Die Kirche eine Institution wie jede andere? Ich und Ihr ebenso in der Pflicht meine/unsere Besitztümer herzuschenken, so man bedingungslose Nächstenliebe nach dem Vorbild Jesu Christi zu Grunde legt, wie die Institution, die die Lehren Christi predigt, und einen materiellen Überfluss angehäuft hat, der den Besitztümern unser aller gemeinsam spottet?
Ja, vielleicht. Dennoch erscheint mir die Widersprüchlichkeit im Falle der Kirche, und der gelebten Wirklichkeit Ihrer Vertreter, als besonders augenfällig, da sie hehre Ziele vor sich herträgt, und eine moralische Instanz für sich und die Welt zu sein beansprucht. Ich predige ja nicht. Ich klage auch nicht an, oder schließe vom Sein aufs Sollen. Ich wundere mich nur über die scheinbare Inkongruenz, und versuche sie mir erklärbar zu machen.
Doch mein Weg ist im Moment nicht der eines Bettelmönches. Liebe, Aufrichtigkeit, Schönheit, Gesundheit und intellektuelle Redlichkeit lege ich meinem Sein zu Grunde, nicht das Evangelium. Dies bedeutet für mich im Moment daher auch nicht, meinen Computer herzuschenken, oder mit meiner Frau nicht mehr essen zu gehen.
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Was ist mit Sonne, Himmel, Meeren, Menschen, Tieren, Wäldern, Sternen und Galaxien? Ich sehe die Pracht des Seins, auch die des weltlichen Seins, als nicht bedroht.guatuso hat geschrieben:Wenn die Kirche alles verschenkt, ist die Welt armselig.
Aus meiner Sicht ein sehr interessantes Argument. Aber was ist prächtiger als Mensch und Welt und ein klarer Geist? Braucht es wirklich Gold? Aber ich verstehe, was Du meinst.iustus hat geschrieben: Hier geht es um die Anbetung und Verherrlichung Gottes. Da ist Gold und Pracht angebracht.
Doch ist Überfluss, der auf Kosten anderer fußt, während andere hungern, wirklich göttliche Herrlichkeit?
Mir ist nicht ersichtlich, inwiefern das dabei helfen soll, meine Frage zu beantworten. Aber ich will nicht so sein und ein wenig "Farbe bekennen".martin v. tours hat geschrieben:Ich will Deine Frage ernst nehmen, aber es wäre hilfreich zu wissen, wo Du stehst.
Am ehesten passt als Schublade wohl "Pantheist" - obwohl auch dieser Begriff das Wesen meiner lebendigen Erfahrung inmitten des Unerklärlichen als dürftiges gerippe zu Grabe trägt. So ist es für mich auch mit Worten, die das fassen wollen, was Unnennbar und Unbegreiflich ist: "Gott", "Tao", "Allah", "Javeh" und auch der "Leere" der Buddhisten. Gerippe. Vielleicht halte ich es da am ehesten noch mit Meister Eckhart, als Mystiker: "Ich liebe Gott als Nichtbild, Nichtname, Nichtgeist, Nichtperson und Nichtgott." Manchmal sage ich, ich bin in allen Religionen, denn in allen Religionen ist die universale Wahrheit, die ich empfinde. Aber ich bin kein Christ, Moslem oder Jude, insofern ich dann einer bin, sobald ich mich von allen anderen Religionen restlos abgrenze. Dann bevorzuge ich Parteilosigkeit, und finde das unerklärliche Wunder in mir und um mich überall.
Ich hoffe weiterhin auf einen bereichernden Diskurs, und denke und fühle über Eure antworten, und das was hier entsteht.
Liebe Grüße,
Faunus