Die Bedeutung des Gesanges

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
Ecce Homo
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Die Bedeutung des Gesanges

Beitrag von Ecce Homo »

Aus der IGMR 2002 (Vorabübersetzung):
Die Bedeutung des Gesangs

39. Vom Apostel werden die Christgläubigen, die sich in der Erwartung der Wiederkunft ihres Herrn versammeln, ermahnt, gemeinsam Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder zu singen (vgl. Kol 3,16). Der Gesang ist ja Ausdruck der Herzensfreude (vgl. Apg 2,46). Daher sagt der heilige Augustinus mit Recht: „Den Liebenden drängt es zum Singen“,[48] und schon in alter Zeit ist das Sprichwort entstanden: „Doppelt betet, wer gut singt“.

40. Bei der Feier der Messe ist daher dem Gesang große Bedeutung beizumessen, wobei die Eigenart der verschiedenen Völker und die Möglichkeiten der jeweiligen liturgischen Versammlung zu beachten sind. Wenn es auch nicht immer (z. B. bei Werktagsmessen) erforderlich ist, alle an sich zum Gesang bestimmten Texte zu singen, ist doch unbedingt dafür zu sor-gen, dass der Gesang der liturgischen Dienste und des Volkes in den Feiern, die an den Sonn- und gebotenen Feiertagen stattfin-den, nicht fehlt.
Bei der Auswahl der Teile aber, die tatsächlich gesungen werden, sind die bedeutsameren zu bevorzugen, vor allem jene, die der Priester beziehungsweise der Diakon oder der Lektor im Wechsel mit dem Volk zu singen hat oder die Priester und Volk zusammen vorzutragen haben.[49]

41. Den ersten Platz hat bei sonst gleichen Voraussetzungen der Gregorianische Choral als der der Römischen Liturgie eige-ne Gesang einzunehmen. Andere Arten der Kirchenmusik, be-sonders aber die Mehrstimmigkeit, werden keineswegs ausge-schlossen, sofern sie dem Geist der liturgischen Handlung ent-sprechen und die Teilnahme aller Gläubigen fördern.[50]
Da heutzutage immer häufiger Gläubige aus verschiedenen Nationen zusammenkommen, ist es gut, wenn diese wenigstens einige Teile des Messordinariums, vor allem das Glaubensbe-kenntnis und das Gebet des Herrn, in einfacheren Vertonungen gemeinsam lateinisch singen können.[51]
Anmerkungen:

[48] AUGUSTINUS V. HIPPO, Sermo 336, 1: PL 38, 1472.

[49] Vgl. Hl. RITENKONGR., Instr. Musicam sacram, 5. März 1967, Nrn. 7, 16: AAS 59 (1967) 302, 305.

[50] Vgl. II. VAT. ÖKUM. KONZIL, Konst. über die heilige Liturgie Sacro-sanctum Concilium Art. 116; vgl. auch ebd. Art. 30.

[51] Vgl. II. VAT. ÖKUM. KONZIL, Konst. über die heilige Liturgie Sacro-sanctum Concilium, Art. 54; HL. RITENKONGR., Instr. Inter Oecumenici, 26. September 1964, Nr. 90: AAS 56 (1964) 891; Instr. Musicam sacram, 5. März 1967, Nr. 47: AAS 59 (1967) 314.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Zum Thema Gesang und Musik in der Liturgie hat sich in den Jahren nach dem Konzil kaum ein Theologe so fundiert und kenntnisreich geäußert wie Joseph Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. Auf die Schnelle kann ich hier drei Beiträge von ihm nennen, die die kirchliche Beurteilung der Kirchenmusik im Laufe der Jahrhunderte betreffen:

- Joseph Ratzinger: Zur theologischen Grundlegung der Kirchenmusik, in: Franz Fleckenstein (Hg.), Gloria Deo pax hominibus. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Kirchenmusikschule Regensburg, Bonn 1974, S. 39-62;
- Joseph Kardinal Ratzinger: "Singt kunstvoll für Gott". Biblische Vorgaben für die Kirchenmusik, in: Ders., Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart, Freiburg/Basel/Wien 1995, S. 125-144 (das ganze Buch ist absolut lesenswert!);
- Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Musik und Liturgie, in: Ders., Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, Freiburg/Basel/Wien 2006, S. 117-134.

