Quo vadis, Ecclesia?

Allgemein Katholisches.
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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Brüdergemeinden kommen nämlich aus England.....
LG
asder
Die Herrhuter Brüder auch? Wohl doch nicht oder ?
Habs mal inzwischen nachgelesen, die Herrhuter kommen aus Böhmen ursprünglich.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Edi hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:Brüdergemeinden kommen nämlich aus England.....
LG
asder
Die Herrhuter Brüder auch? Wohl doch nicht oder ?
Habs mal inzwischen nachgelesen, die Herrhuter kommen aus Böhmen ursprünglich.
Hallo Edi,

nicht nur das "d" unterscheiden Brüdergemeinden und die Herrenhuter Brüdergemeine, auch sehr viele Lehrinhalte.

LG
asder

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Asterix hat geschrieben:Welche Meinung hast du dann zu der Gemeinde/Kirche Christi in der Drangsalszeit?
Es könnte sein, das wir längst kräftig in diese Drangsal hineinmarschieren. Ich weise zum Beispiel – oft ziemlich ungehört – auf die Kämpfe hin, die christliche Eltern um ihre Kinder bereits jetzt fechten müssen, wenn sie sie nicht preisgeben wollen. (Die aktuelle Geschichte in Berlin um den staatlich zwangsverordneten „Ethik“-Unterricht ist bloß eins von vielen Beispielen.)

Ich glaube nicht, daß der Versuch, in der herrschenden Gesellschaftsordnung „christliche Werte“ zu retten, erfolgreich sein kann. Im Gegenteil, die Rede von „Werten“ ist selbst schon Symptom des Verfalls. (Der große Moralapostel Johannes Paul II. war diesbezüglich – im Gefolge Max Schelers – kräftig auf dem Holzweg.) Diese unsere westliche Werteordnung ist irreformabel.

Ich weiß nicht, ob das schon der Humus ist, aus welchem der Antichrist aufstehen wird. Vielleicht hält der Herr auch noch ganz andere Überraschungen für uns bereit.

Es wird aber die Zeit der Drangsal kommen. Die Zeit, in welcher die Kirche – was noch bleibt nach dem großen Abfall – verfolgt werden wird wie noch nie. Wir werden vermutlich durch die oben angedeuteten Kämpfe noch halbwegs durchkommen. Doch schon unsere Kinder werden weit stärker angefochten werden.

Man wird die Unterordnung unter das System verlangen: das System von Erbauslese und Euthanasie, Menschenzucht und Menschenausschlachtung, staatlicher Nachwuchsformung und weiterer Entwertung der Elternschaft.

Es wird immer mehr Mut dazugehören – der Mut einer Perpetua und einer Felicitas –, zu widerstehen.

Es werden am Ende nur mehr weniger sein, und wenn der Herr die Zeit nicht abkürzte, würde keiner mehr standhalten können.

Ich gebe dir allerdings sofort zu, Asterix, daß sich auf zahllose kirchliche Amtsräger darüber selbst in die Tasche lügen. Mehr noch, nicht wenige machen bei dem Spiel mit, die Gläubigen einzulullen, und verheißen wohl gar wunderbare, christlich-demokratische Tausendjährige Reiche, das Friedensreich einer menschenfreundlichen Weltregierung, als würde auf Erden am Ende doch alles gut.

Wahr ist das Gegenteil. Diese Erde wird nicht gut – sie war es und ist gefallen –, diese Erde wird vergehen. Gut wird’s dennoch, doch es wird eine neue Erde sein. (Sie ist aber schon jetzt und hier gegenwärtig: in den Sakramenten der Kirche.)
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johannes
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Begrüßung

Beitrag von johannes »

asderrix hat geschrieben:Hallo Johannes,

willkommen an Bord, sieht ja so aus, wie wenn du auch an einem guten Austausch interessiert bist und damit meine Solistenrolle fällt.

Freu mich. :tanz: >:D<

übrigens, das Thema das wir Freikirchler der Brückenkopf Amerikas in Europa sind kommt immer mal wieder, das gehört zu denen die ich schon überles, so wie meine lieben rkK Geschwister sicher auch schon manches von mir regelmäßig überlesen. ;D ;D

Brüdergemeinden kommen nämlich aus England, sag's ihnen nicht, das ist noch nicht ganz Amerika.

