Wandel in der Päpstlichen Liturgie

Allgemein Katholisches.

Wie ist deine Meinung zu den Veränderungen in der päpstlichen Liturgie?

Umfrage endete am Sonntag 5. September 2010, 19:23

Diese Reformen waren längst überfällig.
15
17%
Einiges ist gut, anderes weniger.
6
7%
Diese Änderungen vollenden die Liturgiereform.
1
1%
Es beginnt die „Reform der Reform“.
29
32%
Die Änderungen sind ein Verrat an der Vereinfachung der Liturgie nach dem II. Vaticanum.
7
8%
Ich habe keine Veränderung bemerkt.
2
2%
Der Papst sollte einfach zur „Alten Messe“ zurückkehren.
25
28%
Ich bin Protestant.
1
1%
Ich habe keine Meinung.
4
4%
Sonstiges. (Bitte im Thread beschreiben!)
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 90

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

wie erfreulich jetzt werden die genialen Idee vom ehemaligen päpstlichen Zeremonienmeister dezent entsorgt
http://www.summorum-pontificum.de/

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Das Gerücht verdichtet sich jedenfalls. Erstaunlich, ich hätte gedacht - und denke immer noch -, daß das "neue" alte Pallium auf eine Idee Benedikts XVI. zurückgeht, und nicht auf die Msgr. Piero Marinis. Ich bin etwas verwirrt.

Allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß das aktuelle päpstliche Pallium alles andere als praktisch ist.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Seitwannn ist Christbaumschmuck praktisch?
Linus, auf hypschen dekorativ-zeremonialen Christbaumschmuck stehend.
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par_ad
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Ich weiß nicht, wo ich meinen Beitrag unterbringen soll ...

Beitrag von par_ad »

und bitte daher darum, zu verschieben.

kath.net - das meint, das päpstliche Vollzugsorgan zu sein, schreibt heute, daß es Änderungen in der Liturgie gäbe.

So werde - lt. kath.net - der Friedensgruß bereits vor der Opferung stattfinden.

kath.net muß es ja wissen ... ach ja, ich schweige deshalb.

Die Medjugorjaner des kath.net haben offensichtlich gute Kontakte nach Rom.

Dennoch bleiben sie in einem rechtsfreien Raum, den Medjugorje ist auch kein gesichertes katholisches Refugium.

Und nun macht sich auch kath.net auch noch für das Neokatechumenat stark und schreibt derartige Thesen als offiziell dar.

Die fühlen sich auf der sicheren Seite, nachdem es einige Stellungnahmen katholischer Bischöfe zum "Apostolat" [ist es eines, da sie ja auf Entgelt angelegt sind?] des kath.net gibt.

kath.net ist ein Profitunternehmen und nutzt diverse religiöse Phänomene aus, um an Geld zu gelangen.

So ist es - meiner bescheidenen Meinung nach.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Hat sich erledigt, ich habe es gefunden.
Aber wieder einmal haben wir das Wort "möglicherweise", genauso wie im KNA-Bericht zur Kommunion.
Interessant finde ich auf jeden Fall das Zitat am Ende des Artikels, denn so ähnlich stelle ich mir das auch vor.
???

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

na also die Ferula von Paul VI wandert ins Archiv und Kniekomunion ist
wieder die Norm bei Papstgottesdiensten
http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... p?c=214674
wie ich gerade lese wurde der zeremonienmeister noch deutlicher
http://www.zenit.org/article-15469?l=german