Wenn man die Aussagen dieser Beiträge mit dem vergleicht, was heute in kirchenmusikalischer Hinsicht gang und gäbe ist, möchte man oft zu Heulen anfangen - wäre da nicht der Optimismus des Papstes, daß das Zusammenwirken von menschlicher Mühe und Heiligem Geist doch auf lange Sicht ein Gutes bewirken kann.

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Zu Punkt 41 "Gregorianischer Choral".Das wäre wirklich sehr schön,gerade an
internationalen Wallfahrtsorten und an Festtagen an Orten,wo kein Chor ist,
der jede Menge Mozart,Haydn und Palestrina-Messen im Repertoire hat.Die
einfachen Versionen ,wie die in jedem alten Schott,soviel ich weiß mit
moderner Notation auch in jedem Gotteslob(hab`s grad` nicht greifbar) abge-
druckte missa de angelis lassen sich ruck-zuck vermitteln.(Hab`s selbst in
einer einzigen Tradi-Jugendgruppenstunde gelernt vor über 30 Jahren)
Könnten engagierte Kirchenmusiker und Pfarrer zur Hebung der liturgischen
Bildung ihrer Gemeinde nicht mal so einen Kurzkurs anbieten."Einführung
in den gregoranischen Choral mit praktischen Übungen"ich denke Interessenten
fänden sich sicher
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Zu: Bedeutung des Gesangs: Wer singt ,betet doppelt.
Habe z.B. über das Singen von Mendelssohns Lobgesang im weltlichen Chor
zur Schönheit der Psalmen gefunden(huch-hat mir nicht mal die Firmpatentante
eine Guardini-Übersetzung der Psalmen geschenkt....) und über die zum
Stundengebet.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Wobei - das ist schon individuell verschieben. Da "empfängt" jeder anders - würde ich nicht verallgemeinern wollen, deinen Fall.
Ich gestehe, dass ich wirklich froh bin, wenn in einer Werktagsmesse nicht unbedingt gesungen wird. Mich als Musikerin lenkt die Musik da teils dermaßen ab, dass ich mich schon oft hinterher gefragt habe: War ich jetzt in der Messe oder war ich nicht? Irgendwie passiert es mir dann auch manchmal, dass ich mich gedanklich - gerade wenn der Organist nicht aus dem Choralbuch spielt, sondern frei harmonisiert - eher mit den Kadenzen beschäftigen "muss" und den Harmonien, die verwendet werden, oder den Tonarten...
:shock:
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holzi
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Beitrag von holzi »

incarnata hat geschrieben:Die einfachen Versionen ,wie die in jedem alten Schott,soviel ich weiß mit moderner Notation auch in jedem Gotteslob(hab`s grad` nicht greifbar) abgedruckte missa de angelis lassen sich ruck-zuck vermitteln.
Wobei ich die "alte" Notation wesentlich einfacher nachzusingen finde als die moderne - auch wenn ich eigentlich gar nicht singen kann. ;)

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Geht mir auch so !
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

ad ecce: Was die Werktagsmessen betrifft finde ich das ruhige gesprochene
Wort auch viel würdiger als detonierenden Gesang von 5 Hanseln aus dem
Gotteslob.Am schönsten sind stille Messen nach dem tradierten Ritus.Da
lenkt dich wirklich nichts mehr ab. Ich lieb es auch gar nicht,wenn der
schöne Text des Gloria oder Credo ewig durch irgendwelche Lieder ersetzt
wird.Irgendwann können die Leute nicht mal mehr das Glaubensbekenntnis
auswendig.Und die Turmeier-Lieder sind so unmelodisch !
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

