gerichtet. Es war aschfahl, aber fast ruhig und biß sich auf die Lippen. Der Schatten des Galgen bedeckte es ganz.
Diesmal weigerte sich der Lagerkapo, als Henker zu dienen. Drei SS-Männer traten an seine Stelle.
Die drei Verurteilten stiegen zusammen auf ihre Stühle. Drei Hälse wurden zu gleicher Zeit in die Schlingen eingeführt. „Es lebe die Freiheit!" riefen die beiden Erwachsenen. Das Kind schwieg.
"Wo ist Gott, wo ist er?" fragte jemand hinter mir. Auf ein Zeichen des Lagerchefs kippten die Stühle um. Absolutes Schweigen herrschte im ganzen Lager. Am Horizont ging die Sonne unter. "Mützen ab!" brüllte der Lagerchef. Seine Stimme klang heiser. Wir weinten. "Mützen auf!" Dann begann der Vorbeimarsch. Die beiden Erwachsenen lebten nicht mehr. Ihre geschwollenen Zungen hingen bläulich heraus. Aber der dritte Strick hing nicht reglos: der leichte Knabe lebte noch ...
Mehr als eine halbe Stunde hing er so und kämpfte vor unseren Augen zwischen Leben und Sterben seinen Todeskampf. Und wir mußten ihm ins Gesicht sehen. Er lebte noch, als ich an ihm vorüberschritt, seine Zunge war rot, seine Augen noch nicht erloschen. Hinter mir hörte ich denselben Mann fragen: "Wo ist Gott?" Und ich hörte eine Stimme in mir antworten: "Wo ist er? Dort – dort hängt er am Galgen ..."
An diesem Abend schmeckte die Suppe nach Leichnam.

Aus: "Die Nacht zu begraben", 1986

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otto
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War Jesus Existenz wirklich am Galgen zu Ende? Nein

Beitrag von otto »

Jesus endet am Galgen?

Endete Jesus wirklich am Galgen, war Jesus Existenz wirklich am Galgen zu Ende? Nein, das war nicht das Ende von Jesus sondern der Anfang und das „Kruzifix“ erinnert nicht an sein Ende sondern an seine Auferstehung zum Leben.

Ja ohne Zweifel ist richtig das viele Menschen während der NS-Zeit ihr Leben verloren und am „Galgen hingen“

Dennoch ist das „Kruzifix“ nicht ein Zeichen des Scheiterns und der Niederlage, wenn dass so wäre müssten wir Angst vor dem „Kreuz, Galgen usw. ... haben. Aber der Gekreuzigte der am „Kreuz“ „Kruzifix“ hängt, ist eben nicht mit all jenen zu vergleichen die von den Menschen ermordet oder wie heute in ihren elenden Leben vergessen und sich selbst -letzten Endes dem Suizid- überlassen werden.

Nein die Existenz Jesus endet nicht am „Galgen, Kreuz, Kruzifix“ Jesus ist der Sieger über den Tod, er ist auferstanden, er hat das Böse endgültig besiegt, er hat den Tod und seine Helfer unterworfen. Letzten Endes sagt uns das „Kruzifix“ JESUS LEBT

Das sehe ich wenn ich auf das „Kruzifix“ blicke, egal wie Menschenverachtend die Menschen auch handeln und sich den Bösen beugen. Ich habe keinen Grund vor Ihnen zu zittern, den Jesus ist der Sieger er ist das Siegeszeichen und davor muss ich keine Angst haben.

Ja ich sehe das „Kruzifix“ als ein Zeichen der Freude.
Das „Kruzifix“ symbolisiert nicht die Angst des Todes, sondern die Freude an der Auferstehung zum Ewigen Leben.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ja, Otto, das stimmt. Sonst wäre das Kreuz anzusehen, unerträglich. Der Kreislauf des Verderbens ist durchbrochen. Jesus hat am Ende den vollen Sieg davongetragen. Mich rührt der Bibeltext "Siehe, am Kreuz werde ich alle an mich ziehen", ganz besonders.
Hat sich jemand von euch übrigens schon mal mit Gibsons Film "The Passion of Christ" auseinandergesetzt? Mir hat schon der Trailer fast den Rest gegeben.

Geronimo

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Geronimo hat geschrieben:Mir hat schon der Trailer fast den Rest gegeben.
Geronimo
Hallo Geronimo,
erzähl mal.
Ich habe das Ganze nur in der Presse mitgekriegt und teilweise in kath.net. Ich wollte mir den Film eigentlich angucken, wenn er ins Kino kommt.

Gruß
Marlene

Gast

Beitrag von Gast »

Geronimo hat geschrieben:Der Kreislauf des Verderbens ist durchbrochen. Jesus hat am Ende den vollen Sieg davongetragen.
Aber alles zu seiner Zeit. Am Karfreitag trauern wir.

