Katholische Politik?

Allgemein Katholisches.

Ralf

Re: (Katholischer) Christ sein und Gesellschaft/Politik

Beitrag von Ralf »

Bernd Heinrich Stein hat geschrieben:Nur ist es nicht der Einzelne, der an eine Tür klopft, sondern es sind ganze Gesellschaftsgruppen.
Ohh, da war ich wohl gerade nicht zuhause.
(Ob ich ganzen Gesellschaftsgruppen einen Tee anbieten könnte, reicht der denn? *grübel*)
Nietenolaf hat geschrieben:(Ich ziehe mich mal von hier zurück, da die KG eigentlich nicht durch meine tapsige Schreibe verunziert werden sollten.)
Ganz schlechte Idee.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Wenn Bernd Heinrich bemängelt, ich würde nur Andeutungen machen, so will ich - für mich abschließend - noch einmal darauf zurückkommen, womit ich in diesen Thread eingestiegen bin. Es ist meine Meinung, daß der Christ sich vor allen Dingen mit der Selbstheiligung zu befassen hat. Dies ist kein abgehobenes Tun, nur weil es so heißt: sondern es ist die Konsequenz aus der Erkenntnis, daß das Übel in der Welt, inklusive der ungerechten Politik und Wirtschaftsordnungen, im gefallenen Wesen des Menschen wurzelt. Dort wächst es heraus, ergo muß genau dort das christliche Tun vor allen Dingen stattfinden. Das beinhaltet natürlich die Mildtätigkeit nach außen. Aber es beinhaltet eben nicht ein losgelöstes politisches Engagement, das sich an Idealen orientiert, die man selber nur vom Hörensagen kennt. Es wirkt dieses Tun auf zweierlei Arten auf die Gesellschaft: zum einen, am tugendhaften Leben eines Christen mögen z.B. Nichtchristen erkennen, daß er wohl einen Weg geht, der einen Menschen tatsächlich zum Guten hin verändert. Das ist das, was Christus mit "Salz der Erde" und mit "Licht der Welt" meinte. Zum anderen wird durch den Christenmenschen der gesamten Schöpfung Gnade zuteil, womit ich den göttlichen, sakramentalen Aspekt anspreche. Mensch und Gott wirken in der Welt, d.h. auch in der Gesellschaft. Es ist fast schon eine Binsenweisheit, daß man nichts ändern kann als sich selbst: das wurde mir zum Beispiel auf den Weg gegeben für den Fall, daß ich einmal heiraten sollte (es ging darum, daß ich mir eine Frau suchen solle, mit deren schlechtesten Seiten ich klarkomme: sie wäre dann ideal. Man könne niemals den Partner irgendwie ändern - so die echte Lebensweisheit mir nahestehender Menschen). Wenn man das für die Ehe weiß, wieviel mehr sollte man das dann für die ganze Welt wissen?
Mit den angeführten Stellen der Schrift wollte ich genau das unterstreichen: dort ging es darum, selbst gut und zu seinem Nächsten milde, aber ansonsten mit dem Sold, den Befehlen, den Steuersätzen, der Politik usw. usf. zufrieden zu sein und nicht zu zetern.

