Der Papst und der Urknall

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Erich
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Beitrag von Erich »

In einem neuen Dokument kommt eine internationale Theologenkommission nun zum Schluss, dass weder die Urknall- noch die Evolutionstheorie der katholischen Schöpfungslehre widersprechen.
wieder einmal opfern ein paar Idioten dem Zeitgeist ihren Weihrauch. Müssen sie denn wirklich die Bibel mit jedem Zeitgeist-Unsinn checken, ob sie damit kompatibel ist??

ich kann nur noch den Kopf schütteln.
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Erich
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Beitrag von Erich »

noch was zu diesem Thema:

Kosmische Hintergrundstrahlung kein Beweis für den Urknall

Aus: http://www.pm-magazin.de/de/wissensnews/wn_id309.htm


Britische Astronomen haben durch genaue Messungen mit einem speziellen Radioteleskop Schwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung gefunden, die - wenn sie sich bestätigen - zu groß sind, um mit der bisherigen Theorie erklärt werden zu können. Müssen die ersten Augenblicke der Schöpfung neu geschrieben werden?
http://www.astronews.com/news/artikel/2 ... -005.shtml
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Erich hat geschrieben:wieder einmal opfern ein paar Idioten dem Zeitgeist ihren Weihrauch. Müssen sie denn wirklich die Bibel mit jedem Zeitgeist-Unsinn checken, ob sie damit kompatibel ist??
Naturwissenschaft ist kein Zeitgeist. Wer gegen die Gnostiker argumentiert, daß Materie real und unsere Sinne zur echten Erkenntnis derselben geeignet sind, muß ehrlicherweise den Ergebnissen der empirischen Forschung mit mehr begegnen als Worthülsen und aufgeregtem Händewedeln. Das nicht-gnostische Christentum mit seinem universellen Wahrheitsanspruch ist falsifizierbar.

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Erich
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Beitrag von Erich »

Naturwissenschaft ist kein Zeitgeist.
Naturwissenschaft ist Zeitgeist in reinster Form. Wie sag ich immer: Wissenschaft ist die Lehre vom momentan gültigen Irrtum.
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Erich hat geschrieben:Naturwissenschaft ist Zeitgeist in reinster Form. Wie sag ich immer: Wissenschaft ist die Lehre vom momentan gültigen Irrtum.
Das ist deswegen falsch, weil der Zeitgeist immer eine causa finalis predigt, die Naturwissenschaft sich aber willentlich jeder Untersuchung derselben enthält und sich auf die causa efficiens beschränkt. Du mußt also trennen zwischen der Wissenschaft an sich und ihrer ideologischen Inanspruchnahme.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Die Theorie des Urknalls ist kein Teil der Naturwissenschaft, da er selbst nicht naturwissenschaftlich erklärbar ist.

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ralf hat geschrieben:Die Theorie des Urknalls ist kein Teil der Naturwissenschaft, da er selbst nicht naturwissenschaftlich erklärbar ist.
Ist das so zu verstehen, daß die genetische Erklärung von pflanzlichen Wachstumsprozessen ebenfalls keine Naturwissenschaft ist, weil sie die Frage, warum Pflanzen letztlich überhaupt existieren, a priori ausklammert?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Nein. Die Existenz eines Urknalles ist ein Postulat, die von Pflanzen nicht.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Ich habe das 95-Artikel-Papier bisher leider noch nicht gelesen, konnte aber mit einem Mitglied der Internationale Theologenkommission sprechen und habe ihm - es hat sich so ergeben - auch von unserer Diskussion im Kreuzgang zur "Evolutionstheorie"erzählt.

Der neue Orietierungstext dürfte ein klärendes Dokument sein, sicher nicht zeitgeistig - in Amerikas Protestantismus tobt zur Zeit der sogenannte "Kreationismus" -, aber höchstzeitig.

Hat jemand vielleicht schon einen deutschen Text?

max72
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Beitrag von max72 »

Erich hat geschrieben:
Naturwissenschaft ist kein Zeitgeist.
Naturwissenschaft ist Zeitgeist in reinster Form. Wie sag ich immer: Wissenschaft ist die Lehre vom momentan gültigen Irrtum.
Und trotzdem sitzt Du an einem Computer, surfst im Internet, was ohne diese Wissenschaft nicht moeglich waere.

