Suizid

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Melody
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Re: Suizid

Beitrag von Melody »

ad_hoc am Di, 5. Jan 2010, 03:48 hat geschrieben:(...) Grundsätzlich ist die Selbsttötung als verwerflich anzusehen, wobei es selbstverständlich auch Umstände geben kann, die den Menschen in einen Zustand versetzen, in dem er nicht mehr Herr seiner selbst ist. Ein solcher Umstand schließt die Verwerflichkeit praktisch aus; man spricht dann von einem Unglücksfall.

Nichtgläubige haben es in solchen Situationen sicher schwerer. Sie haben niemanden, der ihnen einen Kodex, einen Wertmaßstab, eine Hoffnung auf ein sinnhaftes Weiterleben gibt, wenn schon Angehörige für sie keinen Anlass bilden, sie von ihrem Tun abzuhalten.

Anders bei gläubigen Christen. Mir scheint es durchaus wahrscheinlich, dass bei einem solchen Christen die Hemmschwelle zur Selbsttötung sehr viel höher anzusetzen ist als bei jemandem, der dem Glauben eher fern steht. Eine Untersuchung darüber würde mich schon mal interessieren.

(...)

Der gläubige Christ hat hier zumindest das Vertrauen in die göttliche Hilfe, wenn er sie anruft und sich um Besserung seiner Situation bemüht. Inwieweit ist nun einem solchen Gläubigen vorzuwerfen, dass er kein ausreichendes Gottvertrauen besessen hat? Ist fehlendes Gottvertrauen nicht zugleich eine Sünde wider den Hl. Geist?
Gibt es irgendwo eine derartige Untersuchung?

Was ganz konkret sollte einen Christen davon abhalten, sein Leben zu beenden?
Der Gedanke, dass man Gottes Geschenk (Leben) nicht zurückweisen darf?
Die Angst vor einer eventuellen Hölle?

Inwiefern sind Suizidgedanken Sünde? Hängen sie nicht mit einer Krankheit zusammen, können sie dann überhaupt Sünde sein?
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lifestylekatholik
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Was ganz konkret sollte einen Christen davon abhalten, sein Leben zu beenden?
Der Gedanke, dass man Gottes Geschenk (Leben) nicht zurückweisen darf?
Die Angst vor einer eventuellen Hölle?
Ja, beides. Aber auch: Unsere Zeit hier auf der Erde ist unsere Zeit der Prüfung. Hier müssen wir uns bewähren. Hier können wir Gott unsere Liebe zeigen, indem wir unser Kreuz auf uns nehmen und es unser Stück des Weges tragen.
Melody hat geschrieben:Inwiefern sind Suizidgedanken Sünde?
An sich ja sicherlich nicht. Aber man darf ihnen nicht nachhängen und ihnen nicht Raum geben. Man muss sie als Feinde erkennen.
Melody hat geschrieben:Hängen sie nicht mit einer Krankheit zusammen, können sie dann überhaupt Sünde sein?
Das erscheint mir als zu leichte Ausrede. In der Regel sind Selbstmörder bei klarem Bewusstsein und somit auch verantwortlich.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Suizid

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:In der Regel sind Selbstmörder bei klarem Bewusstsein ...
Welche gesicherten Erkenntnisse führen Dich zu so einer Einschätzung? :hmm:

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lifestylekatholik
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:In der Regel sind Selbstmörder bei klarem Bewusstsein ...
Welche gesicherten Erkenntnisse führen Dich zu so einer Einschätzung? :hmm:
Drei Selbstmorde im Bekanntenkreis.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Suizid

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:In der Regel sind Selbstmörder bei klarem Bewusstsein ...
Welche gesicherten Erkenntnisse führen Dich zu so einer Einschätzung? :hmm:
Drei Selbstmorde im Bekanntenkreis.
:auweia:

(Ich fragte deshalb, weil ich bei der Ahnenforschung die Beobachtung gemacht habe, daß Selbstmörder auch in früheren Zeiten, also zwischen ca. 1700 und 1900, oft mit Verweis auf "geistige Verwirrung" o. ä. doch kirchlich beerdigt wurden.)