Margarete

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Marlene hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:Mir hat schon der Trailer fast den Rest gegeben.
Geronimo
Hallo Geronimo,
erzähl mal.
Ich habe das Ganze nur in der Presse mitgekriegt und teilweise in kath.net. Ich wollte mir den Film eigentlich angucken, wenn er ins Kino kommt.

Gruß
Marlene
Ich habe in meinem Blog über Monate hinweg verschiedene Stimmen bzgl. des Films gesammelt, darunter auch solche von Leuten, die den Vorzug haben, den Film tatsächlich zu kennen. Wenn's interessiert:
Passion I; Passion II; Passion III; Passion IV; Passion V
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Cicero
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Re: War Jesus Existenz wirklich am Galgen zu Ende? Nein

Beitrag von Cicero »

otto hat geschrieben:Jesus endet am Galgen?
...
Ja ich sehe das „Kruzifix“ als ein Zeichen der Freude.
Das „Kruzifix“ symbolisiert nicht die Angst des Todes, sondern die Freude an der Auferstehung zum Ewigen Leben.
Aus dem von mir o.a. angegebenen Text:
Karl Neumann SVD hat geschrieben:Selbstverständlich ist das nicht alles, was ich über das Kreuz Jesu zu sagen habe. Aber es ist wichtig, die Realität der Kreuzigung so schockierend darzustellen, wie sie war. Weil sie unter all dem Goldglanz oft übersehen wird.
Eines nach dem anderen.
Die Realität der Hinrichtung am Kreuz ist und bleibt grausam.

Nur im Glauben an die Auferstehung kann ich darüber hinaus wachsen.

Darum und nur darum kann ich sagen,
daß das Kreuz das Zeichen unseres Sieges ist.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@Marlene:

Erich hat ja schon ausführlich geantwortet. Ich kenne die Trailer von der Webseite http://www.passion-movie.com/deutsch/media.html unter dem Link "Medien", und weil ich die E-mail-News über den Film abonniert habe. Und ich hab ein bißchen die Diskussion "ist der Film antijüdisch oder nicht" verfolgt.


Gruß
Geronimo
Zuletzt geändert von Geronimo am Donnerstag 8. Januar 2004, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Margarete G. hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:Der Kreislauf des Verderbens ist durchbrochen. Jesus hat am Ende den vollen Sieg davongetragen.
Aber alles zu seiner Zeit. Am Karfreitag trauern wir.

Margarete

Natürlich. Aber unsere Trauer ist ja anders als die der Jünger, die in ein bodenloses Nichts fielen. Wir wissen, dass und wie es weitergeht nach der Kreuzigung. Auch wenn wir die Trostlosigkeit des Karsamstags miterleben zu versuchen, können wir nicht vergessen, dass das Licht des Ostermorgens schon sich anschickt, aufzugehen. Und das gibt unserer Trauer irgendwie eine andere Färbung.
Ich empfinde vor allem Mit-leid am Karfreitag mit unserem armen Heiland, der so gemartert wurde. Bei dem Kreuz in unserer Gemeinde, das wir am Karfreitag verehren, gerät man beim Küssen des Kreuzstammes unweigerlich in Kontakt mit den verwundeten Füßen. Da wird es einem schon ganz anders. Man möchte das Kreuz einfach nur noch umschlingen und weinen.

Geronimo
Zuletzt geändert von Geronimo am Donnerstag 8. Januar 2004, 19:35, insgesamt 1-mal geändert.

Edith
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Beitrag von Edith »

Also, das Kreuz ist ja dur deshalb ein Siegeszeichen, weil es überwunden, überschritten, durch es durchgegangen wurde.
Das muß man natürluch dazuerklären.

Wenn jemand nur das Kreuz sieht, ohne zu ahnen, was es bedeutet, kann man es freilich beängstigend finden.

Drum hat uns der Herr ja einen Mund gegeben, daß wirs erklären (bzw Finger, damit wir es tippen) :mrgreen:

Gast

Beitrag von Gast »

Edith hat geschrieben:Also, das Kreuz ist ja nur deshalb ein Siegeszeichen, weil es überwunden, überschritten, durch es durchgegangen wurde.
Das muß man natürlich dazuerklären.
Wann und wem wie dazuerklären? Durch allzu voreilige "Erklärungen" ist schon viel Porzellan bei Menschen zerschlagen worden, die "ihr eigenes Kreuz zu tragen" hatten. "Durchgehen" heisst einen Schritt nach dem anderen zu tun, nicht überfliegen...
Drum hat uns der Herr ja einen Mund gegeben, daß wirs erklären (bzw Finger, damit wir es tippen)

Ich weiss ja nicht, wie Du es "erklärst", habe jedoch schon "Erklärungen" gehört, bei denen es besser gewesen wäre, man hätte den Mund mit Pflaster verpappt, aus dem die "Erklärung" tönte. Vom Kreuz zur Auferstehung kannst Du jemanden nur begleiten, und das möglichst sacht.