LG
asder
Danke für die nette [Punkt]
Schön, dass ich hier sein darf, ich lese ja schon eine längere Zeit mit, aber mich aber nie getraut, mich anzumelden.
Also, ich bin Baptist (EFG) und das ist auch gut so....

PtL
johannes

Stefan

Re: Begrüßung

Beitrag von Stefan »

johannes hat geschrieben:Schön, dass ich hier sein darf, ich lese ja schon eine längere Zeit mit, aber mich aber nie getraut, mich anzumelden.
Also, ich bin Baptist (EFG) und das ist auch gut so....
Hallo Johannes,

schön daß Du auch hier bist. Ohne evangelische Anfragen würden die Katholiken eh nur faul und fett werden und irgendwann im eigenen Saft gebraten ;D
Und ich freue mich auch, daß der asderix sich nicht mehr so alleine fühlen braucht :ja:

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Linus
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Re: Freikirchen

Beitrag von Linus »

johannes hat geschrieben:ja, Hallo, Linus, Ich bin neu hier im Forum und sortiere mich ein bisserl....

Ich gehöre auch zu einer Freikirche, die kein von Dir so gen. Nordamerikanischer Heilsimport ist, denn meine Freikirche hat ihre Wurzeln in der Täuferbewegung (u. a. Balthasar Hubmair, wurde hingerichtet). [...] Vielleicht möchtest Du noch ein paar Infos, und bist uns Freikirchlern dann vielleicht nicht mehr ganz so gram?
Schrieb ja auch "meist" und nicht "alle" FK. Ach ich und Freikirchen gram sein, dass wär eindeutig zu viel Aufwand. War selbst mal in einer dabei, aber das hab ich andernorts im Forum schon geschrieben (glaube im Faden: "Wie seid ihr zum Glauben gekommen?")
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Heike
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Re: Begrüßung

Beitrag von Heike »

johannes hat geschrieben:Also, ich bin Baptist (EFG) und das ist auch gut so....
Das freut mich ganz besonders. Zu Baptisten habe ich immer noch enge Kontakte. :ja:

Stephen Dedalus
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Re: Freikirchen

Beitrag von Stephen Dedalus »

johannes hat geschrieben: Ich gehöre auch zu einer Freikirche, die kein von Dir so gen. Nordamerikanischer Heilsimport ist, denn meine Freikirche hat ihre Wurzeln in der Täuferbewegung (u. a. Balthasar Hubmair, wurde hingerichtet). Die Täuferbewegung ist Jahrhunderte lang unterdrückt worden, nicht nur von der katholischen, sondern auch von der evangelischen Kirche, weil sie lehrt, dass nach der Hl. Schrift für einen gläubiggewordenen Menschen nur die Gläubigentaufe als Initialritus in die Gemeinde gilt. Eine Säuglingstaufe gibt es nicht; aber jüngst gab es schon Gespräche zwischen meiner Freikirche und der Katholischen Kirche bezügl. der Tauffrage. Wenn es den Anschein hat, dass irgendetwas Freikirchliches aus Nordamerika importiert wurde, dann kann es sich eigentlich nur um einen Re-Import handeln. Vielleicht möchtest Du noch ein paar Infos, und bist uns Freikirchlern dann vielleicht nicht mehr ganz so gram?

Viele Grüße
johannes

Hallo Johannes,

erstmal: herzlich willkommen hier im Forum! :)

Zu Deiner Aussage - grummel grummel - irgendwie stimmt es ja doch nicht so ganz. Zwar hat der Baptismus einige seiner Wurzeln im reformatorischen Täufertum - da gibt es schon Parallelen. Die Entstehung des Baptismus an sich ist aber dann doch relativ unabhängig von täuferischen Gruppen in England im 17. und in Deutschland im 19. Jahrhundert vor sich gegangen. Die Gründung des dt. Baptismus unter Johann Gerhard Oncken im 19. Jahrhundert ist dabei doch sehr stark von England beeinflußt. Oncken war ja in England, hatte dort den Baptismus kennen gelernt, bevor er in Hamburg die erste dt. Baptistengemeinde gründete. Die erste "Gläubigentaufe" in Hamburg 1834, bei der auch Oncken getauft wurde, wurde durch einen amerikanischen Baptisten vollzogen. Zwar war der deutsche Baptismus dann relativ unabhängig. Dies entspricht aber der der kongregationalistischen Struktur.

