Karwoche

Allgemein Katholisches.
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elvira
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Beitrag von elvira »

Wie ist das bei euch?

Am Palmsonntag platzte die Kirche aus allen Nähten;
am Gründonnerstag waren recht wenig Leute da (ca. 120)
am Karfreitag war es eine Schande (ca. 50 Leute)
heute zur Speisensegnung wird die Kirche wieder aus allen Nähten platzen
am Abend wird die Kirche voll sein
morgen am Ostersonntag werden so 150 Leute da sein.

Also Gründonnerstag und Karfreitag, für mich die wunderbarsten liturgischen Feiern neben der Osternacht, da gehen die Leute nicht in die Kirche. Ich verstehe das nicht. Ich weiss auch nicht, wie man ihnen klar machen kann, was wir da eigentlich feiern. Neuheidentum pur.
Vor allem wenn die jetzt 60-80jährigen tot sind: wer wird in 10 Jahren noch in der Kirche sein?
Und hätte ich auch alle begehbaren Sünden auf dem Gewissen, ich ginge hin, das Herz von Reue gebrochen, mich in die Arme von Jesus zu werfen, denn ich weiss, wie sehr Er das verlorene Kind liebt, das zu Ihm zurückkehrt (Thérèse von Lisieux).

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

elvira hat geschrieben:Wie ist das bei euch?
Am Palmsonntag war die Kirche recht gut gefüllt, mehr als an einem "normalen" Sonntag.

Der Gründonnerstagsgottesdienst, den ich persönlich keinesfalls missen möchte (wobei ich mich in diesem Jahr leider ziemlich geärgert habe - der Aushilfspfarrer hat meinem Kollegen an der Orgel "angeordnet" durchweg bis zum Schluss die Lieder zu begleiten. Ich empfand das als einen ungeheueren Traditionsbruch - Schade, daß ich nicht selbst an diesem Tag an der Orgel sass) ist immer nicht so besonders besucht. Eigentlich schade.

Zur Karfreitagsliturgie gibt es bei uns immer eine fast schon übervolle Kirche. Gestern auch. Aber wenn man aufmerksam vergleicht, auch nicht mehr ganz so übervoll wie früher. Es nimmt schleichend ab.

Heute abend um 20.00 Uhr zur Osternacht wird es bestimmt ordentlich voll sein.

Wir, auf dem Land, waren lange sozusagen eine Insel der Glückseligen was dem Gottesdienstbesuch betraf, allerdings sind auch hier schon deutliche Lücken in den Reihen mittlerweile feststellbar, wenn es sich nicht gerade um grosse Feste handelt.

Wie man dem entgegenwirken könnte? Schwer zu sagen. Das Beste ist immer noch ein Hirte der die Herde zusammenhält. Wenn aber aufgrund der Strukturreformen einmal der kommt, dann einmal ein anderer, die Regelmässigkeit und die Verlässlichkeit fehlt, Traditionen nicht mehr gepflegt werden, lösst sich die Herde natürlich um so schneller in alle Richtungen auf.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Palmsonntag war sehr gut besucht, viele Kinder mit Palmbusch. Gründonnerstag war nicht so schlecht besucht, aber ich hatte einen Sitzplatz (das heißt: hintere Bankreihen mit einigen Löchern besetzt, weil ich gerne Platz um mich habe), Karfreitag noch ein bißchen weniger, aber im Rahmen der letzten Jahre. Heute Abend zur Auferstehung wird es erfahrungsgemäß wieder bummvoll sein. Nur an Fronleichnam und Heiligabend kommen ähnlich viele.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Noch ein Nachtrag zum o.g.

