Friedensgruß

Allgemein Katholisches.
Kurt
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kurt »

Amandus2 hat geschrieben:Ich kenne Katholiken, die allein des Friedensgrußes wegen nicht mehr zur Kirche gehen!
... Es sind Menschen, die das aufgrund seelischer oder psychischer Probleme einfach nicht können.
Man erklärt die Nichtgrüßer halt kurzerhand für verrückt oder für schüchtern. Das zeigt leider die Denkweise der Friedengrüßer: Wer nicht den Friedensgrüßer grüßt, dem wird eben der verbale Krieg erklärt.
Seid gewiß, dass die Nichtgrüßer dies weder aus Schüchternheit sind, noch das seelische Probleme der Grund dafür sind.

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Niels
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Niels »

Kurt hat geschrieben: Seid gewiß, dass die Nichtgrüßer dies weder aus Schüchternheit sind, noch dass seelische Probleme der Grund dafür sind.
:daumen-rauf:
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Petra
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Petra »

Kurt hat geschrieben:
Amandus2 hat geschrieben:ich kenne mich nicht so aus:

Gibt es Gemeinden, die nicht im lateinischen, traditionellen Ritus die Messe halten und keinen Friedensgruß haben?
Ja.
Er ist ein für mich inzwischen ein Erkennungszeichen. In Messen, in denen der Friedengruß praktiziert wird, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine kirchenkritische Gemeindeleitung schließen.
Gemeinden des Neuen Ritus, die auf den Friedensgruß durch Händeschütteln verzichten, sind oft kirchentreu.

Der Friedensgruß heutiger Ausprägung ist das Kainsmal der Kirche.
Bei Papstmessen gibt es auch den Friedensgruß. Der Papst ist kirchenkritisch?

Übringens ist es eine Verallgemeinerung zu schreiben, die "Friedensgrüßer" würden bei den Verweigerern nur psychologische Schwächen unterstellen. Schubladendenken.

Kurt
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kurt »

Petra hat geschrieben:Bei Papstmessen gibt es auch den Friedensgruß. Der Papst ist kirchenkritisch?
Petra hat geschrieben:Mein Tipp für Friedensgruß-Schüchterne:
Gleich nach dem Vaterunser niederknien, und notfalls ganz weit weg von den anderen sitzen oder stehen, d.h. in der ersten Kirchbank.
Gilt denn Dein Rat auch für den Papst in Papstmessen?
http://de.gloria.tv/?media=3245

Benedikt schreibt übrigens in seinem Buch "Geist der Liturgie" auch etwas zu diesem Thema - habe aber keine Lust, daraus zu zitieren. Im Prinzip betrifft es mich ja auch nicht.

Petra
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Petra »

Kurt hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Bei Papstmessen gibt es auch den Friedensgruß. Der Papst ist kirchenkritisch?
Petra hat geschrieben:Mein Tipp für Friedensgruß-Schüchterne:
Gleich nach dem Vaterunser niederknien, und notfalls ganz weit weg von den anderen sitzen oder stehen, d.h. in der ersten Kirchbank.
Gilt denn Dein Rat auch für den Papst in Papstmessen?
http://de.gloria.tv/?media=3245

Benedikt schreibt übrigens in seinem Buch "Geist der Liturgie" auch etwas zu diesem Thema - habe aber keine Lust, daraus zu zitieren. Im Prinzip betrifft es mich ja auch nicht.
Dort steht auf Seite 146 (6. Auflage 22) vor der Gabenbereitung gäbe es auch eine Möglichkeit für den Friedensgruß.

Du hast geschrieben, Friedensgrußmessen sind ein Zeichen für kirchenkritische Gemeinden. Und ich darauf hingewiesen, dass Papstmessen den Friedensgruß haben.

