Kritik an der Seligsprechung von JPII

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

ad_hoc hat geschrieben:
Im Fall von Johannes Paul II. macht man nun eine Eile, die ich noch nie erlebt habe
Das stimmt nachdenklich und ich frage mich, ist tatsächlich die Begeisterung der Hintergrund für den Wunsch nach schnellstmöglichster Vollziehung der Heiligsprechung oder gibt es einen oder weitere Gründe dafür? Ähnlich war es ja auch bei Papst Johannes XXIII. Auch da wurde die Seligsprechung, nachdem diese einmal in Gang gesetzt war, regelrecht durchgepeitscht.
Der Vatikan hat sich doch sonst immer grundsätzlich Zeit gelassen.
Ich denke es ist doch vollkommen offensichtlich, daß da kirchenpolitische Ziele dahinterstecken. Die Vaticanum-II-Agenda muß auf Teufel komm raus heiliggesprochen werden.
Es laufen zur Zeit Seligsprechungsverfahren (oder im Falle von Johannes XXIII ist sie schon erfolgt) für die letzten fünf Päpste (ja, auch Paul VI. soll selig gesprochen werden). Fünf selige bzw. heilige Päpste in einer Reihe hat es seit dem 5. Jahrhundert nicht mehr gegeben. Daß vier davon über den größten Zusammenbruch kirchlichen Lebens seit der Reformation regiert haben, macht die Sache nicht gerade besser.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »


Es gab in den letzten zweihundert Jahren überhaupt nur einen römi-
schen Papst, bei dem ich mir sicher bin, daß er bereits in den Himmeln
des Lichtes der Gottheit teilhaftig ist.

Kirchliche Verfahren in Rom vermögen mir nach der Inflation des vo-
rigen Pontifikats und angesichts manch merkwürdigen Auswuchses,
welcher dabei ans Licht kam, solche Sicherheit nicht mehr zu geben.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Ich denke, Johannes Paul hat mit seinen Heiligsprechungen deutlich gemacht, dass nicht nur der heilige Vater, der heilige Bonaventura und der heilige Geist heilig sind.

Er hat uns auf die vielen verborgenen Vorbilder in der fürbittenden Gemeinschaft mit Christus aufmerksam gemacht, die nicht mit der Taufe endet.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bedurfte es dessen? – Ich glaube: nein.

Es mag aber die Absicht gewesen sein. Doch wenn auch die Absicht,
so infolge des Einsatzes untauglicher Mittel ohne Erfolg.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: in den Himmeln
des Lichtes der Gottheit teilhaftig
Wie ist das zu verstehen? Als Definition für Heiligkeit?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

O.k., schrauben wir’t ’n paar Sprachebenen runter:

»… dasser schon im Himmel is«.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:O.k., schrauben wir’t ’n paar Sprachebenen runter:

»… dasser schon im Himmel is«.


;)

Na, ich will es doch stark hoffen. "SPE SALVI facti sumus" – auf Hoffnung hin sind wir gerettet.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Was betet ihr denn so für/zu Johannes Paul II.?

Würde gerne heute zu seinem Todestag etwas zu ihm sprechen.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gerhard hat geschrieben:Was betet ihr denn so für/zu Johannes Paul II.?

Würde gerne heute zu seinem Todestag etwas zu ihm sprechen.
Also, ich meinte oben Albino Luciani. Zu Karol Wojtyła habe ich kein Verhältnis.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

overkott hat geschrieben: Er hat so viele heilige Sachen gemacht: die Rockkonzerte, die Weltgebetstreffen in Assisi,
...das Ablecken äh Küssen des Korans, sich einpaganistisches Symbol auf die Stirn Zeichnen lassen, mohammedanische Jugendliche ermuntert, weiterhin in ihrer Häresie zu verharren. etc etc.

Ja Sachen hat er gemacht, aber heilig war das nicht.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benutzeravatar
Linus
Beiträge: 15072
Registriert: Donnerstag 25. Dezember 2003, 10:57
Wohnort: 4121 Hühnergeschrei

Beitrag von Linus »

Gerhard hat geschrieben:Was betet ihr denn so für/zu Johannes Paul II.?