Wissenschaft ist sich allzuoft ihre Begrenztheit nicht bewusst, aber in ihrem Bereich kann sie uns vieles sagen.

Wenn Du all das als "Irrtum" ansiehst, machst Du Religion nur laecherlich, gerade fuer die Nichtchristen... (Das erinnert zusehr an die, die ablehnten, dass die Erde rund sei)

Max

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Man sollte die Urknalltheorie aber auch als das sehen, was es ist, nämlich eine Theorie. Viele sehen sie heute schon als einzig wahre Möglichkeit der Entstehung des Universums an. Dabei ist aber sicher mehr der Wunsch Vater des Gedankens, weil Gott in dieser Theorie nicht vorkommt.

Man fragt sich nur: was war denn vor dem Urknall? Wer (oder meitwegen auch was) hat ihn ausgelöst? Und schon versagt die Wissenschaft wieder und hat zur Erklärung der Entstehung des Universums keinen Deut beigetragen.

HeGe

max72
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Beitrag von max72 »

HeGe hat geschrieben:Man sollte die Urknalltheorie aber auch als das sehen, was es ist, nämlich eine Theorie. Viele sehen sie heute schon als einzig wahre Möglichkeit der Entstehung des Universums an. Dabei ist aber sicher mehr der Wunsch Vater des Gedankens, weil Gott in dieser Theorie nicht vorkommt.

Man fragt sich nur: was war denn vor dem Urknall? Wer (oder meitwegen auch was) hat ihn ausgelöst? Und schon versagt die Wissenschaft wieder und hat zur Erklärung der Entstehung des Universums keinen Deut beigetragen.

HeGe
Das ist richtig. Aber vor allem gibt es noch eine ganz andere Frage: Was ist denn Wirklichkeit ueberhaupt? Es ist wie in Platos Hoehlengleichnis. Wissenschaftler studieren die Phaenomene die sie auf der Kinoleinwand sehen. Aber was ist denn diese Leinwand? Warum existiert ueberhauot etwas? Naturwissenschaft beobachtet Phaenomene und sieht Zusammenhaenge. Aber Naturwissenschaft antwortet kaum auf die Frage "warum". Dass es irgendwie eine Art Evolution gibt ist ja schoen und gut. Aber warum gibt es all das? Was ist ueberhaupt diese Wirklichkeit in der sich all das abspielt?

Gruss

Max

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

HeGe hat geschrieben:Man sollte die Urknalltheorie aber auch als das sehen, was es ist, nämlich eine Theorie.
Richtig. Und wer eine Theorie entthronen möchte, muß eine andere vorlegen, die die Beobachtungen besser erklärt.
Viele sehen sie heute schon als einzig wahre Möglichkeit der Entstehung des Universums an.
Ja, aber Wissenschaftler denken so nicht.
Dabei ist aber sicher mehr der Wunsch Vater des Gedankens, weil Gott in dieser Theorie nicht vorkommt.
Gott in einer wissenschaftlichen Theorie vorkommen zu lassen wäre auch überaus dämlich, denn die Wissenschaft beschränkt sich absichtlich und im vollen Bewußtsein der Konsequenzen auf natürliche Phänomene. Übernatürliches wie göttliche Interventionen sind nicht Bestandteil der Untersuchung.
Man fragt sich nur: was war denn vor dem Urknall?
Das fragt man sich wohl kaum, denn der Urknall postuliert die Expansion der Raumzeit aus einer Gravitationssingularität. Vor dem Beginn der Zeit kann per Definition nichts liegen.
Wer (oder meitwegen auch was) hat ihn ausgelöst?
Entweder eine natürliche Ursache: Dann wird sie im Laufe der Zeit ermittelt werden. Oder eine übernatürliche Ursache: Dann ist sie irrelevant.
Und schon versagt die Wissenschaft wieder und hat zur Erklärung der Entstehung des Universums keinen Deut beigetragen.
Im Gegenteil: Die Wissenschaft hat genau das getan, was ihr Auftrag ist, nämlich die natürlichen Wirkursachen erhellt. Die metaphysischen Implikationen interessieren bei dieser Methode nicht.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Lesetipp:
Papst Johannes Paul II. hielt 1980 eine Ansprache über Verhältnis Kirche (Glaube) und Wissenschaft am Albertus-Grab in Köln:
http://www.sankt-andreas.de/albertus_ma ... ache.php/3