incarnata hat geschrieben:ad ecce: Was die Werktagsmessen betrifft finde ich das ruhige gesprochene
Wort auch viel würdiger als detonierenden Gesang von 5 Hanseln aus dem
Gotteslob.Am schönsten sind stille Messen nach dem tradierten Ritus.Da
lenkt dich wirklich nichts mehr ab. Ich lieb es auch gar nicht,wenn der
schöne Text des Gloria oder Credo ewig durch irgendwelche Lieder ersetzt
wird.Irgendwann können die Leute nicht mal mehr das Glaubensbekenntnis
auswendig.Und die Turmeier-Lieder sind so unmelodisch !
Mei, "nur" stille Messe wäre genauso fad wie "immer singen" - wobei es da wirklich schon sehr vom Kirchenmusiker und vom Pfarrer abhängt. Ich weigere mich, zum Ordinarium lieder auszusuchen und zu spielen, die nicht den Texten entsprechen. Dabei ist mir auch grundsätzlich egal, in welcher Sprache.
Nur teils wissen das viele Leute an der Orgel nicht mal, dass man zum Sanctus ein Sanctus-Lied singen soll und nicht nur ein allgemeines Loblied... und das Credo zum singen lehne ich für mich persönlich eher ab. Das bete ich, egal, ob die Leute was singen oder nicht (wenn ich wo zur Messe gehe, ohne, dass ich Dienst habe).

Aber die MLT-Lieder mag ich schon - aber da ist generell der Musik-und Textgemschmack nun mal verschieden...
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maliems
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stille Messe

Beitrag von maliems »

Ja, eine stille Messe ist bei niedriger Gläubigenzahl wohltuend. Wobei mir egal ist, ob sie wirklich still ist oder recitata. Still hat bei mir allerdings Vorrang, weil ich eher Betrachter als Aktiver bin, solange ich keinen liturgischen Dienst versehe.

Ich habe es im NOM immer als Fehler empfunden, dass viele Pfarrer grundsätzlich trotz vorhersehbarer Mini-Gläubigenzahl (aus Faulheit, aus fehlendem Gespür, Gewohnheit, mangelnder Phantasie? Ich weiß es nicht) den Hochaltar benutzen.

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

??? Im NOM wird gewöhnlich am Volksaltar zelebriert,ausser in den wenigen
Kirchen,in denen es noch keinen gibt;dort dann am Hochaltar-wo sonst ?
Wobei mir das wegen Zelebrationsrichtung auf den Herrn im Tabernakel zu
eh besser gefällt.Bei kleinen modernen Kapellen steht der Altartisch meist
mehr mittig und der Priester so am Altar inmitten der Gemeinde.Liturgie
sollte ja gerade nicht abhängig sein von der Phantasie des Priesters !
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Ad ecce: Die Thurmeier Liedtexte finde ich auch gar nicht so schlecht,
nur die Vertonungen atmen irgendwie die Ödheit des Bildersturms
der 60ger Jahre.Nichts gegen schlichte Melodien.Aber oft sind sie nur
einfach langweilig
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Incarnata, das ist eben wirklich Geschmacksache... die einen mögen diesen Stil, die anderen jenen. Frag mal in Gemeinden nach, wenn 250 verschiedene Leute zum Gottesdienst kommen - du würdest im persönlichen Gespräch 250 letztlich verschiedene Antworten bekommen...
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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Ok,ok.Die Geschmäcker sind verschieden.Es gibt allerdings so ein paar
Klassiker,die von allen gern gesungen werden ,wie z.B. das" Heilig "
aus der Schubert Messe.Ist nicht durch das große Sieb"Süßliches Liedgut
des 19. Jahrhundert´s" gefallen,dem sonst so vieles zum Opfer fiel
(manches durchaus zurecht).Manchmal liegts natürlich auch an der
Gemeindegesang-tauglichen Simplifizierung der Lieder und Texte.
"Allein Gott in der Höh sei Ehr" von Schütz doppelchörig a je 4 Stimmen
ist ein wirklich toller Gloriagesang ,während die rein einstimmige
Gemeindeversion oft eher müde daherkommt.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