Das ist die eine Sache. Die andere ist die mich irgendwie protestantisch umgarnt anmutende Euphorie, mit der hier manche zum "christlichen Gegenangriff" auf die verkommene Welt blasen. Da kennt ihr aber eure eigene Religion schlecht. Das Christentum ist so ziemlich die einzige Weltanschauung, die von ihrer unbedingten historischen Niederlage überzeugt ist. Das Christentum verkündet eine der düstersten Eschatologien; es warnt davor, daß den Mächten des Bösen "gegeben [ist], zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden" (Offb. 13, 7). Das Evangelium verspricht, daß die Tore der Hölle die Kirche nicht überwinden werden, daß die Kirche unbesiegbar ist. Aber "unbesiegbar" heißt nicht unbedingt "siegreich".
In der Perspektive der Geschichte der Welt steht nicht etwa der weltweite historische Triumph des Evangeliums, sondern die weltweite Herrschaft des Antichristen (streng genommen ist die Widerkunft Christi in Herrlichkeit nicht das Ende der jetzigen Geschichte, sondern der Beginn eines neuen Äons). Ich rufe nicht dazu auf, zu resignieren oder "passiv" zu sein wie ein Lemming. Ich würde mich aber auf das konzentrieren, was der Einzelne wirklich in der Hand hat. Das Gesunden von Welt und Wirtschaft tritt in dem Maße ein, in welchem der Einzelne sich heiligt.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Nietenolaf hat geschrieben:Das Gesunden von Welt und Wirtschaft tritt in dem Maße ein, in welchem der Einzelne sich heiligt.
So isses! :top:

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Bei den Überlegungen und Anstrengungen, auf "christliche" Weise sich in gesellschaftliche Debatten einzuklinken, wird ja meist außer acht gelassen, dass das Christentum vom innersten Wesen her nicht gesellschaftskonform ist (und zwar mit keiner Gesellschaftsform). Die Gefahr besteht, dass man das vergißt und annimmt, man würde irgendwie christlich agieren. Um gegen bestimmte Vorgänge in der Gesellschaft zu sein und Stellung für oder gegen bestimmte unsoziale und inhumane Machenschaften zu beziehen, braucht man kein christliches Denken; das speist sich aus einer allgemeinen Ethik des Menschen.

Damit, dass das Christentum ehedem Staatsreligion wurde, wurde leider ein Großteil des Zündstoffs, der der christlichen Religion immant ist, verwässert und entschärft.

M.E. ist das politische und soziale Engagement schlecht beraten, wenn es sich in einen "christlichen" Mantel hüllt. Was dabei herauskommt, sieht man an den C-Parteien. Dann erscheint nur noch eine Abart von Christentum in der Öffentlichkeit, die mit dem wahren Kern nichts mehr viel gemein hat.

Wie gesagt - zum ethisch korrekten Handeln braucht man kein Christ zu sein.
Das Reich Gottes, das wir aufzubauen aufgerufen sind, hat herzlich wenig mit der katholischen Soziallehre und den Verrenkungen, die in öffentlichen Statements von seiten der Kirche bezüglich politischer Ereignisse gemacht werden, zu tun.

Geronimo

anselm
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Beitrag von anselm »

Nietenolaf hat geschrieben:.... Zum anderen wird durch den Christenmenschen der gesamten Schöpfung Gnade zuteil, womit ich den göttlichen, sakramentalen Aspekt anspreche....
Schreib meinetwegen"durch Gott", aber "durch den Christenmenschen"? Das ist wirklich starker Tobak!

Ralf

Beitrag von Ralf »

Tja, da hier keine allgemeine Lese- und für Nichtchristen schon mal gar keine Schreibpflicht besteht, sehe ich Dein Problem nicht.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Geronimo hat geschrieben: Das Reich Gottes, das wir aufzubauen aufgerufen sind, hat herzlich wenig mit der katholischen Soziallehre und den Verrenkungen, die in öffentlichen Statements von seiten der Kirche bezüglich politischer Ereignisse gemacht werden, zu tun.
Wie kommst Du zu dieser Sichtweise?

