Der Tod

Allgemein Katholisches.
Ralf

Der Tod

Beitrag von Ralf »

Hallo.

Da ich ja des öfteren mit dem Bruder Tod zu tun habe (in meinen ersten drei Diensten hatte ich drei Tote, zwei noch in der Ambulanz/Notaufnahme), wollte ich mal ganz generell fragen: wie geht Ihr mit ihm um, was waren bisher Eure Erlebnisse, wovor scheut Ihr am meisten zurück (bspw. einen Toten anfassen) und nicht zuletzt, was bedeutet das alles für Euch selbst?

Ich meine jetzt jenseits aller theologischen Spitzfindigkeiten, sondern ganz normal im Alltag. Euer Tod und der anderer, welchen Einfluß hat er auf Euch, wenn überhaupt.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

mhm. je länger ich in diesem altenheim arbeite, desto stärker merke ich, dass ich mich nie an das sterben dort gewöhne ...
wir sind ja die letzte station für die leute, das weiß ich. trotzdem kann ich nicht verinnerlichen, dass sie wirklich sterben werden.

es gibt da immer einen moment, der ist so vier oder fünf wochen nach dem tod eines bewohners, wo ich die akte auflöse und ins archiv stelle ... und da ist alles drin, ausweise, pflegedokus, das ganze leben, das die leute bei uns führen, wird ja minutiös aufgeschrieben. das ist für mich der moment des abschieds ... diese auflösung der akte.

was mir sehr fehlt, ist was rituelles. eine totenwache oder so was ... für ein paar stunden vielleicht.

geronimo

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Linus
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Beitrag von Linus »

Der Topd hat keinen Einfluß.

Da ich jetzt zu müd bin vieleicht morgen mehr...
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Edith
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Beitrag von Edith »

für mich ist der Augenblick, in dem ein Mensch stirbt.... der "dichteste" Moment... den ich je erlebt habe.
Ich weiß nicht... wie ich das beschreiben soll.. ich habe jedenfalls nicht nur keine Angst mehr vor dem Tod, vor Toten, sie anzufassen... etc...
Und die Menschen, die ich dabei begleiten durfte, sind keineswegs alle "sanft entschlafen". da waren heftige Todeskämpfe darunter.
Und wunderbare wortlose Augen-Blicke... die mehr ausdrücken... als ich schreiben kann. Wo sich zwei Menschen mal ohne jede Maske begegnen.
Im Tod.... legen wir mal endlich die Maske ab,... beenden die "Show".

im Gegenteil: ich hatte das BEDÜRFNIS, mir liebe Versorbene (zuletzt meine Oma) noch zu berühren... und bei ihnen zu sitzen. Bei meiner Oma war ich leider nicht zugegen... sie starb im KH um 1.30 Uhr....
übrigens... wurde ich da zufällig wach.... weil meine Golftasche umfiel.

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Nun den Notaufnahmentod ist etwas anderes zu erleben,als den Tod eines Pat. nach Monaten der Krankheit!

Während meiner Tätigkeit im KH,bin ich dem Tod, Sterbenden sehr häufig begegnet.
Hab mich seinerzeit auch mit den Büchern von Kübler-Ross befasst.Kann man nur empfehlen,gerade auch denen die in der Gesundheitsbranche abeiten und in ihrem Berich des öfteren mit dem Tod in Berührung kommen.

Menschen die beispielsweise Krebs haben,strahlen meist mit zunehmender Verschlechtertung eine ganz bestimmte Atmosphäre aus, so etwas liebevolles, freundliches, was oft genug auch dem Pflegepersonal sehr gut tut.Solche Menschen trösten ihre Umwelt meist auf ganz wunderbare Weise.
Das schreckliche Sterben mit dem Zerbrechen des Körpers, dem zerfließen gibt es auch.Das nicht erleben zu müssen, war mir gottseidank vergönnt,dann waren Andere mit der Pflege dieser Menschen befasst .
Das Anfassen, das entfernen von med.techn.Installationen ist keine besondere Schwierigkeit.Auch das schließen von Augen,ggf.das Einsetzen von Gebissen,das rüberheben auf die Totenbahre und der Transport in die Leichenhalle,sind nun mal mit dem Tod verbundene Tätigkeiten,die jedoch auch würdevoll durchgeführt werden können.