Kurt
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kurt »

Petra hat geschrieben: Dort steht auf Seite 146 (6. Auflage 2002) vor der Gabenbereitung gäbe es auch eine Möglichkeit für den Friedensgruß.
Ja, er befürwortet diese Variante, für den Fall, daß man den Friedensgruß im römischen Ritus beibehalten will. Im Folgekapitel geht es dann um die tätige Teilnahme, auch lesenswert.
Du hast geschrieben, Friedensgrußmessen sind ein Zeichen für kirchenkritische Gemeinden. Und ich darauf hingewiesen, dass Papstmessen den Friedensgruß haben.
Na und? Jeder weiß, daß Benedikt dem liturgischen Treiben auch in den Papstmessen kritisch gegenübersteht. Davon abgesehen halten sich ausgerechnet deutsche Friedensgrußfreunde auch in anderen, insbesondere liturgischen Dingen nicht an das, was Rom vorgibt.

Petra
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Petra »

Kurt hat geschrieben:
Petra hat geschrieben: Dort steht auf Seite 146 (6. Auflage 2002) vor der Gabenbereitung gäbe es auch eine Möglichkeit für den Friedensgruß.
Ja, er befürwortet diese Variante, für den Fall, daß man den Friedensgruß im Römischen Ritus beibehalten will. Im Folgekapital geht es dann um die tätige Teilnahme, auch lesenswert.
Da steht nichts davon, dass er grundsätzlich etwas gegen die Friedensgruß hätte. Und hätte er, dann könnte er ja jetzt den Friedensgruß abschaffen, müsste nur die entsprechenden Leute schnell in die entsprechenden Funktionen hieven und die Bischöfe überzeugen.
Du hast geschrieben, Friedensgrußmessen sind ein Zeichen für kirchenkritische Gemeinden. Und ich darauf hingewiesen, dass Papstmessen den Friedensgruß haben.
Na und? Jeder weiß, daß Benedikt dem liturgischen Treiben auch in den Papstmessen kritisch gegenübersteht. Davon abgesehen halten sich ausgerechnet deutsche Friedensgrußfreunde auch in anderen, insbesondere liturgischen Dingen nicht an das, was Rom vorgibt.
Benedikt könnte jetzt, seit Jahren könnte er schon, wenn er wollte.

Und zu dem Satz (Zitat)" ... halten sich ausgerechnet deutsche Friedensgrußfreunde auch in anderen, insbesondere liturgischen Dingen nicht an das, was Rom vorgibt":
Der Friedensgruß ist keine Erfindung von WsK oder Ergebnis vom nächtlichen Umtrunk bei einer Bischofskonferenz. Der kommt aus Rom. Und jetzt ist der Friedensgruß schlecht, weil sich einige (! nicht alle, wie du so gern verallgemeinerst) "Friedensgrußfreunde" bei anderen Liturgievorgaben nicht an Roms Weisungen halten? Motto: Am Friedensgruß sollt ihr die modernistischen Freestyle-Liturgiker erkennen? Das ist schon eine sehr verquere Argumentation.

Kurt
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kurt »

Petra hat geschrieben:Und zu dem Satz (Zitat)" ... halten sich ausgerechnet deutsche Friedensgrußfreunde auch in anderen, insbesondere liturgischen Dingen nicht an das, was Rom vorgibt":
Der Friedensgruß ist keine Erfindung von WsK oder Ergebnis vom nächtlichen Umtrunk bei einer Bischofskonferenz. Der kommt aus Rom. Und jetzt ist der Friedensgruß schlecht, weil sich einige (! nicht alle, wie du so gern verallgemeinerst) "Friedensgrußfreunde" bei anderen Liturgievorgaben nicht an Roms Weisungen halten? Motto: Am Friedensgruß sollt ihr die modernistischen Freestyle-Liturgiker erkennen? Das ist schon eine sehr verquere Argumentation.
Man kann sich natürlich mit allerlei mehr oder weniger gelungenen rhetorischen Kniffen aus der Bredouille ziehen. Die Früchte der Friedensgrußpraxis erkennt man allerdings u.a an diesem Thread, insbesondere am Eingangsposting. Das ist keine Ausnahme, es ist die Regel. Und liegt nicht am Friedensgruß an sich.

