Schweigen der Orgel?

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
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Juergen
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Schweigen der Orgel?

Beitrag von Juergen »

Ich war es immer so gewohnt, daß die Orgel von Gründonnerstag nach dem Gloria bis zum Gloria der Osternacht schweigt.

Nun lese ich im Direktorium des Bisums Aachen
MESSE VOM LETZTEN ABENDMAHL
...
Gloria und Sanctus können heute besonders feierlich gestaltet werden; die Orgel kann während der ganzen Feier eingesetzt werden, nach dem Gloria jedoch nur zur Begleitung der Gesänge
...

Feier der Osternacht
...
Die Orgel kann während der ganzen Feier eingesetzt werden, vor dem Gloria jedoch nur zur Begleitung der Gesänge.
...
Quelle
Was haltet ihr davon?
Gruß Jürgen

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lancelot
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Re: Kein Schweigen der Orgel?

Beitrag von lancelot »

Juergen hat geschrieben:Ich war es immer so gewohnt, daß die Orgel von Gründonnerstag nach dem Gloria bis zum Gloria der Osternacht schweigt.

Nun lese ich im Direktorium des Bisums Aachen
MESSE VOM LETZTEN ABENDMAHL
...
Gloria und Sanctus können heute besonders feierlich gestaltet werden; die Orgel kann während der ganzen Feier eingesetzt werden, nach dem Gloria jedoch nur zur Begleitung der Gesänge
...

Feier der Osternacht
...
Die Orgel kann während der ganzen Feier eingesetzt werden, vor dem Gloria jedoch nur zur Begleitung der Gesänge.
...
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Was haltet ihr davon?
Gar nichts.

1. weil ich es aus meiner Heimatpfarrei gewohnt bin, daß die Orgel schweigt;
2. weil das Aachener Direktorium ja eigentlich nur Instrumentalstücke verbietet und sich damit ja fast nichts ändert;
3. weil ein orgelloses Singen ungeschönt, ehrlicher klingt und damit der Atmosphäre der Tage angemessen ist.

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Linus
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Beitrag von Linus »

O tempora o mores!
Unterm Kaiser* hätts des net geb'n....


(gemeint ist FJ I)
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ich bin mir noch am Überlegen, ob ich heute abend nach dem Gloria die Orgel ausschalte oder die restlichen Gesänge (allerdings ohne grossartige Vorspiele) auch begleiten soll. Die liturgischen Bestimmungen gehen in der Tat überall dahingehend, dass die Orgel durchaus die ganze Feier eingesetzt werden soll, jedoch ab nach del Gloria in dezenter Weise. Die Franzosen kennen, glaube ich, die Tradition des Orgelschweigens überhaupt nicht - dort spielt sie auch an Karfreitag.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Ich hab's nun so gemacht:

In der Pfarrei, wo ich um 18h spielte, machten wir's ab nach dem Gloria a capella.

In der Messe um 20h allerdings habe ich bis zum Schluss gespielt (allerdings kein Stück zum Auszug), da die Erstkommunionkinder da waren und teilweise kindgerechte Lieder gesungen wurden, und ausserdem: Ein RTL-Fernseh-Team war da und hat die Messdiener gefilmt. Die machen eine 15-minütige Reportage über das Engagement der MessdienerInnen dieser Tage (Eier färben und zugunsten eines guten Werkes verkaufen, Besuch im Altersheim, "Klapper"-Dienst, Dienst am Altar, usw.). Das Fernsehteam hat die nun schon zwei Tage mit Mikrophon und Kamera begleitet. Ich bin mal gespannt.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Da freut es mich doch immer wieder umso mehr, daß im Dom eine Liturgie gefeiert wird, in der (meist) alles streng nach Vorschrift abläuft und man solche "kann" Vorschriften als "kann"-Vorschrifen interpretiert und es dann eben nicht tut :D :D
Gruß Jürgen

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Linus hat geschrieben:O tempora o mores!
Unterm Kaiser* hätts des net geb'n....


