Was ist denn nun katholisch?

Allgemein Katholisches.
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beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Zunächst einmal Danke für den Kamillentee, Edith. Den kann ich gut gebrauchen :) .

Lucia, die „gewissen Aussagen“, die ich u.a. meinte, betreffen auch die Bibel. Zum Beispiel tue ich mich sehr schwer mit dem alten Testament. Ich habe da überhaupt keinen Zugang zu. Grob gesagt habe ich das Gefühl, daß im alten und neuen Testament zwei verschiedene Götter (einer rachsüchtig, einer liebevoll) „mit mir sprechen“.

Ich habe komischerweise keine Probleme anzunehmen, daß Maria ewige Jungfrau ist, allerdings wohl mit dem Frauenbild in der Bibel (daß die Frau sich dem Mann unterzuordnen hat und eigentlich zum Schweigen aufgefordert wird. Oder habe ich da etwas mißverstanden?) Wenn Gott Mann und Frau nach seinem Ebenbild schuf und den Frauen ja damit auch einen Verstand und einen eigenen Willen mitgegeben hat, warum dann diese Einschränkungen? Ich will damit nicht sagen, daß Mann und Frau sich nicht unterscheiden (ein Segen nicht)!

Das ist jetzt alles sehr vereinfacht ausgedrückt, da ich mich zur Zeit noch schwer damit tue, Gedanken, die bisher nur in meinem Kopf waren, schriftlich niederzulegen. Es gibt auch noch einige andere Dinge, mit denen ich mich herumschlage. Ich versuche aber so langsam Ordnung in meine Gedanken zu bringen, denn manchmal neige ich dazu, das Pferd von hinten aufzuzäumen und mich in Nebensächlichkeiten zu verlieren.
Ich werde versuchen mir zu Herzen zu nehmen, was Ralf geschrieben hat. Man ist in seiner Entwicklung, in seinem Begreifen nie fertig. (Habe ich Dich so richtig verstanden, Ralf?)

Ach ja, noch eine Frage am Rande, können Heilige und im Besonderen Kirchenväter- und Mütter sich auch mal irren?

Danke für Eure Geduld
Beatrice :)

Peter
Beiträge: 1249
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 22:26

Beitrag von Peter »

“Beatrice“ hat geschrieben:Ach ja, noch eine Frage am Rande, können Heilige und im Besonderen Kirchenväter- und Mütter sich auch mal irren?
Liebe Beatrice,

spontan würde ich sagen: Gern und kräftig. Aber – vielleicht meinst du etwas anderes.

Zum «irren»: Eine liebe Ordenssschwester, die bis ins hohe Alter den Pfortendienst in einem Kinderheim in unserer Nachbarschaft versah, trug einen Groll auf den Pfarrer von Ars, einen sehr beachtenswerten französischen Heiligen, mit sich. Das konnte sie ihm nie verzeihen, dass er sich gegen die Marienerscheinungen in La Salette ausgesprochen hatte. Sicherlich sei er ein heiliger Mann gewesen, aber da habe er sich getäuscht!

Eines Tages, im Urlaub, erfuhr ich, dass sie gestorben war: Es war ein vierter August — der Gedenkktag des Pfarrers von Ars — der ihr «Geburtstag im Himmel» werden sollte.

Ich meine also, Heilige und Kirchenväter können — und dürfen sich irren. Genauso, wie sie sündigen (dürfen). Das liegt in unserem menschlichen Zustand; erlösungsbedürftig bis zum letzten Schnaufer.

Allerdings hat deine Frage noch eine weitere Assoziation bei mir ausgelöst: Sind die Ausagen der Heiligen und Kirchenväter «verlässlich»? Diese Frage kann ich – aus meiner Sicht – nur bejahen. Mich beeindruckte, wie im Katechismus der Katholischen Kirche immer wieder Aussagen von Heiligen und KirchenlehrerInnen herangezogen werden, um die Aussagen des Katechismus zu verdeutlichen.

Bei Heilig- oder Seligsprechungen werden schließlich nicht zuletzt auch die Aussagen der zukünftigen Heiligen überprüft, ob sie mit den Lehrauffassungen der gesamten Kirche in Übereinstimmung stehen. Die Norm ist allerdings die apostolische Überlieferung:
Der Katechismus der Katholischen Kirche / art. 83 hat geschrieben:(…) Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen [oder Traditionen], die im Laufe der Zeit in den Ortskirchen entstanden (…) stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepaßte besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des Lehramtes der Kirche beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden.
(KKK 83)

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Mariamante
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Katholisch

Beitrag von Mariamante »

Lucia, die „gewissen Aussagen“, die ich u.a. meinte, betreffen auch die Bibel. Zum Beispiel tue ich mich sehr schwer mit dem alten Testament. Ich habe da überhaupt keinen Zugang zu. Grob gesagt habe ich das Gefühl, daß im alten und neuen Testament zwei verschiedene Götter (einer rachsüchtig, einer liebevoll) „mit mir sprechen“.
Liebe Beatrice- herzliche Gratulation zu deinem Glaubensinteresse. Die Sehnsucht, das Fragen öffnet das Herz für Gott. Und wenn ein Dr. Madinger (bekannter Apostel in Österreich) sagte, dass ihm in der Bibel manche Stellen erst nach 30 Jahren klarer wurden, manche nicht, dann befinden wir uns in guter Gesellschaft.