Daß die Liturgiereform aus Rom kommt, ist nichts Neues. Daß sie instrumentalisiert wurde auch nicht. Die Auswirkungen hat man wohl nicht vorhergesehen. Man darf aber wohl zu Recht einfordern, daß der Ritus der gleichen kritischen Prüfung unterzogen werden muß, wie es der Althergebrachte wurde. Es ist sich dabei nicht besonders erquicklich, eine Aufarbeitung der Polemiken herzustellen.
Ich für meinen Teil kann natürlich nur von meinen Erfahrungen schreiben, und die lauten nun mal: Hände weg vom Friedensgruß! Oft lauert das Gegenteil dessen dahinter, was vordergründig vorgegaukelt wird. Es sollte auch klar sein, daß ich nicht von jenen treuen Meßbesuchern rede, die solche Dinge arglos mitmachen, weil sie sich jenem Gehorsam verpflichtet fühlen, der einem katholischen Christen nun mal in die Taufe gelegt wird, die aber aus Einfachheit im Glauben den Leitern der Ortsgemeinden vertrauen müssen. Deswegen trifft Dein Vorwurf der Verallgemeinerung nicht. Ihnen gilt mein Hinweis.

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Niels
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Niels »

Kurt hat geschrieben:Man kann sich natürlich mit allerlei mehr oder weniger gelungenen rhetorischen Kniffen aus der Bredouille ziehen.
Zum Beispiel - immer sehr beliebt, schon öfter erlebt - indem man sagt: Du bist doch bestimmt auch so einer von den (bösen) Piusbrüdern...zack- kein Argument, aber Ende der Duskussion... :roll:
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Kurt
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kurt »

Am widersprüchlichsten finde ich es, wenn kritisiert wird, daß kritisiert wird. Das ist allerdings nicht nur ein innerkirchliches Problem. Bei der Konzilskritik ist es eins.

Kilianus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kilianus »

Diskussionen über die Form des Friedensgrußes leiden leider immer wieder an der Unklarheit des Inhalts.

In Freistil-Einleitungen zum Friedenstruß ist oft von der weltlichen Dimension die Rede: Friede auch für das Heilige Land, soziale Gerechtigkeit etc. Demnach ginge es um die Abwesenheit von Krieg oder tiefgehenden gesellschaftlichen Konflikten.

In der offiziellen deutschen Übersetzung der Einladung zum Friedensgruß kommt dagegen eher die Perspektive des individuellen Zusammenlebens ins Spiel: "Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung." (Im Original dagegen heißt es allerdings nur: "Offerte vobis pacem.") So gesehen ist die derzeitige Form des Friedensgrußes halbwegs passend: Handschlag als Zeichen der Versöhnung ist ja nicht unüblich. Stellt sich höchstens die Frage, warum man eine Versöhnungsgeste mit einem Banknachbarn tauschen soll, mit dem man überhaupt kein Problem hatte.

In eine ähnliche Richtung deutet die Einleitung in der Fastenzeit: "Christus ist unsere Friede und unsere Versöhnung." Die Einleitung für den Jahreskreis wiederum nimmt Bezug auf Joh 14,27: "Meinen Frieden gebe ich Euch." Bei Joh ist in dem Zusammenhang ausdrücklich von einem Frieden die Rede, wie ihn die Welt nicht gibt. Also eine eher innerliche Angelegenheit, die mit Glaubensgewißheit zusammenhängt: "Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht". Von da ausgehend müßte der Friedensgruß vom Altar aus nach hinten "durchgereicht" werden.

In eine ähnliche Richtung weisen auch der allgemeine Friedensgruß des Priesters ("Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch") und die vorangehende Bitte: "Schau [...] auf den Glauben Deiner Kirche", dort allerdings kommt ein weiterer Aspekt mit herein: "und schenke ihr nach Deinem Willen Einheit und Frieden". Hier wiederum geht es offenbar weniger um individuelle Zerwürfnisse, sondern um die Abwesenheit von Häresie und Schisma. Geht man von diesem Punkt aus, müßten anwesende Nicht-Katholiken vom Friedensgruß ausgeschlossen bleiben.