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Sperling
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

Lifestyle, dein Urteil über den Zustand von Menschen, die Suizid begehen, ist so von Härte und Unverständnis geprägt, dass ich nur erschüttert bin.

Sei froh, wenn du nicht weißt, wie sich Depressionen anfühlen (und ich meine echte Depressionen, also die Krankheit, nicht so eine "depressive Verstimmung"), wie tief da die Verzweiflung und Dunkelheit ist und dass gerade der Glaube keine Hilfe mehr ist, denn auch von Gott fühlst du dich in dieser Lage verlassen...

Aber bitte, unterlasse es, Menschen zu beurteilen und zu verurteilen und zu meinen, du weißt, dass sie "bei klarem Bewusstsein sind", also Menschen, die keinen Ausweg mehr gesehen haben, als ihr Leben zu beenden...

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lifestylekatholik
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Sperling hat geschrieben:Aber bitte, unterlasse es, Menschen zu beurteilen und zu verurteilen und zu meinen, du weißt, dass sie "bei klarem Bewusstsein sind", also Menschen, die keinen Ausweg mehr gesehen haben, als ihr Leben zu beenden...
Ich habe niemanden verurteilt. Nicht einen. Und ich verwahre mich gegen deine haltlosen Unterstellungen.
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Raphaela
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Re: Suizid

Beitrag von Raphaela »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:In der Regel sind Selbstmörder bei klarem Bewusstsein ...
Welche gesicherten Erkenntnisse führen Dich zu so einer Einschätzung? :hmm:
Drei Selbstmorde im Bekanntenkreis.
Von Psychologen und Psychiatern kann man immer wieder mal hören/lesen, dass zum einen der Freundeskreis.... oft keine Ahnung hat, wie es dem Betreffenden wirklich geht, da diese das äußerst gut überspielen können und der zweite Aspekt: Ein Suizid wird meist dann begangen, wenn man aus dem tiefsten Punkt der Depression schon raus ist. - Da ist man zu kaputt, um noch an Suizid zu denken, erst dann, wenn es schon wieder aufwärts geht, kommt der Suizid. Die Umgebung denkt, dass es demjenigen gut geht, was aber nicht stimmt. Es ist immer noch eine schwierige, wenn nicht sogar die schwierigste Zeit, da es hier eigentlich ein Auf und Ab gibt. Und es braucht nur eine "Kleinigkeit" zu sein, die dann zum Suizid führen kann, weil derjenige eben noch nicht bei klarem Bewusstsein ist.
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Melody
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Re: Suizid

Beitrag von Melody »

Raphaela hat geschrieben:Und es braucht nur eine "Kleinigkeit" zu sein, die dann zum Suizid führen kann, weil derjenige eben noch nicht bei klarem Bewusstsein ist.
Was verstehst Du unter einem "klaren Bewusstsein"?
Meinst Du im Gegensatz zu lsk, dass, wer Suizid begeht, keineswegs bei klarem Bewusstsein ist?
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lifestylekatholik
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Raphaela hat geschrieben:Und es braucht nur eine "Kleinigkeit" zu sein, die dann zum Suizid führen kann, weil derjenige eben noch nicht bei klarem Bewusstsein ist.
Wie schön, dass du so allgemein reden kannst.
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Sperling
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

es braucht wirklich nur eine Kleinigkeit...mir hat einmal ein Arzt gesagt, es genügt eine "schlaflose" Nacht , dass die Angst vor dem Tod kleiner ist als der Wunsch, endlich erlöst zu sein...

Und von klarem Bewusstsein, also davon, klar denken zu können, wirklich zu einer Entscheidung fähig zu sein, ist in dem Zustand, den auch Raphaela beschreibt, keineswegs die Rede - alle Gedanken sind erfüllt von dem Wunsch, endlich Ruhe zu haben, dem unerträglichen Zustand ein Ende zu bereiten - und das ist, wie Raphaela sagt, gerade im den Tagen/Wochen, wo Medikamente zu wirken beginnen, am intensivsten...

