Reinhard hat geschrieben:Von daher ist sie sicherlich nicht aus der Luft gegriffen. Fraglich ist allerdings die Zahl "mindestens zehn", denn in dem
Original-Artikel des NRC Handelsblad wird nur ein Kastrat namentlich genannt, ansonsten hätten die Recherchen des NRC "Hinweise auf weitere zehn Fälle" ergeben ...
Angesichts der spätestens seit Ende des 19. Jh. völlig klaren Ablehnung der Kastration, die 1903 zum Verbot der Beschäftigung von Kastraten in der Sixtina führte, wäre ich auch bei diesem einen Fall vorsichtig.
Es gab allerdings bis weit in die 70er Jahre, teilweise auch länger, in der allgemeinen Medizin (zumindest außerhalb Deutschlands, wo die Kastrationspraxis unter dem Faschismus bereits früher ein weitgehendes Umdenken bewirkt hatte) durchaus die Übung, für extrem verhaltensauffällige oder geistig gestörte Personen eine Kastration zu empfehlen bzw. gerichtlich oder amtsärtztlich anzuordnen. die rechtlichen Voraussetzungen dazu sind in den meisten europäischen Ländern auch heute noch gegeben und werden erst in allerjüngster Zeit seitens des sog. Menschenrechtsgerichtshofes in Frage gestellt.
Falls sich also in den Niederlanden ein oder mehrere Fälle feststellen lassen, wäre dabei genau zu untersuchen, welche Rolle eine kirchliche Einrichtung und welche die medizinischen Institutionen gespielt haben - wobei diese allerdings gerade in NL nicht immer klar zu trennen sind.
Wenn ich den in den entscheidenden Passagen durchaus vorsichtig formulierten Bericht im Handelsblad recht verstehe, geht die aktuelle Meldung auf eine Mitteilung eines heute 79-jährigen Herrn Rogge an die kirchliche Untersuchungskommission zurück, der mitgeteilt habe, Kenntnisse über einen gewissen Henk Heithuis zu haben, der 1956 in einer von katholischen Brüdern geführten Psychiatrischen Einrichtung kastriert worden sei, nachdem er sich bei der Polizei als Mißbrtauchsopfer gemeldet habe. Informationen über Existenz, weiteres Schicksal oder heutigen Aufenthalt von Heithuis liegen nicht vor. Eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Rogge und der Untersuchungskommission kam nicht zustande, da Rogge auf ein entsprechendes Schreiben der Kommission (das Rogge nach seinen Angaben jedoch nicht empfangen hat) nicht reagierte.