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Eine sehr hellsichtige Ansprache, deren Unschärfe ich allerdings in einem Punkt bemängele: "Unterschiedlichkeit von Erkenntnisordnungen" wird manchmal so verstanden, als ob die Kirche, von Galieo und Darwin in ihre Schranken verwiesen, sich von ihrem universellen Unfehlbarkeitsanspruch zurückgezogen habe, die Bestimmung der causae efficientes ganz der Naturwissenschaft überlasse und von nun an nur noch über den Wahrheitsgehalt von spirituellen und metaphysischen Aussagen zu urteilen gedenke. Die Einleitung dieses Rückzugsgefechts durch eine einschränkende Definition der biblischen Unfehlbarkeit auf Fragen des Glaubens und der Sitte stand im 2. Vatikanum zur Debatte und wurde explizit verworfen:
Dei Verbum hat geschrieben:Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte

Ralf

Beitrag von Ralf »

Nein, denn diese Textstelle besagt explizit, daß es sich in den Texten der Hl. Schrift um heilsnotwendige Wahrheiten handelt. Es stellt sich damit nun die Frage, welche Darstellungen als historisch einzustufen weil heilsnotwendig sind (bzw. umgekehrt).

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

HeGe hat geschrieben:Man sollte die Urknalltheorie aber auch als das sehen, was es ist, nämlich eine Theorie. Viele sehen sie heute schon als einzig wahre Möglichkeit der Entstehung des Universums an. Dabei ist aber sicher mehr der Wunsch Vater des Gedankens, weil Gott in dieser Theorie nicht vorkommt.
Das haben naturwissenschaftliche Theorien so an sich, denn Naturwissenschaft muss methodisch richtig so betrieben werden "etsi deus non daretur", als ob es keinen Gott gäbe. Von der Naturwissenschaft zu fordern, sie müsse zur Gottesfrage Stellung beziehen, heißt, sie auffordern, ihre Grenzen zu überschreiten.
Man fragt sich nur: was war denn vor dem Urknall? Wer (oder meitwegen auch was) hat ihn ausgelöst? Und schon versagt die Wissenschaft wieder und hat zur Erklärung der Entstehung des Universums keinen Deut beigetragen.
Wenn im Urknall das Universum entstanden ist, von dem wir Bestandteil und in dem wir Bewohner sind, ist auch die Zeit dem Urknall entsprungen. Die Frage, was war vorher, ist deshalb weder sprachlich noch sachlich sinnvoll.

Ich seh das so: Die Erzählung vom Urknall ist sowas wie die naturwissenschaftliche Schöpfungserzählung. Sie geht vom innerweltlichen Hier und Jetzt aus, forscht und ergründet in die Vergangenheit bis zu dem Punkt, an dem sich absolut nichts mehr sagen lässt.

Die biblische Schöpfungserzählung, speziell die erste, die vom Siebentagewerk, geht vom transzendentalen, ewigen Hier und Jetzt Gottes aus und erzählt, wie Gott aus absolut nichts die Welt erschafft.

In diesem Absoluten Nichts berühren die beiden Bereiche einander, und das gibt einen Knall, der bis heute nachhallt. Dieser Nachhall ist das Universum, samt uns darin, die wir begabt sind, beide Erzählungen vorzutragen. Feierlich, wenn geht.

Poesie?
Natürlich, was sonst? Gschichten, die erzählt werden, sind so.

