Aussuchen der Lieder

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
sofaklecks
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Aussuchen der Lieder

Beitrag von sofaklecks »

Mein alter Pfarrer (sein Andenken sei gesegnet) erwartete mich immer am Donnerstagmittag, um die Lieder für den Sonntag zu besprechen. Klar, dass er die Entscheidungen traf, aber er liess sich beraten und nahm Ratschläge auch an. Wir haben uns die Texte des Sonntags angesehen, sein Predigtthema und dann das passende herausgesucht. Ich hab dann passende Zwichen- und Nachspiele geübt.

Meinen jetzigen Pfarrer hab ich damit genervt, dass ich die Lieder am Samstagmittag gerne hätte. Nicht, weil ich sie nicht von Blatt spielen könnte, sondern weil ich passende Vorspiele etc. dazu suche. Er sucht die Lieder aber alleine aus, offenbar nach einer Vorlage.

Wie ist es bei Euch?

Werdet ihr beteiligt?

Oder werden die Lieder husch, husch in der Sakristei schnell auf einen Fresszettel notiert.

Weitere Frage:

Ich ärgere mich immer wieder, wenn ich eine schöne Filmmusik höre, die im Abspann nicht genannt wird. Manchmal werden auch Dokumentarfilmen schöne Melodien unterlegt, ohne dass man sie identifizieren kann. Als ich mich darüber geärgert hab, muste ich mir sagen, dass ich das je genauso mache. Ich such ein schönes Stück aus, aber wenn es einem Besucher gefällt, muss er mich ansprechen. In der Kapelle unschwer möglich, aber in grossen Kirchen nicht. Bei unseren protestantischen Brüdern findet sich oft ein kleines Zettelchen am Ausgang, was gespielt wird. Das setzt natürlich die Vorbereitung voraus, die Ecce referiert. Das geht nicht, wenn man zwischen Wandlung und Agnus Dei hurtig ein Stück sucht, das man vom Blatt spielen kann.

Sollte man einen solchen Zettel mit den Stücken anbringen?

sofaklecks

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cantus planus
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von cantus planus »

Hallo sofaklecks!

In meiner jetzigen Dienstpfarrei suche im Normalfall ich die Lieder aus, und teile sie dann dem Zelebranten mit.

Vor wichtigen Festtagen, zum Beispiel der kommenden Karwoche, gibt es eine Liturgiebesprechung mit den Priestern, der Pastoralassistentin, dem Kirchenmusiker und dem Küster.

Bei besonderen Kinderwortgottesdiensten o.ä. sucht die Pastoralassistentin in Absprache mit mir die Lieder aus.

Bisher hat es da kein Problem gegeben.


Die Sache mit dem "Fresszettel", den man drei Minuten vor der Messe noch schnell in die Hand gedrückt bekommt, habe ich auch schon erlebt. Unter anderem in meiner Heimatpfarrei.

Ich bin nie bereit gewesen, mich darauf einzulassen. Aber als blutiger Anfänger habe ich dann häufig spielen müssen, auch, weil mir noch die Argumente fehlten und ich auf die Übungsorgel angewiesen war. Heute würde mir das nicht mehr passieren! Wenn ein Priester meint, dass eine sinnvolle Vorbereitung auf die Messe so aussieht, dann soll er es eben alleine machen.

Dieses Verhalten ist schlicht und ergreifend vollkommen daneben.


Was den Aushang der gespielten Orgelwerke angeht: ich bin sehr dafür. Ich mache das wenigstens an den Hochfesten.
Ich muss zugeben, dass mir an "normalen" Sonntagen oft einfach die Zeit zur Vorbereitung fehlt. Da fliegt dann ein halbfertiges Stück aus dem Programm, und wird noch schnell durch etwas anderes ersetzt. Außerdem erspüre ich gerne die Atmosphäre in der Messe. Manchmal wäre das geplante Postludium irgendwie unpassend - und dann hänge ich lieber eine Improvisation dran. Da schränkt einen der Aushang eben sehr ein.

Und es ist es doch gut, wenn man hinterher von Gemeindemitgliedern angesprochen wird. Gerade vor einigen Wochen kam eine hochbetagte Dame auf mich zu, und meinte mit Tränen in den Augen: "Bei dem, was Sie heute zur Kommunion gespielt haben, da habe ich wirklich unseren Herrgott singen hören. Vielen, vielen Dank." (Es war etwas aus den "Esquisses Byzantines" von Henri Mulet)

Solche Erlebnisse braucht man manchmal auch. Wenn ich nämlich zusammenzähle, wie oft sich jemand bei mir nach der Messe bedankt hat im letzten Jahrzehnt... ich lasse es lieber.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

sofaklecks
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Hoffentlich

Beitrag von sofaklecks »

@cantus

Es war hoffentlich nicht die Chapelle des Morts, was du gespielt hast.