Würde gerne heute zu seinem Todestag etwas zu ihm sprechen.
Gar nicht. Wenn du etwa Sprechen willst, dann die Bitte an den Vater, er möge seinen Knecht Johannes Paul in den Himmel auffnehmen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

Was mich bei Papst Johannes Paul II. beeindruckte, war die Öffentlichkeit von Krankheit und Leiden.

Der Weg von der strotzenden Vitalität der ersten Jahrzehnte über die Verkraftung des Mordanschlages bis hin zu den Jahren im Rollstuhl dem körperlichen Verfall, der Lähmung und dem Versagen der Stimme beim Versuch die Segensworte beim letzten Osterfest zu sprechen.

In einer Gesellschaft die vor allem "Freiheit", "Glück" und "Schönheit" propagiert und Altersschwäche und Krankheit am liebsten aus der Öffentlichkeit verdrängt und verbannt war das meines Erachtens ein grosses Bekenntnis hin zum ewigen Leben.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Benutzeravatar
Chiara
Beiträge: 650
Registriert: Montag 23. August 2004, 21:03

Beitrag von Chiara »

Für meine Familie hat der verstorbene Papst eine große Bedeutung, weil wir aus Schlesien stammen. Meine Mutter hat mir oft erzählt, dass mein Großvater, den ich nie wirklich bewusst kennenlernen konnte, vor Freude geweint hat, als er ihn auf der Loggia gesehen hat.
Als der Papst im Sterben lag, haben wir irgendwie selbstverständlich die Nacht durchgewacht, niemand (außer dem kleinen Bruder) ist schlafen gegangen. Und als er ausgerechnet am 2. April gestorben ist, war das für meine Mutter ein riesiges Geschenk, denn zwei Jahre früher an diesem Tag ist meine Großmutter, die sie unglaublich geliebt hat, plötzlich gestorben. Seit dem Tod des Papstes an ausgerechnet diesem für sie so schmerzlichen Tag ist meine Mama mit dem unerwarteten Tod ihrer Mutter versöhnt - so, als ob dieser Tag dadurch irgendwie geadelt worden wäre. Einige werden jetzt vielleicht den Kopf schütteln, aber so ist es irgendwie gekommen...
Apropos Gebet/Fürbitte: Ich habe Papst Johannes Paul seit gestern in ein wichtiges Gebetsanliegen eingespannt... Ich sage Bescheid, ob es geklappt hat... Aber da ich auch Edith Stein, Liborius, die Heiligen/Seligen unter unseren Diözesanbischöfen, meine verstorbenen geistlichen Eltern und einige andere eingespannt habe, kann man dann darüber philosophieren, wessen Fürbitte der Erfolg/Mißerfolg zuzuschreiben ist :mrgreen: - ich stehe auf fürbitttechnisches Teamwork...
"Scio cui credidi"

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Beitrag von taddeo »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Was mich bei Papst Johannes Paul II. beeindruckte, war die Öffentlichkeit von Krankheit und Leiden.

Der Weg von der strotzenden Vitalität der ersten Jahrzehnte über die Verkraftung des Mordanschlages bis hin zu den Jahren im Rollstuhl dem körperlichen Verfall, der Lähmung und dem Versagen der Stimme beim Versuch die Segensworte beim letzten Osterfest zu sprechen.

In einer Gesellschaft die vor allem "Freiheit", "Glück" und "Schönheit" propagiert und Altersschwäche und Krankheit am liebsten aus der Öffentlichkeit verdrängt und verbannt war das meines Erachtens ein grosses Bekenntnis hin zum ewigen Leben.
:jump: Ich glaube, damit triffst Du den wesentlichen Grund, der für eine Kanonisierung dieses Papstes sprechen würde. Sein Pontifikat kann man sicher erst in 50 bis 100 Jahren halbwegs realistisch beurteilen, aber daß er gerade im bewußten Annehmen seiner Hinfälligkeit ein wahrhafter Bekenner war, ein lebender Stein des Anstoßes in unserer hedonistischen und auf perfektes Funktionieren ausgerichteten Welt, das steht außer Zweifel. Die Frage ist nur, inwieweit sein Pontifikat von Einfluß auf die Gesamtbeurteilung seines Lebens sein wird. Da darf man angesichts des Tempos, mit dem der Prozeß vorangetrieben wird, durchaus seine Zweifel an einem sachgerechten Prozeßverlauf haben.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Für Heilige wie Petrus gilt jedenfalls: Ende gut, alles gut.