Ich erinnere mich hier an einen Ausspruch von Mark Twain der sagt:

Mich stören in der Bibel nicht jene Stellen, die ich nicht begreife, sondern jene die ich verstehe.

Im Ketechismus steht m.W. in Bezug auf die Bibel geschrieben, dass im AT auch Unvollkommenes geschah bzw. beschrieben ist. Das kommt daher, dass eben JESUS CHRISTUS die Erfüllung ist. Und wer das NT liest wird dort manche Stellen finden, wo Jesus einerseits sagt: Ich bin nicht gekommen Gesetz und Propheten aufzuheben, sondern um zu erfüllen- und andererseits: Zu den Alten wurde gesagt.... ich aber sage euch. Gerade wir als kath. Christen haben im kirchl. Lehramt zu der Auslegung des AT eine wervolle Hilfe. Denn wie schon manche Poster hier im Forum richtig sagten, kann man mit dem Zitieren von Bibelstellen alles mögliche begründen und widerlegen. Halte Dich in der Auslegung an das kirchl. Lehramt - und mach dir keine Sorgen, wenn Du manches im AT nicht leicht oder gleich verstehst. Ein Priester sagte einmal:

Wenn wir nur das leben, was wir aus der Bibel verstehen, haben wir genug zu tun. Finde ich eine treffliche Aussage.-
Gelobt sei Jesus Christus

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beatrice
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Re: Katholisch

Beitrag von beatrice »

Ein Priester sagte einmal:

Wenn wir nur das leben, was wir aus der Bibel verstehen, haben wir genug zu tun. Finde ich eine treffliche Aussage.-[/quote]


Ja, das kann ich wirklich sehr gut nachvollziehen. Das bißchen, was ich bis hierhin meine verstanden zu haben, in meinem Leben umzusetzen, erschüttert mich jetzt schon in meinen Grundfesten. Ist schon ziemlich beunruhigend.

Beatrice

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beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Peter, es beruhigt mich sehr, daß man also nicht alles glauben muß, was die Heiligen so gesagt haben. :) Es macht sie für mich menschlicher, ohne ihrer Weisheit oder ihrem tieferen Verständnis Abbruch tun zu wollen.

Beatrice

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Pit
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Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Beatrice,
Was den Papst betrifft, kann ich dir bezüglich seines Amtes nur sagen, welche Überzeugung ich vertrete:
Er ist das geistliche Oberhaupt der römisch-katholischen Christen, und somit nur Oberhaupt der katholischen Kirche, wenn man unter "katholische Kirche" die römisch-katholische Konfession versteht. Wenn man unter katholische Kirche die "weltweite" "alle an Christus glaubenden" versteht, ist er es nicht. Und so verstand übrigens Luther den Begriff ("ecclesia catholicam").
Und ob man die Aussagen des Papstes in Frage stellen darf -warum nicht.
Die sogenannte "Unfehlbarkeit" bezieht sich nur auf Aussagendes Papstes "ex cathedra". Und da sagte mir mal ein befreundeter Priester, das wäre in den letzten 150 Jahren 2 oder 3 mal vorgekommen.

Gruß, Pit

beatrice hat geschrieben:Hui, das geht ja wirklich schnell bei Euch :) .

Also der Unterschied zwischen "Petrus" und "Pius" (mal salopp ausgedrückt) erscheint mir klar.

Ich werde jetzt mal versuchen mir die drei "katholischen Säulen" vorzunehmen (Stück für Stück):

1. Anerkennung des Papstes: Bedeutet das, daß man den Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche und Stellvertreter Christi anerkennt und damit zusammenhängend keine seiner Aussagen in Frage stellt? Oder kann man durchaus die Äußerungen kritisch überdenken ohne ihn grundsätzlich in seiner Funktion in Frage zu stellen?

Beatrice
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Peter Schmidt hat geschrieben:»Im Ketechismus steht …«
O Mann, das heißt Ketelchismus! :motz:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Edith
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Beitrag von Edith »

beatrice hat geschrieben:Zunächst einmal Danke für den Kamillentee, Edith. Den kann ich gut gebrauchen :) .
dacht ich mir.... wenn einem die Missionare so überrollen..... :roll:

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beatrice
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Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Edith hat geschrieben:
beatrice hat geschrieben:Zunächst einmal Danke für den Kamillentee, Edith. Den kann ich gut gebrauchen :) .
dacht ich mir.... wenn einem die Missionare so überrollen..... :roll:

Jede Antwort bringt mich dem totalen Gehirnkollaps näher :shock:

Neee, mal im Ernst, ich bin dankbar für jede Antwort :ja:

Beatrice

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