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

ottaviani hat geschrieben: wie ich gerade lese wurde der zeremonienmeister noch deutlicher
http://www.zenit.org/article-15469?l=german
ja, sehr schön:
antwortete Prälat Marini, dass die Begriffe „vorkonziliar“ und „nachkonziliar“ zu einem überwundenen Sprachgebrauch gehörten. Beide Begriffe seien falsch, wenn sie benutzt würden, um eine Diskontinuität des Weges der Kirche zu markieren. Das Gesetz der Kirche sei das Gesetz der Kontinuität, durch das sie eine Entwicklung kenne, die in der Tradition verwurzelt ist.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
ja, sehr schön:
antwortete Prälat Marini, dass die Begriffe „vorkonziliar“ und „nachkonziliar“ zu einem überwundenen Sprachgebrauch gehörten. Beide Begriffe seien falsch, wenn sie benutzt würden, um eine Diskontinuität des Weges der Kirche zu markieren. Das Gesetz der Kirche sei das Gesetz der Kontinuität, durch das sie eine Entwicklung kenne, die in der Tradition verwurzelt ist.
Bei allem Respekt gegenüber Prälat Marini, aber dass die vorkonziliare Kontinuität ihre folgerichtige Fortsetzung in der nachkonziliaren Zeit geoffenbart hat, bestreite ich.
Erinnern wir uns daran, dass schon Kardinal Josef Ratzinger festgestellt hatte, dass ein Bruch in der Tradition nach dem 2.VK stattfand.
Insofern ist die Unterscheidung 'vorkonziliar - nachkonziliar' gerechtfertigt. Denn die Diskontinuität wurde durch eine dsbzgl. Aussage des späteren Papstes selbst festgestellt.

Die Aussage Prälat Marinis werte im Vergleich etwa so wie die Feststellung, dass es sich beim Ritus der Alten Messe um denselben Ritus wie bei der Neuen Messe handelt, obwohl die Unterschiede für jederman erkennbar sind.

Gruß, ad_hoc
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iustus
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Beitrag von iustus »

Auf den Bildern von der gestrigen Vesper in St. Paul vor den Mauern (z.B. hier: http://www.summorum-pontificum.de/) sehen wir den Papst auf einem weißen Thron, den auch Johannes XXIII. benutzte, hinter ihm ein schöner Thronhintergrund (steht dieser eigentlich immer in St. Paul vor den Mauern oder ist er auch aus den Beständen des Vatikan hervorgeholt?). Außerdem weist das Podest, auf dem der Thron des Papstes steht zwei Stufen auf, das Podest, auf dem der Stuhl des Patriarchen von Konstantinopel steht, nur eines. Wenn man beide Sitzgelegenheiten vergleicht, sieht man also einen deutlichen Unterschied. Das Bild von Paul VI. mit dem damaligen Patriarchen von Konstantinopel im Peterdom war ein anderes (hier). Da saßen beide auf gleichen Stühlen vor dem Altar auf gleicher Ebene ...

Das ist ja diplomatisch schon ganz schön gewagt, oder? Hier so herauszustellen, wer höherrangig ist

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:Das Gerücht verdichtet sich jedenfalls. Erstaunlich, ich hätte gedacht - und denke immer noch -, daß das "neue" alte Pallium auf eine Idee Benedikts XVI. zurückgeht, und nicht auf die Msgr. Piero Marinis. Ich bin etwas verwirrt.

Allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß das aktuelle päpstliche Pallium alles andere als praktisch ist.
Daß man jetzt aus praktischen Gründen zum "normalen" Pallium zurückkehrt, mag einleuchten. Aber (wie zB auf kreuz.net formuliert wird) "pseudo-antik" und "erst seit wenigen Jahren existierend" ist die Form, wie sie seit der Amtseinführung von Benedikt XVI. verwendet wurde, nun wirklich nicht. Dieses Pallium war offenbar lange Zeit so in Rom in Gebrauch. Ohne lange nachzudenken, fällt dazu ein Beleg ein: auf dem Apsismosaik aus dem 9. Jh. in der Kirche S. Cecilia in Rom, im Stadtteil Trastevere, ist Papst Paschalis I. (817-824) mit genau diesem bisher benutzten Pallium dargestellt. Ich fand es beim Amtsantritt Benedikts ein wunderbares Zeichen, daß er ein Pallium aus der Zeit VOR der Kirchenspaltung zwischen West und Ost wählte. Etwas schade, wenn das jetzt wieder rückgängig gemacht wird.