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Geronimo hat geschrieben:Das Reich Gottes, das wir aufzubauen aufgerufen sind, hat herzlich wenig mit der katholischen Soziallehre ... zu tun.
Dem widerspreche ich für mein Teil entschieden, zumindest den von mir in dieser Einstellung vermuteten Implikationen. Ein Christ, der sich selber heiligt, aber zum Unrecht unserer Zeit schweigt - wer schweigt, stimmt immer zu - ist in meinen Augen ein Pharisäer im Sinne des Evangeliums. "Mag die Welt auch zum Teufel gehen, ich heilige mich selber" ist keine katholische Maxime. Auch in dieser Hinsicht sind die Lehrschreiben der Kirche eindeutig. Wir sind nicht aufgerufen einer bestimmten Partei zu dienen oder gar einem bestimmten Staat (wie viele katholische Amerikaner zu glauben scheinen) - der Staat dient sich am Ende ja doch nur selber, und in wessen Einflussbereich er fällt, sollte uns aus dem Evangelium, den Versuchungen Christi, bekannt sein - aber wir sind auch nicht aufgerufen zu allem, was der Staat oder die Gesellschaft ja und Amen zu sagen, auch nicht in Hinblick auf Ausbeutung. Übrigens bin ich in dieser Hinsicht ein kläglicher Versager. Ich darf für mich gerade einmal einen den hinteren Plätze beanspruchen, auf meine Brust klopfen und bitten: "Gott, sei mir Sünder gnädig".

Zum Abschluss noch aus der Einleitung zur "Sozialen Agenda" ein Zitat von Kardinal François-Xavier Nguyên Van Thuân:
Der Herr verläßt uns nie! Während ich dieses Vorwort zu einer Sammlung von Texten über die kirchliche Soziallehre schreibe, gehen meine Gedanken über fünfzig Jahre zurück in das Jahr 1945. Ich war gerade siebzehn Jahre alt. Mein Heimatland Vietnam befand sich in großen Schwierigkeiten. Auf vielerlei Weise hatte es die Orientierung verloren. Japan und Europa waren am Ende des Krieges erschüttert. Der Kommunismus griff um sich.

Ich war ein junges Mitglied einer kleinen Gruppe von Katholiken in der kaiserlichen Stadt Huê. Wir hatten das Glück, die Texte einiger Sozialenzykliken wie Rerum Novarum, Quadragesimo Anno und Divini Redemptoris zu besitzen. Angesichts der damaligen großen Schwierigkeiten vervielfältigten wir diese Texte, so gut es eben ging.

Ein Mitglied unserer Gruppe, sein Name war Alexis, ging von Provinz zu Provinz und brachte die Texte zu den Familien und Gemeinden. Er tat dies unter großer Gefahr für sich selbst und für seine ganze Familie. Zuweilen begab er sich heimlich von Dorf zu Dorf und verbarg die Texte, indem er sie sich um die Beine schnürte. Letztendlich jedoch wurde er gefangen genommen und starb im Gefängnis.

Dieses Werk aber hinterließ ein großes Erbe. So viele junge Männer und Frauen fanden neue Hoffnung durch die Kenntnis der Dokumente der kirchlichen Soziallehre. Diese Kenntnis eröffnete ihnen tatsächlich einen neuen Weg des Lichtes und der Hoffnung, der sich in diesen dunklen Tagen, die da kommen sollten, offenhielt. Der Herr Jesus Christus verließ sie nicht.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Edith
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Beitrag von Edith »

Erich Dumfarth hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:Das Reich Gottes, das wir aufzubauen aufgerufen sind, hat herzlich wenig mit der katholischen Soziallehre ... zu tun.
Dem widerspreche ich für mein Teil entschieden, zumindest den von mir in dieser Einstellung vermuteten Implikationen. Ein Christ, der sich selber heiligt, aber zum Unrecht unserer Zeit schweigt - wer schweigt, stimmt immer zu - ist in meinen Augen ein Pharisäer im Sinne des Evangeliums. "Mag die Welt auch zum Teufel gehen, ich heilige mich selber" ist keine katholische Maxime.
Vielleicht sollte man sich mal über den Terminus "sich heiligen" einigen?
Wenn ich durchlässig für Christus werde (sich selber heiligen), kann ich doch gar nicht anders, als ensprechend Handeln, oder? - Eben immer je in meinem Wirkungskreis und meinen Veranlagungen entsprechend.