Viele Grüße
Steve

Raimund J.
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Christentum quo vadis?

Beitrag von Raimund J. »

Ich hänge meine Frage mal an diesem bereits bestehenden Thread ran.

In seinem ersten Hirtenbrief als Erzbischof von München und Freising macht Reinhard Marx folgende bemerkenswerte Aussage:
Wir stehen am Anfang einer neuen Epoche des christlichen Glaubens.
und bezog sich dabei auf den verstorbenen Kardinal Lustiger, der prophezeit habe
das Christentum in Europa stecke noch in den Kinderschuhen und seine große Zukunft komme erst noch.
Sind solche oder ähnlich Aussage (wie auch das immer wieder gehörte "wir registrieren ein neues Interesse am Glauben") eigentlich realistisch? Mir kommt das mehr oder weniger wie das berühmte Pfeifen im Walde vor.

Welchen Stand hat denn derzeit der christliche Glaube und die Kirche in Deutschland und in Europa? Ist es nicht eher so, daß sich die Gesellschaft immer rasanter von der Kirche abwendet? Muss einem nicht bange sein, wenn man an die Zukunft denkt? Gut, momentan hält unser Papst Benedikt XVI. noch alles einigermassen zusammen und versucht sogar etliche innerkirchliche Korrekturen zum Besseren. Aber was kommt danach?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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ad_hoc
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Re: Christentum quo vadis?

Beitrag von ad_hoc »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Ich hänge meine Frage mal an diesem bereits bestehenden Thread ran.

In seinem ersten Hirtenbrief als Erzbischof von München und Freising macht Reinhard Marx folgende bemerkenswerte Aussage:
Wir stehen am Anfang einer neuen Epoche des christlichen Glaubens.
und bezog sich dabei auf den verstorbenen Kardinal Lustiger, der prophezeit habe
das Christentum in Europa stecke noch in den Kinderschuhen und seine große Zukunft komme erst noch.
Sind solche oder ähnlich Aussage (wie auch das immer wieder gehörte "wir registrieren ein neues Interesse am Glauben") eigentlich realistisch? Mir kommt das mehr oder weniger wie das berühmte Pfeifen im Walde vor.

Welchen Stand hat denn derzeit der christliche Glaube und die Kirche in Deutschland und in Europa? Ist es nicht eher so, daß sich die Gesellschaft immer rasanter von der Kirche abwendet? Muss einem nicht bange sein, wenn man an die Zukunft denkt? Gut, momentan hält unser Papst Benedikt XVI. noch alles einigermassen zusammen und versucht sogar etliche innerkirchliche Korrekturen zum Besseren. Aber was kommt danach?
Wenn der zwischenzeitlich verstorbene Kardinal Lustiger diese Aussage getroffen haben sollte, dann wird er jetzt vermutlich wissen, dass er sich geirrt hat. Er hat wohl nicht daran gedacht, dass zum Ende der Zeiten nur noch eine ganz kleine Herde übrig bleiben wird.

Die hohe Zeit des allgemeinen christlichen Glaubens in Europa war gewesen und ist jetzt möglicherweise vorbei.
Wenn es den Anschein hat, als würde ganz Europa sich auf einmal auf den Glauben besinnen wollen, wenn es den Anschein hat, als würde eine neue religiöse Erweckung stattfinden, so ist das einerseits ein Aufbäumen derjenigen, die zumindest noch ahnen, dass sie etwas verloren haben könnten, was für sie eminenter Bedeutung sein müßte, andererseits aber die Folge eines seit Jahrzehnten mehr oder weniger vor sich hin schwehlenden Anti-Christentums, eines Neu-Heidentums (mit oder ohne christliche Elemente) ist, welches jetzt erst sich ausbreitet und genau den Platz einnimmt, den die christlichen Kirchen, darunter vor allem die Römisch-Katholische Kirche, freiwillig und ohne Not freigegeben haben.

Aber es ist auch richtig, dass die Erkenntnisse im wahren Glauben bei denjenigen, die dem katholischen Glauben treu geblieben sind und treu bleiben werden, wohl zunehmen werden.

Gruß, ad_hoc
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Auf den großartigen Beitrag von Robert Ketelhohn eine Seite zuvor, weise ich mit besonderem Nachtrag hin.

Gruß, ad_hoc
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

ad_hoc hat geschrieben:Auf den großartigen Beitrag von Robert Ketelhohn eine Seite zuvor, weise ich mit besonderem Nachtrag hin.