Nebenbei: Im amerikanischen Original heißt der Urknall "Big Bang". Was da in der deutschen Vorsilbe "Ur-" so mitschwingt, ist da zunächst mal gar nicht enthalten.
Reinhard
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Ralf hat geschrieben:Nein, denn diese Textstelle besagt explizit, daß es sich in den Texten der Hl. Schrift um heilsnotwendige Wahrheiten handelt. Es stellt sich damit nun die Frage, welche Darstellungen als historisch einzustufen weil heilsnotwendig sind (bzw. umgekehrt).
Ich gebe zu bedenken, daß die Formulierungen "veritatem salutarem inconcusse et fideliter, integre et sine errore docere profitendi sunt" als auch "veritatem, quam Deus, nostrae salutis causa, libris sacris consignare voluit" aus genau dem Grunde verworfen wurden, weil sie eine formale Unterteilung der Schrift in unfehlbare und fehlbare Abschnitte suggeriert hätten. Die dann beschlossene Formulierung, "veritatem, quam Deus nostrae salutis causa, Litteris Sacris consignari voluit, firmiter, fideliter et sine errore docere profitendi sunt." (die übrigens erst nach einem Eingriff des Papstes gefunden wurde) läßt ausdrücklich zu, daß auch naturwissenschaftliche Wahrheiten gelehrt werden können, wenn sie mit unserem Heil in Verbindung stehen.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Das erinnert mich an die Diskussion über die Evolutionstheorie neulich in EHB.
Wo liegt eigentlich das Problem? Christentum und Naturwissenschaften schließen sich doch nicht gegenseitig aus ... Naturwissenschaft ist nur eine Art und Weise, sich die Phänome begreifbar zu machen, so dass sie in unser Denkhäusle im Kopf passen. Antworten auf endgültige Fragen wie "Warum" und "Was war davor?" gibt die Naturwissenschaft gar nicht vor, schlüssig beantworten zu können; inzwischen ist weitgehendst klar, dass die Weltformel nicht gefunden wird und Stephen Hawkings hat sein kosmisches Bild entscheidend revidiert. Schwarze Löcher sind "out". Somit sind der Spekulation, ja, und auch der Phantasie wieder Tür und Tor geöffnet.
Es gibt doch nichts Schöneres, als den Kosmos und die Naturphänome zu erforschen - je mehr man glaubt erkannt zu haben, desto mehr merkt man, dass man keinesfalls viel erkannt hat, sondern immer noch am Anfang aler Erkenntnis steht. Welch schönerer Ausdruck könnte es für Gottes Schöpfung geben? Unerforschlich halt ... aber überwältigend.

Geronimo

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Erich
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Beitrag von Erich »

Und trotzdem sitzt Du an einem Computer, surfst im Internet, was ohne diese Wissenschaft nicht moeglich waere.
Also die guten alten Physiker haben auch gut gelebt, als sie noch glaubten, dass die Sonne eine glühende Eisenkugel ist – und ich selbst wurde geboren, als es noch keine Computer gab.
Wissenschaft ist sich allzuoft ihre Begrenztheit nicht bewusst, aber in ihrem Bereich kann sie uns vieles sagen.


Nix anderes meine ich auch.
Wenn Du all das als "Irrtum" ansiehst, machst Du Religion nur laecherlich, gerade fuer die Nichtchristen... (Das erinnert zusehr an die, die ablehnten, dass die Erde rund sei)
Wieso dat denn?? Erklär mal
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Erich
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Beitrag von Erich »

Der wirkliche Sinn der Genesis

Das erste Kapitel der Genesis durchfuhr das Dunkel der uralten Mythologie mit einem Strahl des Lichts - eines Lichts, das heute die ganze Welt erhellt, so daß wir uns kaum eine Vorstellung von seiner Wirkung machen können, als es zum erstenmal aufleuchtete. Das Weltall wurde als ein natürliches Ordnungssystem erklärt, das von einer einzigen Macht erschaffen und gleich einer riesigen Maschine in Gang gesetzt wurde, um sich dann aus eigener Kraft weiterzuentwickeln.
Es gab keine menschenähnlichen Götter, die Tiere waren keine Götter und die Götter waren keine Tiere.
Es gab keinen Sonnengott, keine Mondgöttin, keinen Liebesgott, keinen Meergott und keinen Kriegsgott. Die Welt und die Menschheit waren nicht im Inzest der Titanen und nicht in der Sodomie himmlischer Ungeheuer entstanden. Sonne, Mond, Wind, Meer, Berge, Sterne, Steine, Bäume, Pflanzen, Tiere -sie alle waren Teil der Natur ohne eigene magische Kraft. Der ganze Hokuspokus war ein Irrtum.
Die Götter und Priester, die verbrannte Kinder forderten, bei lebendigem Leib herausgerissene Menschenherzen oder scheußliche Obszönitäten und einen endlosen Strom von Gaben, waren nutzlose, törichte, verderbenbringende Beleidigungen des Universums. Die kindlichen Alpträume der Menschheit waren vorüber. Es war Tag geworden.