Wie bringt man die Gemeinde dazu auch am Gründonnerstag zu kommen. Zum Beispiel in dem der Pfarrer den sehr gut besuchten Palmsonntag nutzt um etwas Katechese zu betreiben, die Gemeinde auf das Geschehen und die liturgischen Feiern der Kartage hinweist und ausdrücklich dazu einlädt zu kommen. Die Leute erreicht man nur, wenn sie auch da sind. Vor einer halbleeren Kirche über den schlechten Besuch zu jammern bringt gar nichts, weil es die Falschen trifft.
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overkott
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Karsamstag

Beitrag von overkott »

Der Karsamstag als der große Sabbat kommt heute ein wenig kurz. Wir denken an ihm an die Ruhe nach den sechs Tagen der Schöpfung. Der Schöpfer kommt zur Ruhe. Wir denken dabei auch an die ewige Ruhe am Ende der Zeit. Wir glauben, dass Christus selbst hinabgestiegen in das Reich des Todes. Die Allgegenwart Gottes bis hinein in den Tod ist die christliche Antwort auf die Theodizeefrage.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

siehe auch Radio Vatikan
Der Karsamstag ist der letzte Tag der Karwoche. In manchen Regionen wird er auch als „stiller Samstag“ bezeichnet – denn an diesem Tag gibt es keine liturgische Feier. Die Kirche gedenkt der Grabesruhe Christi und erwartet mit Fasten und Gebet seine Auferstehung. Hier die Meditation zum Karsamstag von Papst Benedikt XVI. bei der letzten Generalaudienz:

„Der Karsamstag ist ein Tag des Schweigens, das wir so sehr brauchen. Dieses Schweigen sollte Zeit des Betens und der Besinnung sein, aber auch Zeit, unsere eigene Schuld zu erkennen, Zeit, das Bußsakrament zu empfangen und so sich innerlich vom Herrn waschen zu lassen, neu zu werden für das Osterfest, neu auch füreinander durch diese innere Erneuerung.“

Der Karsamstag endet mit der Abenddämmerung; die folgende Nacht, und damit die Osterwache, gehört bereits zum Ostersonntag.
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elvira
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Beitrag von elvira »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Noch ein Nachtrag zum o.g.

Wie bringt man die Gemeinde dazu auch am Gründonnerstag zu kommen. Zum Beispiel in dem der Pfarrer den sehr gut besuchten Palmsonntag nutzt um etwas Katechese zu betreiben, die Gemeinde auf das Geschehen und die liturgischen Feiern der Kartage hinweist und ausdrücklich dazu einlädt zu kommen. Die Leute erreicht man nur, wenn sie auch da sind. Vor einer halbleeren Kirche über den schlechten Besuch zu jammern bringt gar nichts, weil es die Falschen trifft.
Das hat er eh getan. Er lädt immer am Palmsonntag ganz besonders zum Gründonnerstag ein, weil es die Einsetzung der Eucharistie ist. Er lädt zur ganzen Karwochenfeier ein und sagt auch, dass es "Mitte und Herzstück" des Kirchenjahres ist. Daran liegt es nicht. Kirche verkommt immer mehr zu Folklore und Brauchtum; die Leute können die Verbindung zwischen Liturgie und ihrem Leben nicht herstellen. In die Kirche geht man nach Belieben und Laune; sogar in der Hl. Karwoche. Ein Beispiel: am Karfreitag waren 5 Minuten vor der Liturgie noch keine Lektoren da. Pfarrer schickt mich schnell noch einen organisieren; hat dann auch geklappt. Am nächsten Tag rief ich jenen Lektor an, der am Karfreitag hätte da sein sollen und bat ihn, wohl verlässlich am Abend da zu sein. Er meinte dann nur (ist seit Jahren im PGR) er wäre am Karfreitag nicht da gewesen, weil er dachte, es wäre nur eine Andacht (er meinte die Karfreitagsliturgie!!). Also wenn das für den PGR nur "eine Andacht" ist, was erwarten wir dann von den anderen, die viel fernstehender sind? Aber die Diskussion darüber wäre wohl ein eigener Thread.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Das muß nicht so schlimm sein, wie es klingt. Viele kennen den richtigen Namen der Karfreitagsliturgie nicht. Viele sagen fälschlich "Messe" — obwohl das so falsch nun auch wieder ist, da sie früher auch als "Messe der vorverwandelten Gaben" bezeichnet wurde. Ist aber kein sehr passender Ausdruck.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Bei uns waren die Karfreitagsliturgien und die Osternächte gut besucht. Der Gründonnerstag war in zwei Gemeinden sehr gut, in einer anderen Gemeinde dagegen äußerst erbärmlich besucht.
Insgesamt würde ich mich nicht beschweren wollen. Nachdem ich in Wien Osternächte mit 8(!) Leuten erlebt habe - von denen über die Hälfte aus reiner, widerwilliger Pflichterfüllung da waren - in einer 500-Sitzplätze-Kirche, bin ich krisenresistent geworden.
  • @ anneke6: "Messe der vorverwandelten Gaben" ist völliger Unsinn, ebenso wie der unsägliche Begriff "Vormesse". Ich bin froh, dass diese Begriffe mit dem Konzil verschwunden sind, da sie mehr als nur missverständlich sind.
Allerdings habe ich in diesem Jahr wieder einmal festgestellt - und da schließe ich mich meinen Vorrednern an, dass das Wissen um die Kar- und Ostertage und ihre Liturgie dramatisch schwindet. Nach einer meiner beiden Osternächte, die nur 1½ Stunden gedauert hat, haben etliche Leute gemosert, es sei viel zu lang gewesen! Das Verständnis für den Sinn der Liturgie schwindet immer schneller, aber auch die Bereitschaft, sich neu darauf einzulassen. Letzteres finde ich fast noch tragischer.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