Jetzt muss Johannes Paul noch sein Wunder wirken.
Zuletzt geändert von overkott am Mittwoch 2. April 2008, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Chiara
Beiträge: 650
Registriert: Montag 23. August 2004, 21:03

Beitrag von Chiara »

Andererseits wird bei jedem Gerichtsverfahren - und auch der Beatifikationsprozess ist ein solches - versucht, möglichst viele Beweise in Form von Zeugenaussagen zu sichern. Bei einem Mann, der heute fast 88 Jahre alt wäre, lichten sich langsam die Reihen derer, die den weniger prominenten Teil seines Lebens aus der Nähe mitbekommen haben. Hier Jahrzehnte zu warten würde aus meiner Sicht den umgekehrten Effekt haben - gerade DAS würde den Wildwuchs von Legenden fördern, gerade weil der Papst auch eine nationale Identifikationsfigur ist/war.
Ich vermute, dass der neue Papst so sehr mit Bitten um die Seligsprechung bombardiert worden ist, dass er auch deswegen den Prozess eingeleitet hat, um die Leute zu beruhigen und die Entwicklung von irgendwelcher quasiöffentlicher Heiligenverehrung ohne das Urteil der Kirche zu verhindern. Nach meinem Wissensstand funktioniert das auch.
Wenn man übrigens miterlebt hat, wie sich ganz einfache Gläubige - die nicht das kirchenhistorische Knowhow haben können, um zu wissen, dass sie damit einer altkirchlichen Tradition folgen - an seinem Grab verhalten, dann fällt es nicht mehr schwer, da die "vox populi" zu erkennen. Und die Kirche hat noch nie gefordert, dass ein Diener Gottes ALLEN Gläubigen genehm sein muss, um eine Seligsprechung zu rechtfertigen. Siehe Kardinal von Galen...
"Scio cui credidi"

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Johannes Paul hat ja 1983 den advocatus diaboli abgeschafft und in promotor justitiae umbenannt.

Das nimmt dem Seligsprechungsprozess natürlich eine gewisse Spannung und seinen Gerichtscharakter.

Dabei hat sich Gott im Buch Ijob den Teufel als Handlanger genommen, um Ijob zu versuchen, also auf die Probe zu stellen. Und in dieser Tradition ist wohl auch das Vaterunser zu verstehen. Von daher kann man auch die Rolle des advocatus diaboli erklären.

Jetzt wird der Gerichtscharakter im Seligsprechungsprozess wieder stärker betont.

Benutzeravatar
Leguan
Altmoderator
Beiträge: 1924
Registriert: Samstag 4. März 2006, 14:30

Beitrag von Leguan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Es gab in den letzten zweihundert Jahren überhaupt nur einen römi-
schen Papst, bei dem ich mir sicher bin, daß er bereits in den Himmeln
des Lichtes der Gottheit teilhaftig ist.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Also, ich meinte oben Albino Luciani. Zu Karol Wojtyła habe ich kein Verhältnis.
Also bist Du der Meinung, daß die Heiligsprechung von Pius X. irgendwie mangelbehaftet war?

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Beitrag von cantus planus »

overkott hat geschrieben:Johannes Paul hat ja 1983 den advocatus diaboli abgeschafft und in promotor justitiae umbenannt.

Das nimmt dem Seligsprechungsprozess natürlich eine gewisse Spannung und seinen Gerichtscharakter.

Dabei hat sich Gott im Buch Ijob den Teufel als Handlanger genommen, um Ijob zu versuchen, also auf die Probe zu stellen. Und in dieser Tradition ist wohl auch das Vaterunser zu verstehen. Von daher kann man auch die Rolle des advocatus diaboli erklären.

Jetzt wird der Gerichtscharakter im Seligsprechungsprozess wieder stärker betont.
Ein erster Schritt wäre ja auch, vor der Eröffnung der Verfahren die vorgesehene Frist verstreichen zu lassen. Das nimmt dem ganzen Procedere schon einmal die Hektik, und verhindert, dass Medien oder irgendwelche interessierten Gruppen mittels Propaganda zu großen Einfluss auf das Verfahren nehmen können.