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Melody
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Re: Suizid

Beitrag von Melody »

Ich denke durchaus, dass das mit der "Kleinigkeit" stimmt.
Letztlich, wenn man sein Leben sowieso als täglichen Kampf empfindet, das ganze Leben eine schmale Gratwanderung ist, dann genügt ein Lufthauch, um von seinem Grat herunterzufallen.


Es mag lächerlich klingen, aber ich weiß noch ganz genau, dass ich einen vagen Gedanken an "Selbstmord" zum ersten Mal hatte, als mein Vater mich im Alter von 12 Jahren ausgeschimpft hat, als ich ein Fleischsalatbrötchen nicht essen wollte. Ich fand mein Kinderzimmerfenster im 4. Stock immer schon sehr anziehend und hab oft weinend hinuntergeschaut.
Aber die Nahtodberichte sagen übereinstimmend, dass es dann sehr schlimm sein muss...
Und ich wollte mir mein jenseitiges Leben nie auch noch versauen.
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Re: Suizid

Beitrag von Raphaela »

Melody hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:Und es braucht nur eine "Kleinigkeit" zu sein, die dann zum Suizid führen kann, weil derjenige eben noch nicht bei klarem Bewusstsein ist.
Was verstehst Du unter einem "klaren Bewusstsein"?
Meinst Du im Gegensatz zu lsk, dass, wer Suizid begeht, keineswegs bei klarem Bewusstsein ist?
Derjenige, der Suizid begeht ist, wie oben beschrieben, normalerweise noch so weit in den Depressionen drinnen, dass Gedanken nicht ganz klar gefällt werden können. Sperling hat vorhin sehr schön beschrieben, was schon dazu führen kann.
Und Kleinigkeit war deshalb in Anführungzeichen, weil es für Außenstehende normalerweise unfassbar ist, dass so etwas zu einem Suizid führt, weil es für Außenstehende wirklich nur eine Kleinigkeit ist, die können das einfach nicht begreifen.
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Raphaela hat geschrieben:dass Gedanken nicht ganz klar gefällt werden können.
Wann kann ich denn schon Gedanken »ganz klar« fällen? Ich lebe doch nie im luftleeren Raum theoretischer Überlegungen, sondern stehe immer mitten im Kampf in der Welt, bin immer von widerstreitenden Gefühlen hin und her bewegt. Ihr solltet janz jehörig aufpassen, dass das Gerede davon, dass ein Suizidgefährdeter sowieso nicht bei »klarem Bewusstsein« sei, nicht als offenes Tor gesehen und als allzu willkommene Ausrede missbraucht wird.
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Raphael

Re: Suizid

Beitrag von Raphael »

lifestylekatholik hat geschrieben:........
Ihr solltet janz jehörig aufpassen, dass das Gerede davon, dass ein Suizidgefährdeter sowieso nicht bei »klarem Bewusstsein« sei, nicht als offenes Tor gesehen und als allzu willkommene Ausrede missbraucht wird.
Stimmt janz jenau! :daumen-rauf:

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Re: Suizid

Beitrag von Raphaela »

Ist nicht nicarnata Ärztin?
Wenn ja, ich bitte dich um Stellungnahme!

An Samuel und Lupus: Ich weiß, dass es Beichtgeheimnis... gibt, aber bestimmt ist es auch euch beiden möglich, Stellungnahme zu beziehen, oder zuviel zu verraten, schließlich wird euch auch viel anvertraut.


(Ganz abgesehen davon, dass ich auch die Ausbildung zu geistlichen Begleiterin habe und Betroffene aus Gesprächen usw. kenne.)
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Reinhard
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Re: Suizid

Beitrag von Reinhard »

Melody hat geschrieben:IEs mag lächerlich klingen, aber ich weiß noch ganz genau, dass ich einen vagen Gedanken an "Selbstmord" zum ersten Mal hatte, als mein Vater mich im Alter von 12 Jahren ausgeschimpft hat, als ich ein Fleischsalatbrötchen nicht essen wollte. Ich fand mein Kinderzimmerfenster im 4. Stock immer schon sehr anziehend und hab oft weinend hinuntergeschaut.
Damit beschreibst Du ja selber sehr schön, welche "Kleinigkeit" einen in solche Gedanken treiben kann, ein Brötchen !! - Im Grunde kommt diese Niedergeschlagenheit ja auch nicht von dieser Anlass, sondern von vielem Anderen, das dahinter steht.