Gruß, ad_hoc
Ist Nachtragen nicht eine Sünde?
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Auf den großartigen Beitrag von Robert Ketelhohn eine Seite zuvor, weise ich mit besonderem Nachtrag hin.

Gruß, ad_hoc
Ist Nachtragen nicht eine Sünde?
Der Nachtrag war ja nicht nachtragend, sondern diente dem Vortrag. ;)
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

ad_hoc hat geschrieben:Auf den großartigen Beitrag von Robert Ketelhohn eine Seite zuvor, weise ich mit besonderem Nachtrag hin.
Ja, ich auch, und was mich besonders berührt: das ist im Wesentlichen auch die apokalyptische Sicht des Evangelikalismus!

Leider scheint mir Robert mit dieser Erkenntnis innerhalb der RKK eher allein zu stehen.
Ich würde mich diesbezüglich aber auch gerne irren!

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Linus
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Re: Christentum quo vadis?

Beitrag von Linus »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Ist es nicht eher so, daß sich die Gesellschaft immer rasanter von der Kirche abwendet?
ad hoc" hat geschrieben:Er hat wohl nicht daran gedacht, dass zum Ende der Zeiten nur noch eine ganz kleine Herde übrig bleiben wird.
Ich sehe es so: Viel vom Feuer ist zur Asche geworden. Aber die glühenden Kohlen warten voll Begierde auf den entfachenden Wind des Heiligen Geistes, um wieder stärker als zuvor zu brennen. Mit anderen Worten: Der Christ wird nicht Teil eines Flächenbrands, aber ein Hochofen des Glaubens sein.
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Clemens hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Auf den großartigen Beitrag von Robert Ketelhohn eine Seite zuvor, weise ich mit besonderem Nachtrag hin.
Ja, ich auch, und was mich besonders berührt: das ist im Wesentlichen auch die apokalyptische Sicht des Evangelikalismus!

Leider scheint mir Robert mit dieser Erkenntnis innerhalb der RKK eher allein zu stehen.
Ich würde mich diesbezüglich aber auch gerne irren!
Ich war ja einige Monate damit beschäftigt, einige Evangelikale in einem sehr evangelikalen Bibelforum davon zu überzeugen, dass es auch Christen außerhalb des Wiedertäuferbewegung gibt. Daher weiß ich auch, dass solche Positionen von einigen Evangelikalen in der Wiedertäuferszene vertreten werden. Jede Papstwahl bereitet ihnen schon Angst, weil der nächste Papst der Antichrist sein könnte. Das war für mich auch lange Zeit ein Grund, mich vom Evangelikalismus in allerlei Form zu distanzieren und jede typische evangelikale Sichtweise zu verwerfen. Nachdem ich mich jetzt aber auch in katholischen Foren umgeschaut und einiges in der letzten Zeit aus dem Welt- und Kirchengeschehen sehr aufmerksam und ungewohnt kritisch mitverfolgt habe, muss ich auch Robert leider recht geben, der einige apokalyptische Anzeichen sieht. Hätte ich so etwas vor einem Jahr von einem Evangelikalen gelesen, so hätte ich darüber nur den Kopf geschüttelt.

Dass Papst Benedikt XVI. im Jahre 2005 zum Papst gewählt worden ist, war, das kann man auch als Lutheraner sagen, ein Geschenk Gottes. Er lässt sein Mäntelchen jedenfalls nicht nach dem Wind hängen und hat durch einige Korrekturen während seines Pontifikates unter Beweis gestellt, dass ihm die Sache ernst ist. Mit seinem Buch „Jesus von Nazareth“ hat er sich auch in konservativen lutherischen Kreisen Anerkennung erworben. Gerade die christuszentrischen Akzente, die er setzt, vermisst man eigentlich bei jedem evangelischen Landeskirchenoberhaupt. Auch bewies er mit diesem Werk, dass ihm viel daran gelegen ist, seine Auffassungen biblisch zu begründen. Selbst der historisch-kritischen Methode, die zum Teil soweit geht, dass die ganze Bibel als inspiriertes Wort Gottes in Frage gestellt wird, weist deutlich in die Schranken. Seine Person lässt deshalb zumindest noch hoffen. Wollen wir also hoffen und für den römischen Bischof und das Haupt der RKK beten, dass er lange körperlich gesund und bei Verstand bleibt.

