Das ist ja auch die Position der Piusbruderschaft, mit der sie jede Häme gegen das Konzil rechtfertigen.
Die Frage ist doch, woran kann der Gläubige unterscheiden, ob sein Ungehorsam im höchsten Gehorsam steht oder ob er lediglich eine gute Begründung gefunden hat, um sich selbst zum Lehramt zu erheben.
Die Frage ist fundamentaler Natur. So wie Volk Gottes im Sinne von "WSK" missverstanden und das 2. Vat. Konzil missbraucht werden kann, steht auch immer die Möglichkeit im Raum, den Gehorsamsbegriff in gegenteiliger Richtung zu missbrauchen. Bisweilen nimmt es teilweise solche Formen an, dass diejenigen, die dem Lehramt nicht mehr folgen möchten, den Katholiken, die sich redlicherweise in Gehorsam und Treue Rom gegenüber mühen, vorwerfen, nicht mehr "der Sache" zu dienen.
Aus persönlichen Gesprächen würde ich einfach mal das Resumee ziehen: diejenigen, die am lautesten die Treue vertreten, sind ja oft diejenigen, die am schnellsten in Untreue geraten. Da wird Tradition als etwas vergangenes betrachtet und die Traditionstreue an einem beliebigen Punkt in der Zeit gebrochen, selbstverständlich im "höchsten Gehorsam".
Oder flottert formuliert: Lehramtstreue heißt nicht selten "solange Kirche konservativ genug ist & meine Ressentiments und die mir liebgewonnenen Abneigungen teilt, bin ich voll bei ihr, aber wehe sie entwickelt sich, scheint progressiver oder menschlicher, dann sind böse zerstörerische Kräfte und [beliebige Verschwörungstheorie] am Werk". Das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber ich erlebe häufiger, dass die Lehramtstreue nur bei persönlichem Gefallen gilt. Meist je lauter die Leute davon reden. Nicht selten wirkt "Gehorsam" wie eine Farce und ein Feigenblatt, mit dem der eigene Subjektivismus autoritativ erhöht wird.
Für den einen oder anderen wird es gar ein böses Erwachen, wenn er irgendwann merkt, dass es gar nicht darum geht was er will oder wie er etwas einschätzt.