Wenn ein Mensch wirklich selig/heilig ist, sehe ich keinen Grund, warum man mit der Eröffnung des entsprechenden Verfahrens nicht einige Jahre warten sollte.

Bei den Eiligsprechungen der letzten Jahrzehnte - da gebe ich Robert recht - hat man alles mit solch unnötiger Hektik durchgepaukt, dass man die Sorgfalt des Verfahrens sehr bezweifeln kann.

Bin bin erklärt gegen eine Eiligsprechung des letzten Papstes. Auch die Punkte, die Linus weiter vorne angerissen hat, sollten eine kritische Würdigung erfahren!
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Ich halte eine "Eiligsprechung" für unklug. Ich fürchte, wenn santo subito die Norm wird, könnte Heiligenverehrung den Anstrich eines Toten- oder Ahnenkultes erhalten.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Beitrag von taddeo »

Auf der Website von Radio Vatikan habe ich gerade gelesen, daß die Positio für das Verfahren von JPII praktisch fertig sei und etwa 2.000 Seiten umfasse. (Eine Positio ist die geordnete Zusammenstellung aller für das Verfahren notwendigen Beweisunterlagen.)

Daran sieht man aber schon, daß keinesfalls das öffentliche, sozusagen "amtliche" Wirken von JPII als Papst eine große Rolle im Verfahren spielen kann - denn dann müßte man etwa in jedem Fall all seine Veröffentlichungen mit auswerten, und allein das dürften mehrere 10.000 Seiten sein (wenn man alle Reden, Schreiben etc. zusammenzählt). Es sei denn, man hätte sich in der Positio auf die Anführung einer "Bibliographie" beschränkt. Eine gründliche Prüfung aller dokumentierten Äußerungen von JPII würde selbst bei großem Mitarbeiterstab mehrere Jahrzehnte dauern.

Ich habe den Verdacht, daß in diesem Fall der "Papst" JPII zusammen mit dem "Privatchristen" JPII kanonisiert werden wird - nach dem alten Beichtvater-Motto "schließ mer alles mit ein".

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

taddeo hat geschrieben: Eine gründliche Prüfung aller dokumentierten Äußerungen von JPII würde selbst bei großem Mitarbeiterstab mehrere Jahrzehnte dauern.
Ohne jetzt herummosern zu wollen…aber die Heiligsprechung unzähliger Christen hat Jahrzehnte (wenn nicht gar Jahrhunderte) warten müssen…

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

Ich denke schon, daß die im Vatikan nichts unüberlegtes und überstürztes machen. Papst Benedikt wird doch sehr genau wissen, was in diesem Fall die beste Vorgehensweise ist.

Neben dem von mir schon gesagten Aspekt des öffentlichen Leidens, nötigt aber auch das Pontifikat schon aufgrund seiner wirklich sehr langen Dauer Respekt ab. Hier muss eine sehr genaue geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung erfolgen die natürlich auch ihre Zeit braucht. Manche der jüngeren Zeitgenossen können sich ja schon gar nicht mehr in die Zeit der achtziger Jahre und deren weltpolitische Lage zurückversetzen. Es herrschte ja zuweilen wirklich massive Angst vor der Konfrontation der Weltmächte mit atomaren Waffen.

Ich habe gerade wieder ein Buch herausgesucht, daß 1982 erschienen ist:
"Das Drama auf der Piazza San Pietro vom 13. Mai 1981 im Lichte Fatimas" von Vendelin Slugenov. Man sollte sich vom Titel nicht zu sehr beeinflussen lassen, denn das ist wirklich ein sehr gut geschriebenes Buch, das die damaligen Ereignisse im Zusammenhang des Attentates sehr detailliert schildert. Das Buch nimmt zwar auch Bezug auf Fatima, aber nicht in einem voreingenommenen frömmelnden Stil. Der Verfasser ist ein in den 60er Jahren aus dem Ostblock geflohener Wissenschaftler und wurde 1969 in Rom Priester. Antiquarisch sollten wohl noch einzelne Exemplare zu bekommen sein. Es ist wirklich interessant da einen Blick in die achziger Jahre zurück zu werfen und nicht nur das Pontifikat an den sicher zu Recht umstrittenen interreligiösen Veranstaltungen zu messen.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Beitrag von taddeo »

