Stefan fragt nach der Lösung.
Mein Freund ein junger, überaus angagierter und romtreuer Pfarrer, fragte mich das Gleiche vor Jahren.
Ich sagte ihm; ich würde den Leuten die Wahrheit reindonnern - was er tat!
Nie zuvor haben Gemeindemitglieder bei einer Predigt aufmerksamen zugehört als bei dieser
Sie wissen's. Sie wissen's alle. Und kurz vor Weihnachten war ich in einem Abendgottesdienst bei ihm (weil mein Sohn in diese Messe einbezogen war) und zu meiner Überraschung sagte er ganz klar zur Gemeinde nochmals im Klartext:
WER SICH NICHT VERSÖHNT HAT, BRAUCHT ERST GAR NICHT WEIHNACHTEN ZU FEIERN!
Dieses Pfarrers Predigten sind gleichzeitig gefürchtet und geliebt von den gleichen Leuten. Er wird geliebt von der Pfarrjugend (er hat 5 Gemeinden). Schmiermäuler zerreißen sich das Maul über ihn - auch innerhalb der Kirche.
Ein Rezept lieber Stefan, gibt's nicht, denn das breitete bereits Jesus Christus vor uns aus mit mäßigem Erfolg., weil wir Trottel du über den Nächsten erhaben dünken.
Was wir aber nicht tun sollten, ist Süßholz raspeln mit Liebesgesäusel, wenn Sturm dahinter ist. Und: Wir, die wir die Hand zum Friedensgruß geben, dürfen in gar keinem Fall diesem Menschen ausweichen, sondern müssen in jedem Fall auf ihn zugehen.
Weist er dies ab, ist’s sein Bier
(aber kein Grund das nächste Mal wieder auf ihn zuzugehen und das meine Lieben, tue ich tatsächlich
und viele meiner Freunde).
Und wisst ihr was: Es kommt zurück von Vielen!
Robert sagt
>........wenn du gegen den Bruder, der dir den Friedenskuß gibt, im Herzen den Verdacht hegst, er liebe dich gar nicht<
Robert, das ist mitnichten so bei mir; wie ich mit Fug und Recht behaupte. Einen solchen Verdacht darf der Christ nicht haben. Allerdings verzichte ich mit tausend Freuden auf einem schlabberigen Kuss, noch dazu von einem Mann iiigittt! Nichts gegen hübsche Damen und deren Küsse. Kein Mensch muss mich lieben; das tut meine Frau und mein Hund zur Genüge.
Nur ablehnen, nichts mit dem zu tun haben wollen, ihm weiträumig aus dem Weg gehen, nur ja nie in Verlegenheit kommen, von diesem Menschen gar noch eingeladen zu werden – noch grausiger ihn „anstandshalber“ zu Gast haben zu müssen und unaussprechlich, sich gar um seine Sorgen zu kümmern oder mehr; - das ist doch die Realität bei den ach so frommen Handgebern in unserer Gemeinde. Bei den Gemeinderäten unter sich, bei den Eltern der Kommunionkinder etc etc.
Kümmert sich jemand um die Witwe des Verstorbenen – zumindest jemand der beim verdammenswerten „Leichenschmaus“ noch Witze riss?
Robert sagt:
>... keine Vorbehalte, dem Bruder den Friedenskuß zu geben. (Um’s Kennenlernen geht’s nicht. In der Liturgie reicht’s zu wissen, dazu der andre ein Bruder im Herrn ist. Um jedem Beliebigen auf der Straße den Frieden zu wünschen, genügt’s zu wissen, dass er ein Geschöpf und Ebenbild Gottes ist.)
Da muss ich vehement, lauthals widersprechen! (Lass mal den ekligen Männerkuss weg.)
Aber doch geht’s um Kennenlernen. Zumindest um Nichtablehnen.
Wenn der Andere ein Bruder im Herrn ist, dann sei uns eine riesige Ehre, ihm die Hand geben zu dürfen. Eine noch größere Ehre, mit ihm ein Stück des Weges gehen zu dürfen. Mit ihm etwas zu plaudern und sei’s nur vor der Kirchentür.
Was aber ist Realität vor dieser Tür. Ein Auseinanderstreben – möglichst schnell und Zusammenfinden von altbekannten Grüppchen um gegen den zu lästern, dem gerade die Hand gegeben wurde.
Jedem Beliebigen auf der Straße den Frieden zu wünschen, wäre Blödsinn. Zu wissen dass der siebte von links auf dem Bild der Massendemonstration „ein Geschöpf und Ebenbild Gottes ist“ braucht’s keinen Händedruck. Es reicht eben nicht „zu wissen, dazu der andre ein Bruder im Herrn ist“ denn uns ist aufgetragen, den Nächsten zu lieben.
Wie könnte der Liebevollste diesen „in-der-Kirche-Händeschüttler“ lieben, wenn der ihm vor der Kirche und im Alltag aus dem Weg geht und krampfhaft seine Gegenwart meidet oder ihn abweisend anmufft?
Und deshalb rede man nur über Liebe, wenn man sie hat und gibt, und exerzitienweise mindest mal eine zeitlang FREMDEN gegeben hat sonst ist’s Liebesduselei!
Bruno-Maria Schulz