Dialog mit Konfessionslosen
- cathol01
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Dialog mit Konfessionslosen
Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), Dachverband der Verbände der Konfessionslosen scheint sich zu organisieren. Ihre Mitgliedszahlen sind in den letzten 10 Jahren stark gestiegen. Sie möchten sich in erster Linie Kirchengegner im traditionellen Sinn sein, sondern bemühen sich um praktische Lebenshilfe. Sie möchten einen humanistischen Lebenskundeunterricht in den Schulen anbieten, organisieren Jugendweihen, möchten humanistische Vertreter in die staatlichen Einrichtungen, in denen es kirchliche Seelsorger gibt (Krankenhäuser usw.). Was bedeutet das für die Kirche? Muss die Kirche nicht neben dem Dialog mit den anderen Religionen auch den Dialog mit den Konfessionslosen fördern? Anknüpfungspunkte gibt es. Interessant ist auch folgende Aussage des HVD, die zeigt, dass man sich doch von dem klassischen Freidenkertum entfernt hat: "Menschen müssen Sinn immer wieder neu suchen und schaffen, in Lebenssituationen, die nur eingeschränkt von ihnen mitbestimmt und gestaltet werden können. Die Vorstellung des traditionellen Humanismus, dass Menschen ihrem Leben autonom Form und Sinn geben können, trifft nur beschränkt zu."
Quelle: aktuelle Ausgabe der Herder-Korrespondenz
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"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)
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Re: Dialog mit Konfessionslosen
Warum sollte etwas gegen einen kritischen Dialog einzuwenden sein? Es sei denn, man hat wirklich die Zeit dazu.cathol01 hat geschrieben:Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), Dachverband der Verbände der Konfessionslosen scheint sich zu organisieren. Ihre Mitgliedszahlen sind in den letzten 10 Jahren stark gestiegen. Sie möchten sich in erster Linie Kirchengegner im traditionellen Sinn sein, sondern bemühen sich um praktische Lebenshilfe. Sie möchten einen humanistischen Lebenskundeunterricht in den Schulen anbieten, organisieren Jugendweihen, möchten humanistische Vertreter in die staatlichen Einrichtungen, in denen es kirchliche Seelsorger gibt (Krankenhäuser usw.). Was bedeutet das für die Kirche? Muss die Kirche nicht neben dem Dialog mit den anderen Religionen auch den Dialog mit den Konfessionslosen fördern? Anknüpfungspunkte gibt es. Interessant ist auch folgende Aussage des HVD, die zeigt, dass man sich doch von dem klassischen Freidenkertum entfernt hat: "Menschen müssen Sinn immer wieder neu suchen und schaffen, in Lebenssituationen, die nur eingeschränkt von ihnen mitbestimmt und gestaltet werden können. Die Vorstellung des traditionellen Humanismus, dass Menschen ihrem Leben autonom Form und Sinn geben können, trifft nur beschränkt zu."
Quelle: aktuelle Ausgabe der Herder-Korrespondenz
Ich befürchte allerdings, dass solche humanistischen "Lebenskunde"-Angebote zunehmen. Warum befürchten?
Der Begriff des Humanismus kann nicht hinreichend definiert werden. Darunter lassen sich viele weltanschauliche bis wissenschaftliche Erkenntnisse/Ansichten subsummieren. Es handelt sich also eher um ein offenes weltanschauliches (wie jemand die Welt anschaut/sieht/sehen möchte) Gebilde. So reklamieren marxistische Lehren unterschiedlicher Ausrichtung den Begriff "humanistisch" ebenso für sich, wie eine ganze Richtung der Psychologie. Das Ergebnis in der Sicht des Menschen innerhalb von Gesellschaft ist dabei durchaus extrem unterschiedlich.
Das bedeutet, dass die Aussage humanistisch sich ständig veränderbaren Werten gegenüber sieht. Asoziale, das Solidarprinzip auflösende Werteveränderungen innerhalb einer, durch ökonomisches Denken/Handeln gesteuerten, Gesellschaft können "den Humanismus" dann innerlich auflösen.