Viele Langzeitpat.wachsen einem ans Herz,auch wenn man in der Pflege tätig ist/war.Und eine gewisse Trauer überkommt einen schon,nicht un bedingt bei jedem verstorbenden Pat.,jedoch bei vielen.
Und an viele erinnert man sich auch noch nach Jahren.
Eigenartigerweise können solche Menschen auch in Krankenhäusern oft genug sehr viel Freude bereiten,wenn das Personal nicht zu abwehrend mit dem Thema umgeht.

Las gerade erst wieder ein Buch ,welches sich damit befasste.

Bernie Siegel, ein us-amerikanischer Chirug, ein sehr einfühlsamer Mediziner.

Mit der Seele heilen / Gesundheit durch inneren Dialog
Econ Verlag

In diesem Buch wird auch oft genug vom Tod berichtet, in sehr positiver Art und Weise.
Als ich das las,dachte ich öfters ob es solche behutsamen Ärzte auch schon in Deutschland gibt.
Zu dem Thema gibt es noch etliches was sich zu lesen lohnt, gerade auch für Ärzte.Das ist jetzt ganz positiv gemeint,nicht das sich wer daran verschluckt.

Gruß,
Elisabeth

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Linus
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Beitrag von Linus »

Als mein Vater starb, (nach 8 geschenkten Jahren, die Ärzt meinten ursprünglich so "ein paar Wochen "wird er haben) waren wir alle zwar irgendwie vorbereitet, und eigentlich ziemlich gelassen. Die Vorbereitung auf das Begräbnis und die Totenmesse, waren ziemlich intensiv (Er hinterlies uns genaue Anweisungen bezüglich Durchführung (5 Seiten) während das Testament bloß aus dem Satz "Ich vermache alles meiner lieben Frau." bestand.)

Das Begräbmis auf dem kleinsten Friedhof Wiens überforderte vor allem die Pompfüneberer, äh das Friedhofspersonal. (300 Leute, 5 Priester). Die Messe war sehr von der Auferstehungshoffnung geprägt, irgendwie eine fröhlich gelassene Stimmung. Zum Schluss wurde "Großer Gott" (inklusive strophen 7-9) gesungen.

Nachtrag: nachdem ich leider nicht beim sterben meines Vaters dabei war (weilte gerade auf einem jungcharismatenkongress in salzburg) sah ich ihn erst kurz bevor wir ihn runtergelassen haben. da war er schon blau an lippe und fingern, hab "ihn" zwar berührt, aber man merkte dass er nicht mehr da war.
Zuletzt geändert von Linus am Donnerstag 4. November 2004, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Erich
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Beitrag von Erich »

wie geht Ihr mit ihm um, was waren bisher Eure Erlebnisse, wovor scheut Ihr am meisten zurück (bspw. einen Toten anfassen) und nicht zuletzt, was bedeutet das alles für Euch selbst?
In diesem Jahr sind bisher vier meiner Leute + Schwiegermutter gestorben. Monika uns Peter lagen eines Morgens tot im Bett, bei meiner Schwiegermutter und beim Paolo war ich beim Sterben dabei und der Jürgen starb eine viertel Stunde nachdem ich länge Zeit bei ihm gewesen bin.

Für mich ist wichtig das Abschied nehmen. Der Tote sollte dann schon kalt sein, denn wenn ich ihn dann anfasse – was ich für ganz wichtig erachte – fühlt er sich dann erst richtig tot an, etwa so wie ein Stück Stein, und dann kann ich genau sagen, das war´s; er ist wirklich tot, es ist vorbei. Das erleichtert die Trennung und das Abschiednehmen. Weiterhin ist für mich wichtig beim Toten ein oder mehrere Abschiedsgebete zu sprechen. Ich hab mir da ein kleines Büchlein mit einer Gebetssammlung geschaffen, welches ich bei solchen Anlässen mit mir führe. Unmittelbar nach dem Sterben, wenn ich dabei bin – aber evtl. auch später - bete ich wie folgt:

Lieber XXX

ich empfehle dich dem allmächtigen Gott.
Ihm vertraue ich dich an, dessen Geschöpf du bist.
Kehre heim zu deinem Schöpfer,
der dich aus dem Staub der Erde gebildet hat.
Christus, der für dich gekreuzigt wurde,
der für dich den Tod gelitten hat;
er gebe dir Wohnrecht in seinem Paradies.
Der wahre und gute Hirt erkenne dich an als sein Eigentum.
Er spreche dich los von allen deinen Sünden und rechne dich zu seinen Erwählten.
Deinen Erlöser sollst du sehen von Angesicht zu Angesicht, Gott schauen in alle Ewigkeit.
AMEN

Ist der betreffende länger tot, dann auch noch ein "Vater unser" oder andere Gebete. Wichtig ist es auch etwas länger mit dem Toten allein zu sein. Abschiedsworte zu ihm zu sprechen. Ein letztes mal ihn anzuschauen, zu berühren (wichtig). Ihm tschööö zu sagen.
Also gut ist es gewisse Rituale einzuführen, die man dann durchführt – und selbige Rituale vorher festlegen, denn im Ernstfall ist zu viel Trubel und Hektik, um etwas neu zu erfinden.

So, das waren kurz ein paar meiner Eindrücke und Empfehlungen.

Alles Gute
Erich
PS: Gute Sterbegebete gibt es in alten Gesangsbüchern (vor Vat II )!!
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Für mich ist der Tod – ähnlich wie für die anderen, die hier bereits was geschrieben haben – auch nichts Schreckliches. Eher so etwas wie ein „Abschied für längere Zeit“: zwar schmerzlich, aber nicht schrecklich.

An meinen eigenen Tod denke ich recht häufig, ohne dass mich das in Angst und Schrecken versetzt. Manchmal rückt mir das allerdings die Wertigkeiten zurecht, die im Alltag so leicht durcheinander geraten. Und dann habe ich halt auch ganz praktische Vorkehrungen getroffen, um meinem Umfeld nach meinem Tod so wenig unnötige Umstände wie möglich zu machen: Auflistung, was mit welchen beruflichen Unterlagen zu geschehen hat, wenn ich noch während meines Berufslebens sterbe; Auflistung von all dem, was bei wem mit welcher Vertrags-Nr. zu kündigen ist etc.etc. – Ja, und eine gute Freundin hat sogar eine Liste, welche Lieder ich mir für die Beerdigungsmesse wünsche: alles sehr frohe, hoffnungsvolle, österliche Lieder.... und kategorisches Verbot von „Wir sind nur Gast auf Erden“ ;-) .... (aber so was ist nun wirklich Geschmackssache).

Der Tod eines anderen Menschen, der mir bisher am meisten nahe gegangen ist, war der Tod meines Vaters vor etlichen Jahren. So schmerzlich das halbe Jahr zwischen Diagnose und Tod war, so war es doch auch eine sehr dichte, wichtige und in gewisser Weise auch schöne Zeit. Eine Zeit bewussten Abschiednehmens, in der wohl auch manches Materielle geordnet wurde, aber vor allem die Familie enger zusammenrückte. Dafür war wichtig, dass wir vom ersten Moment an sehr offen (auch mit meinem Vater) über die Diagnose und die Perspektive gesprochen haben. – Eine ganz schwierige Phase von einigen Wochen Dauer gab es zwischendurch, als ein niedergelassener Arzt meinen Vater bewusst angelogen hat über den Erfolg der Therapie und einige Tage später meiner Mutter gegenüber die Lüge eingestand. Da wussten wir Angehörigen dann halt etwas, was mein Vater nicht wusste und standen in dem Konflikt, unserem Vater die Lüge des Arztes (und den explodierten PSA-Wert) mitzuteilen – mit dem Ergebnis, dass der letzte Rest an Vertrauen zu diesem Arzt, auf den er aber in gewisser Weise angewiesen war, da er damals der einzige niedergelassene Facharzt in dieser Kleinstadt war, verloren gegangen wäre – oder aber den nächsten Krankenhausaufenthalt abzuwarten, bei dem ja ohnehin auch wieder solche Untersuchungen gemacht wurden. Für Letzteres haben wir uns dann entschieden. – Übrigens habe ich diesem Arzt nach dem Tod meines Vaters den wohl härtesten und vorwurfsvollsten Brief meines Lebens geschrieben... Ich denke, ein Arzt, der die 50 überschritten hat, sollte sich mit dem Tod genügend auseinandergesetzt haben, um nicht aus reinem Selbstschutz heraus Patienten anzulügen. – Ralf, zu deinem Trost: wir haben in dieser Zeit auch sehr positive Erfahrungen mit Ärzten gemacht, mit Ärzten, die über ihre Fachkompetenz hinaus auch menschlich hilfreich waren. Und dazu gehört für mich Ehrlichkeit auch bei infauster Prognose unbedingt dazu. (Zumindest bei Patienten und Angehörigen, die darum bitten!)