Der Schöpfungsbericht der Genesis entfernte das Krebsgeschwür Götzendienst aus dem Denken der Menschen. Es dauerte lange, bis er sich durchsetzte, aber schließlich zerfielen selbst die bezaubernden Götter Griechenlands und Roms unter seinem Zuschlag zu Staub.
Die Genesis ist die Trennlinie zwischen moderner Vernunft und primitivem Herumwursteln auf dem Gebiet der ersten und letzten Dinge. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie in dieser Funktion je abgelöst werden könnte.
Die buchstabentreuen Theologen behaupteten, daß man entweder die von Moses gegebene Darstellung wörtlich nehmen, oder aber alles, was er geschrieben hat, als die Worte eines unwissenden Steinzeitmenschen verwerfen müsse.
Die Naturwissenschaftler nahmen diese Formulierung mit Freuden auf. Sie gewannen, aber die traurigen Folgen traten nicht ein, weil die Theologen eine falsche Alternative gestellt hatten.
Die Menschen bewundern die Genesis immer noch. Das moderne Denken nimmt es heute als selbstverständlich hin -was die Rabbiner schon seit langem behauptet haben -, daß die Genesis eine mystische Vision vom Ursprung aller Dinge ist, in die klarsten und kraftvollsten Worte gefaßt, so daß ein Kind sie versteht und der Erwachsene sich dafür begeistert, so einleuchtend, daß sie sich in primitiven Zeiten durchsetzen konnte, und so tiefgründig, daß sie es mit den intelligentesten Kulturen aufnehmen kann.

Aus Herman Wouk: “Das ist mein Gott - Gebete und Glauben der Juden”
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max72
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Beitrag von max72 »

Erich hat geschrieben:
Wissenschaft ist sich allzuoft ihre Begrenztheit nicht bewusst, aber in ihrem Bereich kann sie uns vieles sagen.


Nix anderes meine ich auch.
Eben, Wissenschaft studiert die Phaenomene in unserer Alltagswelt, fuer die unsichtbare spirituelle Welt interessiert sie sich nicht. Man studiert die Schatten an der Wand in Platos Hoehle, nicht was die Schatten erzeugt. Man fragt nicht "was ist Wirklichkeit eigentlich.
Wenn Du all das als "Irrtum" ansiehst, machst Du Religion nur laecherlich, gerade fuer die Nichtchristen... (Das erinnert zusehr an die, die ablehnten, dass die Erde rund sei)
Wieso dat denn?? Erklär mal
ich habe dreieinhalb Jahre in den USA gelebt, und dort lehnen genug Christen jegliche Evolution und Urknall ab "weil ja Gott die Erde vor 6000 Jahren in 6 Tagen erschuf". Urknall ist tatsaechlich eine Theorie. Wenn es ihn gegeben hat, denke ich nicht dass er dem christentum wiederspricht. Gott hat die Welt geschaffen, in der ein Urknall erst moeglich wird.
Wenn Religionen versuchen wissenschaftliche Beobachtungen zu leugnen, dann machen sie sich unglaubwuerdig weil sie da offensichtlichen Beweisen widersprechen wollen.

Dass es zB eine Evolution auf irgendeine Weise gegeben haben muss, ist bei all den Beobachtungen die man gemacht hat kaum abzustreiten. Die Fakten zu leugnen macht unglaubwuerdig. Da ist doch fuer den religioesen Beobachter viel interessanter, dass selbst Evolutionsforscher sagen, der Zufall alleine kann das nicht sein. Die reden von einem "formgebenden Prinzip". Nun ja, Gott ist garantiert formgebend gewesen...


Gruss

Max

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Erich
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Beitrag von Erich »

Lieber Max, Du bist ja ein richtiger Wissenschaftsgläubiger - boa ey! ;)
Urknall ist tatsaechlich eine Theorie.
Aber eins ist auch sicher: Nicht jede Theorie muss stimmen. Die meisten taugen für die Zukunft nichts.“ „Nun, Mißgeburten sind oft der Mütter liebstes Kind und werden mit Vehemenz verteidigt, das gilt auch für die Wissenschaftler und Erfinder.“

Ich hab woanders folgenden Wettvorschlag gelesen und biete ihn Dir auch an: Würdest Du 1000:1 wetten, dass das Urknallmodell nicht in den nächsten 20 Jahren über den Haufen geworfen wird?
Wenn ja: Ich biete 100 Euro, zahlbar am 20. November 2024. Wenn die Urknalltheorie bis dahin vom (sagen wir mal) Scientific American für tot erklärt worden ist, kriege ich von Dir 100 000. Andernfalls Du die 100 von mir.