IGMR 2002:
366. Die im Ordo Missae stehenden Gesänge, beispielsweise das Agnus Dei, dürfen nicht durch andere Gesänge ersetzt werden.
Das Sanctus von von Schubert aus der deutschen Messe enthält nicht den Sacntus-Text. Da kann es süß sein wie es will. Und egal wie gerne die Leute das singen Ich werde das in den Messen, in denen ich Dienst habe, nicht als Sanctus nehmen. Oder ich sage dem Priester vorher, er soll bitte den Sanctus Text leise für sich beten - ich bete es dann auch während spielen mit. Sag ich ehrlich.
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michaelis
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Beitrag von michaelis »

Vor allem soll der Gemeindegesang (als Gegensatz zum Chorgesang) zunehmen:

Zitate (GRM, Vorabübersetzung):

68. Das Glaubensbekenntnis ist an den Sonntagen und Hochfesten vom Priester gemeinsam mit dem Volk zu singen oder zu sprechen. Das kann auch bei besonderen Feiern von größerer Festlichkeit geschehen.
Wird es gesungen, stimmt es der Priester oder gegebenenfalls der Kantor beziehungsweise die Schola an. Gesungen wird es aber von allen gemeinsam oder vom Volk im Wechsel mit der Schola.
Wird es nicht gesungen, ist es von allen gemeinsam zu sprechen oder wechselweise von zwei Gruppen.

79. Die Hauptbestandteile des Eucharistischen Hochgebetes können folgendermaßen unterschieden werden:
a) ...
b) Die Akklamation: Darin vereint sich die ganze Versammlung mit den himmlischen Mächten und singt das Sanctus. Diese Akklamation, die Teil des Eucharistischen Hochgebetes selbst ist, wird vom ganzen Volk zusammen mit dem Priester vorgetragen.

88. Ist die Kommunionspendung beendet, beten der Priester und die Gläubigen gegebenenfalls einige Zeit still. Wenn man möchte, kann auch ein Psalm, ein anderes Loblied oder ein Hymnus von der ganzen Versammlung gesungen werden.

Also: Kein reiner Chorgesang mehr zum Credo, zum Sanctus und nach der Kommunion.

In meinen Augen ein eindeutiges und gutes "Zurück zu den wirklichen Aussagen des Konzils"
Zitat (SC):
114. Der Schatz der Kirchenmusik möge mit größter Sorge bewahrt und gepflegt werden. Die Sängerchöre sollen nachdrücklich gefördert werden, besonders an den Kathedralkirchen. Dabei mögen aber die Bischöfe und die übrigen Seelsorger eifrig dafür Sorge tragen, daß in jeder liturgischen Feier mit Gesang die gesamte Gemeinde der Gläubigen die ihr zukommende tätige Teilnahme auch zu leisten vermag, im Sinne von Art. 28 und 30.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

michaelis hat geschrieben: b) Die Akklamation: Darin vereint sich die ganze Versammlung mit den himmlischen Mächten und singt das Sanctus. Diese Akklamation, die Teil des Eucharistischen Hochgebetes selbst ist, wird vom ganzen Volk zusammen mit dem Priester vorgetragen.
Das stand zum Sanctus aber immer schon in der bislang gültigen Fassung der AEM... und es hat sich leider oft genug keiner dran gehalten... meinst du wirklich, das hält jemanden davon ab, Orchestermessen zu bringen, die das komplette Ordinarium EINSCHLIEßLICH Sanctus singen?
Das gäbe in den Pfarreien große Proteste, wenn der Pfarrer das durchzusetzen versucht (ich bin dafür - für die Durchsetzung, nicht für den Protest... :mrgreen: ;) )
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

michaelis hat geschrieben:b) Die Akklamation: Darin vereint sich die ganze Versammlung mit den himmlischen Mächten und singt das Sanctus. Diese Akklamation, die Teil des Eucharistischen Hochgebetes selbst ist, wird vom ganzen Volk zusammen mit dem Priester vorgetragen.