Schmerzlich war dann, dass mein Vater nachts im Krankenhaus starb (die meiste Zeit seiner Krankheit war er zu Hause) und dass niemand von uns dabei war. Wir wussten zwar bereits vorher, dass sehr wahrscheinlich eher die Herzinsuffizienz als der Krebs zum Tod führen würden, hatten aber nicht bedacht, dass ein Herztod immer recht plötzlich ist, so dass uns dann der Tod doch einigermaßen „kalt erwischt“ hat. Das Beten an der aufgebahrten Leiche – und, ja, auch das Berühren und einen letzten Kuss auf die Stirn drücken – war wichtig. Schrecklich allerdings der Eindruck von dem riesigen und entstellenden Bluterguss im Gesicht, da mein Vater sterbend aufs Gesicht gefallen war.... Ich brauchte danach dringend ein Foto von meinem Vater, so wie er halt „wirklich war“, in meinem Wohnzimmer. Da steht es immer noch.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Marlene
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Re: Der Tod

Beitrag von Marlene »

Ralf hat geschrieben: Euer Tod
Über meinen eigenen Tod habe ich neulich zum ersten Mal nachgedacht, als ich mit einer kleinen Antonov von Kiew nach Lviv geflogen bin - der Zustand der Maschine (meine Kollegin behauptet steif und fest, sie habe beim Einsteigen die Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg gesehen) und der Start legten diesen Gedanken einfach nahe ...

Und ich habe gemerkt: Ich will nicht sterben. Und ich bin mit Gott in harte Verhandlungen getreten: Du kannst nicht ... weil ... 1. ... 2. ... 3. ..

Hat mich ein wenig verblüfft. Man sollte doch meinen, dass man als Christin gerne sein Ziel rasch ansteuern sollte :/

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Euer Tod


Also über meinen Tod mach ich mir eigentlich keinen Gedanken.Irgendwann werd ich auch sterben, hoffentlich jedoch erst nach meinem 100.Geburtstag.Angst han ich eigentlich nicht vor dem Tod,warum keine Ahnung,vielleicht weil ich schon Sterben wollte, es beinahe auch schon mal bin,Gott mich jedoch aus mir unerfindlichen Gründen nicht getan hat, mich sterben zu lassen.Also hat der irgend jet noch mit mich vor,fragt sich nur Was?, und Wann?
Mehr kann ich eigentlich dazu net sagen.
Als Rheinländer ist man HimmelhochjauchzendzuTodebetrübt,was sich dann einerseits mit dem Wunsch nach 100 Jahre alt werden übereinstimmt ,andererseits jedoch man auch ab und an so seine jecken 5Min hat, wo man einfach nur in den Himmel will zum lewe Jott, weil einem he auf Erden alles ganz gewaltig stinkt,und zwar einfach alles, insbesondere die Mitmenschen.Vergeht dann jedoch wieder, oder man wedelt es weg.

Gruß,
Elisabeth


Cicero
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Re: Der Tod

Beitrag von Cicero »

Ralf hat geschrieben: Euer Tod und der anderer, welchen Einfluß hat er auf Euch,
Das erste bewußte Erleben von Sterben, war der Tod meiner Großmutter und ich war bereits erwachsen.
Es war mir damals - keine Ahnung warum - sehr wichtig, sie noch einmal zu sehen.
Noch ein gutes Stück davon entfernt Christ zu sein, habe ich damals innerlich rebelliert geben Tod und Sterben. War es doch nichts anderes
als die Bestätigung, daß unsere Existenz insgesamt absurd ist.
Den Moment in dem der Sarg abgesenkt wurde, hätte ich fast nicht ertragen können, ich hätte laut aufschreien wollen und wäre am liebsten hinterhergesprungen.
Später erst, nachdem ich den Weg zur Kirche gefunden hatte, habe ich mich mit dem Tod versöhnen können, auch wenn es immer eine ambivalente Versöhnung blieb, war mir der Tod doch einst so "lieb" gewordener Beweis, daß wir weder beim Eintritt in die, noch beim Austritt aus der Welt gefragt werden. Absurd eben.