Weiter wäre bei der Interpretation auch noch die Stellung des Friedensgrußes zu beachten. Geht es um individuelle Versöhung nach Mt 5,23 f. ("Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.")? Dann wäre eine Verlegung vor die Gabenbereitung sinnvoll. Schließlich ist das ja der Punkt, an dem die Gläubigen ihre Gaben opfern. Auch die ekklesiale Dimension wäre an dieser Stelle noch ganz gut ausgedrückt, schließlich beginnt hier die "Liturgie der Gläubigen".

Geht es allerdings eher um den inneren Aspekt (bei dem auch noch der Bezug zur Friedensbitte des Agnus Dei näher zu betrachten wäre), dann wäre der bisherige Zeitpunkt angemessener. Und die Händeschüttel-Praxis dringend zu überdenken.

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cantus planus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von cantus planus »

Kilianus hat geschrieben:In Freistil-Einleitungen zum Friedenstruß ist oft von der weltlichen Dimension die Rede: Friede auch für das Heilige Land, soziale Gerechtigkeit etc. Demnach ginge es um die Abwesenheit von Krieg oder tiefgehenden gesellschaftlichen Konflikten.
:auweia: Also das habe ich noch nie erlebt!
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Kilianus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kilianus »

Das Heilige Land ist in der Diözese Würzburg an der Stelle sehr beliebt. Hängt wahrscheinlich mit den eigenen Erfahrungen unter bayerisches Besatzung zusammen... :breitgrins:

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cantus planus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von cantus planus »

Und wie genau darf man sich das dann vorstellen? So etwa:

P: Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.
A: Und mit deinem Geiste.
D: Für den Frieden im Heiligen Land
schüttelt euch die geschwisterliche Hand.
A: Wir schütteln die Hand mit ganzer Kraft,
weil das in Palästina Frieden schafft.

:breitgrins:
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Kilianus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kilianus »

Nicht so laut! In Messen, die mit P: "Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag" A: "Danke, gleichfalls!" enden, wird Deine Anregung bestimmt gerne aufgegriffen.

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cantus planus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von cantus planus »

Ich dachte dabei eher an den "Weltgebetstag der Frauen"... :pfeif: :breitgrins:
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Kilianus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Kilianus »

Da ist ein Friedensgruß doch nur gültig, wenn irgendwie noch Tücher ins Spiel kommen. Vielleicht in diesem Fall ein Arafat-Tüchlein?

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Lioba
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Lioba »

Gestaltete Mitte mit Palästinenserfeudel? Allgemein favorisieren die Damen doch auch betont folkloristisch gestaltete Hungertücher, die den Gläubigen nicht mehr im Fasten begleiten, sondern irgendwo ein allgemein schlechtes Gewissen verschaffen sollen.
Wobei mir nicht ganz klar ist, welche Art Fasten bei diesem Asschnitt des 2006er Schmachtlappens angeregt- oder erschwert?- werden soll.Bild
Oder wird zum Fasten vom Geschlechterkampf aufgerufen?
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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Melody
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Melody »

So, ich schnapp mir jetzt mal diesen alten Thread, weil ich keinen besseren für mein Problemchen gefunden habe.

Vorab:
Als ich noch evangelisch war, fand ich durchaus, dass der Friedensgruß ein schönes Zeichen sei. Man sitzt eine Stunde mit wildfremden Menschen in der Bank und schaut sich nicht an, und plötzlich wünscht man sich nett den Frieden. Das hatte mir gefallen.

Als ich dann bereits katholisch war, fand ich es besonders toll, wenn ein Priester auch noch manchen von den Gläubigen die Hand gab. Ja, tatsächlich, mea culpa... :tuete:

Und dann kam kurz darauf Redemptionis Sacramentum und meine Vertiefung in ein Wieso-weshalb-warum und überhaupt.

