Ein paar kurze Gedanken dazu:
1. Das Dogma von der Unfehlbarkeit ist gar nicht so neu. Die Kirche ist schon immer davon ausgegangen, dass die auf den Konzilien verkündeten Dogmen unfehlbar sind. Neu ist nun lediglich, dass man davon ausgeht, dass der Papst allein unfehlbare Dogmen definieren kann - was auch nicht weniger einsichtig ist: Wenn ein Papst sich irren kann, dann kann es auch ein Konzil.
2.
Marcus hat geschrieben:Und woher will man dann wissen, dass dieses Dogma selbst unfehlbar ist?
Unfehlbarkeit hat nur dann einen Sinn, wenn sie auch als solche erkannt werden kann, d.h. wenn alle Gläubigen in gewisser Weise unfehlbar sind.
Hier finde ich einen Gedanken von Peter Knauer SJ sehr interessant:
Eine als Glaubensaussage verstehbare Aussage kann gar nicht falsch sein, sie ist unfehlbar wahr.
Die zentrale Glaubensaussage ist: "Du bist von Gott geliebt mit einer Liebe, die an nichts Geschaffenen ihr Maß hat". Diese Aussage ist notwendig wahr: Eine Aussage kann nur dann falsch sein, wenn ihr Inhalt und die bezeichnete Realität verschieden sind. Hier aber handelt es sich in gewisser Weise um eine performative Aussage, bei der Inhalt und Realität identisch sind: Indem ein Mensch diese Aussage hört und ihr glaubt, wird er hineingenommen in die göttliche Liebe, deswegen von der Angst um sich selbst befreit und fähig zum Leben nach Gottes Geboten.
3. In gewisser Weise handelt es sich bei den Dogmen um Sprachregelungen, welche der Papst bzw. das Konzil natürlich für ihre Gläubigen erlassen dürfen. Beispielsweise wäre es denkbar, den Begriff "Miterlöserin" für Maria vorzuschreiben oder zu verbieten, wodurch der Begriff "Erlöser" aber auch eine jeweils verschiedene Nuancierung erhalten würde.
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)