(gemeint ist FJ I)
da muß ich dich enttäuschen mein lieber es war immer üblich das der volksgesang begleitet werden durfte bei der priesterbruderschaft st. piusX. ist das auch immer so anders würde das gute volk die gregorianik nicht schaffen :freude:

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Linus
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Beitrag von Linus »

Waaas du gehst in Messen, die mit volkssprachlichem Gesang versetzt sind. ;) ;) ;)

solln die plebs doch lernen, wie man gregorianisch singt :mrgreen:
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

a eben drum das volk soll ja gregorianisch singen und dazu brauchts eben die orgel

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gregorianisch mit Orgel??? Hmm …
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Gregorianisch mit Orgel??? Hmm …
Gregorianisch? Hm...
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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

So, ich gehe jetzt noch in die Kirche, für heute abend die Karfreitagsmesse alles vorbereiten (Orgel üben und Blumen aufstellen - unsere Blumenfrau ist krank)...
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

klar das klappt gut natürlich nur das ordinarium

sofaklecks
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Kartage und Orgel

Beitrag von sofaklecks »

Ich freu mich, dass die Kirche des Kreuzgangs eine Orgelempore bekommen hat.

Gleich am Anfang und aktuell:

Nach dem Gloria am Gründonnerstag schweigt die Orgel. So war es, als ich klein war. Die Orgel und die Glocken würden nach Rom fliegen, hat man uns Kindern erzählt, obwohl wir sie doch genau sehen konnten.

Als ich selbst Organist wurde, hat mich mein alter Pfarrer (sein Andenken sei gesegnet) gebeten, auch nach dem Gloria die Lieder zu begleiten. Leise natürlich, ohne grosses Vorspiel. "Ein wenig gepfuscht" hat er es genannt.

Mittlerweile werd ich sogar gebeten, auch während der Kommunion am Gründonnerstag leise und meditativ zu spielen. Ich tu das, aber nicht gerne, offen gesagt. Ich hab mein Osterpensum immer erst ab Karsamstag nachmittag geübt.

Wie haltet ihr das. Gefragt sind die Kollegen, die nicht über eine Schola, einen guten Kantor oder einen Chor verfügen, der "tragen kann". Sondern die, bei denen der Gesang erfahrungsgemäss ohne Orgel bang und bänger wird, um Wilhelm Busch zu zitieren. Begleitet ihr? Leise? Einstimmig? Weicht ihr auf andere Instrumente aus, etwa Gitarre?

sofaklecks

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Meine Orgeln (ich habe deren zwei in der Kirche) fliegen zwar nicht nach Rom, aber sie schweigen auch. Für die römische Kirchenmusik sind gute Instrumente einfach zu schade. :roll: Ich denke immer noch mit Grausen an den päpstlichen Segen im letzten Jahr, wo eine Meute deutscher Seminaristen "Erstanden ist der heilge Christ" kläffte. Uta Ranke-Heinemann möge sich merken: Priester sind keine Eunuchen. Die könnten wenigstens singen...

Ab Gründonnerstag (Gloria) haben meine Kantoren Dienst. Das klappt seit Jahren sehr gut. Am Karfreitag singen wir die Passion (mit Kaplan, zwei Kantoren und meiner Wenigkeit - natürlich in Talar und Chorrock), die Lieder und das "Ecce lignum" stimme ich an. Dann kommt die Osternacht, wo die Schola die Psalmen singt, und ab dem Gloria spielt dann wieder die Orgel.

Bisher habe ich es in jeder Pfarrei so gehalten, und dabei nie Probleme gehabt. In meiner ersten Pfarrei hat der Pfarrer angestimmt (war sehr guter Sänger - sowas gibt es!).

Ich glaube, dass man die Gemeinden viel mehr zu eigenständigem Gesang anleiten sollte. Das täte den Gemeinden gut, und den Orgeln auch.

Merke: Man muss nicht immer Orgel spielen, wo man es könnte.

Die Orgelbegleitung am Karfreitag sollte die absolute Ausnahme bleiben. Man wird ja im Normalfall irgendeinen passablen Sänger auftreiben können.

Bevor mir großstädtische Verblendung unterstellt wird: meine erste Pfarrei war in einem 500-Seelen-Kaff, in der Nähe meiner Heimatstadt.