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cantus planus
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Re: Christentum quo vadis?

Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:Ich sehe es so: Viel vom Feuer ist zur Asche geworden. Aber die glühenden Kohlen warten voll Begierde auf den entfachenden Wind des Heiligen Geistes, um wieder stärker als zuvor zu brennen.
Das hätte ich nicht besser formulieren können!
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Raphaela
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Re: Christentum quo vadis?

Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:Wenn der zwischenzeitlich verstorbene Kardinal Lustiger diese Aussage getroffen haben sollte, dann wird er jetzt vermutlich wissen, dass er sich geirrt hat. Er hat wohl nicht daran gedacht, dass zum Ende der Zeiten nur noch eine ganz kleine Herde übrig bleiben wird.
Gruß, ad_hoc
Ist dir den nicht die Vision von Don Bosco bekannt? Eingentlich vermute ich, dass gerade dir so etwas bekannt sein müsste!
Wenn ich darauf vertraue, dann steckt der Glaube wirklich noch in den Kinderschuhen, dann wird das Christentum - und vor allem die katholische Kirche - weltweit erstarken, aber erst, nachdem eine ganz kleine Herde übriggeblieben ist, die dank Papst und dem Vertrauen auf Maria wieder wächst.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Prophezeihungen dieser Art muß man auch richtig verstehen können. Selbstverständlich habe ich keine Zweifel an den Aussagen Don Boscos. Aber man muß auch eine Übereinstimmung suchen mit den Visionen anderer Heiliger und vor allem muß man diese in Beziehung zur Apokalypse beurteilen.
Wenn die Herde so klein geworden ist, dass die Menschheit aus eigener Kraft nicht mehr imstande ist, den richtigen Weg einzuschlagen, dann hilft nur noch die Einwirkung von Außen, bzw. das ist schließlich die einzige Hoffnung, die der Menschheit verbleibt, dass die Herde wieder größer wird und die Menschheit insgesamt wieder auf den richtigen Weg gebracht wird, den sie aus eigener Kraft, wie erwähnt, nicht mehr erreichen kann.

Gruß, ad_hoc
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sofaklecks
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Zitat

Beitrag von sofaklecks »

Zitat, unkommentiert:

"Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt, hat aufgehört, Katholik zu sein." (Nicolas Gomez Davila)


sofaklecks

Sebastijonas
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Beitrag von Sebastijonas »

Das ist aber ein hübsches Zitat, Sofakleks In welchem seiner Bücher finde ich das denn?
Verða kann at mærin minniz
mín, þá er ligg ek kvaldr í pínu,
berr mik þar til ván, á vǫrrum
víst ef léki á Dóminús técum.

Raimund J.
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Re: Zitat

Beitrag von Raimund J. »

sofaklecks hat geschrieben:Zitat, unkommentiert:

"Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt, hat aufgehört, Katholik zu sein." (Nicolas Gomez Davila)

sofaklecks
Das hört sich zwar schön an, verführt aber doch zur Gleichgültigkeit?
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sofaklecks
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Ewalds Empfehlung

Beitrag von sofaklecks »

Eine Empfehlung Ewalds:

Nicolas Gomez Davila: Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift...." (dort. S. 113)


sofaklecks

Raphael

Re: Zitat

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Zitat, unkommentiert:

"Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt, hat aufgehört, Katholik zu sein." (Nicolas Gomez Davila)


sofaklecks
Man muß ja nicht mit Sorge erfüllt sein, aber brennend sollte die Sorge schon sein!

ad_hoc
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Re: Zitat

Beitrag von ad_hoc »

sofaklecks hat geschrieben:Zitat, unkommentiert:

"Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt, hat aufgehört, Katholik zu sein." (Nicolas Gomez Davila)


sofaklecks
Unkommentiert in der Annahme, ein solcher Satz spricht für sich selbst?

Das liebe ich, solche Sätze als der Erkenntnis und der Weisheit endgültigen Schluss hinstellen zu wollen, obwohl diese in der Regel keiner Nachprüfung standhalten.

Es gibt keine Automatik, die einen drauf vertrauen läßt, wenn man nur positiv denkt, und alles der Vorsehung Gottes überläßt, ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen, ohne zu überlegen, was man denn selbst tun könnte, um Fehlentwicklungen korrigieren zu können, dass trotzdem Gott die Welt schon nicht zugrunde gehen läßt.
Gott läßt die Welt nicht zugrunde gehen, dass tun die Menschen schon selbst, wenn sie sich nicht besinnen und ein Leben führen in der Nachfolge Jesu und dies mit allen Konsequenzen.