Heute akzeptiere ich zwar den Friedensgruß mit meinen direkten Nachbarn, aber lieber ist es mir ohne.
Kürzlich hab ich sechs Tage in Wigratzbad verbracht und war sehr erfreut, dass dort - im Novus Ordo - grds. nicht zum Friedensgruß aufgefordert wird.
Ich kann mich allerdings an eine sehr volle Messe dort erinnern, wo ich gerade noch so daran dachte, wie gut ich das finde, und wo sich bereits alle wieder hinknieten und mir dann ausgerechnet meine Nachbarin - alle bereits auf den Knien - noch ihre Hand aufzwängen musste... okay, dachte ich, das war jetzt die gerechte Strafe, dass ich mich gerade so darüber gefreut hatte, dem ganzen wieder mal entkommen zu sein... :breitgrins:

Ansonsten sagt Redemptionis Sacramentum:
72. Es ist angebracht, «daß jeder in schlichter Weise nur seinen Nachbarn den Friedensgruß gibt». «Der Priester kann den Friedensgruß den Dienern geben, bleibt aber immer innerhalb des Presbyteriums, um die Feier nicht zu stören. Dies soll er auch beachten, wenn er aus einem gerechten Grund einigen wenigen Gläubigen den Friedensgruß entbieten will»

Also der Düsseldorfer Stadtdechant läuft durchaus - oder lief zumindest bis 2009, ich war lang nicht mehr da - aus dem Altarraum hinaus, um den am Rand sitzenden Gläubigen der ersten vier Reihen den Friedensgruß zu geben.
Ja, mir fällt ein, dass ich mich darüber auch einmal sogar nochmals gefreut hatte...
Allerdings fiel das ja auch in die Phase, wo ich weniger katholisch war...

Naja.
Und nun gehe ich wieder häufiger in den a.o. Ritus und habe zudem zwei Priester des Novus Ordo in Wigratzbad erlebt, die - so wie es früher vorgeschrieben war - ihre Konsekrationsfinger auch heute noch zusammenhalten.
Und da steckt ja ein Sinn dahinter.

Und dann gehe ich am Freitag hier zu einer Hl. Messe, die man mir empfohlen hatte und wo es mir ja eigentlich auch relativ gut gefallen hatte... ABER...
Der Priester - und laut Aussage der Pforte machen das alle Priester, und das sei doch sooooo schön... - gibt dort JEDEM, wirklich JEDEM einzelnen, allen 12 Ordensfrauen und auch allen Gläubigen, außer von mir aus sonntags, die Hand.

Das widerspricht erstens Redemptionis Sacramentum.
Und zweitens hatte ich nun, heute, ein ganz anderes Problem.
Ich betrachtete mehr oder minder verwirrt meine Hand und tröstete mich damit, dass, falls es Partikel gegeben haben sollte, diese zumindest nach bereits 20 geschüttelten Händen wohl nicht bei mir gelandet sein dürften...

Und nun bin ich hin- und hergerissen und finde keine Antwort.
Will ich da nochmal hingehen oder nicht?! Was ist richtig, und was ist falsch?! Es würde sich für mich durchaus anbieten, da eventuell häufiger hinzugehen, und ich finde es auch schön, dass man danach noch zur Anbetung bleiben kann.
Aber ich kann diese Art und Weise des Friedensgruß unmöglich gutheißen.
Doch weiß ich auch nicht, wie ich mich dem ganzen entziehen sollte. Ich kann doch nicht einem Priester den Händedruck verweigern?! Oder mich ausnahmsweise - sonst sitze ich immer am Mittelgang - ganz an die Wand verkriechen, damit ich zu weit weg bin?! Aber wie schaut das denn aus?!
Ich bin echt ein wenig ratlos...

Wie seht Ihr das?
Spinne ich? Übertreibe ich? :achselzuck:
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iustus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von iustus »

Ich kann das sehr gut nachvollziehen und würde mit dem Priester sprechen oder ihm einen Brief schreiben.

Entweder er kann die Bedenken nachvollziehen und reagiert (dann wäre alles gut und Du kannst beruhigt öfter hingehn) - oder er bleibt stur (dann dürfte Dir sowieso die Lust vergehen, noch hinzugehn). Ich spreche aus Erfahrung.