Gruß,
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

cantus planus hat geschrieben:
Ab Gründonnerstag (Gloria) haben meine Kantoren Dienst. Das klappt seit Jahren sehr gut. Am Karfreitag singen wir die Passion (mit Kaplan, zwei Kantoren und meiner Wenigkeit - natürlich in Talar und Chorrock), die Lieder und das "Ecce lignum" stimme ich an. Dann kommt die Osternacht, wo die Schola die Psalmen singt, und ab dem Gloria spielt dann wieder die Orgel.
Genauso lief es in den meisten Pfarreien, in denen ich tätig war - und auch dieses Jahr wird es in der Pfarrei, in der ich aushelfe (Gott sei Dank bin ich nicht mehr fest angestellt -> Pfarrei war echt zu "schrecklich!") auch sein...
cantus planus hat geschrieben: Bisher habe ich es in jeder Pfarrei so gehalten, und dabei nie Probleme gehabt. In meiner ersten Pfarrei hat der Pfarrer angestimmt (war sehr guter Sänger - sowas gibt es!).
War in meiner ersten Pfarrei auch so - seitdemhabe ich es immer anstimmen müssen...
cantus planus hat geschrieben:Ich glaube, dass man die Gemeinden viel mehr zu eigenständigem Gesang anleiten sollte. Das täte den Gemeinden gut, und den Orgeln auch.

Merke: Man muss nicht immer Orgel spielen, wo man es könnte.
Stimme zu! :freude: :ja:
cantus planus hat geschrieben:Die Orgelbegleitung am Karfreitag sollte die absolute Ausnahme bleiben. Man wird ja im Normalfall irgendeinen passablen Sänger auftreiben können.
Eben! Die Symbolkraft, dass dann nach dem Gloria an Gründonnerstag wirklich der Deckel zugeknallt wird ( :mrgreen: ) und die Orgel schweigt, würde ichkeiner Gemeinde nehmen wollen...
Wenn man die Orgel nicht schweigen lassen würde, dann könnte man eigentlich auch gleich durchgehend schellen. Das wäre dann wenigstens konsequent...
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Linus
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Beitrag von Linus »

cantus planus hat geschrieben: Ich glaube, dass man die Gemeinden viel mehr zu eigenständigem Gesang anleiten sollte. Das täte den Gemeinden gut, und den Orgeln auch.

Merke: Man muss nicht immer Orgel spielen, wo man es könnte.
Nichts gegen dich mein Lieber, aber ich denke daß die Instrumente des lateinischen Ritus im Allgemeinen dem liturgischen arg abträglich sind. So wird das Kirchenvolk nicht gefordert, weil man eh jederzeit von der Orgel/dem Orchester überdröhnt werden kann.

Die Ukrainer in Sv. Barbara haben eine immer besser werdende Schola, und der Kantor erst *wow* (mir hats dort letztens die Nackenhaare aufgestellt, so Erfüllt war der Raum von der Stimme des Kantors. Weil die keine Mikros haben, muß es der heilige Geist gewesen sein.
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:Nichts gegen dich mein Lieber, aber ich denke daß die Instrumente des lateinischen Ritus im Allgemeinen dem liturgischen arg abträglich sind. So wird das Kirchenvolk nicht gefordert, weil man eh jederzeit von der Orgel/dem Orchester überdröhnt werden kann.
Ja. Das ist richtig. Allerdings sind an zu lautem, zu unrhythmischen, zu langsamen (schnellen) etc. Orgelspiel im Normalfall nicht die Instrumente schuld.

Gute Kirchenmusik zeichnet sich immer dadurch aus, dass sie die Liturgie erfüllt, d.h. "ausfüllt" und bereichert. Wenn die Musik - wie auch immer - aus dem liturgischen Rahmen fällt, ist sie unangemessen. Das gilt für Orgelspiel ebenso wie für Gesang. Ich habe schon Chöre gehört und mir gewünscht (gewunschen, wie der Österreicher sagt...), die Orgel möge dröhnen...

Ich predige seit Jahren in allen Pfarreien, in denen ich Dienst getan habe: es kommt weniger auf Alter, Stilistik oder Besetzung der Musik an, denn auf Qualität, Qualität, Qualität. Leider predige ich in der Wüste.

Wenn man gute Kantoren und eine "emanzipiert" singende Gemeinde haben will, braucht es natürlich viel Arbeit und viiiiiiiiiiel Geduld. Aber das ist mir eine gute Liturgie allemal wert.