Es gibt einen Tag in meinem Leben, das Datum könnte ich nennen, aber nicht öffentlich, an dem ich auch noch das letzte bißchen Angst vor dem Tod verloren habe.
Wohlgemerkt, vor dem Tod, nicht vor dem Sterben, das nötigt mir immer noch gewaltig Respekt ab, daß es da einen mehr oder weniger langen Moment geben wird, in dem ich alles loslassen muß.

Andi
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Beitrag von Andi »

Als ich so im Kindergartenalter war sagte meine Oma mal zu mir, daß alte Leute sterben müßten und wenn ich alt bin und gestorben, wir uns im Himmel wiedertreffen werden...

Und eigentlich freue ich mich dadrauf, meine Oma wieder zu sehen in vielen vielen Jahren.... Hier schon mal ein virtueller Gruß zu meiner Oma: :huhu:

Wenn mir jemand sagt, er glaube das nicht, sage ich ihm, daß wenn meine Theorie stimmt ich sie ihm nach dem Tod beweisen könne, er mir seine nicht, falls diese denn unwahrscheinlicher Weise nach stimmen könnte. ;)

Was mir noch aufgefallen ist: Ich hab 4 Wochen im Krankenhaus Praktikum gemacht und die Leute haben da den Tod eher als Randerscheinung nebenbei gesehen. Als da Leute verstorben sind hat keiner mich (den Praktikanten) gefragt wies mir geht und ob ich das verarbeiten kann, sondern mich mit einer Schwesternschülerin beauftragt den Toten zu reinigen und umzuziehen. Das hab ich auch gemacht und hatte auch kein Problem damit. (Vgl. Oben, den gute Mann werd ich sicher noch mal wiedertreffen :-) )
Einer der Kollegen der Intensivstation liegt nun aber im Sterben und die ganzen Kollegen waren fix und fertig. Viel trauriger als viele Leute wirken, wenn Verwandten so etwas passiert... Das fand irgendwie komisch.. :kratz:

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Andi hat geschrieben:Als ich so im Kindergartenalter war sagte meine Oma mal zu mir, daß alte Leute sterben müßten und wenn ich alt bin und gestorben, wir uns im Himmel wiedertreffen werden...

Und eigentlich freue ich mich dadrauf, meine Oma wieder zu sehen in vielen vielen Jahren.... Hier schon mal ein virtueller Gruß zu meiner Oma: :huhu:

Wenn mir jemand sagt, er glaube das nicht, sage ich ihm, daß wenn meine Theorie stimmt ich sie ihm nach dem Tod beweisen könne, er mir seine nicht, falls diese denn unwahrscheinlicher Weise nach stimmen könnte. ;)

Was mir noch aufgefallen ist: Ich hab 4 Wochen im Krankenhaus Praktikum gemacht und die Leute haben da den Tod eher als Randerscheinung nebenbei gesehen. Als da Leute verstorben sind hat keiner mich (den Praktikanten) gefragt wies mir geht und ob ich das verarbeiten kann, sondern mich mit einer Schwesternschülerin beauftragt den Toten zu reinigen und umzuziehen. Das hab ich auch gemacht und hatte auch kein Problem damit. (Vgl. Oben, den gute Mann werd ich sicher noch mal wiedertreffen :-) )
Einer der Kollegen der Intensivstation liegt nun aber im Sterben und die ganzen Kollegen waren fix und fertig. Viel trauriger als viele Leute wirken, wenn Verwandten so etwas passiert... Das fand irgendwie komisch.. :kratz:

@Andi!Ne gar nicht komisch! Denn mit Kollegen,Mitarbeitern ist man doch oft genug mehr Stunden am Tag zusammen ,wie mit der eigenen Familie.Und im Zeitalter von stressigen Familienverhältnissengilt das wohl noch viel öfter.

Gruß,
Elisabeth

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Linus
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Zum Thema mein Tod...