Und noch ein Wort zur Evolution: Unterscheide hier zwischen Mikro- und Makroevolution, dann sieht die Welt gleich ganz anders aus.

Pax + Gottes Segen
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Soweit ich das mitbekommen habe, behauptet die Astrophysik z.B. auch gar nicht, dass ihre Theorien stimmten. Theorien sind zu beweisen, und wenn bei jedem Beweis-Versuch neue Erkenntnisse auftauchen oder sich die ganze Richtung des Denkens ändert - tja dann ist ees eben einfach ei spannendes Denkgebäude, das keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit enthält.

Ich kriegs jetzt nicht mehr ganz zusammen, aber vor einigen Jahren gab es hier in der Bundesrepublik (ich glaube, es war in Dresdnen?) einen Physiker-Kongreß, zu dem der Dalai Lama eingeladen war. Da ging es auch um die Weltformel und dass der Traum der Wissenschaftler, diese zu finden, eigentlich abgehakt ist.
Ich meine, dass die Hinzuziehung des Dalai Lama eigentlich schon alles aussagt... :D

Geronimo

Ach ja - und auf eben diesem Kongreß äußerten sich einige Wissenschaftlicher dahingehend, dass die ganze wissenschaftliche Methode der Erkenntnis im Wege stünde und ob man nicht wieder die scholastische Denkart heranziehen sollte ...
Zuletzt geändert von Geronimo am Samstag 20. November 2004, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

max72
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Beitrag von max72 »

Erich hat geschrieben:Lieber Max, Du bist ja ein richtiger Wissenschaftsgläubiger - boa ey! ;)
Inwiefern? Und was ist an dem was ich sage ein Problem? (Ich bin Wissenschaftler von Beruf, da sehe ich das vielleicht aus einem anderen Blickwinkel). Wissenschaft macht Aussagen ueber die sichtbare, materielle Welt. Sie beobachtet und zieht Schluesse. Das Problem der Wissenschaft ist, dass sie sich fuer absolut haelt und zB die geistige, nicht-materielle Welt vollkommen ablehnt.
Urknall ist tatsaechlich eine Theorie.
Ich hab woanders folgenden Wettvorschlag gelesen und biete ihn Dir auch an: Würdest Du 1000:1 wetten, dass das Urknallmodell nicht in den nächsten 20 Jahren über den Haufen geworfen wird?
Wissenschaftler behaupten auch nicht, dass das die absolute Antwort ist. Aufgrund der jetzigen Beobachtungen ist dies die beste Erklaerung. Kommen neue Beobachtungen muss man die Erklaerung revidieren. Das ist eben der Weg der Wissenschaft, der eben ganz anders ist als bei einer offenbarten Religion wie dem Christentum.

Aber ich kann nicht sehen, dass die Wissenschaft etwas herausfiunden koennte, was dem Christentum widerspricht. Ist das christentum wahr, dann muessen wissenschaftliche Beobachtungen mit ihm zusammenpassen.

Wie gesagt, das Problem liegt mehr darin, dass die Wissenschaft nicht ihre Grenzen kennt. Da verallgemeinert man etwas, das fuer einen bestimmten Bereich gilt, auf alle Bereiche (zB Maeuse studieren und damit versuchen Menschen zu verstehen, mal grob gesagt...)

Gruss

Max

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.

max72
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Beitrag von max72 »

Micha hat geschrieben:kann, ist eigentlich allen, die sich ernsthaft damit beschäftigen klar.
Dass der Urknall vieleicht nicht der "Anfang" war auch - neuerdings wird die These immer neu entstehender Universen diskutiert (vielleicht auch schon länger?) - siehe hier.
Das ist so eine Art kosmischer Reinkarnationsgedanke. Im uebrigen ganz nah der buddhistischen kosmologie, weswegen die Physiker auch gerne den Dalai Lama einladen.

Ich denke es geht gar nicht darum, ob vor dem Urknall ein andere war usw. Urknall, Kosmos usw, das ist alles die Welt wie sie uns als Menschen erscheint. Das ist eben die Alltagswelt des Menschen. Aus Gottes Sicht sieht das ganze Universum vielleicht ganz anders aus. Als religioese Frage muss es darum gehen, was denn diese Wirklichkeit ist, die den Urknall erst moeglich macht. Was ist der Raum in dem sich das abspielt, warum ueberhaupt geschieht es? Ich denke die religioese Frage liegt auf einer anderen Ebene.

gruss

Max

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

max72 hat geschrieben:(...)ch nicht dass er dem christentum wiederspricht. Gott hat die Welt geschaffen, in der ein Urknall erst moeglich wird.
Wenn Religionen versuchen wissenschaftliche Beobachtungen zu leugnen, dann machen sie sich unglaubwuerdig weil sie da offensichtlichen Beweisen widersprechen wollen.