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Melody
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Melody »

Danke, aber das ist leider nicht so einfach...
Das ist ein Frauenkloster, in dem die verschiedensten Priester zelebrieren, nicht nur einer...
Und laut Aussage machen das alle Priester dort so.
Ich hatte den Mann an der Pforte ja darauf angesprochen... der das dann sagte... und nicht verstand, warum mir das denn nicht gefalle... ich meinte vorsichtig, das sei liturgisch ja in dieser Form auch gar nicht erlaubt... aber er meinte, das hätte irgendwas mit der Ordensregel zu tun... aaaahja...

Laut seiner Aussage macht das selbst "mein" Ruhestandspriester, von dem ich das nicht erwarten würde, dort so... *seufz*
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iustus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von iustus »

Stimmt. Schwierig. Im Zweifel jeden einzelnen nach der Messe ansprechen.

Einstweilen, wenn er kommt, auf die Nase zeigen und einen Schnupfen vortäuschen. ;)

Oder besser, kurz vorher gut sichtbar in die Hand husten...

Petra
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Petra »

Knien.

iustus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von iustus »

Petra hat geschrieben:Knien.
Sehr gut!

Und im Gebet versunken nach unten schauen!

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Melody
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Melody »

In die Hand husten?
Ich glaub nicht, dass das jemanden abschreckt... nicht bei sowas...
Und knien?
Ich glaub, selbst das ist nicht eindeutig... bzw. allenfalls wirkt es reichlich unhöflich dem Priester gegenüber... seht Ihr das nicht so?! :-(

Mist.
Ansprechen könnte ich die Priester auch nicht, weil die Sakristei nicht zugänglich ist. Da ist eine Chorschranke. Das ist ein kontemplatives/verklausuliertes oder wie-man-das-nennt Frauenkloster.
Außerdem wäre mir das auch unangenehm. Wenn das bei denen so ist, dann kann ich das wohl kaum ändern.
Aber ich finde es wirklich erschreckend. Dort könnte eigentlich alles so schön sein. Die Kommunionspendung war wunderbar. Jeder empfängt knieende MK. Mit Patene(!). Und danach kann man noch aus dem Kelch trinken.

Wenn bloß dieser ausgeartete Friedensgruß nicht wäre.
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iustus
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von iustus »

Melody hat geschrieben: Und knien?
Ich glaub, selbst das ist nicht eindeutig... bzw. allenfalls wirkt es reichlich unhöflich dem Priester gegenüber... seht Ihr das nicht so?! :-(
Nein. Keinesfalls. So tolerant sollten die Priester sein, dass sie es ohne Groll akzeptieren, wenn Du Deine Gedanken schon auf den Herrn richten willst.

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Niels
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Niels »

iustus hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Knien.
Sehr gut!

Und im Gebet versunken nach unten schauen!
Mache ich auch immer.
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HeGe
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von HeGe »

Melody hat geschrieben:Danke, aber das ist leider nicht so einfach...
Das ist ein Frauenkloster, in dem die verschiedensten Priester zelebrieren, nicht nur einer...
Und laut Aussage machen das alle Priester dort so.
Ich hatte den Mann an der Pforte ja darauf angesprochen... der das dann sagte... und nicht verstand, warum mir das denn nicht gefalle... ich meinte vorsichtig, das sei liturgisch ja in dieser Form auch gar nicht erlaubt... aber er meinte, das hätte irgendwas mit der Ordensregel zu tun... aaaahja...
Ordensregel... Ah, ja. :irritiert:

Allerdings wird man wohl sagen können, dass der Friedensgruß in Klöstern tatsächlich einen etwas anderen Stellenwert hat, als in der normalen Pfarrgemeinde. Wenn natürlich auch nur konventsintern und nicht in der von dir beschriebenen Weise.
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von lifestylekatholik »

Die Hände gefaltet halten und, wenn er zu dir kommt, lächeln und eine kleine Verneigung machen. Dadurch sollte eigentlich jeder Priester verstehen, dass du ihm nicht die Hand schütteln willst, es aber auch nicht böse meinst. Das scheint mir die unaufdringlichste Lösung.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Sursum Corda »