cantus planus hat geschrieben:
  • @ anneke6: "Messe der vorverwandelten Gaben" ist völliger Unsinn, ebenso wie der unsägliche Begriff "Vormesse". Ich bin froh, dass diese Begriffe mit dem Konzil verschwunden sind, da sie mehr als nur missverständlich sind.
Seh ich auch so…

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

elvira hat geschrieben:Wie ist das bei euch?
Vor allem wenn die jetzt 60-80jährigen tot sind: wer wird in 10 Jahren noch in der Kirche sein?
Liegt vielleicht auch daran, dass diejenigen, denen es möglich ist, nicht zur Pfarrgemeinde gehen, sondern in eine Gemeinschaft.
Ich selber war auch schon seit Jahren in der Kartagen und Ostern nicht mehr in unserer Gemeinde.- Dort können diese Tage einfach nicht intensiv genug gefeiert werden. Wenn ich z. B. daran denke, in welchem "Schnelldurchgang" am Karfreitag die Kreuzverehrung stattfindet..... echt schade.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Damit sind wir wieder bei den "Geistlichen Zentren", über die Stephen Dedalus und ich mal im Thread über Priesterberufungen diskutiert haben.

Vermutlich wird das gottesdienstliche Leben in immer mehr Pfarreien aussterben, da hier einfach zu wenig Engagement zu spüren ist. Die meisten jungen Leute, die echtes Interesse am Gottesdienst haben, gehen ja ohnehin schon in benachbarte Kirchen, in Klöster oder in den Dom.

Es werden sich Pfarreien mit einer vorbildlichen Liturgie herauskristallisieren, die dann Messbesucher aus den anderen Gemeinden anziehen. Die Tendenz ist längst vorhanden, und verstärkt sich seit Jahren.