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Lieber Taddeo,
ganz zu Recht findest Du diese Entwicklung schade. Die Liturgie wird damit wieder einmal zu einem Gemisch aus Experimentierfeld und Opportunismus gemacht, um es drastisch auszudrücken. Es fällt doch immer wieder auf, dass vor allem im Westen liturgische Formen entweder verändert wurden, weil sie so "unpraktisch" waren, oder dass ihnen heute nicht mehr gefolgt wird, weil sie überholt scheinen. Dafür ließe sich manches Beispiel nennen (z.B. "Barockkaseln", das neue "alte" Pallium, dann der alte Brauch, das Opferbrot in der Albe zu backen, der wohl schon länger vergessen scheint etc.). Dafür wird jetzt ein "neues" Pallium gefertigt, das unschön und gekünstelt wirkt, weil es so "praxisnah" verändert wurde. Von der Albe des Papstes mal ganz zu schweigen... Ohne den Geschmäckern nahetreten zu wollen, scheint mir der "Fortschritt hin zur Tradition" seit der Wahl von Papst Benedikt sehr bedenklich, da Tradition dadurch in bestimmte Zeitformen hineingepresst wird, die natürlich auch zur Tradition gehören, aber, Gott sein Dank, längst nicht "die Tradition" bilden.
Herzl. Gruß, Germanus

conscientia
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Beitrag von conscientia »

Zustimmung zu Germanus und taddeo!

Ich stehe der ganzen Debatte über den ach so lobenswerten Wandel der päpstlichen Liturgie aus den genannten Gründen skeptisch gegenüber. Muss denn wirklich der italienische Frühbarock mit allem, was dazu gehört, normativ sein für "das Katholische"? Dann bin ich überhaupt nicht als Kathole groß geworden....

conscientia, 21.4.08, oben p.9, hat geschrieben:
nu mal langsam.
pro: dass gewandstücke wiederbelebt werden wie die weiße mozetta zu ostern, ist völlig in ordnung.
kontra: skeptisch bin ich, wenn es darum geht, den bischof (in rom den römischen) wieder mit dalmatik und messgewand zu bekleiden, denn es entspricht einfach nicht der wahrheit des zeichens, wenn ein bischof, der nicht diaconus, sondern sacerdos ist, sich mit dem zeichen des diakons bekleidet. (wer möchte denn die tumba in begräbnismessen wieder einführen?)
noch einmal kontra: das chorhemd (superpelliceum) wieder mit spitzen = gardinen zu versehen wie der neue zeremoniar seiner heiligkeit, widerspricht meinem stilempfinden.
wiederum pro: hat jemand schon bemerkt, dass bei papstreisen in den letzten jahren wesentlich mehr vesperfeiern eingeplant werden, als dass in den ersten jahren johannes pauls II. der fall war? ich sage euch: die cismontane theologendebatte über den wert nichteucharistischer gottesdienstformen dringt bis in den vatikan - o weh, o weh....

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Was auch nicht ganz unwichtig ist, für mich zumindest:
Das bisher von Benedikt XVI. getragene Pallium hat mir sehr gut gefallen. Das derzeitige (wird sicher auch wieder geändert) gefällt mir überhaupt nicht.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

conscientia hat geschrieben:Zustimmung zu Germanus und taddeo!

Ich stehe der ganzen Debatte über den ach so lobenswerten Wandel der päpstlichen Liturgie aus den genannten Gründen skeptisch gegenüber. Muss denn wirklich der italienische Frühbarock mit allem, was dazu gehört, normativ sein für "das Katholische"? Dann bin ich überhaupt nicht als Kathole groß geworden....
Für das katholische sicher nicht. Katholisch ist schließlich auch der byzantinische Ritus. Und in dem hat italienischer Frühbarock sicher nichts verloren.

Was allerdings ausgerechnet in Rom gegen italienischen Frühbarock sprechen sollte, das leuchtet mir nicht so ganz ein. Ich fände es nicht unbedingt sinnvoll, in einer Betonkirche aus den 1960er Jahren mit Baßgeige und Goldbrokat aufzumarschieren.

Im Umkerschluß gilt aber auch: Ich finde es sehr sinnvoll, wenn die liturgischen Gewänder des Papstes (und seines Zeremoniars) sich harmonisch in seine Bischofskirche, in den Petersdom und viele andere Kirchen seiner Bischofsstadt einfügen.