Da kriegt nämlich jeder Gänsehaut.

Obwohl, bei manchen Frauen ist Gänsehaut die natürlichste Sache der Welt.

sofaklecks

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cantus planus
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Re: Hoffentlich

Beitrag von cantus planus »

sofaklecks hat geschrieben:Es war hoffentlich nicht die Chapelle des Morts, was du gespielt hast.
;D Nein, es war "Rosace". Eines meiner persönlichen Lieblingsstücke.
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Michael84
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von Michael84 »

Es kommt immer drauf an, wo ich spiele.
An meinem Heimatort ist es üblich, dass ich ein gewichtiges Wort mitreden kann, was aber nicht so aussieht, dass ich Dinge zurückweise, die der Priester will, sondern dass meine Vorschläge fast immer angenommen werden.

Ich schaue, meist am Abend davor, als erstes in den Liedplan des Bistums: Wenn mir die Lieder dort nicht gefallen, was oft vorkommt, der Gemeinde nicht bekannt sind oder ich sie erst vor kurzem gespielt habe, denke ich mir was anderes aus, was meiner Meinung nach zum Evangelium oder sonstwie zum Tag passt oder worauf ich einfach Lust habe.
Von den Ordinariumsgesänge versuche ich immer die zu nehmen, die ich am längsten nicht gespielt habe.

Ich versuche bei den Liedern auch immer ein bisschen zwischen "alt" und "neu" auszugleichen, wobei wegen der besseren Texte die alten Lieder meist meinen Vorzug haben. Heute hatte ich zur Gabenbereitung ein "ganz modernes" Nimm o Herr die Gaben die wir bringen und da mussten als Ausgleich zwei alte her: nach der Kommunion O höchstes Gut, o Heil der Welt und als Marienlied Milde Königin gedenke.

Wenn der Zelebrant aber ein Lied will, dass er sich herausgesucht hat, weil es zu seiner Predigt oder sonstwas passt, nehme ich das auch widerspruchslos an. Das sagt er mir dann, wenn ich vor der Messe die Lieder mit ihm in der Sakristei durchgehe.

Wenn ich anderswo spiele, gibt es den Zettel mit den Liedern, die sich der Priester alleine rausgesucht hat, erst vor dem Gottesdienst. Ich vermute, dass es den anderen Organisten an diesen Orten genauso geht.

Gedackt
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von Gedackt »

Ich kenne nur die beiden Extreme
a) Ich suche alles selbst aus
b) Liedzettel fünf Minuten vorher entgegennehmen

An sich bevorzuge ich ganz klar Variante a, kenne aber auch Organisten, die ganz froh sind, wenn sie sich nicht ständig mit der Liedauswahl herumschlagen müssen.

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lifestylekatholik
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von lifestylekatholik »

Gedackt hat geschrieben:Ich kenne nur die beiden Extreme
a) Ich suche alles selbst aus
b) Liedzettel fünf Minuten vorher entgegennehmen

An sich bevorzuge ich ganz klar Variante a, kenne aber auch Organisten, die ganz froh sind, wenn sie sich nicht ständig mit der Liedauswahl herumschlagen müssen.
Ich bevorzuge Variante c) Die Orgel bleibt stumm, dafür singt die Schola.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von taddeo »

Gedackt hat geschrieben:Ich kenne nur die beiden Extreme
a) Ich suche alles selbst aus
b) Liedzettel fünf Minuten vorher entgegennehmen

An sich bevorzuge ich ganz klar Variante a, kenne aber auch Organisten, die ganz froh sind, wenn sie sich nicht ständig mit der Liedauswahl herumschlagen müssen.
Herzlich willkommen, Gedackt! :huhu:

Welches Register bist Du denn? Eher Lieblich Gedackt 4' oder mehr Gedacktbaß 16'? :hmm: ;D

(Zur Sache: Alles selber aussuchen, das Eingangslied fünf Minuten vor der Messe, den Rest während ... das ist auch ganz praktisch. :pfeif: )

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Michael84
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von Michael84 »

taddeo hat geschrieben:(Zur Sache: Alles selber aussuchen, das Eingangslied fünf Minuten vor der Messe, den Rest während ... das ist auch ganz praktisch. :pfeif: )
Und dann nach welchen Kriterien ausgesucht?
Also ich will und brauch das nicht. Gut Ding will Weile haben, nicht Eile.
Ich war schon oft in Gottesdiensten, wo sich scheinbar keiner Gedanken gemacht, welche Lieder eigentlich zum Tag passen. Da hab ich höhere Ansprüche an mich. Und eben auch Abwechslung ist mir wichtig. Das braucht meiner Meinung nach Planung.