Und nach über zehnjährigem Kirchendienst "hinter den Kulissen" kann ich nur sagen: mich beunruhigt das nicht. Im Gegenteil!
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

elvira hat geschrieben: Kirche verkommt immer mehr zu Folklore und Brauchtum
Ja, leider. Die dümmliche Berichterstattung heute in der Lokalzeitung über verschiedene Osternachtsfeiern verstärkt diesen Eindruck noch. :(
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elvira
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Beitrag von elvira »

cantus planus hat geschrieben:Bei uns waren die Karfreitagsliturgien und die Osternächte gut besucht. Der Gründonnerstag war in zwei Gemeinden sehr gut, in einer anderen Gemeinde dagegen äußerst erbärmlich besucht.
Insgesamt würde ich mich nicht beschweren wollen. Nachdem ich in Wien Osternächte mit 8(!) Leuten erlebt habe - von denen über die Hälfte aus reiner, widerwilliger Pflichterfüllung da waren - in einer 500-Sitzplätze-Kirche, bin ich krisenresistent geworden.
  • @ anneke6: "Messe der vorverwandelten Gaben" ist völliger Unsinn, ebenso wie der unsägliche Begriff "Vormesse". Ich bin froh, dass diese Begriffe mit dem Konzil verschwunden sind, da sie mehr als nur missverständlich sind.
Allerdings habe ich in diesem Jahr wieder einmal festgestellt - und da schließe ich mich meinen Vorrednern an, dass das Wissen um die Kar- und Ostertage und ihre Liturgie dramatisch schwindet. Nach einer meiner beiden Osternächte, die nur 1½ Stunden gedauert hat, haben etliche Leute gemosert, es sei viel zu lang gewesen! Das Verständnis für den Sinn der Liturgie schwindet immer schneller, aber auch die Bereitschaft, sich neu darauf einzulassen. Letzteres finde ich fast noch tragischer.
Genau das meine ich: ich selbst habe Jahre im Kloster verbracht und weiss daher, wie man die Karwoche FEIERN SOLLTE, doch ist das in einer Landgemeinde etwas schwierig. Z.B. Gründonnerstag: ist es nicht ergreifend und mystisch, wenn wir am Ende der Messe das Allerheiligste ins "Heilige Grab" legen, dann werden die Altäre entblößt und wir gehen mit Jesus, bildlich gesprochen, zum Ölberg und harren mit IHM dort aus, in seiner schwersten Stunde!! Ich liebe diesen Abend! Letztes Jahr wollte ich dann die Ölbergstunde gestalten und noch bevor ich anfangen konnte, sind einige von denen, die überhaupt geblieben sind, über mich hergefallen und haben geraunzt, dass es so kalt wäre und ich solle "weiter machen". Da war ich echt dem Weinen nahe. Sie verstehen einfach den Inhalt nicht; dass wir jetzt diese halbe Stunde "opfern", weil Jesus so viel für uns getan hat. Heuer haben wir sie mit dem Pfarrer ausgetrickst, indem ich sofort nach der Übertragung parallel zur Entblößung der Altäre mit der Ölbergstunde angefangen habe; da traute sich dann keiner zu gehen bis zum Schluss. Hat sicher keinem geschadet für alle Einsamen, Verlassenen, Mutlosen und Ängstlichen zu beten!
Und hätte ich auch alle begehbaren Sünden auf dem Gewissen, ich ginge hin, das Herz von Reue gebrochen, mich in die Arme von Jesus zu werfen, denn ich weiss, wie sehr Er das verlorene Kind liebt, das zu Ihm zurückkehrt (Thérèse von Lisieux).

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

elvira hat geschrieben:[...] ist es nicht ergreifend und mystisch, wenn wir am Ende der Messe das Allerheiligste ins "Heilige Grab" legen, dann werden die Altäre entblößt und wir gehen mit Jesus, bildlich gesprochen, zum Ölberg und harren mit IHM dort aus, in seiner schwersten Stunde!! Ich liebe diesen Abend! Letztes Jahr wollte ich dann die Ölbergstunde gestalten und noch bevor ich anfangen konnte, sind einige von denen, die überhaupt geblieben sind, über mich hergefallen und haben geraunzt, dass es so kalt wäre und ich solle "weiter machen". Da war ich echt dem Weinen nahe.
Das ist es, was ich meinte!