Beitrag von Linus »

eigentlich möchte ich recht bald und rasch sterben, irgendwie find ich das Leben hier mühsam und stressig, das heißt aber nicht, dass ich des Lebens müde bin. Da oben,(oder wo auch immer "Himmel" zu verorten ist) wirds wohl angenehmer sein.
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Andi
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Beitrag von Andi »

Fichtel-Wichtel hat geschrieben:
Andi hat geschrieben:Als ich so im Kindergartenalter war sagte meine Oma mal zu mir, daß alte Leute sterben müßten und wenn ich alt bin und gestorben, wir uns im Himmel wiedertreffen werden...

Und eigentlich freue ich mich dadrauf, meine Oma wieder zu sehen in vielen vielen Jahren.... Hier schon mal ein virtueller Gruß zu meiner Oma: :huhu:

Wenn mir jemand sagt, er glaube das nicht, sage ich ihm, daß wenn meine Theorie stimmt ich sie ihm nach dem Tod beweisen könne, er mir seine nicht, falls diese denn unwahrscheinlicher Weise nach stimmen könnte. ;)

Was mir noch aufgefallen ist: Ich hab 4 Wochen im Krankenhaus Praktikum gemacht und die Leute haben da den Tod eher als Randerscheinung nebenbei gesehen. Als da Leute verstorben sind hat keiner mich (den Praktikanten) gefragt wies mir geht und ob ich das verarbeiten kann, sondern mich mit einer Schwesternschülerin beauftragt den Toten zu reinigen und umzuziehen. Das hab ich auch gemacht und hatte auch kein Problem damit. (Vgl. Oben, den gute Mann werd ich sicher noch mal wiedertreffen :-) )
Einer der Kollegen der Intensivstation liegt nun aber im Sterben und die ganzen Kollegen waren fix und fertig. Viel trauriger als viele Leute wirken, wenn Verwandten so etwas passiert... Das fand irgendwie komisch.. :kratz:

@Andi!Ne gar nicht komisch! Denn mit Kollegen,Mitarbeitern ist man doch oft genug mehr Stunden am Tag zusammen ,wie mit der eigenen Familie.Und im Zeitalter von stressigen Familienverhältnissengilt das wohl noch viel öfter.

Gruß,
Elisabeth
Ja das ist schon klar. Komisch finde ich nur, daß sie trotz der Tatsache daß sie täglich damit zu tun haben, denTod nicht wirklich "verarbeitet" zu haben. Eher verdrängt. Und das ist ja bekanntlich schlimmer. Man sollte ja meinen, daß diese Leute sich stärker mit dem Thema auseinandersetzen und nicht so "geschockt" sein sollten, wie jemand, der nie im Leben mit dem Tod in berührung gekommen ist. Ist aber anscheinend nicht so. Das hat mich verwundert.
Daß man um seine Kollegen trauern darf und auch soll ist klar, gerade weil diese einem nach Jahrelanger zusammenarbeit häufig sehr nahe stehen.

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Nun lesen ist in Deutschland nicht gerade Volkssport Nr.1.Soll zwar mittlerweile wieder etwas besser mit dem konsum von Lesestoff werden in D.land.Doch was das Thema Sterben,Krankheit als solches angeht, wird wohl in dem Bereich das Angebot nicht so genutzt.
Was ich zu dem Thema schon gutes und früher auch recht teures an Lesestoff bei Jokers gefunden habe, einiges jedenfalls.Auch bliebe abzuklären,inwiweit das umgehen mit dem Tod, dem Thema unheilbare Erkrankungen auch von den dt.Krankenhäusern ,als Arbeitgebern ihren Angestellten nahegebracht wird.
Wenn man so über das Thema liest,dann handelt es sich immer um Literatur aus den USA.Dort scheint man wesentlich weiter zu sein,auch wenn es dort auch noch recht viele stoffelige Mediziner der verschiedenen Fachrichtungen gibt.Über ähnliches zum Thema Sterben ,schwere unheilbare Erkrankungen aus Deutschland ist mir noch nix vor die Optik gekommen.

Das Visualisieren etwas gutes ,sehr heilendes ist, hab ich gerade an mir selber bemerkt.

