HeGe hat geschrieben:Man sollte die Urknalltheorie aber auch als das sehen, was es ist, nämlich eine Theorie. Viele sehen sie heute schon als einzig wahre Möglichkeit der Entstehung des Universums an. Dabei ist aber sicher mehr der Wunsch Vater des Gedankens, weil Gott in dieser Theorie nicht vorkommt.
Das haben naturwissenschaftliche Theorien so an sich, denn Naturwissenschaft muss methodisch richtig so betrieben werden "etsi deus non daretur", als ob es keinen Gott gäbe. Von der Naturwissenschaft zu fordern, sie müsse zur Gottesfrage Stellung beziehen, heißt, sie auffordern, ihre Grenzen zu überschreiten.
Man fragt sich nur: was war denn vor dem Urknall? Wer (oder meitwegen auch was) hat ihn ausgelöst? Und schon versagt die Wissenschaft wieder und hat zur Erklärung der Entstehung des Universums keinen Deut beigetragen.
Wenn im Urknall das Universum entstanden ist, von dem wir Bestandteil und in dem wir Bewohner sind, ist auch die Zeit dem Urknall entsprungen. Die Frage, was war vorher, ist deshalb weder sprachlich noch sachlich sinnvoll.
Ich seh das so: Die Erzählung vom Urknall ist sowas wie die naturwissenschaftliche Schöpfungserzählung. Sie geht vom innerweltlichen Hier und Jetzt aus, forscht und ergründet in die Vergangenheit bis zu dem Punkt, an dem sich
absolut nichts mehr sagen lässt.
Die biblische Schöpfungserzählung, speziell die erste, die vom Siebentagewerk, geht vom transzendentalen, ewigen Hier und Jetzt Gottes aus und erzählt, wie Gott aus
absolut nichts die Welt erschafft.
In diesem
Absoluten Nichts berühren die beiden Bereiche einander, und das gibt einen Knall, der bis heute nachhallt. Dieser Nachhall ist das Universum, samt uns darin, die wir begabt sind, beide Erzählungen vorzutragen. Feierlich, wenn geht.
Poesie?
Natürlich, was sonst? Gschichten, die erzählt werden, sind so.
Nebenbei: Im amerikanischen Original heißt der Urknall "Big Bang". Was da in der deutschen Vorsilbe "Ur-" so mitschwingt, ist da zunächst mal gar nicht enthalten.