Es ist wirklich traurig.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

cantus planus hat geschrieben:
elvira hat geschrieben:haben geraunzt, dass es so kalt wäre und ich solle "weiter machen". Da war ich echt dem Weinen nahe.
Das ist es, was ich meinte!

Es ist wirklich traurig.
Andererseits ist frieren der Andacht auch nicht förderlich. Bei uns zur Auferstehung hatte ich einen Platz weit hinten, und mußte jämmerlich frieren, weil hinter mir irgendwer ständig die Kirchentür aufgerissen hat. Hatte wohl Anweisung wegen der Kerzen, die er ohne Maß und Gefühl exekutiert hat. Da habe ich auch nur noch gehofft, daß die vorn schnell weitermachen. Man muß halt auch ein Umfeld schaffen, in dem die Leute bleiben wollen.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Peregrin hat geschrieben: Andererseits ist frieren der Andacht auch nicht förderlich. Bei uns zur Auferstehung hatte ich einen Platz weit hinten, und mußte jämmerlich frieren, weil hinter mir irgendwer ständig die Kirchentür aufgerissen hat. Hatte wohl Anweisung wegen der Kerzen, die er ohne Maß und Gefühl exekutiert hat. Da habe ich auch nur noch gehofft, daß die vorn schnell weitermachen. Man muß halt auch ein Umfeld schaffen, in dem die Leute bleiben wollen.
Ich war mitten im Winter drei Monate lang bei der Jerusalemgemeinschaft in Frankreich. Da ist keine Kirche geheißt, so lernt man dann, vier bis fünf Schichten übereinander anzuziehen, dann friert man nicht.

Ansonsten ergeht es mir wie Elvira, nur dass ich sieben Jahre zu einer klösterlichen Gemeinschaft gehört habe. - Doch auch zwischen den verschiedenen Gemeinschaften gibt es sehr große Unterschiede.
Der klösterliche Weg stimmt für mich zwar weiterhin, aber diese Gemeinschaft war nicht mein Weg.

sofaklecks
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Ganz andere Auffassung

Beitrag von sofaklecks »

Liebe Elvira,

ich bin ganz anderer Auffassung als du, wie man Menschen zur Liebe zu Christus bewegt. Der Weg:

"Heuer haben wir sie mit dem Pfarrer ausgetrickst, indem ich sofort nach der Übertragung parallel zur Entblößung der Altäre mit der Ölbergstunde angefangen habe; da traute sich dann keiner zu gehen bis zum Schluss. Hat sicher keinem geschadet für alle Einsamen, Verlassenen, Mutlosen und Ängstlichen zu beten!"

ist ganz sicher der falsche. Er wird womöglich manchen nächstes Jahr dazu bewegen, sich nicht wieder "austricksen" zu lassen.

Doch, genau das schadet. Das Gefühl, dass man über die eigene gute Erziehung, die einen darin hindert, während des Gebetes die Kirche zu verlassen, "ausgetrickst" wird.

Liebe zum Herrn muss man erwecken, nicht ertricksen. Und Tricks, liebe Elvira, haben den Effekt, dass sie nur einmal wirken.

Sei mir nicht böse, aber ich halte es für falsch, jemanden zu seinem Glück zu zwingen. Wenn der Pfarrer die Gemeinde einlädt zu der Ölbergstunde und die richtigen Worte findet, dann ist das weit sinnvoller.

Bei mir zu Hause hat vor Jahren ein kleiner Kreis damit begonnen, am Gründonnerstag Nachtwache zu halten. Eine kleine Filialkirche am Ende des Tals, in der nur noch unregelmässig Sonntagsgottesdienst gefeiert werden kann. Alles Spinner, hat es geheissen. Diese Nachtwache wird seither von immer mehr Leuten gehalten, die aus der ganzen Stadt kommen. Freiwillig, weil es ihnen ein Bedürfnis ist. Mit einem "Trick" ist es unmöglich, das zu erreichen.