Dass es zB eine Evolution auf irgendeine Weise gegeben haben muss, ist bei all den Beobachtungen die man gemacht hat kaum abzustreiten. Die Fakten zu leugnen macht unglaubwuerdig. Da ist doch fuer den religioesen Beobachter viel interessanter, dass selbst Evolutionsforscher sagen, der Zufall alleine kann das nicht sein. Die reden von einem "formgebenden Prinzip". Nun ja, Gott ist garantiert formgebend gewesen...
Aber bitte, hau nicht Kraut und Rüben durcheinander wie Kraut und Rüben!
Die Theorie vom Urknall ist das eine: Sie ist eine Theorie vom Angfang des Universums.
Die Theorie von der Evolution ist eine andere: Sie ist eine Theorie von der Entfaltung der Lebewesen.
Die erste gehört zur Physik, die zweite zur Biologie.

Und: Der Zufall alleine ist es nie gewesen. Der Zufall betrifft die unvorhersehbaren Mutationen. Das andere ist die Selektion durch die Umwelt. Beides zusammen ergibt die Treibkraft für die Evolution.
Reinhard
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Wir werden nie herausfinden, warum einer, der schnarcht,
sich selbst nicht schnarchen hören kann. (Mark Twain)

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Beitrag von max72 »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Aber bitte, hau nicht Kraut und Rüben durcheinander wie Kraut und Rüben!
.
Ich hatte da nur auf Erichs Vorwurf, Wissenschaft sei der Irrtum des Zeitgeistes, geantwortet. Religion kiritisert gewoehnlich Urknall und Evolution. Ich weiss sehr wohl, dass da unterschiedliche Dinge sind. Aber das Problem, das manche christen damit haben, beruht auf demselben Problem

Gruss

Max

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

max72 hat geschrieben:
Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Aber bitte, hau nicht Kraut und Rüben durcheinander wie Kraut und Rüben!
.
Ich hatte da nur auf Erichs Vorwurf, Wissenschaft sei der Irrtum des Zeitgeistes, geantwortet. Religion kiritisert gewoehnlich Urknall und Evolution. Ich weiss sehr wohl, dass da unterschiedliche Dinge sind. Aber das Problem, das manche christen damit haben, beruht auf demselben Problem

Gruss

Max
Ach.
Nach meiner Wahrnehmung ist das eine Diskussion, hauptsächlich in Amerika. Und dort hat sie einen höchst handfesten Grund: Weil die Schule dort weltanschaulich neutral ist, erlaubt sie zwar ein Schulgebet, beharrt aber darauf, dass "Wissenschaft" (engl "science", und das ist Naturwissenschaft) unterrichtet wird. Religion hat ihren Platz in der Sonntagschule der verschiedenen Gemeinschaften, und dort kann man niemanden hinzwingen. Wenn die diversen Fundamental-Gemeinschaften erreichen wollen, dass der biblische Schöpfungsbericht in die Schule kommt, und das wollen sie, müssen sie anstreben, dass er als "science" gilt. Auf diesen Zug sollten wir weder als Katholiken, noch als Lutheraner oder sonstwas Althergebrachtes, auch nicht als Europäer, aufspringen.
Reinhard
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max72
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Beitrag von max72 »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
max72 hat geschrieben:
Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Aber bitte, hau nicht Kraut und Rüben durcheinander wie Kraut und Rüben!
.
Ich hatte da nur auf Erichs Vorwurf, Wissenschaft sei der Irrtum des Zeitgeistes, geantwortet. Religion kiritisert gewoehnlich Urknall und Evolution. Ich weiss sehr wohl, dass da unterschiedliche Dinge sind. Aber das Problem, das manche christen damit haben, beruht auf demselben Problem

Gruss

Max
Ach.
Nach meiner Wahrnehmung ist das eine Diskussion, hauptsächlich in Amerika.
Nun, in diesem thread ist doch auch Urknall das Thema. Mich wundert, dass das ueberhaupt ein Problem ist.

Gruss

Max

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