Margarete

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otto
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Beitrag von otto »

Die Ausgangsfrage war: Macht der Anblick des Kruzifix Angst?

Diese Frage muss ohne Zweifel mit „NEIN“ beantwortet werden

Edith hat geschrieben: Wenn jemand nur das Kreuz sieht, ohne zu ahnen, was es bedeutet, kann man es freilich beängstigend finden.

Drum hat uns der Herr ja einen Mund gegeben, daß wirs erklären (bzw Finger, damit wir es tippen)
Eine ganz andere Perspektive ergibt sich, wenn wir wie @Cicero mit Karl Neumann SVD auf die Kreuzigung Jesus blicken, ja die Realität der Hinrichtung am Kreuz ist und bleibt grausam
Cicero hat geschrieben: Nur im Glauben an die Auferstehung kann ich darüber hinaus wachsen.

Darum und nur darum kann ich sagen,
daß das Kreuz das Zeichen unseres Sieges ist.
Die anspruchvollste Sicht auf das "Kreuz", ist auf jene die das „Kreuz“ tragen, in Krankheit, Alter, Armut…
Margarete hat geschrieben: …habe jedoch schon "Erklärungen" gehört, bei denen es besser gewesen wäre, man hätte den Mund mit Pflaster verpappt, aus dem die "Erklärung" tönte. Vom Kreuz zur Auferstehung kannst Du jemanden nur begleiten, und das möglichst sacht.
Hierin liegt die eigentliche Angst vor dem Kreuz und das versagen jener die nicht mittragen wollen, oder die in ihrer Arroganz von Eigeninitiative oder von Eigenverantwortung fabulieren. Jemand der ein Kreuz trägt braucht keine oberschlauen Ratschläge, oder Hilfe zur Selbsthilfe. Alles was ein Kreuzträger in seinen schwersten Stunden benötigt ist ein „Simon von Cyrene“ der ihn entlastet und die Angst vor dem Kreuz mit ihm teilt. Die Entlastung des Kreuzträgers durch den "Cyrener" wird auch zu einer Entlastung der zusehenden Betrachter.

Ja Margarete wer ein Kreuz trägt, der kann vor dem Kreuz tragen Angst haben, und wir müssen ihm/ihr möglichst behutsam und wohlwollend in der Liebe zu den Nächsten mit ihm/ihr mitgehen und mittragen.

Aber das Ziel ist ihm/ihr die Angst vor dem Kreuz zu nehmen, ja das große Ziel des irdischen Lebens ist, das ewige Leben nach dem Kreuz. Auch ein Kreuzträger muss keine Angst vor dem Kreuz haben, wenn er Menschen findet die mittragen.

Leider sehe ich, dass es unzählige Menschen gibt die Ihr Kreuz voll Angst und Elend -alleine- über die Erde tragen, und auf einen „Simon von Cyrene“ vergebens warten und hoffen. Mancher stürzt, und niemand hilft ihm/ihr wieder auf, dann wird die Angst vor dem Kreuz wirklich und begreiflich. Dann ist immer „Karfreitag“

Aber für uns Christen ist nun einmal der Triumph des Ostermorgens, dass Siegeszeichen über alles Leid:
Geronimo hat geschrieben:Aber unsere Trauer ist ja anders als die der Jünger, die in ein bodenloses Nichts fielen. Wir wissen, dass und wie es weitergeht nach der Kreuzigung. Auch wenn wir die Trostlosigkeit des Karsamstags miterleben zu versuchen, können wir nicht vergessen, dass das Licht des Ostermorgens schon sich anschickt, aufzugehen. Und das gibt unserer Trauer irgendwie eine andere Färbung.
Ich empfinde vor allem Mit-leid am Karfreitag mit unserem armen Heiland, der so gemartert wurde. Bei dem Kreuz in unserer Gemeinde, das wir am Karfreitag verehren, gerät man beim Küssen des Kreuzstammes unweigerlich in Kontakt mit den verwundeten Füßen. Da wird es einem schon ganz anders. Man möchte das Kreuz einfach nur noch umschlingen und weinen.
Abschließend möchte ich nur noch ergänzen, wir sollten jeden „Kreuzträger“ umschlingen und weinen, und nie die Gewissheit des Ostermorgens verlieren.