Um mit dem Piraten zu sprechen: Nicht gut.

sofaklecks

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Robert Ketelhohn
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Re: Ganz andere Auffassung

Beitrag von Robert Ketelhohn »

sofaklecks hat geschrieben:Wenn der Pfarrer die Gemeinde einlädt zu der Ölbergstunde und die richtigen Worte findet, dann ist das weit sinnvoller.


Dem möchte ich beipflichten. Es sollte auch wirklich eine Einladung sein, die niemandem, der ihr aus gutem Grund nicht folgt, ein schlechtes Gewissen bereitet – denn solche guten Gründe gibt es: stell dir nur mal vor, du seist spät abends am Gründonnerstag mit drei, vier, fünf kleinen Kindern in der Abendmahlsmesse –, und zugleich sollte diese Einladung in aller Kürze den katechetischen Zweck erfüllen, denen, welche den Brauch nicht kennen oder nicht verstehen, denselben zu erschließen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich finde auch, daß es niemandem peinlich sein sollte, wenn er nach der Abendmahlsmesse geht — von Schuldgefühlen ganz zu schweigen. Deshalb sollte klar sein, wann die Messe zu Ende ist, und die Anbetung beginnt. Hier in der deutschen Gemeinde machen die das eigentlich ganz nett. Während der Übetragung wird Pange Lingua angestimmt, und danach wird auch der Altar entblößt. Dann ist erst einmal stille Anbetung. Die "laute" Anbetung mit dem Priester kommt später.
Man kann, nachdem der Gesang zu ende ist, noch etwas bleiben, man kann die ganze Zeit bleiben oder später wieder kommen, oder man kann auch sofort gehen.
Wie soll man denn in Stille anbeten, in der richtigen Atmosphäre, wenn man ständig auf die Uhr gucken muß, oder wenn das Baby schreit, weil es an die Brust gelegt werden will?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Das ist mal was Positives.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

WORIN BESTEHT DER ZUSAMMENHANG DIESES THREADS ZUM THEMA DER SAKRAMENTSKAPELLE?

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Stimmt, das Thema wär hier besser aufgehoben.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Auch wenn ich in der Karwoche und Ostern nie in der eigenen Gemeinde verbringe, weiß ich aus unserm Pfarrbrief, dass es seit einigen Jahren eine wunderschöne Neuerung gibt:
Ich wohne in einem Pfarrverbund mit sechs Gemeinden, so dass nicht jede Gemeinde die Messe am Gründonnerstag oder den Gottesdienst am Karfreitag feiern kann.
So werden jetzt immer zwei Gemeinden zusammengenommen. In der einen wird die Messe am Gündonnerstag gefeiert. Am nächsten Tag ist von dort aus eine Prozession mit dem Zimborium zu Nachbargemeinde, wo die Karfreitagsliturgie gefeiert wird.

michaelis
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Beitrag von michaelis »

Ich finde diese Neuerung leider alles andere als "wunderschön". :nein:

Der Karfreitag ist der Tag des Leidens Christi. Und daher für vieles geeignet, aber bestimmt nicht für eine Sakramentsprozession durch die Straßen (egal ob mit Monstranz oder mit Ziborium). :shock:

Das österliche Triduum ist traditionell und inhaltlich auf die Feier in einer Kirche ausgerichtet.
Wenn daher die örtlichen Gegebenheiten so sind, daß ein Priester 2 Gemeinden zu versorgen hat, so ist das Triduum halt im einen Jahr in der einen und im nächsten Jahr in der anderen Gemeinde zu feiern.

Warum müssen alle möglichen Leute (Priester und Laien) eigentlich gerade zu Ostern ihre liturgische "Kreativität" entdecken?!