Peter
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Beitrag von Peter »

anselm hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:.... Zum anderen wird durch den Christenmenschen der gesamten Schöpfung Gnade zuteil, womit ich den göttlichen, sakramentalen Aspekt anspreche....
Schreib meinetwegen"durch Gott", aber "durch den Christenmenschen"? Das ist wirklich starker Tobak!
Ja, das ist ein starker Tobak. «Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes» (Röm 8, 19).

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Erich Dumfarth hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:Das Reich Gottes, das wir aufzubauen aufgerufen sind, hat herzlich wenig mit der katholischen Soziallehre ... zu tun.
Dem widerspreche ich für mein Teil entschieden, zumindest den von mir in dieser Einstellung vermuteten Implikationen. Ein Christ, der sich selber heiligt, aber zum Unrecht unserer Zeit schweigt - wer schweigt, stimmt immer zu - ist in meinen Augen ein Pharisäer im Sinne des Evangeliums. "Mag die Welt auch zum Teufel gehen, ich heilige mich selber" ist keine katholische Maxime. Auch in dieser Hinsicht sind die Lehrschreiben der Kirche eindeutig. Wir sind nicht aufgerufen einer bestimmten Partei zu dienen oder gar einem bestimmten Staat (wie viele katholische Amerikaner zu glauben scheinen) - der Staat dient sich am Ende ja doch nur selber, und in wessen Einflussbereich er fällt, sollte uns aus dem Evangelium, den Versuchungen Christi, bekannt sein - aber wir sind auch nicht aufgerufen zu allem, was der Staat oder die Gesellschaft ja und Amen zu sagen, auch nicht in Hinblick auf Ausbeutung. Übrigens bin ich in dieser Hinsicht ein kläglicher Versager. Ich darf für mich gerade einmal einen den hinteren Plätze beanspruchen, auf meine Brust klopfen und bitten: "Gott, sei mir Sünder gnädig".

Zum Abschluss noch aus der Einleitung zur "Sozialen Agenda" ein Zitat von Kardinal François-Xavier Nguyên Van Thuân:
Der Herr verläßt uns nie! Während ich dieses Vorwort zu einer Sammlung von Texten über die kirchliche Soziallehre schreibe, gehen meine Gedanken über fünfzig Jahre zurück in das Jahr 1945. Ich war gerade siebzehn Jahre alt. Mein Heimatland Vietnam befand sich in großen Schwierigkeiten. Auf vielerlei Weise hatte es die Orientierung verloren. Japan und Europa waren am Ende des Krieges erschüttert. Der Kommunismus griff um sich.

Ich war ein junges Mitglied einer kleinen Gruppe von Katholiken in der kaiserlichen Stadt Huê. Wir hatten das Glück, die Texte einiger Sozialenzykliken wie Rerum Novarum, Quadragesimo Anno und Divini Redemptoris zu besitzen. Angesichts der damaligen großen Schwierigkeiten vervielfältigten wir diese Texte, so gut es eben ging.

Ein Mitglied unserer Gruppe, sein Name war Alexis, ging von Provinz zu Provinz und brachte die Texte zu den Familien und Gemeinden. Er tat dies unter großer Gefahr für sich selbst und für seine ganze Familie. Zuweilen begab er sich heimlich von Dorf zu Dorf und verbarg die Texte, indem er sie sich um die Beine schnürte. Letztendlich jedoch wurde er gefangen genommen und starb im Gefängnis.

