Ivo Matthäus hat geschrieben:Die Unterschiede sind also nicht so gravierend, wenn man von gewissen technische Besonderheiten wie dem kleineren Pedal absieht. Dass das Klangbild sich deutlich unterscheidet, weiß und höre ich auch.
Herzlichen Dank nach P.
I. M.
Nein, gravierend sind die Unterschiede nicht, was die Eignung für die Orgelliteratur ihrer Zeit angeht.
Ein wunderbares Exemplar einer süddeutschen Barockorgel ist übrigens die niegelnagelneu restaurierte Egedacher-Orgel in Vornbach am Inn. Die war kurz vor dem kompletten Ruin, bis sie letztes Jahr wieder eingeweiht werden konnte. Sie klingt einfach fantastisch, aber im Vergleich mit modernen Orgeln sehr gewöhnungsbedürftig. Jedes Register hat darin einen unverwechselbaren Charakter, die Werckmeister-Stimmung führt aber dazu, daß manche Tonarten total schräg klingen, weil die Intervalle eben nicht temperiert gestimmt sind. Ich hab sie schon live gehört, und es hat anfangs etwas Befremdliches an sich, wenn so ein barockes Präludium chromatisch durch die Tonarten geistert und mit jedem Vorzeichen im Notentext der Klang schräger wird, bis es sich in Richtung F-Dur/G-Dur/C-Dur wieder in Wohlgefallen auflöst. Aber wie individuell das dann klingt, ist echt der Wahnsinn.
Man kann es wohl etwas vergleichen mit Barockmusik, die von einem modernen Sinfonieorchester gespielt wird oder von einem kleinen Originalklangensemble auf historischen Instrumenten.
Leider gibt es von dieser Orgel nicht mal ne gescheite Präsentation im Netz, geschweige denn Audios oder Videos. Die Orgelbaufirma Kuhn, die sie restauriert hat, hat wenigstens ein Porträt dazu:
http://www.orgelbau.ch/site/index.cfm?i ... mer=814
Die Disposition zeigt alle Charakteristika einer süddeutschen Barockorgel, vor allem die Vielzahl an ziemlich hohen Mixtur-Registern selbst im Pedal, was dem Klang einen silbrigen Charakter gibt.