Mathias Bauer
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Beitrag von Mathias Bauer »

conscientia hat geschrieben:
kontra: skeptisch bin ich, wenn es darum geht, den bischof (in rom den römischen) wieder mit dalmatik und messgewand zu bekleiden, denn es entspricht einfach nicht der wahrheit des zeichens, wenn ein bischof, der nicht diaconus, sondern sacerdos ist, sich mit dem zeichen des diakons bekleidet. (wer möchte denn die tumba in begräbnismessen wieder einführen?)
Ich dachte eigentlich, dass die Pontifikaldalmatik gemeinsam mit der Kassel die ganze Fülle des Weihesakraments symbolisieren soll, dass ein Bischof erhalten hat. d.h. der Bischof ist sacerdos UND diaconus.

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Lieber Kilianus,
ist es nicht bedenklich, wenn sich die Liturgie an Architekten- und Zeitgeschmack ausrichtet? Ein echtes liturgisches Gewand drückt doch vielmehr aus, dass der Träger nunmehr in einen anderen Bereich tritt, den göttlichen nämlich. Leider fehlen mir da bessere Worte. Aber da ist es (und war es bis zur "Ästhetisierung", die schon vor Jahrhunderten forciert wurde) unwesentlich, ob der Priester in einer barocken Kirche auch barocke Gewänder anlegte. Die Ästhetik in der Liturgie braucht nicht der Mensch herbeizuzaubern. Entweder sie ist da, weil der Gottesdienst wirklich auch von Gott kommt, oder sie fehlt, dann ist menschliche Bemühung sowieso fehl am Platz. Dann fehlt womöglich auch die Kontinuität der heiligen Überlieferung. Da heißt nicht, dass der Mensch sich nicht bemühen soll um gute Gewänder. Aber die Liturgie ist viel mehr als heilige Dramaturgie und Theater.
Übrigens ist der Einwand von M. Bauer gerechtfertigt: Der Bischof bekleidet sich mit allen Gewändern der Weihestufen, da er die Fülle der Weihe erhalten hat.
Herzl. Gruß, Germanus

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

noch einmal kontra: das chorhemd (superpelliceum) wieder mit spitzen = gardinen zu versehen wie der neue zeremoniar seiner heiligkeit, widerspricht meinem stilempfinden.
Ja, vielleicht Deinem. Ich finde es gibt den Priestern eine schöne weiche und weibliche Note. Vielleicht ist es aber auch eine vatikanische Andeutung in Richtung Frauenpriestertum. Man weiß nie. 8) Und einem anderen, gewissen Teil des Klerus kommt dies so oder so entgegen. Sissy vestments, you know?
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Mathias Bauer hat geschrieben:
conscientia hat geschrieben:
kontra: skeptisch bin ich, wenn es darum geht, den bischof (in rom den römischen) wieder mit dalmatik und messgewand zu bekleiden, denn es entspricht einfach nicht der wahrheit des zeichens, wenn ein bischof, der nicht diaconus, sondern sacerdos ist, sich mit dem zeichen des diakons bekleidet. (wer möchte denn die tumba in begräbnismessen wieder einführen?)
Ich dachte eigentlich, dass die Pontifikaldalmatik gemeinsam mit der Kassel die ganze Fülle des Weihesakraments symbolisieren soll, dass ein Bischof erhalten hat. d.h. der Bischof ist sacerdos UND diaconus.
Eben. Er trägt ja nicht nur eine Dalmatik. Es mag fragwürdig erscheinen, wenn ein Priester als Diakon gekleidet an der Messe teilnimmt - wie es in der Außerordentlichen Form häufig vorkommt. Ich sehe allerdings auch darin nichts strikt Verwerfliches.
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Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Germanus hat geschrieben:Lieber Kilianus,
ist es nicht bedenklich, wenn sich die Liturgie an Architekten- und Zeitgeschmack ausrichtet? Ein echtes liturgisches Gewand drückt doch vielmehr aus, dass der Träger nunmehr in einen anderen Bereich tritt, den göttlichen nämlich. Leider fehlen mir da bessere Worte. Aber da ist es (und war es bis zur "Ästhetisierung", die schon vor Jahrhunderten forciert wurde) unwesentlich, ob der Priester in einer barocken Kirche auch barocke Gewänder anlegte. Die Ästhetik in der Liturgie braucht nicht der Mensch herbeizuzaubern. Entweder sie ist da, weil der Gottesdienst wirklich auch von Gott kommt, oder sie fehlt, dann ist menschliche Bemühung sowieso fehl am Platz. Dann fehlt womöglich auch die Kontinuität der heiligen Überlieferung. Da heißt nicht, dass der Mensch sich nicht bemühen soll um gute Gewänder. Aber die Liturgie ist viel mehr als heilige Dramaturgie und Theater.
Übrigens ist der Einwand von M. Bauer gerechtfertigt: Der Bischof bekleidet sich mit allen Gewändern der Weihestufen, da er die Fülle der Weihe erhalten hat.
Herzl. Gruß, Germanus
Lieber Germanus,