Dieses Werk aber hinterließ ein großes Erbe. So viele junge Männer und Frauen fanden neue Hoffnung durch die Kenntnis der Dokumente der kirchlichen Soziallehre. Diese Kenntnis eröffnete ihnen tatsächlich einen neuen Weg des Lichtes und der Hoffnung, der sich in diesen dunklen Tagen, die da kommen sollten, offenhielt. Der Herr Jesus Christus verließ sie nicht.
Nun, ich habe nicht geschrieben, dass man zum Unrecht dieser Zeit schweigen soll - eigentlich habe ich gerade das betont :mrgreen: . Ich würde das bloß nicht unter christlich für mich laufen lassen, sondern einfach unter ...naja, das was Menschen gegen Unrecht halt tun (sollten). Von Ja und Amen sagen halte ich weder was noch habe ich in dem Beitrag geschrieben. Diese Gegensätze werden halt leicht impliziert ;)

Nein, so ist das nicht. Es sind für mich aber zwei verschiedene Ebenen - einmal das Einlassen auf gesellschaftliche Umstände und wie man damit umgeht und zum anderen das Reich Gottes zu verwirklichen. Eine bessere Gesellschaft kann man auch ohne Christentum verwirklichen. Das Reich Gottes hingegen hat mit Gesellschaft nichts zu tun, sondern sprengt diese und jegliche Vorstellung davon.
Deswegen auch mein zarter Hinweis auf die C-Parteien. Da wird durch das "C" halt nichts gesprengt. Damit will ich nichts gegen diese Parteien selbst sagen (ich = typischer Wechselwähler :mrgreen: ), sonder nur gegen den Anspruch, der nicht erfüllt werden kann, denn wenn man sich innerhalb der Gesellschaft bewegt, KANN er nicht erfüllt werden.

Ich weiß auch nicht, warum Leute, die vehement auf dem Evangelium und seiner Nichtkonformität mit uns bis jetzt bekannten Gesellschaftsformen beharren, immer verdächtigt werden, tatenlos allem zu zu sehen, was passiert ...

Geronimo

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anselm
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Beitrag von anselm »

Peter hat geschrieben:Ja, das ist ein starker Tobak. «Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes» (Röm 8, 19).
Ist mir noch nicht aufgefallen. :roll: Hört sich irgendwie nach Wunschdenken und Ideologie an.

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Geronimo hat geschrieben:Ich weiß auch nicht, warum Leute, die vehement auf dem Evangelium und seiner Nichtkonformität mit uns bis jetzt bekannten Gesellschaftsformen beharren, immer verdächtigt werden, tatenlos allem zu zu sehen, was passiert ...
Das ist einfach zu erklären: weil viele unter diesen oft genug eine Art "Appeasement Policy" gegenüber dem Schalten und Walten des Staates verstehen. Und oft genug hat die Kirche (und damit meine ich ausdrücklich auch mich) sich leider auch so verhalten.

Im übrigen treffen wir uns in dem Punkt, dass ich das, was Du in Hinblick auf die Nichtkonformität des Evangeliums mit den bis jetzt bekannten Gesellschaftsformen schreibst, wiederholt schon meinerseits geschrieben habe, gar noch verschärft, weil ich Gesellschaft und Staat nicht nur als nicht kompatibel zum Evangelium ansehe, sondern beides im Einflussbereich des Versuchers orte. Es gibt kein Heiliges Römisches Reich, auch kommt uns das Heil nicht von Russland. Aber das wäre aber ein Thema für sich. Um zu diesem Thema weiterzusprechen: auch das Salz ist zur Suppe nicht kompatibel, es löst sich sogar darin auf. Doch ohne Salz, wie fade würde die Suppe da schmecken. Wenn aber das Salz selber fade geworden ist, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Erich Dumfarth hat geschrieben:
Im übrigen treffen wir uns in dem Punkt, dass ich das, was Du in Hinblick auf die Nichtkonformität des Evangeliums mit den bis jetzt bekannten Gesellschaftsformen schreibst, wiederholt schon meinerseits geschrieben habe, gar noch verschärft, weil ich Gesellschaft und Staat nicht nur als nicht kompatibel zum Evangelium ansehe, sondern beides im Einflussbereich des Versuchers orte.
Ja, ich weiß ...

