Anbei einige Passagen von EB emeritus Zollitsch aus seinem Jahresrückblick 2013 (einmal ein Interview in Schriftform, ein zweites Mal zum selben Thema als TV-Interview).
KNA: Die Deutsche Bischofskonferenz will bei ihrer Vollversammlung im Frühjahr die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen diskutieren. Was ist denn da Konkretes zu erwarten?
Zollitsch: Wir haben zwei Arbeitsgruppen eingesetzt. Eine, die sich stärker mit der Frage des Ortes auch der Menschen in unserer Kirche befasst, die geschieden sind und wieder standesamtlich geheiratet haben. Weil wir sagen, wie das Papst Franziskus auch sagt, sie gehören voll und ganz zur Kirche. Und wir haben die Fragen des Arbeitsrechts. Wir wollen dieses Arbeitsrecht fortschreiben, so dass wir der Situation gerecht werden können. Wir haben im Augenblick ja die Umfrage unter den Katholiken und den Gemeinden. Ich habe schon erste Ergebnisse bekommen, die zeigen, wie viele Menschen von all diesen Fragen betroffen sind. Etwa bei uns in Freiburg sind es fast 50 Prozent der katholischen Kinder, die wachsen in solchen Familien auf, oder bei Alleinerziehenden. All diese Situationen wollen wir in den Blick nehmen und auch in die außerordentliche Synode einbringen. Mir hat Papst Franziskus Mut gemacht, weil er auch sagt, wir müssen die Menschen annehmen wie sie sind.
KNA: Sie haben ja in Ihrem Erzbistum Freiburg schon eine Handreichung zu dem Thema herausgegeben. Welche Reaktionen haben Sie da erhalten?
Zollitsch: Wir haben in unserem Seelsorgeamt eine Handreichung erarbeitet. 98 Prozent derer, die sich an mich gewandt haben, sagen: Gott sei Dank wird hier versucht, Wege aufzuzeigen, und die Menschen setzen Hoffnungen darauf.
(Das Interview führten Ludwig Ring-Eifel und Agathe Lukassek)
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Q: Jetzt hatten viele Katholiken nach dem Papstwechsel, aber auch infolge des Gesprächsprozeß, aber auf konkrete Reformschritte [gehofft], etwa was dem Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen in der Katholischen Kirche angeht. Warten diese Menschen vergeblich?
A: Wir spüren schon, daß hier eine große Erwartung da ist, weil relativ viele Menschen davon betroffen sind [akustisch?] unmittelbar in der Verwandtschaft. Und es ist jetzt wichtig, daß Papst Franziskus zu einer außerordentlichen Bischofssynode fürs kommende Jahr eingeladen hat, wo es gerade um die Frage „Ehe und Familie“ geht. Und die Umfrage, die jetzt von Rom aus angeregt wurde und die im Augenblick in Deutschland in den Pfarreien stattfindet, die zeigt, daß man sich diesen Fragen stellen will. Und ich bin überzeugt die Bischofssynode wird einige Antworten geben. Die Deutsche Bischofskonferenz hat eine eigene Kommission eingesetzt, die sowohl die Frage des Ortes der Wiederheiratung, geschieht in den Gemeinden, wie auch des Umgangs mit ihnen und der Seelsorge an Ihnen angeht, wie auch die Frage der Konsequenzen für das kirchliche Arbeitsrecht. Ich bin gespannt, jedenfalls der Blick geht nach vorne.
Q: Jetzt haben aber zum Beispiel Erzbischof Müller als Präfekt der Glaubenskongregation und jetzt auch ganz aktuell Kardinal Meisner gesagt: „Auch der Papst kann nichts daran ändern. Der Ausschluß von den Sakramenten, der wird bleiben.“ Ist damit schon eine Entscheidung getroffen?
A: Ich bin der gleichen Meinung wie Kardinal Marx. Die Diskussion wird weitergehen. Weil auch eine ganze Reihe von Fragen da sind, die – so habe ich den Eindruck – auch Papst Franziskus durchaus etwas anders sieht. Es ist klar, es gibt eine Tradition in unserer Katholischen Kirche. Es gibt auch eine gewisse andere Traditionen in der Orthodoxen Kirche mit der wir vom Sakramentenverständnis ja sehr verbunden sind. All die Fragen werden dann auch neu beraten werden. Und ich bin überzeugt sie wären nicht angestoßen worden, auch durch die Umfrage, wenn da nicht auch manches neu zu bedenken wäre. Da habe ich durchaus Hoffnung.
(Das Interview führte Gottfried Bohl)
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(Das TV-Interview ist schwierig niederzuschreiben, weil Zollitsch an ein, zwei Stellen den Faden verliert)
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