in der Tat muß Liturgie immer deutlich machen, daß sie die Grenzen von Raum und Zeit überschreitet. Gerade deshalb muß die Tradition der Kirche - zu der u.a. der römische Frühbarock gehört - liturgisch präsent bleiben.

Natürlich kann es dabei nicht darum gehen, in jedem Kirchengebäude die Liturgie seiner jeweiligen Bauzeit "aufzuführen". Dann wären wir im Freilichtmuseum, in dem Statisten die zum jeweiligen Haus passenden Trachten tragen. Trotzdem ist es meiner Meinung nach kein Nachteil, wenn Kirchengebäude, liturgische Gewänder, liturgische Geräte usw. zusammenpassen.

Natürlich sind das alles dann bis zu einem gewissen Grad auch "Moden", die von der Kirche weiter überliefert werden. Das allerdings ist unvermeidlich: So lange wir auf Erden sind, können wir Liturgie nur in unserer jeweiligen Zeit feiern. Die "Messe aller Zeiten", völlig losgelöst von irgendwelchen Zeit-Umständen, wird in ihrer vollen Gestalt für uns erst im Jenseits erlebbar sein. (Ich hoffe, die "Hausherren" in der Sakramentskapelle werden diese Anmerkung verkraften.)

Um zum konkreten Beispiel zurückzukommen: Wie eine liturgische Kleidung aussehen soll, die nicht den Geschmack ihrer Entstehungszeit aufweist (oder den Geschmack früherer Zeiten weiter überliefert), ist mir schleierhaft.

Herzlich, Kilianus

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

cantus planus hat geschrieben:
Mathias Bauer hat geschrieben:
conscientia hat geschrieben:
kontra: skeptisch bin ich, wenn es darum geht, den bischof (in rom den römischen) wieder mit dalmatik und messgewand zu bekleiden, denn es entspricht einfach nicht der wahrheit des zeichens, wenn ein bischof, der nicht diaconus, sondern sacerdos ist, sich mit dem zeichen des diakons bekleidet. (wer möchte denn die tumba in begräbnismessen wieder einführen?)
Ich dachte eigentlich, dass die Pontifikaldalmatik gemeinsam mit der Kassel die ganze Fülle des Weihesakraments symbolisieren soll, dass ein Bischof erhalten hat. d.h. der Bischof ist sacerdos UND diaconus.
Eben. Er trägt ja nicht nur eine Dalmatik. Es mag fragwürdig erscheinen, wenn ein Priester als Diakon gekleidet an der Messe teilnimmt - wie es in der Außerordentlichen Form häufig vorkommt. Ich sehe allerdings auch darin nichts strikt Verwerfliches.
Der Diakon verliert also mit der Priesterweihe seine diakonalen Eigenschaften, um sie ggf. mit der Bischofsweihe wieder zu erlangen?