Die christliche Religion ist dagegen ein -in den Grundwerten- geschlossenes System. Es ist keiner Beliebigkeit unterworfen.
Das es Intererssenverbände/-guppen in den globalen Organisationen gibt, die eine stark wertebestimmende Kirche ähnlich "gefährlich" ansehen, wie seinerzeit marxistische/sozialistische Gesellschaftstheorien kann m.E. angenommen werden.
Wer also könnte (auch) ein Interesse daran haben, dass christliche Bildung/Wertebildung durch humanistische ersetzt wird?
Daher, wenn überhaupt, ein (sehr) kritischer Dialog.
Bernd Heinrich
- Robert Ketelhohn
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... zack, zack, ich schreib jetzt einfach aus dem Bauch raus, um meinen Frust loszuwerden: Ich finds voll daneben, Menschen, die nicht (oder "anders") glauben, als "hirnlos" abzustempeln, wie Robert es tut - der sich selbst - natürlich und natürlich in völliger Nicht-Überheblichkeit - unausgesprochen als "hirnreich" sieht (Hirnreich contra Hirnies). Auch wenn ich Robert attestiere, dass er das alles nicht ganz so ernst, sondern wohl eher ironisch meint - auch dann noch find ich´s sch ... (ach, einfach in Englisch: shit)! Ich kenne "Humanisten", die sind geistreicher und "humaner" als manche Christen ...
So, Frust ist verrauscht, weil alles raus ...
Uli
www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm
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- Robert Ketelhohn
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Ich bin überhaupt nicht sprachlos. Dass Robert nicht auf dem Boden der katholischen Kirche (in der ein Ereignis namens II. Vatikanisches Konzil stattgefunden hat) steht, ist mir schon lange klarGeronimo hat geschrieben:Wir sind halt sprachlos ...Robert Ketelhohn hat geschrieben:Eigentlich hätte ich ja eher Reaktionen auf meinen fetten Satz erwartet.
Geronimo
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- Robert Ketelhohn
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O Mann. Daß ich euch das konfessionalistische Denken einfach nicht austreiben kann! Von „Konfessionen“ zu reden, halte ich für wenig hilfreich. Der Begriff ist seiner Herkunft nach protestantisch und suggeriert die Möglichkeit eines gleichberechtigten Nebeneinander unterschiedlicher „Bekenntnisse“. Ich hange aber keinem „Bekenntnis“ an (und auch keiner „Religion“), sondern der Kirche. Ich bin Glied der Kirche – oder hoffe wenigstens, dies am Ende endgültig zu sein –, Teil des auserwählten Volks und Bürger der ewigen Stadt Gottes. Meine Geschichte ist Teil der Geschichte des Gottesvolks.
Die protetantische Masche, mit dem Begriff der „Konfession“ den Inhalt dessen zu bezeichnen, was eine Gemeinschaft glaubt – oder gar die Gesamtheit ihrer Anhänger –, ist offensichtlich höchst ansteckend. Zeit zu einer Auffrischungsimpfung. Denn eigentlich bezeichnet confessio eine Handlung, nämlich den Akt des Bekennens: Ich bekenne Gott, Jesus Christus, den Glauben der Kirche. (Im kirchlichen Latein ist neben der Konstruktion mit dem Akkusativ auch die mit dem Dativ möglich; mit Akk.: »confiteor te, Deum, Christum etc. – ich bekenne [und zwar laut] dich, Gott, Christus usw.«; dagegen mit Dat.: »confiteor tibi, Deo, Christo – ich „bekenne dir“, das heißt: ich preise dich, lobsinge dir, verkünde deinen, Gottes, Christi Lobpreis«.)
Wer den Glauben der Kirche nicht teilt, vor dem bin ich gerufen zu „bekennen“. Genau darin besteht mein Bekenntnis, meine „Konfession“. Ein Sammelsurium von Vorstellungen in meinem Sinn oder auf einem Papier und ein anderes in deinem Sinn und in deren Papieren, all das ist kein Bekenntnis, etwa nach dem Motto: »Mein Bekenntnis, dein Bekenntnis, Bekenntnisse haben wir alle gern.« Konfession, das hat man nicht und ist man nicht, das tut man. Konfession, das heißt: Ich singe Gottes Lobpreis, Ihm und aller Welt.