Ich habe drei Jahre gekämpft, um meiner jetzigen Gemeinde das völlig unrhythmische Durchlatschen der Choräle abzugewöhnen. Jetzt zeigen sich die Früchte.

Auch ist es mir gelungen, antiphonales oder responsoriales Singen der Antwortgesänge einzuführen. Aber ich will nicht verschweigen, dass das unheimlich viele Nerven gekostet hat.

Außerdem halte ich es für sinnvoll, die Forderung des II. Vaticanums nach einer Schola Cantorum mit neuem Leben zu erfüllen. Ein kleines, gut geschultes und flexibles Ensemble neben dem eigentlichen Kirchenchor kann Wunder wirken. Leider sind wir da im deutschen Sprachraum noch immer zu sehr auf die "große" Chorliteratur fixiert. Ebenso wäre der Kantorendienst wieder zu fördern. Damit bin ich dreimal kläglich gescheitert. Erst in meiner jetzigen Pfarrei habe ich Kantoren gewinnen können.

(Pardon, wenn ich jetzt etwas ins off-topic geraten bin...)
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sofaklecks
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Biste nicht

Beitrag von sofaklecks »

Biste nicht.

Denn gerade wenn der Organist mal ausfällt oder die Orgel oder beides, dann ist man für eine Schola dankbar.

Und ein guter Kantor. Das ist was ganz Feines. Mein Gott, wenn ich an unseren Klaus denke (Gott hab ihn selig). Sein Exsultet an Ostern war schlicht ein Ereignis. Ein Genuss, auf den wir uns das ganze Jahr gefreut haben.

Aber was mach ich in meiner Krankenhauskapelle? Die Gemeinde wechselt und ich hab viele Gäste, die sich nicht recht trauen.

Gar nix singen? Das wär oft besser als der Katzengesang.

Oder doch leise begleiten?

sofaklecks

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Linus
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Re: Biste nicht

Beitrag von Linus »

sofaklecks hat geschrieben:Sein Exsultet an Ostern war schlicht ein Ereignis. Ein Genuss, auf den wir uns das ganze Jahr gefreut haben.
Erinnert mich an den Kaplan meiner ehemaligen Wr. Pfarre: Furchtbar beim Predigen (Sprachfehler und irgendwie ohne "Pepp") aber zu Ostern 5 Uhr früh: Glöckchenstimme beim Exsultet während nur die Osterkerze brennt.... :ja:
Ich predige seit Jahren in allen Pfarreien, in denen ich Dienst getan habe: es kommt weniger auf Alter, Stilistik oder Besetzung der Musik an, denn auf Qualität, Qualität, Qualität. Leider predige ich in der Wüste.
Nu du bist offenbar noch zu wenig weit weg von daheim.

Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner heimat und in seiner Familie. :D :D
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johannes eck
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Beitrag von johannes eck »

Linus schrieb:"Die Ukrainer in Sv. Barbara haben eine immer besser werdende Schola, und der Kantor erst *wow* (mir hats dort letztens die Nackenhaare aufgestellt, so Erfüllt war der Raum von der Stimme des Kantors. Weil die keine Mikros haben, muß es der heilige Geist gewesen sein."
Das kann ich nur [Punkt]
Warst auch schon öfters dort?

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

sofaklecks hat geschrieben:Aber was mach ich in meiner Krankenhauskapelle? Die Gemeinde wechselt und ich hab viele Gäste, die sich nicht recht trauen.
Das ist natürlich ein Sonderfall. Ich gebe zu, dass ich mit Kapellengemeinden sehr wenig Erfahrung habe.

Hier wäre ein Kantor, der den Gesang führt, wohl in jedem Fall eine gute Einrichtung. Und dazu dezente Orgelbegleitung. Ganz allgemein, nicht nur an den Kartagen.

Bevor der Gesang (oder als was man das bezeichnen möchte) blasphemisch wird, würde ich lieber doch begleiten. Dafür würde wohl auch jeder Verständnis haben.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

cantus planus hat geschrieben: Ich habe drei Jahre gekämpft, um meiner jetzigen Gemeinde das völlig unrhythmische Durchlatschen der Choräle abzugewöhnen. Jetzt zeigen sich die Früchte.