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lifestylekatholik
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:(Zur Sache: Alles selber aussuchen, das Eingangslied fünf Minuten vor der Messe, den Rest während ... das ist auch ganz praktisch. :pfeif: )
Ja, so ginge es ja. Doof is aber, wenn dir mit dem Leuten der Sakristeiglocke gesagt wird: Ach übrigens, unsere Organistin ist heute nicht da, machense mal. Und wenn dann die engagierte Laiin, die die Liedekens augesucht hat, welche ausm Anhang ohne Noten ausgesucht hat. -- So geschehen vergangenen Sonntag. :vogel:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von taddeo »

Michael84 hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:(Zur Sache: Alles selber aussuchen, das Eingangslied fünf Minuten vor der Messe, den Rest während ... das ist auch ganz praktisch. :pfeif: )
Und dann nach welchen Kriterien ausgesucht?
Also ich will und brauch das nicht. Gut Ding will Weile haben, nicht Eile.
Ich war schon oft in Gottesdiensten, wo sich scheinbar keiner Gedanken gemacht, welche Lieder eigentlich zum Tag passen. Da hab ich höhere Ansprüche an mich. Und eben auch Abwechslung ist mir wichtig. Das braucht meiner Meinung nach Planung.
Nun, das kommt auf die örtlichen Verhältnisse an.

Unsere Pfarrei kenn ich mittlerweile einigermaßen, ich weiß, welche insgesamt etwa 30-50 Lieder die überhaupt können, und was die letzten Sonntage schon gespielt wurde. Da bleibt die Auswahl recht ... sagen wir mal "übersichtlich". Das läßt sich locker ad hoc bewältigen, wenn man als Organist keine Noten braucht (zumindest keinen fertigen Satz, ich harmonisiere immer frei).

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lifestylekatholik
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Das läßt sich locker ad hoc bewältigen, wenn man als Organist keine Noten braucht (zumindest keinen fertigen Satz, ich harmonisiere immer frei).
Aber zumindest ne notierte Melodie wäre manchmal nett ...
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das läßt sich locker ad hoc bewältigen, wenn man als Organist keine Noten braucht (zumindest keinen fertigen Satz, ich harmonisiere immer frei).
Aber zumindest ne notierte Melodie wäre manchmal nett ...
Wenn man das Repertoire nicht auswendig kennt, auf jeden Fall.
Damit hatte ich beim Wechsel vom Regensburger zum Passauer Diözesanteil auch zu kämpfen. Da standen nämlich auch nicht alle Melodien drin, und selbst bei an sich gleichen Liedern gab es Varianten, von denen ich keine Ahnung hatte. :auweia:

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Michael84
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von Michael84 »

taddeo hat geschrieben:Das läßt sich locker ad hoc bewältigen, wenn man als Organist keine Noten braucht (zumindest keinen fertigen Satz, ich harmonisiere immer frei).
Ob man Noten braucht oder nicht, hat da wohl keinen Einfluss drauf. So oder so muss man es spielen können und wird kein Lied aussuchen, das man selbst nicht kann - warum auch immer. Und das Noten da sind ist wohl der Normalzustand, fällt ja nicht immer was ins Wasser.
lifestylekatholik hat geschrieben:Und wenn dann die engagierte Laiin, die die Liedekens augesucht hat, welche ausm Anhang ohne Noten ausgesucht hat. -- So geschehen vergangenen Sonntag. :vogel:
Was sind denn das für Zustände? Eine engagierte Laiin sucht die Lieder aus?
Das wäre dann deren Problem. Mein Vorgänger hat mehr als einmal gesagt: "Das spiele ich nicht." Dann musste der Priester anstimmen.

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lifestylekatholik
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Re: Aussuchen der Lieder

Beitrag von lifestylekatholik »

Michael84 hat geschrieben:Was sind denn das für Zustände?
Die realen. Aber immerhin habe ich es geschafft, dass derzeit an zwei bis drei Sonntagen im Monat im Wesentlichen keine Liedekens mehr gesungen werden und damit die Orgel dann auch stumm bleibt. Ich gehe davon aus, dass das mittel- und langfristig noch ausgebaut werden kann. *froi*
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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