JESUS LEBT
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Gast

Beitrag von Gast »

otto hat geschrieben:Alles was ein Kreuzträger in seinen schwersten Stunden benötigt ist ein „Simon von Cyrene“ der ihn entlastet und die Angst vor dem Kreuz mit ihm teilt. Die Entlastung des Kreuzträgers durch den "Cyrener" wird auch zu einer Entlastung der zusehenden Betrachter.
Bild

Sieger Köder: Jesus und Simon von Cyrene
Hallo Otto,
ich habe mir erlaubt, Deinen Satz ein bisschen zu illustrieren bzw. illustrieren zu "lassen".
Grüße, Margarete

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Wenn zu mir jemand kommt, mus er den Blick aufauf die Kopie eines Ausschnittes aus dem Isenheimer Altar aushalten.
Grünewald hat Jesus damals als einen Pestkranken gemalt und das ist wirklich kein schöner Anblick
ich habe auch schon Kreuzesdarstellungen gesehen, bei denen Jesus fast wie ein echter Mensch wirkt und das Leid sehr eindrucksvoll (falls das das richtige Wort hierfür ist) rüber kommt.

Wenn also ein Kreuz wirklich Angst macht, muss man erst mal der Frage nachgehen, wie dieses Kreuz denn aussieht.

sofaklecks
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Bitte um Nachsicht

Beitrag von sofaklecks »

Ich bitte um Nachsicht, Raphaela,

der tote Christus trägt die Spuren der Geisselung. Er ist aber nicht als Pestkranker dargestellt, weil die Leidensgeschichte dafür absolut nichts hergibt.

Der Altar war für eine Antoniterkloster gemalt. Antonius der Einsiedler wurde bei dem Antoniusfeuer angerufen, einer Krankheit, die durch ein dem LSD verwandtes Gift hervorgerufen wird, das aus dem Mutterkorn, einem Getreidepilz stammt und dem bis zur Neuzeit viele Menschen zum Opfer fielen.

sofaklecks

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

@sofaklecks
Danke für die Antwort, mir war mal was anderes erzählt worden.
Leidend sieht er jedenfalls aus

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Raphaela hat geschrieben: Wenn also ein Kreuz wirklich Angst macht, ...
... dann ab zum Exorzisten.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bild
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

sofaklecks
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Verfremdungen

Beitrag von sofaklecks »

@Raphaela

Es gibt zahlreiche solche Kommentare zu diesem Thema, daraus resultierend, dass die Wunden der Geiselung wie Pestbeulen gemalt seien oder dass der Maler beabsichtigt habe, den an Pest Erkrankten einen Leidensbruder vor Augen zu führen.

Es gibt natürlich Verfremdungen in den Gemälden der alten Meister, in denen Mitwirkende an der Heilsgeschichte die Züge der Stifter erhielten oder die Heilsgeschichte in das Europa zur Zeit des Malers verlegt wurde.

Indessen, die Verfremdung des Gottessohnes am Kreuz selbst bis zur Darstellung als Soldaten mit Gasmaske ist eine Errungenschaft der Moderne.

Ich lerne aber gerne dazu. Immer.

sofaklecks

Raphaela
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Re: Verfremdungen

Beitrag von Raphaela »

sofaklecks hat geschrieben:Ich lerne aber gerne dazu. Immer.
Ich auch! :ja: :ja:

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incarnata
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Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Der Isenheimer Altar wurde im Krankensaal des von den Antonitern
geführten Armenspitals aufgestellt.Die Kranken vereinigten sich beim
Betrachten der Wunden Christi und insbesondere wenn vor dem Altar
die Hl.Messe gefeiert wurde mit dem Opfer Christi,erfuhren darin Trost
und wurden oft auch geheilt.Auch in anderen Spitalen war es damals
üblich in Krankensälen solche Bilder aufzustellen und davor die Messe
zu feiern.Im Kreuz ist eben das Heil.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Botschafter Lukas
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Beitrag von Botschafter Lukas »

Hallo zusammen,

auf die Frage nach der Angst beim Anblick des Kruzifix kann ich nur ein klares NEIN antworten. Lacht mich jetzt nicht aus, aber ich empfinde Wärme und Liebe, da ich weiß, dass mir Jesus nahe ist. Er starb für uns am Kreuz, hat durch das Kreuz den Tod überwunden und ist bei uns im Kreuz. Es ist ein Zeichen der Gemeinschaft mit dem Herrn und löst wohl eher Furcht vor dem Antlitz Gottes aus, Angst nicht - ansonsten läuft was falsch im Glauben!

B. L.

Raphaela
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Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

@ Botschafter Lukas
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mit deiner Meinung ausgelacht wirst, mir geht es genauso, egal wie grausam in den Augen manch anderer das Kreuz aussieht. - Nur geht es Besuch bei mir damit manchmal nicht so gut.

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