Auch ist es mir gelungen, antiphonales oder responsoriales Singen der Antwortgesänge einzuführen. Aber ich will nicht verschweigen, dass das unheimlich viele Nerven gekostet hat.
Wie bist Du das angegangen?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Rudolf J. Karner hat geschrieben:Linus schrieb:"Die Ukrainer in Sv. Barbara haben eine immer besser werdende Schola, und der Kantor erst *wow* (mir hats dort letztens die Nackenhaare aufgestellt, so Erfüllt war der Raum von der Stimme des Kantors. Weil die keine Mikros haben, muß es der heilige Geist gewesen sein."
Das kann ich nur [Punkt]
Warst auch schon öfters dort?
Leider nicht oft genug, kann die besuchten messliturgien noch an einer Hand abzählen. :roll: Kenne aber lateiner, die ihre Sonntagspflicht dort absolvieren.
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Peregrin hat geschrieben:Wie bist Du das angegangen?
cantus planus hat geschrieben:Ich habe drei Jahre gekämpft, um meiner jetzigen Gemeinde das völlig unrhythmische Durchlatschen der Choräle abzugewöhnen. Jetzt zeigen sich die Früchte.
Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, eine Pfarrei in Wien zu übernehmen, in der sich jahrelang die Organisten im Monatstakt die Klinke in die Hand gegeben haben (das hätte mir eine Warnung sein sollen!) und es einige Monate vor mir keinen festen Organisten mehr gab.

Die Gemeinde war also beim Singen völlig verunsichert, hatte sich ihre eigenen Melodien zurechtgesungen und vor allem ein schier unglaublich langsames Tempo drauf.

Also habe ich erstmal das Tempo dezent angezogen und vor allem sehr deutlich artikuliert: präzises Vorspiel ohne viel Geschnörksel, klares Tempo, einfacher Kantionalsatz, keine Pausen statt Atemzeichen, oft hervorgehobener cantus firmus auf einem anderen Manual etc.

Viele Lieder habe ich auch komplett neu vor der Messe einüben müssen. Für die gesamte Osterzeit stand eigentlich nur ein (ich wiederhole: ein!) Choral zur Verfügung.

Ebenso habe ich in vermeintlich bekannten Liedern schwierige Stellen angesprochen, vorgesungen und dann mit der Gemeinde geübt.

Zunächst hat es bei einigen älteren, die immer nur die Schubert-Messe singen wollten, einen gewaltigen Widerstand gegeben. Aber nach und nach haben sich die Leute daran gewöhnt und neue Freude am Singen gefunden.

Aber es war schon ein sehr mühsamer und langwieriger Prozess. Erst jetzt zeigt sich wirklich der Erfolg.
Peregrin hat geschrieben:Wie bist Du das angegangen?
cantus planus hat geschrieben: Auch ist es mir gelungen, antiphonales oder responsoriales Singen der Antwortgesänge einzuführen. Aber ich will nicht verschweigen, dass das unheimlich viele Nerven gekostet hat.
Das deckt sich im Prinzip mit dem, was ich oben schrieb. Bisher wurde immer nur die Strophe eines passenden Liedes gesungen. Zur Abwechslung machen wir das auch heute noch.
Ferner habe ich folgendes gemacht:

1. Wiedereinführung des Hallelujaverses. Ich singe den Hallelujaruf, Gemeinde wiederholt, ich singe den Vers, Gemeinde wiederholt das Halleluja.

2. Nach der Wiedereinführung der zweiten Sonntagslesung auf Wunsch des Pfarrers haben wir zunächst das gleiche Prinzip angewendet. Ich singe eine Antiphon vor (z.B.: Der Herr ist mein Hirte, er führt mich an Wasser des Lebens), die Gemeinde wiederholt. Dann singe ich einen Doppelvers aus einem passenden Psalm, die Gemeinde singt die Antiphon, dann wieder ein Vers, Gemeinde singt die Antiphon. etc. Wir verwenden meistens nur drei oder vier Doppelverse. Das ist bis heute das "normale" und einfachste Vorgehen.

3. Danach haben wir eingeführt, die Antiphon zu singen und die Psalmverse abwechselnd zu sprechen (linker Block, rechter Block oder Vorbeter, Gemeinde), damit die Leute das Prinzip verstehen.