Gruß,
Elisabeth

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Ermi
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Titel

Beitrag von Ermi »

Meine erste Begegnung mit dem Tod war in einem Kinderheim, wo ich gerade ca. 5 Jahre alt war. Der Verstorbene war ein Bub meines Alters und ich dachte nur, er schläft, so schön sah er aus.
Ansonsten bin ich, als ehemaliger Krankenpfleger, ständig mit dem Tod konfrontiert worden. Oft war es so, dass Patienten nach dem Empfang der Krankensalbung, ruhiger sterben konnten.
Daß das Personal den Tod für sich selber oft verdrängt, finde ich normal, denn das Leben geht ja schließlich weiter und jeder muß damit fertig werden.
Gott ist mittendrin!

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Andi hat geschrieben: Einer der Kollegen der Intensivstation liegt nun aber im Sterben und die ganzen Kollegen waren fix und fertig. Viel trauriger als viele Leute wirken, wenn Verwandten so etwas passiert... Das fand irgendwie komisch.. :kratz:
Bei einem Kollegen, mit dem man stärker verbunden ist, funktionieren Abwehrmechanismen nicht mehr. Da wird der Tod auch als Verlust wahrgenommen. Ansonsten wird "der Patient" distanziert, indem man ihn zu einem ("Pflege"-) Objekt macht. Der Einzelne braucht sich daher nicht dauernd bewust mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Das gewäheleistet auch die Arbeitsfähigkeit von Teams in Krankenhäusern. Leider sind i.d.R. keine Gelder vorhanden, damit sich (z.B. im Rahmen von Supervision) Kankenhausteams mit der Thematik verarbeitend beschäftigen könnten.

________________________________________

Ich selbst hab Tod als solches eigentlich nicht wirklich wahrgenommen. Jedenfalls kann ich mich nicht wirklich daran erinnern. Während einer etwa 3-jährigen Arbeit als Sozialarbeiter auf einer hämatologischen Station war es eine proffesionell-therapeutische Auseinandersetzung. Da habe ich auch Sterbebegleitungen "gemacht". Wäre ich damals nicht eher glaubensfern gewesen, hätte diese Arbeit sicher "vollständiger" sein können.
Trotzdem habe ich dabei auch viel von den Sterbenden "gelernt".

Bernd Heinrich

Andi
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Beitrag von Andi »

Es gibt auch Seminare, da kann man sich zum kirchlich anerkannten Sterbebegleiter ausbilden lassen. Mit bischöflichem Zertefikat.
Hier in der Gegend ist heute ein solcher Kurs über 8 Wochenenden, die im ganzen Jahr zerstruet liegen, zuendegegangen.

Im Januar startet ein neuer Kurs in die Richtung.

Ruf
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Beitrag von Ruf »


Es ist jetzt etwa ein halbes Jahr her, da lernte ich ein Ehepaar kennen. Beide waren Katholisch, aber nicht mehr praktizierend. Der Mann erzählte mir, von seinem krebskranken Bruder. Der nicht mehr lange leben würde. Sein Bruder hätte sich auf seinen Tot vorbereitet und alles geregelt.
Ich fragte den Mann, ob sein Bruder auch gebeichtet und die Sterbesakramente empfangen hätte? Er sagte mir, dass sein Bruder auch Katholik sei aber schon seit lange mit der katholischen Kirche keinen Kontakt mehr habe. Ich bat den Mann seinen Bruder zu fragen , ob er nicht die Sterbesakramente empfangen und beichten wolle. Der Mann sagte mir, sie hätten darüber schon gesprochen und sein Bruder wäre der Meinung, dieses wäre für ihm nicht nötig, er würde auch ohne Beichte und Sterbesakramente gut sterben.
Der Mann wollt jedoch seinen Bruder deswegen noch einmal ansprechen.
Wie ich später erfuhr, wollte sein Bruder hier von jedoch nichts wissen.
Ich habe dann für seinen Bruder den Rosenkranz gebetet.
Etwa ein halbes Jahr später sehe ich das Ehepaar wieder. Sie erzählen mir, es könne nur noch um ein paar Tage handeln, bis ihr Bruder sterben würde.
Ich fragte sie ob, er denn in der Zwischenzeit die Sterbesakramente empfangen hätte? "Nein", sagte mir der Mann.
Einen Tag später erzählte mir seine Frau, sie hätte von ihrer Schwester einen Rosenkranz bekommen und sie wolle für ihren Schwager Rosenkranz beten.
Ihre Großmutter hätte dieses für die Sterbenden in ihrer Familie auch so getan. Aber gestand sie mir, sie wüste nicht mehr wie der Rosenkranz gebetet würde.
Ich habe ihr dann ein Faltblatt mit der Anleitung zum Rosenkranz beten gegeben.
Etwa 2 Tage danach ist ihr Schwager gestorben. Ihr Mann berichtete mir, sein Bruder hätte Gebeichtet und die Sterbesakramente empfangen. Spät abends wäre noch ein Priester zu dem Sterbenden gekommen. Am nächsten Morgen wäre sein Bruder friedlich entschlafen.