Also: Kein reiner Chorgesang mehr zum Credo, zum Sanctus und nach der Kommunion.

In meinen Augen ein eindeutiges und gutes "Zurück zu den wirklichen Aussagen des Konzils"
Allein schon die strikte Polarisierung von Gemeinde- und Chorgesang ist ein Blödsinn und kann sich in keiner Weise auf die "wirklichen Aussagen des Konzils" berufen.

Ich empfehle zu diesem Thema das Kapitel "Einzelfragen: Sanctus - Benedictus - Agnus Dei" aus:
Joseph Kardinal Ratzinger, Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart, Herder-Verlag 1995, Seiten 180-186.
Zur Behauptung, daß das Sanctus nur vom Volk zu singen sei, schreibt der jetzige Papst dort gleich am Anfang (als Replik auf eine Aussage des Münsteraner Professors E. J. Lengeling):
"Bei allem Respekt vor dem großen Liturgiker zeigt dieses Wort, daß auch Experten kräftig danebengreifen können."

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Beitrag von michaelis »

Es geht nicht um die Polarisierung Volks- gegen Chorgesang, sondern um die Eindämmung des ausschließlichen Chorgesangs bei wichtigen Teilen der Messe.

Credo, Sanctus und Dankgesang nach der Kommunion sind nämlich keine Verzierungen, die man sich wie in einem Konzert anhören kann, sondern Bekenntnisse und Anrufungen der gesamten Gemeinde.

Und natürlich ist nirgendwo gesagt, daß der Chor sich nicht beteiligen darf. Er soll halt nur nicht alleine singen.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

michaelis hat geschrieben:Er soll halt nur nicht alleine singen.
Dieser Aussage liegt die falsche Vorstellung zugrunde, dass der Chor nicht Teil der Gemeinde ist. Er ist vollkommen Teil der versammelten Gemeinde. Er übernimmt gewisse Gesänge nicht anstelle der Gemeinde, sondern als Gemeinde.

Daher steht kein trifftiges Argument dagegen, dass der Chor z. B. kein Sanctus übernehmen können sollte.

Wobei ich anmerken muss (und das zur Versöhnung :mrgreen:): auch ich lasse normalerweise das Gloria und das Sanctus immer die Gemeinde singen. Aber es ist auch anders möglich.
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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

taddeo hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:b) Die Akklamation: Darin vereint sich die ganze Versammlung mit den himmlischen Mächten und singt das Sanctus. Diese Akklamation, die Teil des Eucharistischen Hochgebetes selbst ist, wird vom ganzen Volk zusammen mit dem Priester vorgetragen.

Also: Kein reiner Chorgesang mehr zum Credo, zum Sanctus und nach der Kommunion.

In meinen Augen ein eindeutiges und gutes "Zurück zu den wirklichen Aussagen des Konzils"
Allein schon die strikte Polarisierung von Gemeinde- und Chorgesang ist ein Blödsinn und kann sich in keiner Weise auf die "wirklichen Aussagen des Konzils" berufen.

Ich empfehle zu diesem Thema das Kapitel "Einzelfragen: Sanctus - Benedictus - Agnus Dei" aus:
Joseph Kardinal Ratzinger, Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart, Herder-Verlag 1995, Seiten 180-186.
Zur Behauptung, daß das Sanctus nur vom Volk zu singen sei, schreibt der jetzige Papst dort gleich am Anfang (als Replik auf eine Aussage des Münsteraner Professors E. J. Lengeling):
"Bei allem Respekt vor dem großen Liturgiker zeigt dieses Wort, daß auch Experten kräftig danebengreifen können."
Zum schrifstellerischen Wirken von Cardinal Ratzinger über Liturgie, Pfarrer Rupert Berger (Herausgeber des Pastoralliturgischen Handlexikons) sinngemäß: "Man sollte halt in seinem Fachbereich bleiben"
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Beitrag von michaelis »

cantus planus hat geschrieben: Dieser Aussage liegt die falsche Vorstellung zugrunde, dass der Chor nicht Teil der Gemeinde ist. Er ist vollkommen Teil der versammelten Gemeinde.
Genau!