Wie sowas aussieht, kenne ich selber. Nicht nur, weil einige Leute, die ich ziemlich gut kannte, sich umgebracht haben, sondern auch, weil ich selber mitunter solche Gedanken hatte und habe.

Einerseits vertraue ich da auf Gottes Gerechtigkeit, dass Er allein solche Menschen versteht, und sie deshalb auch niemals ungerecht behandeln wird. Auch in der Strafe nicht. Da vertraue ich vollständig auf Gottes Güte, hinsichtlich der Lieben, die sich selbst umgebracht haben !

Aber ich bin sehr wohl überzeugt, dass wir uns solchen Gedanken nicht hingeben dürfen.
Ja, Selbstmordgedanken nachzugehen ist Sünde. Denn damit vernichten wir uns in Gedanken selbst, und das geht nicht, das ist vom Bösen. Da ist Jesus in der Nächstenliebe schon sehr streng:
"Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein."
(Mt. 5:22) - und das gilt ja wohl auch gegenüber uns selbst, wie wir mit uns umzugehen haben.
Da dürfen wir uns "Gedankensünden" gegen uns selbst einfach nicht erlauben !

Selbstmord trägt immer auch Züge von "Selbstbestrafung". - die steht uns aber definitiv nicht zu, denn Gott allein ist Richter !

Aber das wichtigste: Gott liebt Dich unendlich, auch wenn Du es jetzt nicht empfindest !
Daran halte Dich fest, Deine eigenen Empfindungen trügen Dich.

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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Melody hat geschrieben:Ich fand mein Kinderzimmerfenster im 4. Stock immer schon sehr anziehend
Oh, du hattest dasselbe Fenster wie ich. :pfeif:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Altlutheraner
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Re: Suizid

Beitrag von Altlutheraner »

Raphael hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:........
Ihr solltet janz jehörig aufpassen, dass das Gerede davon, dass ein Suizidgefährdeter sowieso nicht bei »klarem Bewusstsein« sei, nicht als offenes Tor gesehen und als allzu willkommene Ausrede missbraucht wird.
Stimmt janz jenau! :daumen-rauf:
Ich würde sagen es kommt immer auf die Situation darauf an. Wenn man gläubiger Christ ist beispielsweise und einen Märtyrertod stirbt, ist dieser sicherlich bei klarem Bewusstsein, da er für eine Überzeugung stirbt.

Möchte sich jedoch jemand das Leben nehmen wegen anderen (egoistischen) Umständen, ist man vielleicht nicht mehr bei klarem Bewusstsein.

Bevor es Aufregung gibt: Depression ist eine egoistische Krankheit, da das Denkvermögen fast ausschließlich nur noch auf sich und seine Probleme gerichtet ist, das ist ja das Gefährliche an dieser Krankheit. Und der Suizid ist die Krönung des Egoismus, da man nicht mehr an die Hinterbliebenen (Familie, Freunde) denkt. Ich hoffe ihr versteht meinen Standpunkt.

Hat mir mal ein befreundeter Psychotherapeut erläutert. Habe auch einige Bücher über Depressionen gelesen, da mein Bruder sich ebenfalls umgebracht hat und ich seine Gefühlswelt verstehen wollte.

Mit freundlichen Grüßen,

Altlutheraner
Wer Christus hat, hat alles und kann alles.

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Sperling
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

Ihr solltet janz jehörig aufpassen, dass das Gerede davon, dass ein Suizidgefährdeter sowieso nicht bei »klarem Bewusstsein« sei, nicht als offenes Tor gesehen und als allzu willkommene Ausrede missbraucht wird.

als willkommene Ausrede wofür?
willst du damit sagen, dass der Mensch so einfach eine willkommene Ausrede sucht, um sich umzubringen, weil ihm ja ohnehin "nix passiert"... :hae?:
Ich kann nur wiederholen, dass du offenbar keine Ahnung hast, wie sich ein Mensch fühlt, der knapp vor dem Suizid steht...