Ich darf dann auch noch ein Erlebnis mit dem Friedensgruß beisteuern:
Weihnachtshochamt 2010 in einem westfälischen Dorf. Ich war schon sauer über die 4 unsäglichen Lieder, die unser neuerdings gemischte Chor für die Messfeier eingeübt hatte und die mitzusingen ich nun gezwungen war. So standen wir nun auf der Orgelbühne, um den Kirchgängern die Freude mit nieveaulosem Singsang zu verderben. Eine der mitsingenden Damen (macht sonst eifrig in Sachen "Familiengottesdienst") verkündete 15 Minuten vor der Messe laut (!): "Ich muß mal Pipi!" und entschwebte publikumswirksam durch Mittelgang und Chor durch die Sakristeitür zu jenem bewußten Örtchen. Sie hätte auch außen um die Kirche gehen können, aber das hätte ja niemand gesehen.
Bei der Aufforderung zum Friedensgruß hechtete sie über die ganze Orgelbühne und schüttelte mit Getue und Gelache Hände. Ich kniete vorsichtshalber und hatte die Nase im Gesangbuch, als ich auch ihr Opfer werden sollte. Habe ihr ziemlich vernehmlich :motz: gesagt, sie solle auf der Stelle mit ihrem albernen Getue aufhören, ich könne das Kasperltheater nicht vertragen. Seitdem habe ich meinen Frieden vor ihr, wie der Westfale sagt. Insofern hat der Friedensgruß viel bewirkt.
Wenn es voraussehbar ist, schneuze ich mir schon beim Friedensgruß des Priesters laut und deutlich die Nase. Bis ich damit fertig bin, ist die Grüßerei vorbei und man mag mir auch nicht mehr die Hand geben... ;D
Auf, eilen liebentzündet, auch wir zum heil'gen Streit! Der Herr, der's Haus gegründet, uns ew'gen Sieg verleiht.

Mary
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Mary »

Sursum Corda hat geschrieben:Ich kniete vorsichtshalber und hatte die Nase im Gesangbuch, als ich auch ihr Opfer werden sollte. Habe ihr ziemlich vernehmlich :motz: gesagt, sie solle auf der Stelle mit ihrem albernen Getue aufhören, ich könne das Kasperltheater nicht vertragen. Seitdem habe ich meinen Frieden vor ihr,
Ich weiss nicht...
könnte es sein, dass gerade die Hand DIESER Frau dich hätte ins Himmelreich ziehen können?

Liebt einander...

nachdenklich
Mary
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

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Melody
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Re: Der Friedensgruß - für viele eine Stresssituation!

Beitrag von Melody »

Also einem Gläubigen hab ich den Friedensgruß noch nie verweigert und fand Sursum Cordas Beitrag auch leicht bedenklich...
Von selbst beschränke ich mich halt auf meinen direkten Nachbarn, so wie es vorgesehen ist. Wenn mir dann andere noch ihre Hand aufdrängen, werde ich sie nicht abweisen.
Wobei ich mir zu Zeiten der ganzen Erkältungswellen nun durchaus schon meine Gedanken gemacht habe... ich huste ja selbst in meine Hand, wohin auch sonst, und möchte sie dann eigentlich gar niemandem geben und möchte eben auch umgekehrt keine verhustete Hand haben...

Die Situation, wenn mir ein Priester seine Hand geben möchte, ist indes eine völlig andere, denn hier geht es um etwas, was wohl vor dem Konzil undenkbar gewesen wäre, oder? Ich empfinde das Zusammenhalten von Daumen und Zeigefinger als sehr eindrückliches Zeichen, und da passt es nicht, wenn Priester heute tausend Hände schütteln...

Am Montag hab ich mich übrigens in die Mitte der Bank gekniet und außerdem die Hände vor das Gesicht gehalten. So ging er an mir vorbei. Ich fand das trotzdem unglücklich, da ich mir selbst unhöflich ihm gegenüber vorkam. :/
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