Geronimo

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

anselm hat geschrieben:
Peter hat geschrieben:Ja, das ist ein starker Tobak. «Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes» (Röm 8, 19).
Ist mir noch nicht aufgefallen. :roll: Hört sich irgendwie nach Wunschdenken und Ideologie an.
Anselm, hüstel ... wir sind hier in den KG's, ergo halte ich derart grundlegene Aussagen von Nichtchristen über die Essenz des Christentums und die Aussagen der Bibel hier nicht für so angebracht. Hier sollte doch ein gewisses Grundverständnis vorausgesetzt werden.

Wir haben ja auch noch so viele andere Boards ... :mrgreen:

Geronimo

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otto
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Beitrag von otto »

Leider verengt sich diese Diskussion wieder einmal auf jene Standpunkte die wir innerhalb der 2000 jährigen Geschichte des Christentums immer wieder gesehen haben.

Der Standpunkt des zentrierten Blickes auf seine Person die anderen die Freiheit des Handelns gibt. Wenn sich die Christen nur mit sich selber beschäftigen haben alle anderen freie Hand zum agieren. Diese Situation erleben wir in Deutschland seit ca. 20 Jahren so beschäftigt sich die deutsche katholische Kirche mit Themen wie Schwangerschaftsberatung, Beratungsscheine, Priesterinnenweihe, Zölibat, …..
Zu diesen Themen erleben wir sehr starken Einsatz bestimmter Gruppen, kein Wort von „ich“ muss mich selber ändern oder die Kirche ist eben nicht gesellschaftskonform.

Diese Argumente werden nur mit bedacht in die Diskussion geworfen wenn „Soziale oder Wirtschaftliche“ Themen zu Diskussion gestellt werden.

Bei den Überlegungen und Anstrengungen, auf "christliche" Weise sich in gesellschaftliche Debatten einzuklinken, wird ja meist außer acht gelassen, dass das Christentum vom innersten Wesen her nicht gesellschaftskonform ist (und zwar mit keiner Gesellschaftsform). Die Gefahr besteht, dass man das vergißt und annimmt, man würde irgendwie christlich agieren. Um gegen bestimmte Vorgänge in der Gesellschaft zu sein und Stellung für oder gegen bestimmte unsoziale und inhumane Machenschaften zu beziehen, braucht man kein christliches Denken; das speist sich aus einer allgemeinen Ethik des Menschen.
Es ist meine Meinung, daß der Christ sich vor allen Dingen mit der Selbstheiligung zu befassen hat. Dies ist kein abgehobenes Tun, nur weil es so heißt: sondern es ist die Konsequenz aus der Erkenntnis, daß das Übel in der Welt, inklusive der ungerechten Politik und Wirtschaftsordnungen, im gefallenen Wesen des Menschen wurzelt.
….

Aber es beinhaltet eben nicht ein losgelöstes politisches Engagement, das sich an Idealen orientiert, die man selber nur vom Hörensagen kennt. Es wirkt dieses Tun auf zweierlei Arten auf die Gesellschaft: zum einen, am tugendhaften Leben eines Christen mögen z.B. Nichtchristen erkennen, daß er wohl einen Weg geht, der einen Menschen tatsächlich zum Guten hin verändert. .
Dann gibt und gab es jene Christen die sich für die Werte und Ziele des Christentums aktiv einsetzen, die ohne Rücksicht auf persönliche Vor- Nachteile sich im Zeichen der Nächstenliebe gegen das „gesellschaftskonforme“ Wirtschafts- und Sozialdenken einbringen.
Und eine aktive Umgestaltung der Wirtschafts- und Sozialsysteme nach christlichem Verständnis einfordern. Aber jene verlassen eben den Konsens des zentrierten Blickes auf „seine“ Person, die anderen die Freiheit des Handelns nach eigenen gut denken gibt.
Und somit stört jener Christ die Ordnung der Menschen, und diese reagieren auf derart Störung äußerst bösartig und ungehalten. Meistens wird jenen Christen dann der Spruch: Ora et labora entgegen geworfen. Der Konsens zwischen Welt und Kirche ist eben, keiner stört die freie Entfaltung des andern. Aber das Wort Gottes spricht eine andere Sprache, als das Wort der Menschen. Das Wort Gottes spricht immer von einen „WIR“ und nicht „ICH“ soll, sondern "WIR" sollen unsere Nächsten lieben wie uns selbst. Deshalb müssen wir immer die Nächstenliebe für alle einfordern.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Ralf