Die protetantische Masche, mit dem Begriff der „Konfession“ den Inhalt dessen zu bezeichnen, was eine Gemeinschaft glaubt – oder gar die Gesamtheit ihrer Anhänger –, ist offensichtlich höchst ansteckend. Zeit zu einer Auffrischungsimpfung. Denn eigentlich bezeichnet confessio eine Handlung, nämlich den Akt des Bekennens: Ich bekenne Gott, Jesus Christus, den Glauben der Kirche. (Im kirchlichen Latein ist neben der Konstruktion mit dem Akkusativ auch die mit dem Dativ möglich; mit Akk.: »confiteor te, Deum, Christum etc. – ich bekenne [und zwar laut] dich, Gott, Christus usw.«; dagegen mit Dat.: »confiteor tibi, Deo, Christo – ich „bekenne dir“, das heißt: ich preise dich, lobsinge dir, verkünde deinen, Gottes, Christi Lobpreis«.)
Wer den Glauben der Kirche nicht teilt, vor dem bin ich gerufen zu „bekennen“. Genau darin besteht mein Bekenntnis, meine „Konfession“. Ein Sammelsurium von Vorstellungen in meinem Sinn oder auf einem Papier und ein anderes in deinem Sinn und in deren Papieren, all das ist kein Bekenntnis, etwa nach dem Motto: »Mein Bekenntnis, dein Bekenntnis, Bekenntnisse haben wir alle gern.« Konfession, das hat man nicht und ist man nicht, das tut man. Konfession, das heißt: Ich singe Gottes Lobpreis, Ihm und aller Welt.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
na also....Robert Ketelhohn hat geschrieben:Von „Konfessionen“ zu reden, halte ich für wenig hilfreich. Der Begriff ist seiner Herkunft nach protestantisch und suggeriert die Möglichkeit eines gleichberechtigten Nebeneinander unterschiedlicher „Bekenntnisse“. Ich hange aber keinem „Bekenntnis“ an (und auch keiner „Religion“), sondern der Kirche. Ich bin Glied der Kirche – oder hoffe wenigstens, dies am Ende endgültig zu sein –, Teil des auserwählten Volks und Bürger der ewigen Stadt Gottes. Meine Geschichte ist Teil der Geschichte des Gottesvolks.
Die protetantische Masche, mit dem Begriff der „Konfession“ den Inhalt dessen zu bezeichnen, was eine Gemeinschaft glaubt – oder gar die Gesamtheit ihrer Anhänger –, ist offensichtlich höchst ansteckend. Zeit zu einer Auffrischungsimpfung. Denn eigentlich bezeichnet confessio eine Handlung, nämlich den Akt des Bekennens: Ich bekenne Gott, Jesus Christus, den Glauben der Kirche. (Im kirchlichen Latein ist neben der Konstruktion mit dem Akkusativ auch die mit dem Dativ möglich; mit Akk.: »confiteor te, Deum, Christum etc. – ich bekenne [und zwar laut] dich, Gott, Christus usw.«; dagegen mit Dat.: »confiteor tibi, Deo, Christo – ich „bekenne dir“, das heißt: ich preise dich, lobsinge dir, verkünde deinen, Gottes, Christi Lobpreis«.)
Wer den Glauben der Kirche nicht teilt, vor dem bin ich gerufen zu „bekennen“. Genau darin besteht mein Bekenntnis, meine „Konfession“. Ein Sammelsurium von Vorstellungen in meinem Sinn oder auf einem Papier und ein anderes in deinem Sinn und in deren Papieren, all das ist kein Bekenntnis, etwa nach dem Motto: »Mein Bekenntnis, dein Bekenntnis, Bekenntnisse haben wir alle gern.« Konfession, das hat man nicht und ist man nicht, das tut man. Konfession, das heißt: Ich singe Gottes Lobpreis, Ihm und aller Welt.