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Kilianus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:
Mathias Bauer hat geschrieben:
conscientia hat geschrieben:
kontra: skeptisch bin ich, wenn es darum geht, den bischof (in rom den römischen) wieder mit dalmatik und messgewand zu bekleiden, denn es entspricht einfach nicht der wahrheit des zeichens, wenn ein bischof, der nicht diaconus, sondern sacerdos ist, sich mit dem zeichen des diakons bekleidet. (wer möchte denn die tumba in begräbnismessen wieder einführen?)
Ich dachte eigentlich, dass die Pontifikaldalmatik gemeinsam mit der Kassel die ganze Fülle des Weihesakraments symbolisieren soll, dass ein Bischof erhalten hat. d.h. der Bischof ist sacerdos UND diaconus.
Eben. Er trägt ja nicht nur eine Dalmatik. Es mag fragwürdig erscheinen, wenn ein Priester als Diakon gekleidet an der Messe teilnimmt - wie es in der Außerordentlichen Form häufig vorkommt. Ich sehe allerdings auch darin nichts strikt Verwerfliches.
Der Diakon verliert also mit der Priesterweihe seine diakonalen Eigenschaften, um sie ggf. mit der Bischofsweihe wieder zu erlangen?
Nun ja, das Amt ändert sich. Aber natürlich behält er das diakonale Charisma. Jedenfalls sollte das so sein. Deshalb schrieb ich auch: "Es mag fragwürdig erscheinen,... Ich sehe allerdings auch darin nichts strikt Verwerfliches."

Es bleibt eben der Punkt offen, ob man bei Anwesenheit mehrerer Priester (in überschaubarem Rahmen) nicht besser auf die Konzelebration zurückgreift. Deren Auswüchse ins Absurde sind ja Gott sei Dank von Papst Benedikt XVI. gerade zurückgedrängt worden.
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Germanus
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Beitrag von Germanus »

Lieber Kilianus,
es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Gewänder der jeweiligen Epoche getragen werden. Aber dass solche "kopiert" und als die "wahren" Gewänder hingestellt werden, das ist Unfug. Die Überlieferung hat bestimmte Formen und Entwicklungen hervorgebracht. Manche dieser Fromen entsprechen leider nicht dem Anspruch der Liturgie, weil sie z.B. so beschnitten wurden, dass alte liturgische Formen nicht mehr eingehalten werden können (die einforderten, dass der Priester ganz eingehüllt sein muss in das Messgewand). Das ist alles nicht so eng zu sehen, aber der Archäologismus auf eine bestimmte z.B. frühbarocke Form verkürzt zu stark, um in meinen Augen gesund zu wirken. Die "Messe aller Zeiten" jedenfalls, die bestimmt nicht die durch den Papst Pius V. eingesetzte ist, wird mit vollkommenen Formen aufwarten :mrgreen:
Herzl. Gruß, Germanus

par_ad
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Mal von mir eine Frage:

Beitrag von par_ad »

Irgendjemand schrieb - ich gestehe, daß ich den Thread nur oberflächlich verfolgt habe - die Liturgie sollte zeitgemäß sein.


Wann wird endlich der Heilige Vater ...

[ironiemodus /on] mal das Breitenbachsche Modell eines Gewands anziehen (= Mantelsackalbe und Vielfarbenstola) ? [ironiemodus /off]

conscientia
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Beitrag von conscientia »

Geschah das nicht mit den merkwürdig schillernden Gewändern, die der Papst in Österreich anzuziehen hatte?

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

Germanus hat geschrieben:Lieber Kilianus,
es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Gewänder der jeweiligen Epoche getragen werden. Aber dass solche "kopiert" und als die "wahren" Gewänder hingestellt werden, das ist Unfug. Die Überlieferung hat bestimmte Formen und Entwicklungen hervorgebracht. Manche dieser Fromen entsprechen leider nicht dem Anspruch der Liturgie, weil sie z.B. so beschnitten wurden, dass alte liturgische Formen nicht mehr eingehalten werden können (die einforderten, dass der Priester ganz eingehüllt sein muss in das Messgewand). Das ist alles nicht so eng zu sehen, aber der Archäologismus auf eine bestimmte z.B. frühbarocke Form verkürzt zu stark, um in meinen Augen gesund zu wirken. Die "Messe aller Zeiten" jedenfalls, die bestimmt nicht die durch den Papst Pius V. eingesetzte ist, wird mit vollkommenen Formen aufwarten :mrgreen:
Herzl. Gruß, Germanus
Lieber Germanus,