Depression ist eine egoistische Krankheit, da das Denkvermögen fast ausschließlich nur noch auf sich und seine Probleme gerichtet ist, das ist ja das Gefährliche an dieser Krankheit. Und der Suizid ist die Krönung des Egoismus, da man nicht mehr an die Hinterbliebenen (Familie, Freunde) denkt. Ich hoffe ihr versteht meinen Standpunkt.

Danke für die nette Beschreibung, das habe ich auch noch nie gehört, und ich kann dir versichern, jeder Mensch, der an Depressionen leidet, nicht ein und aus weiß, der wird sich gleich viel besser fühlen, wenn er das hört... (und das ist reine Ironie, falls das jemand nicht versteht...)

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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Sperling hat geschrieben:willst du damit sagen, dass der Mensch so einfach eine willkommene Ausrede sucht, um sich umzubringen, weil ihm ja ohnehin "nix passiert"... :hae?:
In einigen Fällen ja.
Sperling hat geschrieben:Ich kann nur wiederholen, dass du offenbar keine Ahnung hast, wie sich ein Mensch fühlt, der knapp vor dem Suizid steht...
Ich nehme deinen Diskussionsbeitrag zur Kenntnis, behalte mir jedoch eine abweichende Meinung vor.
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Re: Suizid

Beitrag von Altlutheraner »

Sperling hat geschrieben:Depression ist eine egoistische Krankheit, da das Denkvermögen fast ausschließlich nur noch auf sich und seine Probleme gerichtet ist, das ist ja das Gefährliche an dieser Krankheit. Und der Suizid ist die Krönung des Egoismus, da man nicht mehr an die Hinterbliebenen (Familie, Freunde) denkt. Ich hoffe ihr versteht meinen Standpunkt.

Danke für die nette Beschreibung, das habe ich auch noch nie gehört, und ich kann dir versichern, jeder Mensch, der an Depressionen leidet, nicht ein und aus weiß, der wird sich gleich viel besser fühlen, wenn er das hört... (und das ist reine Ironie, falls das jemand nicht versteht...)
Reden wir sachlich oder emotional darüber? Sachlich gesehen ist es nämlich so, emotional ist die Depression natürlich ganz anders, vor allem für den Betroffenen.

Meinst du, ich bin zu meinem Bruder gerannt und meinte: "Hey, du Egoist, hör mal auf zu jammern!"?
Wer Christus hat, hat alles und kann alles.

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Sperling
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

Also, sachlich gesehen hat mir der Arzt erklärt, dass echte Depressionen (und bei dieser Krankheit jammert man normalerweise nicht rum..., hat gar nicht die Kraft dazu) vergleichbar sind mit einer Stoffwechselerkrankung - und daher ja auch mit Medikamenten (nicht mit Beruhigungsmitteln oder sowas, sondern Antidepressiva) behandelbar sind.

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Re: Suizid

Beitrag von Altlutheraner »

Sperling hat geschrieben:Also, sachlich gesehen hat mir der Arzt erklärt, dass echte Depressionen (und bei dieser Krankheit jammert man normalerweise nicht rum..., hat gar nicht die Kraft dazu) vergleichbar sind mit einer Stoffwechselerkrankung - und daher ja auch mit Medikamenten (nicht mit Beruhigungsmitteln oder sowas, sondern Antidepressiva) behandelbar sind.
Ich habe nie behauptet, sie würden jammern.

Echte Depressionen? Also jene, deren Auslöser die verstorbene Oma und nicht die Stoffwechselerkrankung ist, haben keine "echten" Depressionen?

Komische Differenzierung hast du da.

Mit freundlichen Grüßen,

Altlutheraner
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Re: Suizid

Beitrag von Raphaela »

Sperling hat geschrieben:Ihr solltet janz jehörig aufpassen, dass das Gerede davon, dass ein Suizidgefährdeter sowieso nicht bei »klarem Bewusstsein« sei, nicht als offenes Tor gesehen und als allzu willkommene Ausrede missbraucht wird.

als willkommene Ausrede wofür?
willst du damit sagen, dass der Mensch so einfach eine willkommene Ausrede sucht, um sich umzubringen, weil ihm ja ohnehin "nix passiert"... :hae?:
Ich kann nur wiederholen, dass du offenbar keine Ahnung hast, wie sich ein Mensch fühlt, der knapp vor dem Suizid steht...

