Edith hat geschrieben:Was habt ihr gegen Applaus?
In meinen Breitengraden ist Applaus zwar vorwiegend nach einer Vorstellung üblich, im Konzert oder Theather... sonst eher nicht so. Sicher nicht im religiösen Bereich.
man kann seinen Respekt und seine Freude eben auf vielerlei Weise ausdrücken.....
Ich habe gegen Applaus überhaupt nichts - an den passenden Stellen und zu passenden Gelegenheiten.
Im normalen Alltag äußern wir unser Lob und unseren Dank durch Applaus. Im "religiösen Bereich" beschränken wir uns , dieses Lob und diesen Dank verbal in Liedern auszudrücken ....... aber bitte ohne sonstige Emotionen!
"Lobet und preiset ihr Völker den Herrn!" ...... "Erschalle laut Triumpfgesang! Triumpf, der Heiland ist erstanden!" "
Jauchzt und singet, dass es klinget!" (alles Lieder aus dem Gotteslob)
Hier wird mit einer geballten verbalen Kraft Lob und Preis ausgedrückt, die Emotionen des Menschen angesprochen und auf Gottes große Taten gelenkt ......... und dann bleibt es bei einem recht emotionslosen Gesang .......
Ich möchte mal eine sehr ketzerische Frage stellen (bzw sie klingt nur in manchen Ohren so): hat Gott unsere Emotionen nicht verdient? Sind sie nur für die Fan-Kurve beim BVB im Westfalenstadion in Dortmund geschaffen worden?
Warum wird denn so oft über die "quasi-religiösen Riten" im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen geklagt? (Beschrieben sind sie richtig ... aber die Klage darüber sollte eigentlich zum Nachdenken bei uns in der Kirche führen.)
So lange wir den Emotionen des Menschen misstrauen, so lange bleibt auch der "religiöse Bereich" "kopflastig römisch" (geschichtlich gesehen) und wir stellen den Glauben und seine Feiern allein in den "Wettbewerb" der rationalen Welt.
Solange wir den Emotionen misstrauen, suchen sie sich in vielen Sonder-Formen ihre Ausdrucksweisen: Wallfahrtsorte mit all ihren "sonder-baren Ausdrucksformen", Marienfrömmigkeit mit all ihren Sonder-Heiten, Abwanderung in diverse obskure Szenen, etc.
Liebe meint auch Ekstase, höchste [Punkt] Gottesliebe darf (oder muss?) also Ekstase beinhalten.
Liebe heißt Ehrfurcht vor dem Geliebten, Liebe heißt Vereinigung mit dem Geliebten, Liebe heißt Einssein mit dem Geliebten, Liebe heißt Jubel, Preis und Dank ....... Liebe ist auch Emotionalität.
Vereinigung ... Einssein und Einswerden = Kommunion
Diesen Höhepunkt des Glaubens begleiten wir (und fordern viele) mit einer nach Außen gerichteten emotionalen Kälte, die wir dann Ehrfurcht nennen.....
Ich behaupte jetzt einfach mal sehr frech: solange wir in unseren "Feiern des Glaubens" (=Liturgie) unsere "Wasser der Emotionen" nicht einbringen, kann Christus sie auch nicht in "seinen Wein" verwandeln ...... und dieses "Zeichen seiner Herrlichkeit" kann unter uns nicht geschehen.