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Linus
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Beitrag von Linus »

wegen des größeren Publikums. :roll:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

michaelis hat geschrieben:Ich finde diese Neuerung leider alles andere als "wunderschön". :nein:

Der Karfreitag ist der Tag des Leidens Christi. Und daher für vieles geeignet, aber bestimmt nicht für eine Sakramentsprozession durch die Straßen (egal ob mit Monstranz oder mit Ziborium). :shock:

Das österliche Triduum ist traditionell und inhaltlich auf die Feier in einer Kirche ausgerichtet.
Wenn daher die örtlichen Gegebenheiten so sind, daß ein Priester 2 Gemeinden zu versorgen hat, so ist das Triduum halt im einen Jahr in der einen und im nächsten Jahr in der anderen Gemeinde zu feiern.

Warum müssen alle möglichen Leute (Priester und Laien) eigentlich gerade zu Ostern ihre liturgische "Kreativität" entdecken?!
Falsch gedacht mit der "Kreativität" - Wenn nicht mindestens einer der Gottesdienste in jedem Dorf ist, fühlen sich die Leute übergangen, schimpfen auf den Priester und werfen ihm vor, er hätte etwas gegen sie.... - Und irgendwann bleiben sie dann weg. Ist zwar traurig, aber leider wahr.
Welche Möglichkeit bleibt einem Priester denn sonst, wenn die Pfarrgemeinden zu kurzsichtig sind?
(siehe auch meine letzten Fürbitten....)

Ich finde es trotzdem ein schönes Zeichen

michaelis
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Beitrag von michaelis »

Raphaela hat geschrieben:Wenn nicht mindestens einer der Gottesdienste in jedem Dorf ist, fühlen sich die Leute übergangen, schimpfen auf den Priester und werfen ihm vor, er hätte etwas gegen sie.... - Und irgendwann bleiben sie dann weg. Ist zwar traurig, aber leider wahr.
Welche Möglichkeit bleibt einem Priester denn sonst, wenn die Pfarrgemeinden zu kurzsichtig sind?[
Die Pfarrgemeinden fühlen sich nur dann übergangen, wenn man sie über die Regelung im Unklaren läßt.
Dann haben sie wirklich - und oft zu recht - das Gefühl "abgehängt" zu werden.

Wenn der Pfarrer rechtzeitig und verbindlich eine entsprechende Regelung aufstellt und mitteilt (Pfarrblatt), kann sich jeder darauf einstellen und die Kritik (irgendeiner mosert immer) wird sich in Grenzen halten.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

michaelis hat geschrieben:[
Die Pfarrgemeinden fühlen sich nur dann übergangen, wenn man sie über die Regelung im Unklaren läßt.
Dann haben sie wirklich - und oft zu recht - das Gefühl "abgehängt" zu werden.

Wenn der Pfarrer rechtzeitig und verbindlich eine entsprechende Regelung aufstellt und mitteilt (Pfarrblatt), kann sich jeder darauf einstellen und die Kritik (irgendeiner mosert immer) wird sich in Grenzen halten.
Im Pfarrbrief ist darauf hingewiesen worden, aber was willst du machen, wenn im PGR Leute sitzen, die nie in die Kirche gehen, aber unbedingt mitentscheiden wollen? Und die alles tun, um den Pfarrer zu ärgern? Und wenn es dann immer noch nicht so läuft, wie sie wollen, geht man an die Öffentlichkeit (= Presse) und beschwert sich über den bösen, bösen Pfarrer......
Das Verhalten erinnert mit z. T. etwas an Politiker, die Entscheidungen treffen, von denen sie selber ja nicht betroffen sind...

michaelis
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Beitrag von michaelis »

In diesen Momenten kann ich GeLuMü wirklich verstehen. :(

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

michaelis hat geschrieben:In diesen Momenten kann ich GeLuMü wirklich verstehen. :(
Ja!

Solche Fälle sind tragisch. Werde das Anliegen heute Abend in die Vesper mitnehmen.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

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