anneke6 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Eine gründliche Prüfung aller dokumentierten Äußerungen von JPII würde selbst bei großem Mitarbeiterstab mehrere Jahrzehnte dauern.
Ohne jetzt herummosern zu wollen…aber die Heiligsprechung unzähliger Christen hat Jahrzehnte (wenn nicht gar Jahrhunderte) warten müssen…
Bitte versteh mich da nicht falsch. Ich selber hielte es für sehr angebracht, diese Prüfung trotz der zu erwartenden Dauer gründlich durchzuführen (auch auf die zu erwartende Gefahr hin, daß dabei manches Fragwürdige zu Tage kommt, was einer Kanonisierung entgegenstehen könnte). Allerdings paßt das halt leider überhaupt nicht zum Anliegen des "santo subito", das gewisse Kreise scheinbar unbedingt durchdrücken wollen (vielleicht auch nur aus eigener Eitelkeit, um die Seligsprechung noch selber zu erleben und dann sagen zu können "und dieser Selige/Heilige war mein Freund/Bischof/Vorgesetzter, ich habe mit ihm geredet/gegessen/zelebriert/wasweißichnochalles ...).

Benutzeravatar
anneke6
Beiträge: 8493
Registriert: Montag 19. September 2005, 12:27

Beitrag von anneke6 »

Vielleicht haben wir aneinander vorbei geredet. Ich meine auch, daß eine gründliche Prüfung notwendig ist, und wenn nicht das, dann zumindestens besser als ein überwiegend von Emotionen geladenes Santo SubitoProzeder.
Letztendlich ist eine Seligsprechung (oder gar eine Heiligsprechung) nicht mehr rückgängig zu machen, wenn es erst einmal Verehrer gibt, siehe Andreas von Rijn.

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Leguan hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Es gab in den letzten zweihundert Jahren überhaupt nur einen römi-
schen Papst, bei dem ich mir sicher bin, daß er bereits in den Himmeln
des Lichtes der Gottheit teilhaftig ist.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Also, ich meinte oben Albino Luciani. Zu Karol Wojtyła habe ich kein Verhältnis.
Also bist Du der Meinung, daß die Heiligsprechung von Pius X. irgendwie mangelbehaftet war?
Himmel, nein! Da habe ich ja wirklich einen Bock geschossen. Wohl deswegen, weil seine Heiligkeit für mich außer Frage steht. Ich hatte eigentlich an die noch nicht Kanonisierten gedacht. Na ja, ich müßte Zweifel wenigstens am Verfahren und an der Opportunität auch auf Pius IX. und Johannes XXIII. ausweiten. Über die Aufnahme in den Himmel muß ich ja Gott sei Lob nicht richten, ich brauch’ selber einen sehr gnädigen Richter. Hoffentlich sind sie drinnen.

Bei Pius X. habe ich nun gar keine Zweifel. Bei Johannes Paul I. aber auch nicht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

Hier ein Video (oben steht 03.04.2008):
*klick*
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Beitrag von Ecce Homo »

*Domradio* meldet am 02.04.08:
Die Hoffnung aus der polnischen Heimat, die feierliche Erhebung schon am 16. Oktober, zum 30. Jahrestag der Papstwahl, zu erleben, hat somit wenig für sich.
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Ecce Homo hat geschrieben:*Domradio* meldet am 02.04.08:
Slawomir Oder soll die Dokumente 2. April dem Vatikan übergeben haben? Dann warten wir mal ab.

Hier auch noch ein Link zur Sache: http://www.zenit.org/article-13421?l=german.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

Gerhard hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:*Domradio* meldet am 02.04.08:
Slawomir Oder soll die Dokumente 2. April dem Vatikan übergeben haben? Dann warten wir mal ab.

Hier auch noch ein Link zur Sache: http://www.zenit.org/article-13421?l=german.
und hier:
http://www.zenit.org/article-14796?l=german.

Schöne von Bilder, Videos und Dokumenten
zum Gedenken an Johannes Paul II. auf vatican.va
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Wunder

Beitrag von sofaklecks »


Benutzeravatar
ottaviani
Beiträge: 6846
Registriert: Mittwoch 24. März 2004, 17:24
Wohnort: wien

Beitrag von ottaviani »

ich konnte es mir heute vormittag mit müh und Not verkneifen das hier zu posten:-)

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema