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Gründonnerstag

Verfasst: Mittwoch 4. April 2007, 09:38
von Raimund J.
Grüß Gott liebe Forumsteilnehmer,

da ich hier durch Mitlesen sehr hohe Kompetenz festgestellt habe, möchte ich einmal eine Frage stellen:

Am Gründonnerstag darf ich an der Orgel den Gottesdienst begleiten, d.h. bis einschließlich Gloria, dann schweigt die Orgel natürlich. Danach stimme ich den Gemeindegesang an. Wenn das Allerheiligste zum Nebenaltar überführt wird, habe ich mir vorgestellt, soll die Gemeinde die zwei lateinischen Strophen des Tantum Ergo singen (das kennen sie von Fronleichnam und steht auch im Gotteslob). Nachdem ich mich jetzt noch etwas mit der Gründonnerstagsliturgie beschäftigt habe, stellen sich mir zwei Fragen.

1.) In http://de.wikipedia.org/wiki/Tantum_ergo steht folgendes:
Zitat: "Des Weiteren ist es einem Katholiken möglich, durch Beten dieser Strophen während der Überführung des Allerheiligsten am Gründonnerstag zum provisorischen Aufbewahrungsort, einen vollkommenen Ablass zu erhalten sofern er die Voraussetzungen erfüllt."

Stimmt das? Könnte sich jemand der beten möchte, dann am Gesang stören, oder gilt hier der Spruch "wer singt betet doppelt"?

2.) Im "Schott" http://www.erzabtei-beuron.de/schott/fa ... ndmahl.htm
steht wiederum:

"Während das heilige Sakrament an den dafür bestimmten Ort übertragen wird, singt man den Hymnus Pange lingua oder ein entspre­chendes Lied. Die Strophe Gott ist nah in diesem Zeichen - Tantum ergo wird erst am Aufbewahrungsort gesungen."

Wenn man sich strikt daran hält, wäre es ja auch nicht richtig, das Tantum ergo bereits für den Weg der Überführung anzustimmen?

Was meint Ihr?

Re: Gründonnerstag

Verfasst: Mittwoch 4. April 2007, 12:02
von cantus planus
Raimund Josef H. hat geschrieben:Grüß Gott liebe Forumsteilnehmer,
Herzlich willkommen im Forum!
Raimund Josef H. hat geschrieben:1.) In http://de.wikipedia.org/wiki/Tantum_ergo steht folgendes:
Zitat: "Des Weiteren ist es einem Katholiken möglich, durch Beten dieser Strophen während der Überführung des Allerheiligsten am Gründonnerstag zum provisorischen Aufbewahrungsort, einen vollkommenen Ablass zu erhalten sofern er die Voraussetzungen erfüllt."

Stimmt das? Könnte sich jemand der beten möchte, dann am Gesang stören, oder gilt hier der Spruch "wer singt betet doppelt"?
Ja, diesen Ablass (unter den üblichen Bedingungen) gibt es noch - aber Wenige kennen ihn. Beim Tantum Ergo ist es grundsätzlich egal, ob jemand singt oder spricht. Ich denke, ein Hymnus sollte gesungen werden. Wo dieses aber nicht möglich ist, sollte er eben rezitiert oder innerlich gläubig mitgebetet werden. Darauf soll mit dieser Formulierung wohl hingewiesen werden. (Vorsicht übrigens mit wikipedia bei theologischen Fragen. Manches ist nicht ganz korrekt.)
Raimund Josef H. hat geschrieben:2.) Im "Schott" http://www.erzabtei-beuron.de/schott/fa ... ndmahl.htm
steht wiederum:

"Während das heilige Sakrament an den dafür bestimmten Ort übertragen wird, singt man den Hymnus Pange lingua oder ein entspre­chendes Lied. Die Strophe Gott ist nah in diesem Zeichen - Tantum ergo wird erst am Aufbewahrungsort gesungen."

Wenn man sich strikt daran hält, wäre es ja auch nicht richtig, das Tantum ergo bereits für den Weg der Überführung anzustimmen?
Unter "Übertragung" würde ich den ganzen Akt der Übertragung verstehen, und nicht nur den Weg. Von daher kann man den Ablass natürlich auch gewinnen, wenn nach (dem Weg) der Übertragung die "Übertragung" (als ritueller Akt) mit diesem Hymnus abschließt. Das ist jetzt chaotisch formuliert, aber ich hoffe, du verstehst mich. :mrgreen:

Außerdem kommt es m.E. dabei auf die rechte Intention an. Der liebe Gott wird nicht kleinlich sein, wenn die Strophe ein bisschen zu früh oder zu spät gesungen wurde.

Verfasst: Mittwoch 4. April 2007, 12:36
von Linus

Verfasst: Mittwoch 4. April 2007, 12:38
von Linus
Linus hat geschrieben:Ablaßregeln: wann und wo und wie
zeitlich auch interessant punkt 13. 1.

Verfasst: Mittwoch 4. April 2007, 16:07
von Raimund J.
Vielen Dank für die Hinweise und Erläuterungen. Dann steht einem kräftigen Gesang (hoffentlich singen auch alle kräftig mit) des Tantum ergo nichts im Wege.

Gruss
Raimund

Verfasst: Donnerstag 5. April 2007, 07:29
von Ecce Homo
Herzlich willkommen hier im Kreuzgang, Raimund! ;)
Dann berichte doch mal heute Abend, wie ihr es definitiv gemacht habt mit der Gestaltung... :ja:

Verfasst: Donnerstag 5. April 2007, 16:53
von Stephen Dedalus
Unsere Gründonnerstagsmesse heute mittag endete mit den Worten des Priesters: "The disciples scattered." Das Gottesdienstprogramm vermerkte dann: The people depart in confusion.

Das war stark.

(Vorher gab es natürlich auch Fußwaschung, Prozession zum Altar of Repose, Pange Lingua und Tantum Ergo und the Stripping of the Altar.)

Verfasst: Donnerstag 5. April 2007, 21:18
von Raimund J.
Ecce Homo hat geschrieben: Dann berichte doch mal heute Abend, wie ihr es definitiv gemacht habt mit der Gestaltung... :ja:
So, jetzt bin ich wieder daheim.

Es war eine sehr schöne Messe vom letzten Abendmahl. Im Vergleich zur Karfreitagsliturgie, lässt zwar der Besuch am Gründonnerstag immer etwas zu wünschen übrig, aber es sind dann doch einige zusammen gekommen (an der Länge der Kommunion merkt man es) und es waren wohl wenigstens diejenigen da, die wissen worauf es ankommt. Eine richtig schöne Abendmahlsgemeinschaft bzw. "Jüngerschar". Wir haben vor allem traditionelle, althergebrachte Lieder gesungen. Zum Einzug "Deinem Heiland, Deinem Lehrer (1., 2., und 5. Strophe)

5. Was von Jesus dort geschehen,
sollen wir wie er begehen,
um zu feiern seinen Tod;
uns zum Heile, ihm zur Ehre
weihen wir nach seiner Lehre
nun zum Opfer Wein und Brot.

Dann zum Gloria hat noch mal die Orgel ihren großen Einsatz, bevor sie schweigen muss. Vorspiel (Improvisation) und Gloria GL 457: Allein Gott in der Höh sei Ehr.

Danach a capella Gemeindegesang (Opferung, Sanctus, Agnus Dei). Bin erstaunt und sehr zufrieden wie da alle kräftig mitgesungen haben. Zur bzw. nach der Kommunion GL 828: Seht uns führt zusammen Christi Liebe.

Anschliessend Überbringung des Allerheiligsten zum Aufbewahrungsort mit vorheriger Prozession (Priester, Akolythen, Ministranten) durch den Mittelgang. Gesang: "Wahrer Leib sei uns gegrüßet", beim Rückweg der Prozession kurz vor der Aufbewahrung des Allerheiligsten:

Tantum ergo sacramentum
Veneremur cernui,
Et antiquum documentum
Novo cedat ritui.
Praestet fides supplementum
Sensuum defectui.

Genitori genitoque
Laus et jubilatio
Salus, honor, virtus quoque
Sit et benedictio!
Procedenti ab utroque
Compar sit laudatio. Amen

Gesungen nach alter Melodie, wie sie bei uns seit eh und jeh auch zu Fronleichnam üblich ist (die Melodie findet sich noch im alten Gebet- und Gesangbuch).

Ganz zuletzt haben wir noch gesungen "Nun segne Herr uns allzumal" mit der schönen 2. Strophe:

2. Wir schreiten in die Welt hinein
als deine Jüngerschar,
gestärkt mit deinem Brot und Wein,
gesegnet vom Altar.
Dein sind wir, Herr, zu aller Zeit,
erkauft mit deinem Blut,
zu deinem Dienste froh bereit.
Verleih uns Kraft und Mut!


Viel Kraft und Mut wünscht
Raimund

Verfasst: Donnerstag 5. April 2007, 23:17
von monsieur moi
Ich komm aus einem Ort, in dem Katholiken in der Diaspora sind. Bei uns gibt es zur Aufbewahrung des Allerheiligsten nach der Messe am Gründonnerstag keine Seitenkapelle, wie man das häufiger in Internet liest. Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo ich morgen, vor der Karfreitagsliturgie das Allerheiligste zur Anbetung finden kann?

Verfasst: Freitag 6. April 2007, 09:03
von Ecce Homo
monsieur moi hat geschrieben:Ich komm aus einem Ort, in dem Katholiken in der Diaspora sind. Bei uns gibt es zur Aufbewahrung des Allerheiligsten nach der Messe am Gründonnerstag keine Seitenkapelle, wie man das häufiger in Internet liest. Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo ich morgen, vor der Karfreitagsliturgie das Allerheiligste zur Anbetung finden kann?
Ich habe - ebenfalls in der Diaspora - schon mal erlebt, dass, aus Mangel einer Seitenkapelle, das Allerheiligste in der Sakristei war. IM Zweifelsfall würde ich den Pfarrer einfach vorher fragen...