Beitrag von Ralf »

Tja, da treffen sich an dieser Stelle mehr oder weniger gläubige Katholiken (ich gehöre zu letzteren), und man sieht, dass es da den vielbeschworenen römisch-diktierten Einheitsbrei nicht gibt.
Der Umgang von Christen mit dieser irdischen Übergangsheimat ist eben nicht so felsenfest aus der göttl. Offenbarung abzulesen. Und deswegen sollten wir auch nicht so tun als ob.

Es ist immer sehr verständlich, dass ein Mensch etwas, was für sich selbst als absolut richtig und unumgänglich erkannt hat, auch anderen mehr als nur nahe bringen will (man nennt so etwas auch missionarischen Eifer, von mir jetzt ganz positiv gemeint!).

Dennoch kann man bei dieser hier besprochenen Thematik gut erkennen, wo der Respekt für die andere Sichtweise beginnt und wo sie aufhört (lässt sich gut auf die Evangelisierung übertragen).

Hier meine ich sollten wir alle divergierenden Meinungen, sofern sie aus dem Glauben heraus motiviert sind, auch als solche gelten lassen, kein bible-bashing betreiben und die Divergenz eher als Reichtum denn als Hemmnis sehen. Es geht ja um Heiligung, wo und wie da jeder primär ansetzt und welche weiteren Auswirkungen diese Anstrengungen haben, sei jedem anheim gestellt. Meinen kleinen bescheidenen Segen hat er (oder sie).

Edith
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Beitrag von Edith »

Ralf hat geschrieben: Meinen kleinen bescheidenen Segen hat er (oder sie).
nehme ich gerne entgegen! :ja:

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Peter
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Beitrag von Peter »

Geronimo hat geschrieben:… derart grundlegene Aussagen von Nichtchristen über die Essenz des Christentums und die Aussagen der Bibel hier nicht für so angebracht …
Das war aber keine Aussage, das war ein Seufzen … (Peter geht eilends ab.)

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Christoph95
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Katholische Politik?

Beitrag von Christoph95 »

Was wäre eine katholische Politik? Was ist die katholische Antwort auf Fragen der aktuellen Politik (z.B. Eurokrise, Betreuungsgeld usw.) und auch über den Tag hinaus? Müssen wir uns davor hüten zur Politreligion zu werden, aber gleichzeitig verhindern völlig apolitisch zu werden?

Dazu ein Auszug aus: „Jenseits von Angebot und Nachfrage“ von Wilhelm Röpke (Ich glaube Protestant):
„Weil ich ein bestimmtes Bild vom Menschen zu haben glaube, dass durch die geistige Erbmasse der antik-christlichen Überlieferung geformt ist, weil ich in ihm das Ebenbild Gottes sehe, weil mir die Überzeugung im Blut steckt, daß es eine grauenvolle Sünde, ihm zum Mittel zu erniedrigen (auch im Namen hochtönender Phrasen), und jede Seele etwas Unvergleichliches, Unvertauschbares und Unschätzbares ist, gegen das alles andere nichts ist, weil ich einem in diesen Überzeugungen wurzelnden Humanismus ergeben bin, für den der Mensch Kind und Ebenbild Gottes ist, nicht aber selber Gott, zu dem ihn die Hybris eines falschen, atheistischen Humanismus vergötzt – deshalb, so meine ich, stehe ich jede Art von Kollektivismus mit äußerstem Mißtrauen gegenüber.“ - S.17
„Herr, erneuere deine Kirche und fang bei mir an!“ Sl. John Henry Newman

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