Alle diese Dinge, denke ich sind durch die Mittlerin Aller Gnaden geschehen.
Die Gnaden kommen von Gott, aber die Mutter Gottes teilt die Göttlichen Gnaden an uns aus.

Betet den Rosenkranz ruft uns die Rosenkranz Königing immer wieder zu.
Ob in La Salette, Lourdes, Fatima, Amsterdam oder an anderen Orten hat sie uns zum Rosenkranz beten aufgerufen.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Ich komme gerade von der ersten nicht-religiösen Beerdigung meines Lebens ... was für eine entsetzliche Öde und trostlose Leere. Wäre nicht der Beerdigungsredner loriotreif gewesen, ich glaube, ich hätte losgeheult, nicht weil mir der Verstorbene besonders nahe gestanden hätte, sondern wegen der Trostlosigkeit und aus Mitleid mit der Ehefrau, die diese Ödnis aushalten muss. So musste ich gleichzeitig immer gegen das Lachen ankämpfen, das ständig in mir hochkam. Und dann plötzlich auf den ausdrücklichen Wunsch des atheistischen Verstorbenen das Ave Maria ... in diesem Fall sicherlich Ausdruck einer großen Sehnsucht, die zynische Ratio hintanstellen zu können und einfach glauben zu können.

***

Und ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit dem Tod. Ich war etwa 5 Jahre alt, und eines Tages kam ich vom Kindergarten nach Hause, und im Flur stand ein Sarg. Mir wurde ein wenig mulmig, aber da kam schon meine Großmutter aus der Küche, nahm mich bei der Hand und sagte mir, dass meine Urgroßmutter am Morgen gestorben sei. Sie nahm mich bei der Hand, führte mich zu meiner Uroma, zeigte sie mir und sagte: "Siehst du, sie sieht aus, als ob sie schläft. Aber in Wirklichkeit ist sie jetzt bei unserm Herrgott."

Und von da an habe ich jeden Tod bisher - auch wenn er überraschend und brutal kam, zwei meiner engsten Angehörigen sind keines natürlichen Todes, sondern durch Gewalt gestorben - in seinem Kern in dieser Selbstverständlichkeit wahrnehmen und annehmen können.

Ruf
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Beitrag von Ruf »


Ein anderes Beispiel.
Ein Mann wollte nichts von der Kirche wissen.

" Ich weis was du von mir willst. Du möchtes, dass ich wieder Beichten und zur Kirche gehe. Dieses wirst Du nicht erleben. Das ist für mich nicht nötig. Ich habe niemanden etwas getan. Keine Sünden, die ich Beichten muß. Und ich tue meine Pflicht."
sagte er. zu mir.
Für diesen Mann habe ich Rosenkranz gebetet.
Von seinem Hausarzt wurde der Mann für eine Untersuchung ins Krankenhaus geschickt. Er musste im Krankenhaus bleiben. Und ist dort auch gestorben. Im Krankenhaus kam er in Kontakt mit einem Priester. Bei diesen Priester hat er (vor seinem Tot) gebeichtet, Die Sterbesakramente und die HL. Kommunion empfangen.
In der Nacht wo er gestorben ist, hat er die Nachtschwester an sein Bett gerufen und zu ihr gesagt:
"Schwester beten sie mit mir, es geht dem Ende zu"
Die Schwester hat am nächsten Morgen seiner Frau berichte, dass ihr Mann beim beten, ruhig und friedlich gestorben sei.

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