Er ist Teil der Gemeinde. Die genannten Teile des Ordinariums sind aber von der ganzen Gemeinde zu singen. Und damit ist eben reiner Chorgesang hier nicht (mehr) möglich.

Kurze Info am Rande: Ich habe selber jahrelang in einem Kirchenchor gesungen. Dabei hatte ich immer schon ein seltsames Gefühl, wenn wir ganze Messen gesungen haben und sich die Gemeinde (einschl. Priester) dann bei den etwas längeren Stücken (vor allem Credo und Gloria, seltener beim Sanctus) erstmal hingesetzt hat um die Musik wie in einem Konzert zu "genießen".

Genau dieser Gefahr will wohl diese verschärfte Regelung entgegentreten. Und dabei kann ich nur zustimmen.

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Johannes XXIII. hat geschrieben:Zum schrifstellerischen Wirken von Cardinal Ratzinger über Liturgie, Pfarrer Rupert Berger (Herausgeber des Pastoralliturgischen Handlexikons) sinngemäß: "Man sollte halt in seinem Fachbereich bleiben"
Irgendein Professor, dessen Name mir leider entfallen ist, sagte sinngemäß, dass dieser Papst an keiner theologischen Fakultät in Deutschland mehr durchs Examen kommen würde.

Ich stelle mir allerdings die Frage, ob das für den Papst peinlich sein sollte, oder für die Fakulät... :roll:

Ich habe jedenfalls in den liturgischen Abhandlungen Ratzingers gelegentlich etwas gefunden, worüber man diskutieren könnte. Aber nichts, was ich als falsch bezeichnen würde. Allerdings sollen sich darüber auch berufenere Geister als ich den Kopf zerbrechen.
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Beitrag von Ecce Homo »

cantus planus hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Er soll halt nur nicht alleine singen.
Dieser Aussage liegt die falsche Vorstellung zugrunde, dass der Chor nicht Teil der Gemeinde ist. Er ist vollkommen Teil der versammelten Gemeinde. Er übernimmt gewisse Gesänge nicht anstelle der Gemeinde, sondern als Gemeinde.

Daher steht kein trifftiges Argument dagegen, dass der Chor z. B. kein Sanctus übernehmen können sollte.

Wobei ich anmerken muss (und das zur Versöhnung :mrgreen:): auch ich lasse normalerweise das Gloria und das Sanctus immer die Gemeinde singen. Aber es ist auch anders möglich.
Dann schau noch mal rein:
b) Die Akklamation: Darin vereint sich die ganze Versammlung mit den himmlischen Mächten und singt das Sanctus. Diese Akklamation, die Teil des Eucharistischen Hochgebetes selbst ist, wird vom ganzen Volk zusammen mit dem Priester vorgetragen.
Das klingt ehrlich gesagt nicht nur wie "ein teil des Volkes". Natürlich gehört der Chor zum Volk! Oder du zwingst den Priester mitzusingen - :mrgreen: ;)
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Beitrag von cantus planus »

Ecce Homo hat geschrieben:Das klingt ehrlich gesagt nicht nur wie "ein teil des Volkes". Natürlich gehört der Chor zum Volk! Oder du zwingst den Priester mitzusingen - :mrgreen: ;)
Ich halte es ja normalerweise auch so, wie oben weiter beschrieben. Allerdings verstehe ich, dass es da auch andere Auffassungen geben kann.