Ansonsten denke ich, lieber sofaklecks, dass Du ziemlich protestantisch denkst und ganz im Sinne Martin Luthers ("sündigt viel und glaubt noch tapferer"), der auch keine Verantwortung auf sich nehmen wollte, und lange Zeit gesucht hat, bis ihm die Bibel letzlich so vorkam, als würde Gott schon alles aufs Angenehmste richten, so dass der Mensch gar nichts mehr zu tun braucht. Sorgen um sich und andere Menschen in Bezug auf das Ewige Leben wären demzufolge fehl am Platz.
Das ist eine falsche Auffassung!

Gruß, ad_hoc
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Robert Ketelhohn
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Re: Zitat

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Zitat, unkommentiert:
"Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt,
hat aufgehört, Katholik zu sein." (Nicolas Gomez Davila)
Das hört sich zwar schön an, verführt aber doch zur Gleichgültigkeit?
Wie es oft mit sogenannten Aphorismen ist, geht auch dieser fehl. Wenn
der Mann statt „Besorgnis“ geschrieben hätte: „Verzweiflung“, dann wär’
was dran.
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sofaklecks
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Mit Bedacht

Beitrag von sofaklecks »

Ich schrieb mit Bedacht: "Unkommentiert".

Ich habe alio loco mich bereits darüber ausgelassen, dass ich Davilas Aphorismen als sehr taugliche Anregungen zum Nachdenken ansehe, dass ich aber nicht der Auffassung bin, man dürfe sie einfach übernehmen.

Die Reaktionen geben mir Recht.

Zum Vorwurf, wenn es denn einer wäre, ich würde protestantisch denken, genügt der Hnweis auf meine entschiedene Verteidigung der Heiligen und des Schönen. Wenn man mir den Vorwurf (wäre es denn einer) machen wollte, ich würde anglikanisch denken, dann wäre das wohl präziser formuliert und in weiten Bereichen zutreffend. Aber eben nur in weiten Bereichen. Ein wenig heimatlos bin ich derzeit, das mag richtig sein.

Und trotzdem halte ich den Satz im Kern für richtig. Und er ist eine Übersetzung, ich kenne ihn nicht im Original. Vielleicht geht das spanische Wort eher in Richtung Verzeiflung oder es heisst " mit zu grosser Besorgnis".

Ich halte ihn für richtig, weil ich die Botschaft, die die Kirche verkündet, für richtig und wahr halte. Und weil ich davon überzeugt bin, dass die Wahrheit sich durchsetzt. Weil ich denke, dass die Kirche in ihrer jetzigen Erscheinungsform sehr viel überzeugender ist als in vielen vergangenen Zeiten, die zu Unrecht hochgelobt werden.

Es geht der Kirche, in aller Demut gesagt, ähnlich wie mir so oft: Ich bin viel besser, als ich mich selbst einschätze.

sofaklecks

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Danke für die Erläuterung, sofaklecks, der unkommentierte Aphorismus ohne Kontext reizt zum Widerspruch, aber in der Richtung wie von Dir und von Robert interpretiert kann man dem wohl zustimmen. Sorge darf nicht in Verzweiflung, Angst oder gar Resignation umschlagen. Und nichts, finde ich, ist in schwierigen Situationen beruhigender als Joh 14,1:
Euer Herz sei ohne Angst! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Es geht der Kirche, in aller Demut gesagt, ähnlich wie mir so oft: Ich bin viel besser, als ich mich selbst einschätze.
Da haben andere anscheinend die gleiche Erkenntnis viel früher erlangt und gleich für sich die entsprechende Konsequenz gezogen mit der Folge, dass die Beichtstühle eigentlich nur noch leer sind.
Was ist mit den Heiligen, deren eigenes Sündenbewußtsein sie soweit getrieben hat, noch mehr im Glauben zu wachsen, noch mehr Opfer zu bringen, noch mehr Sühne zu leisten, sowohl für sich als auch für andere?
Sorge darf nicht in Verzweiflung, Angst oder gar Resignation umschlagen. Und nichts, finde ich, ist in schwierigen Situationen beruhigender als Joh 14,1:

Zitat:Euer Herz sei ohne Angst! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Sorge bzw. Besorgnis ist nicht gleich Verzweiflung. Das bitte ich auseinanderhalten zu wollen; es kann nicht sein, dass anstelle von Sorge/Besorgnis, plötzlich die Verzweiflung als Ausgangspunkt und als mögliche Folgeerscheinung angesprochen wird.