Depression ist eine egoistische Krankheit, da das Denkvermögen fast ausschließlich nur noch auf sich und seine Probleme gerichtet ist, das ist ja das Gefährliche an dieser Krankheit. Und der Suizid ist die Krönung des Egoismus, da man nicht mehr an die Hinterbliebenen (Familie, Freunde) denkt. Ich hoffe ihr versteht meinen Standpunkt.

Danke für die nette Beschreibung, das habe ich auch noch nie gehört, und ich kann dir versichern, jeder Mensch, der an Depressionen leidet, nicht ein und aus weiß, der wird sich gleich viel besser fühlen, wenn er das hört... (und das ist reine Ironie, falls das jemand nicht versteht...)
Zunächst lese ich mal aus deinem Beitrag nicht einfach nur Wut raus, weil so viele mit dem Thema nicht umgehen können, sondern auch, dass da viele Erfahrungswerte dahinterstehen.
Dann zu den Kommentaren: Mach dir nichts aus dem, was lifestyle und Raphael geschrieben haben, sie kennen nicht meines Erachtens einfach nicht richtig damit aus, hatten noch nie damit zu tun. - Daher hatte ich ja verschiedenen Personen um Unterstützung gebeten.
Und zu dem was Altlutheraner geschrieben hat: Wenn ein Psychologe eine solche Beschreibung gibt, dann muss er genau wissen, wen er vor sich hat. - Altlutheraner weiß dies nicht und gibt es so weiter. Aber so unrecht hat er gar nicht. Was machen denn Depressionen aus? -Doch dies, dass man nicht anders kann als um sich selbst kreisen, wenn leider nur im Negativen Sinne. Für alles andere ist leider kein Platz mehr da, nicht für die schönen Seiten des Lebens, die einem wieder Mut machen könnten, einen wieder aufrichten könnnten.
Na gut, es ist schon krass, dann von Egosimus zu sprechen, aber im weitesten Sinne stimmt das irgendwie.
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Re: Suizid

Beitrag von Melody »

Ich denke mal, dass Depressionen so verschieden sind wie die Menschen...

Als ich vor über 10 Jahren mal einige Wochen in einer psychosomatischen Klinik gewesen bin, hab ich dort keinen einzigen Menschen getroffen, auf den das Bild, das man sich von einem klassisch Depressiven macht, gepasst hätte. Vielleicht trifft das auch nur auf Schwerstkranke zu.
Und alle wurden am Ende mit einer "leichten depressiven Episode" als geheilt entlassen (wir hatten uns unsere Befunde gezeigt), selbst die, die vorher zwei(!) Jahre deswegen krankgeschrieben waren und für die sich nichts geändert hatte...
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Re: Suizid

Beitrag von Altlutheraner »

Raphaela hat geschrieben:Zunächst lese ich mal aus deinem Beitrag nicht einfach nur Wut raus, weil so viele mit dem Thema nicht umgehen können, sondern auch, dass da viele Erfahrungswerte dahinterstehen.
Dann zu den Kommentaren: Mach dir nichts aus dem, was lifestyle und Raphael geschrieben haben, sie kennen nicht meines Erachtens einfach nicht richtig damit aus, hatten noch nie damit zu tun. - Daher hatte ich ja verschiedenen Personen um Unterstützung gebeten.
Und zu dem was Altlutheraner geschrieben hat: Wenn ein Psychologe eine solche Beschreibung gibt, dann muss er genau wissen, wen er vor sich hat. - Altlutheraner weiß dies nicht und gibt es so weiter. Aber so unrecht hat er gar nicht. Was machen denn Depressionen aus? -Doch dies, dass man nicht anders kann als um sich selbst kreisen, wenn leider nur im Negativen Sinne. Für alles andere ist leider kein Platz mehr da, nicht für die schönen Seiten des Lebens, die einem wieder Mut machen könnten, einen wieder aufrichten könnnten.
Na gut, es ist schon krass, dann von Egosimus zu sprechen, aber im weitesten Sinne stimmt das irgendwie.
Den Anspruch, Psychologe zu sein, habe ich nie erhoben. :D

Und das ich behauptet habe, ein Psychologe sollte es genauso, wie ich es gerade beschrieben habe, gegenüber dem Patienten schildern, stimmt auch nicht. Mein Ansatz war nur, die Krankheit an sich zu beschreiben. Dass ein Psychologe oder auch das Umfeld gefühlvoller mit dem Patienten umgehen sollte ist doch selbstverständlich.