Ein Kollege hat sich bemüßigt gefühlt, einen 800 Seiten dicken Wälzer darüber zu schreiben, warum man auch im Ordentlichen Ritus noch komplette Orchestermessen singen kann. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, das Buch zu lesen. Aber es dürften wohl Argumente genug drinstehen.
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Beitrag von cantus planus »

Die Liturgiekonstitution und die nachfolgenden einschlägigen Dokumente haben ja recht: das ist wunderschöne Theologie, die ich zu 100% vertreten kann.

Allerdings gehen sie alle von liturgiefähigen Gottesdienstbesuchern aus.

Und da kann ich aus eigener Erfahrung sagen: das ist einer der größten (und bedauerlichsten) Irrtümer des II. Vaticanums.
Mancher Eucharistiefeier hätte eine klassische Orchestermesse schon sehr gut getan... :roll:
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Beitrag von michaelis »

Aber alles in allem lese ich aus der neuen GRM schon eine deutlich Bevorzugung der Schola gegenüber einem Chor heraus. Auch dies weist wieder auf SC (sinngemäß: Der gregorianische Choral ist die der katholischen Liturgie eigene Musik) hin.

Oder irre ich mich da in meiner Einschätzung?

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

michaelis hat geschrieben:Aber alles in allem lese ich aus der neuen GRM schon eine deutlich Bevorzugung der Schola gegenüber einem Chor heraus. Auch dies weist wieder auf SC (sinngemäß: Der gregorianische Choral ist die der katholischen Liturgie eigene Musik) hin.

Oder irre ich mich da in meiner Einschätzung?
Nun, eine Schola ist immer flexibler. Man muss sie nicht auf die Empore stellen, sondern sie kann ihren Dienst dort ausüben, wo es hingehört. Das gleiche gilt für Kantoren.

Ich war mal Fan der ganz großen Schreichöre, die man auch auf diversen CDs hören kann. Mit den Jahren bin ich immer größerer Anhänger der sich auf kluge Weise selbst beschränkenden Kunst geworden.

Es ist ein Jammer, dass der Kantorendienst im deutschen Sprachraum noch immer nahezu gänzlich unbekannt ist. Zum Thema "Schola Cantorum" sei auch auf das lobenswerte Schreiben "Tra le sollecitudini" vom Hl. Papst Pius X. hingewiesen, und auf das das Schreiben Johannes Pauls II. zum 100. "Geburtstag" eben dieses Motu proprios.

(Trotzdem bin ich noch immer neidisch auf die anglikanische Kirchenmusik)
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Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:Ich war mal Fan der ganz großen Schreichöre, die man auch auf diversen CDs hören kann.
:hmm: Was für Dinger?

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Beitrag von cantus planus »

Schrei-Chor: Vokalensemble, das vor allem durch große Besetzung und ebenso große Lautstärke, gerne unterstützt durch Orgel und Orchester auffällt. Musikalische Qualität wird hier gerne durch viel Getöse ersetzt.

Es gab vor Jahren mal eine Periode, da war das total in. Ähnlich wie im heutigen Orgelbau. Ich liebe Cavaillé-Coll, aber nicht jede norddeutsche Dorforgel mit drei Registern muss ein Nachbau sein...
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holzi
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Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:Schrei-Chor: Vokalensemble, das vor allem durch große Besetzung und ebenso große Lautstärke, gerne unterstützt durch Orgel und Orchester auffällt. Musikalische Qualität wird hier gerne durch viel Getöse ersetzt.

Es gab vor Jahren mal eine Periode, da war das total in. Ähnlich wie im heutigen Orgelbau. Ich liebe Cavaillé-Coll, aber nicht jede norddeutsche Dorforgel mit drei Registern muss ein Nachbau sein...
Ach so, das hab ich in meiner Pfarrei auch. Aber jetzt schnell weg, sonst ertappt mich unser Orgelschinder noch im Netz ;)

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

michaelis hat geschrieben:Bevorzugung der Schola gegenüber einem Chor
Was ist der Unterschied zwischen "Schola" und "Chor"?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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