4. Dann haben wir die Verse auf einer einzigen Tonhöhe rezitiert (Cantillation)

5. Nach alledem haben wir es dann mit den ganz einfachen Psalmtönen versucht. Diese Phase läuft noch. Die Gemeinde tut sich schwer, aus oben schon erwähnten Gründen. Es bedarf außerdem sehr viel liturgischer Bildungsarbeit, weil der Orden, der die Pfarrei bis vor einigen Jahren betreute, gelinde gesagt einen pastoralen und liturgischen Saustall hinterlassen hat. Hier ist unglaublich viel nachzuholen. Deshalb habe ich das alles auch nicht aus Privatinitiative gemacht, sondern es zuerst mit dem Pfarrer und den Kaplänen und dann mit dem Liturgieausschuss abgestimmt. Ohne Rückendeckung hätte ich es nicht bis hierher geschafft.

Außerdem habe ich, wie in einem anderen Strang schon erwähnt, einige gute Kantorinnen und eine tüchtige Schola. Wenn vorne (an den Stufen des Altares...) engagiert vorgesungen wird, fällt es den Leuten gleich viel leichter.

Wie gesagt: die Widerstände waren am Anfang unglaublich, und ich hatte viele Erlebnisse und Zusammenstöße, auf die ich gerne verzichtet hätte. Aber rückblickend muss ich sagen: es hat sich doch gelohnt. Gemeinde ist halt immer eine träge Masse. Ich habe mittlerweile aus anderen Gründen meine Kündigung eingereicht, und erstaunlicherweise hat das viele Gemeindemitglieder sehr getroffen, die mir am Anfang sehr skeptisch gegenüberstanden. Aber sie haben gemerkt, dass es nicht darum geht, den Gottesdienst zu komplizieren, sondern zu vertiefen. Und sie haben sicherlich gespürt, dass eine tiefe Überzeugung dahinter steht. Sonst hätte es sicherlich nicht geklappt.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

cantus planus hat geschrieben: Ich habe mittlerweile aus anderen Gründen meine Kündigung eingereicht, und erstaunlicherweise hat das viele Gemeindemitglieder sehr getroffen, die mir am Anfang sehr skeptisch gegenüberstanden. Aber sie haben gemerkt, dass es nicht darum geht, den Gottesdienst zu komplizieren, sondern zu vertiefen. Und sie haben sicherlich gespürt, dass eine tiefe Überzeugung dahinter steht. Sonst hätte es sicherlich nicht geklappt.
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ecce Homo hat geschrieben:Hast du jetzt schon was Neues? Oder noch auf der Suche?
8)
Es sind ein paar Sachen am laufen. Ich warte derzeit auf Antwort.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Ecce Homo hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben: Ich habe mittlerweile aus anderen Gründen meine Kündigung eingereicht, und erstaunlicherweise hat das viele Gemeindemitglieder sehr getroffen, die mir am Anfang sehr skeptisch gegenüberstanden. Aber sie haben gemerkt, dass es nicht darum geht, den Gottesdienst zu komplizieren, sondern zu vertiefen. Und sie haben sicherlich gespürt, dass eine tiefe Überzeugung dahinter steht. Sonst hätte es sicherlich nicht geklappt.
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8)
MW nicht. obwohl: der Domorganist (und die Dommusik) von St. Stephan ist neu zu besetzen (nach den intrigenspielen von Mag. D.) bloß: Cantus hat mir gesagt, er würde das nicht machen wollen.....
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:Cantus hat mir gesagt, er würde das nicht machen wollen.....
Man wechselt nicht von einem Tollhaus ins andere. (Hoffentlich liest hier der Kardinal nicht mit...) :sss:
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

wie recht du doch hast markus

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Linus
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Beitrag von Linus »

ach der Dom (und sein mief - naja mein Traupriester war ja auch der Dompfarrer) sind mir inzwischen ganz lieb geworden; wiewohl ich doch fast nur mehr in St.Peter zu finden bin, geh ich heute dochfreiwillig zur Stunde der Barmherzigkeit in den Dom ...
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sofaklecks
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Krimi

Beitrag von sofaklecks »

Ich kann mich an einen Krimi erinnern, der den Mord während eines Organistenwettbewerbs zum Thema hatte.

Spielte in Österreich.

Schien mir übertrieben zu sein, war es aber offenbar nicht.

Heilige Cäcilia!

sofaklecks

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