ich glaube, die Vorfreude auf jene vollkommenen Formen verbindet uns. Auch in anderen Punkten sind wir uns offenbar einig: Mir liegt es völlig fern, frühbarocke Gewänder für alleinseligmachend zu halten. Irritiert bin ich allerdings ob der Tatsache, daß in vielen deutschen (Barock-)Kirchen barocke Gewänder offenbar für in sich schlecht gehalten werden. Wer diese Formensprache für überhaupt nicht mehr tragbar hält und die Gewänder jener Zeit nur noch in die Museumsvitrine hängen will, der muß konsequenterweise die Kirchen aus jener Zeit in Museen verwandeln - oder den ganzen Stuck runterklopfen. (Zumindest letztere Phase schien mir allerdings bereits überwunden.)

Auch Kopien alter Gewänder halte ich letztlich nicht für völlig verwerflich. Zum Beispiel, wenn vorhandene Ornate ergänzt oder in der Körpergröße angepaßt werden müssen. Die Kopie kann auch ein Ausweg sein, falls man in einer Zeit lebt, die in ihrer eigenen Formensprache zutiefst verunsichert ist. Und in solch einer Zeit scheinen wir tatsächlich zu leben - zumindest, wenn ich mir die Halbwertszeit der in den letzten Jahrzehnten bestimmenden Moden anschaue.

Herzlich, Kilianus.

Kilianus
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Beitrag von Kilianus »

conscientia hat geschrieben:Geschah das nicht mit den merkwürdig schillernden Gewändern, die der Papst in Österreich anzuziehen hatte?
Um Breitis Wir-denken-an-Jesus-der-genauso-war-wie-ich-Veranstaltungen gültig leiten zu können, hätte sich der Papst auch noch eine Red-Nose-Day-Nase aufsetzen müssen. Oder täusche ich mich da jetzt und dieses Insignium ist Breiti als Kirchenoberhaupt persönlich vorbehalten? Vielleicht könnte jemand ein unfehlbares Votum der partenianischen Glaubenskongeration einholen?

Kilianus
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Re: Mal von mir eine Frage:

Beitrag von Kilianus »

par_ad hat geschrieben:Irgendjemand schrieb - ich gestehe, daß ich den Thread nur oberflächlich verfolgt habe - die Liturgie sollte zeitgemäß sein.


Wann wird endlich der Heilige Vater ...

[ironiemodus /on] mal das Breitenbachsche Modell eines Gewands anziehen (= Mantelsackalbe und Vielfarbenstola) ? [ironiemodus /off]
Vermutlich hast Du einen Beitrag von mir gelesen. So wie Du ihn verstehst, war er aber definitiv nicht gemeint. Wäre ich Organist, ich würde zum Einzug eines derart gewandeten grundsätzlich den Bi-Ba-Butzemann intonieren.

Es ging um verschiedene Zeitgeschmäcker, die in der Liturgie ihren Niederschlag gefunden haben. Es ging nicht um Geschmacklosigkeiten!

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cantus planus
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OFF TOPIC

Beitrag von cantus planus »

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taddeo
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Re: Mal von mir eine Frage:

Beitrag von taddeo »

Kilianus hat geschrieben:Wäre ich Organist, ich würde zum Einzug eines derart gewandeten grundsätzlich den Bi-Ba-Butzemann intonieren.
Ich bin Organist, und ich werde mir Deinen ausgezeichneten Vorschlag für passende Gelegenheiten merken! Man bekommt nicht oft so gute Anregungen für die musikalische Gestaltung von liturgischen Happenings ... :jump: :mrgreen:

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Taddeo! :shock:






:D
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:Taddeo! :shock:






:D
Hier, bei der Arbeit ... was gibt's denn, Herr Kollege? ;D

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Zurück noch einmal zum Wandel in der päpstlichen Liturgie: ich finde es sehr erfreulich, dass der Papst die Heilige Kommunion nur noch als als Mundkommunion an der Kommunionbank austeilt.

Beim Blättern in diesem Thread habe ich den Bericht zur Wiedereinführung des Asteriskus gefunden. Wird der eigentlich noch verwendet? Ich habe jetzt länger keine Papstmesse mehr im Fernsehen mitverfolgt.
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