Und ich finde sehr wohl, dass Egoismus es auf den Punkt bringt, auch wenn's hart klingt. Schizophrene haben ja auch nicht "nur" Träumereien, sondern Psychosen.

Egoismus (griechisch /lateinisch ego ‚ich‘) = Ich-Bezogenheit

Die negative Assoziierung sollte man außer Acht lassen.
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

@ Altlutheraner:
über die Auslöser haben wir doch gar nicht gesprochen, oder?
Natürlich kann auch ein Todesfall eine Depression zum Ausbruch bringen...
Früher gab es die Unterscheidung zwischen reaktiven und endogenen Depressionen, heute weiß man, dass das wohl fließend ineinander übergeht und nicht so einfach ist...

@Raphaela: danke...

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Re: Suizid

Beitrag von Altlutheraner »

Sperling hat geschrieben:Also, sachlich gesehen hat mir der Arzt erklärt, dass echte Depressionen (und bei dieser Krankheit jammert man normalerweise nicht rum..., hat gar nicht die Kraft dazu) vergleichbar sind mit einer Stoffwechselerkrankung - und daher ja auch mit Medikamenten (nicht mit Beruhigungsmitteln oder sowas, sondern Antidepressiva) behandelbar sind.
Du hast damit angefangen, sorry! :D :P

Sei nicht böse auf mich, falls du (so scheint's) eine Hintergrundstory in Bezug auf das Thema mitbringst, dann sind deine Reaktionen natürlich verständlich.

Trotzalledem darf man Fakten (im psychologisch-analytischen Sinne) nicht außer Acht lassen.
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Re: Suizid

Beitrag von Sperling »

Alles klar, Altlutheraner - ich hätte mich vielleicht nicht auf das Thema einlassen sollen...gerade weil ich leider aus eigener Erfahrung mehr darüber weiß, als ich gerne wissen möchte...

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Re: Suizid

Beitrag von Raphaela »

Altlutheraner hat geschrieben: Den Anspruch, Psychologe zu sein, habe ich nie erhoben. :D

Und das ich behauptet habe, ein Psychologe sollte es genauso, wie ich es gerade beschrieben habe, gegenüber dem Patienten schildern, stimmt auch nicht. Mein Ansatz war nur, die Krankheit an sich zu beschreiben. Dass ein Psychologe oder auch das Umfeld gefühlvoller mit dem Patienten umgehen sollte ist doch selbstverständlich.

Und ich finde sehr wohl, dass Egoismus es auf den Punkt bringt, auch wenn's hart klingt. Schizophrene haben ja auch nicht "nur" Träumereien, sondern Psychosen.

Egoismus (griechisch /lateinisch ego ‚ich‘) = Ich-Bezogenheit

Die negative Assoziierung sollte man außer Acht lassen.
Du hattest ziemlich deutlich vorher geschrieben, dass es dir von einem Psychologen gesagt worden ist, ich halte dich also für keinen.
Aber: Dieser wusste, wen er vor sich hat, als er dir dir Krankheit beschrieb, du hingegen weißt jedoch nicht, wer von dem Computer sitzt, was im Inneren vorgeht.... - Daher wäre ich in einen solchen Aussage ohne Erklärung vorsichtig und habe es daher versucht für Sperling nochmals zu erklären.
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Re: Suizid

Beitrag von lifestylekatholik »

Raphaela hat geschrieben:was lifestyle und Raphael geschrieben haben, sie kennen nicht meines Erachtens einfach nicht richtig damit aus, hatten noch nie damit zu tun.
Ich finde es beachtlich, mit welcher Überheblichkeit du über Dinge sprichst, von denen du keine Ahnung hast.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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