"Euer Herz sei ohne Angst! Glaubt an Gott und glaubt an mich"
Wer ist der Adressat dieser Aussage, der Gläubige, der bereits Gott zum Inhalt seines alltäglichen Lebens gemacht hat und noch immer von den kleinen Ängstlichkeiten und Beunruhigungen des Lebens geplagt wird? oder derjenige Gläubige, der dies womöglich nur dem Namen nach ist, aber von Gott entfernt lebt, trotzdem aber noch imstande ist, von Zeit zu Zeit die Schwere seiner Sündhaftigkeit zu erkennen, ohne allerdings die Konsequenzen hieraus zu ziehen: nämlich den falschen Weg zu verlassen und den Weg zu Jesus Christus einzuschlagen? Dieser Weg beginnt mit dem Bewußtwerden und der Erkenntnis seiner Sünden, mit der Reue, der Beichte, der Buße und der Wiedergutmachung.
Wenn er diese Korrektur nicht einschlägt, dann sollte er sich Sorgen machen, dann muß er die Angst empfinden, sich schließlich so weit von Gott zu entfernen oder gar bereits entfernt zu haben, dass er ihn schließlich auf ewig verliert.
Wer den Weg zu Gott bereits gefunden hat und ihm nachfolgt, der darf berechtigterweise ohne Angst leben, sofern er nie außer acht läßt, dass er nur durch die Gnade Gottes gehalten wird und diese Gnade auch wieder verlieren kann, sollte er sich vom rechten Weg wieder abwenden, sollte er also stürzen und hierbei nicht mehr aufstehen wollen.

Der Gläubige, der im Glauben lebt und sich vollkommen dem Willen Gottes überlassen hat, der ist wirklich frei und ohne Angst.
Derjenige Gläubige, der weiß, dass er gefallen ist, der also schnellstmöglichst beichten sollte, um wieder in der Gnade Gottes zu leben, der muß von Sorge und Angst erfüllt sein, aber auch deshalb, weil ein solcher Zustand oft genug der letzte Antrieb ist, so schnell wie möglich mit Gott wieder ins Reine zu kommen.
Eine andere Ansicht ist lutherisch, ist protestantisch.

Gruß, ad_hoc
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sofaklecks
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Wenn

Beitrag von sofaklecks »

Wenn das die katholische Ansicht ist:

"Derjenige Gläubige, der weiß, dass er gefallen ist, der also schnellstmöglichst beichten sollte, um wieder in der Gnade Gottes zu leben, der muß von Sorge und Angst erfüllt sein, aber auch deshalb, weil ein solcher Zustand oft genug der letzte Antrieb ist, so schnell wie möglich mit Gott wieder ins Reine zu kommen,"

wenn also Sorge und Angst und nicht Einsicht und Sehnsucht die Beweggründe sind, mit Gott ins Reine kommen zu wollen, dann bin ich Protestant.

Und in einer solchen Angstmachkirche hab ich nichts zu suchen. Aber um die, um die ist tiefe Besorgnis mehr als berechtigt.

sofaklecks

Stephen Dedalus
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Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Beitrag von Stephen Dedalus »

Nur als Hinweis: Im Aphorismus geht es um die Sorge um das "Los der Kirche". Nicht um die Kirche selbst, auch nicht um das eigene Seelenheil. Derjenige hört also auf, Katholik zu sein, der sich Gedanken darum macht, was sein Glaube für die Stellung der Kirche in der Gesellschaft bedeutet, welche Antwort die Ungläubigen geben werden etc. Er räumt sekundären Dingen eine Priorität ein, und genau damit hat er den echten Glauben verlassen.

So lese ich das...
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sofaklecks
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Klarstellung

Beitrag von sofaklecks »

Abschliessend, was meine Person angeht:

Der Satz "Ich bin viel besser, als ich mich selbst einschätze" bezog sich nur auf meine berufliche Tätigkeit. Keinesfalls auf mein Seelenheil.


sofaklecks

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