Neue Töne fürs Evangelium?

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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Peregrin
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Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Peregrin »

Hallo und Frohe Weihnachten miteinander. Bei der Mette, die ich umständehalber in einer anderen Pfarre besucht habe, sang ein Diakon das Evangelium in einer seltsamen Weise, die irgendwo zwischen Muezzinruf, DSDS-Debütant und jaulendem Hund angesiedelt war (und damit meine ich nicht, daß er die Töne, die er singen wollten, nicht getroffen hätte - das war Absicht).

Gibt es jetzt neue Evangelientöne oder dürfen die da auch frei improvisieren? Wirft das neue Gesangsbuch schon seinen Schatten voraus (vgl neue Psalmtöne)?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Kantorin
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Kantorin »

Peregrin hat geschrieben:(...) Bei der Mette, die ich umständehalber in einer anderen Pfarre besucht habe, sang ein Diakon das Evangelium in einer seltsamen Weise, die irgendwo zwischen Muezzinruf, DSDS-Debütant und jaulendem Hund angesiedelt war (und damit meine ich nicht, daß er die Töne, die er singen wollten, nicht getroffen hätte - das war Absicht). (...)
Mein Tipp:
Der Diakon ist weder durch "cantus planus" , Chorgesang noch durch irgendwelche Stimmbildung, sondern von der aktuellen Popmusik geprägt. Diese Vorbilder singen heute alle so - hier wird ein Schnörkel und da ein Schleifchen eingefügt, dort wird sich an den Ton von unten angeschlichen und geschmiert, und alles wird hauchig bis gestöhnt gesungen.
Fertich ist der Popsong-Sound!Bild
NGL und neues GGB sind ausnahmsweise [Punkt]

(Aber ich habe schon Sängerinnen & Sänger auf Lobpreis-CDs gehört, die auch so sangen, es wohl von den besser verdiendenden und besser bekannten Idolen abgekupfert haben und nun langsam auch die christliche Musikszene infizieren.) :nein:
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

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Niels
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Niels »

Peregrin hat geschrieben:Hallo und Frohe Weihnachten miteinander. Bei der Mette, die ich umständehalber in einer anderen Pfarre besucht habe, sang ein Diakon das Evangelium in einer seltsamen Weise, die irgendwo zwischen Muezzinruf, DSDS-Debütant und jaulendem Hund angesiedelt war (und damit meine ich nicht, daß er die Töne, die er singen wollten, nicht getroffen hätte - das war Absicht).

Gibt es jetzt neue Evangelientöne oder dürfen die da auch frei improvisieren? Wirft das neue Gesangsbuch schon seinen Schatten voraus (vgl neue Psalmtöne)?
Positiv zu bemerken ist jedenfalls, dass das Evangelium überhaupt gesungen wurde! :ja: (Das war bei uns in der Christmette leider nicht der Fall, selbst die Präfation wurde nicht gesungen... :nein: )
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Kilianus
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Kilianus »

Niels hat geschrieben:Positiv zu bemerken ist jedenfalls, dass das Evangelium überhaupt gesungen wurde! :ja: (Das war bei uns in der Christmette leider nicht der Fall, selbst die Präfation wurde nicht gesungen... :nein: )
Euer Priester würde wahrscheinlich auch einen Jodler sprechen...

Hollerididudldö!
Zuletzt geändert von Kilianus am Samstag 27. Dezember 2008, 00:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Niels
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Niels »

Stimmt ;D
Loriot hat geschrieben:"Da hab' ich was Eigenes - hab' ich mein Jodeldiplom!"
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cantus planus
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von cantus planus »

Ich tippe mal darauf, dass der Diakon schlicht und ergreifend über kein musikalisches Gehör verfügt. Wir haben in meinen Gemeinden einen Pfarrvikar, der nicht einen Ton halten kann. Wenn der sich an Hochfesten durch den Kanon jault, wünscht man sich die Stille Messe zurück...

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Peregrin
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Peregrin »

cantus planus hat geschrieben:Ich tippe mal darauf, dass der Diakon schlicht und ergreifend über kein musikalisches Gehör verfügt. Wir haben in meinen Gemeinden einen Pfarrvikar, der nicht einen Ton halten kann.
Das glaube ich nicht, weil er sein Muster genau und treffsicher durchgehalten hat. Mangels musikalischer Bildung und geschultem Gehör kann ich es nicht besser beschreiben, aber es war jedenfalls so, daß er sich zwischen einem Grundton und einem höheren (ungefähr Quart?) hin und her "geschmiert" (wie Kantorin treffend sagt; das war, was mich an DSDS erinnert hat; war in der Tat ein junger Mann) hat, und am Schluß der Stanzln ohne "Schmieren" über einen Zwischenton wieder auf den Grundton runtergesungen hat, was also einen seltsam dissonanten Dreiklang (Tritonus?) ergeben hat. Dazu kamen dann noch gelegentlich Schnörkeln von dazu passender harmonischer Qualität. Insgesamt hat mir das ganze irgendwie orientalisch geklungen. Ist so ein Schema bekannt?
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Kantorin
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Kantorin »

Es gibt in der Kasseler Synagoge zum Gedenktag der Reichspogromnacht die Veranstaltung "Psalmensingen", in dem die Psalmen auf jüdische (Rabbi singt auf hebräisch vor), römisch-katholische (Kantor/Kantorin singt Psalm mit Psalmton aus der Gregorianik, Gemeinde den Kehrvers) und evangelische (Psalm wird im Wechsel gelesen) Art undWeise gebetet werden.

Dieses Jahr hatte die Kantorin (NEIN, ICH WAR ES [Punkt]) einen "orientalisch" anmutenden Psalmton passend zum "orientalisch" angehauchten Halleluja-Kehrvers vorgetragen - klang von der Tonleiter her wie "Hava nagila".
[Punkt]
Der Unterschied zum Rabbi war eher die Sprache, die Römisch-Katholischen waren verwirrt, und das wurde den Zuhörenden als "typisch katholisch" angepriesen. :doh: Der Psalm 91 ("Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt" aus der Komplet) dauerte mit den ganzen Schnörkeln seeeeeehr lang.

Ich hatte letztes Jahr denselben Psalm mit Kehrvers GL 172,4 ("Herr, du stehst uns bei in aller Not") und im 8. Psalmton gesungen. (ich liiiiebe diesen Psalmton! :freude: ) Ich weiß nicht, wer die diesjährige Kantorin beraten hat bzw. ob und mit wem sie sich abgesprochen hat...

Also scheint es modernere und "orientalische" Psalmtöne zu geben, oder wurden sie extra für diesen Anlass komponiert? :kratz:
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Raimund J.
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von Raimund J. »

Ja, mit den Jahren u. jahrzehnten erlebt man da einiges an Gesängen.

Heuer in der Christmette in der ich orgelte, war ein Franziskanerpater der so hervorragend sang, daß ich schon Bedenken hatte, daß mein Halleluja-Ruf Gesang dagegen unangenehm auffallen würde. Am ersten Feiertag (anderer Priester) wurde auch das Evangelium gesungen. An und für sich singt der gar nicht schlecht, aber er hat es sich anscheinend zu Gewohnheit gemacht, an Stellen an denen er es anscheinend für dramaturgisch passend befindet, den Gesang plötzlich um einen Halbton zu erhöhen. Finde ich irgendwie nicht so gut.
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cantus planus
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Re: Neue Töne fürs Evangelium?

Beitrag von cantus planus »

Aber durch den Halbtontrick lebt der ganze Musikantenstadl. So schlecht kann es nicht sein... :kiss:
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