Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Lutheraner
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Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lutheraner »

Aus einem SELK-Newsletter, der gestern verschickt wurde:


"Im Mittelpunkt der Beratungen stand die bevorstehende Entscheidung über eine mögliche Zulassung
von Frauen zur Ordination im Mai 2009
auf dem 11. Allgemeinen Pfarrkonvent
(APK) und 2011 auf der nächsten Kirchensynode der SELK (...)
Im Anschluss an die InFo-Tagung hielt Prof. Dr. Achim Behrens von der
Lutherischen Theologischen Hochschule der SELK in Oberursel einen Vortrag (...)
Die Beschränkung des Pfarramtes in der SELK auf Männer sei
heute nicht hinreichend begründbar und sollte um des Evangeliums willen
fallen gelassen werden, führte Behrens aus."


Die LThH Oberursel scheint entgegen meiner Hoffnungen auch nicht frei von Häretikern zu sein. Nach Prof. Stolle jetzt Prof. Behrens.

Anmerkung: Dieser Strang wurde nicht von Lutheraner eröffnet, sondern entstand durch Abtrennung themenfremder Beiträger aus dem Thread „Schwedische Missionsprovinz“.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Florianklaus
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Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von Florianklaus »

Würde die Einführung der Frauenordination in der SELK nicht zu einer neuen Kirchenspaltung führen oder würde die SELK das insgesamt mitvollziehen?

Bischof
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Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von Bischof »

Die SELK wird die Frauenordination nicht einführen. Sicher, es gibt Pfarrer, die diese gerne hätten. Aber die notwendigen Mehrheiten - nämlich eine 2/3 Mehrheit - wird nicht zu stande kommen. Das wissen diejenigen, die für die Frauenordination sind.
Ich bin da sehr gelassen.
Herzliche Grüße
Bischof

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Lutheraner
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Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von Lutheraner »

Florianklaus hat geschrieben:Würde die Einführung der Frauenordination in der SELK nicht zu einer neuen Kirchenspaltung führen oder würde die SELK das insgesamt mitvollziehen?
Ich vermute, dass es zu einer Kirchenspaltung kommen würde. Darauf würde auch die LCMS drängen, die einer SELK mit FO die Kirchengemeinschaft aufkündigen würde.
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Marcus
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Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von Marcus »

Lies Dir dieses Heft mal durch. Von den damaligen SELK-Professoren bekundete grundsätzlich jeder mehr oder weniger Sympathien mit der Einführung der Frauenordination. Keiner lehnte sie ausdrücklich ab. Auffallend ist auch, dass immer wieder Bezug auf das Priestertum der Glaubenden im Zusammenhang mit dem kirchlichen Amt genommen wurde, obwohl nach offiziellem Amtspapier der SELK, das kirchliche Amt vom Apostolat abzuleiten ist. Ein ehemaliger Student an der Theologischen Hochschule meinte, dass sämtliche SELK-Professoren deutlich liberaler als die SELK-Pfarrer seien. Von den Pfarrern seien seiner Meinung nach 30% liberal, wobei liberal in diesem Fall bedeute, dass die entsprechenden Pfarrer auch einer halbwegs konservativen Pfarrgemeinde in der Landeskirche vorstehen könnten. Das entspricht aber den Stand der 90er-Jahren. Über Umwege erfuhr ich, dass angeblich 80% der SELK-Pfarrer gegen die Ordination von Frauen sein sollen. Der theologische Nachwuchs in der SELK ist meiner Einschätzung nach eher konservativ. Lt. einem konservativen Landeskirchenpfarrer, der einst selbst in Oberursel studierte, seien gerade die Pfarrer, welche heute um die 50 sind, eher liberal eingestellt. Das ist eben der unmittelbare theologische Nachwuchs der 68er-Generation. In der RKK ist es ähnlich. Die SELK kann konservative Verstärkung von außen allerdings gut gebrauchen, lieber Lutheraner. :)
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

TillSchilling

Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von TillSchilling »

Lutheraner hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Würde die Einführung der Frauenordination in der SELK nicht zu einer neuen Kirchenspaltung führen oder würde die SELK das insgesamt mitvollziehen?
Ich vermute, dass es zu einer Kirchenspaltung kommen würde. Darauf würde auch die LCMS drängen, die einer SELK mit FO die Kirchengemeinschaft aufkündigen würde.
Und wir von der ELCE auch!! Voll die Drohung, nicht?

Was die LCMS anbelangt habe ich so meine Zweifel. Ich kenne viele konservative, konfessionelle LCMSler die eine Spaltung ihrer Kirche erwarten! Natuerlich nicht ueber der FO sondern ueber der zunehmenden "Evangelikalisierung" und "Entkonfessionalisierung" der LCMS. Einen kenne ich - er ist jetzt ausgetreten - den hat sein Pfarrer einen Sakramentalisten genannt weil er sich beim Abendmahl bekreuzigte! Es ist auch nicht alles Gold ... Ausserdem waehlen sie alle Republikaner.

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Lutheraner
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Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von Lutheraner »

TillSchilling hat geschrieben:Und wir von der ELCE auch!! Voll die Drohung, nicht?
Auf die Größe wird es nicht ankommen. Auch Einheit mit den Kleinen ist wichtig.
TillSchilling hat geschrieben: Was die LCMS anbelangt habe ich so meine Zweifel. Ich kenne viele konservative, konfessionelle LCMSler die eine Spaltung ihrer Kirche erwarten! Natuerlich nicht ueber der FO sondern ueber der zunehmenden "Evangelikalisierung" und "Entkonfessionalisierung" der LCMS. Einen kenne ich - er ist jetzt ausgetreten - den hat sein Pfarrer einen Sakramentalisten genannt weil er sich beim Abendmahl bekreuzigte!
Äh was? Sakramentalist... was soll das genau sein? Google gibt mir nur verwirrende Antworten von Herrn Sölle und der DBK.
TillSchilling hat geschrieben: Es ist auch nicht alles Gold ... Ausserdem waehlen sie alle Republikaner.
.. und sind für den Irakkrieg und die Todesstrafe :breitgrins:
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

TillSchilling

Re: Schwedische Missionsprovinz

Beitrag von TillSchilling »

Lutheraner hat geschrieben:
Äh was? Sakramentalist... was soll das genau sein? Google gibt mir nur verwirrende Antworten von Herrn Sölle und der DBK.
Vielleicht gibt es das Wort auf Deutsch nicht. Auf Englisch - sacramentalist - schon. Das ist eben ein Vertreter des Sakramentalismus. Der ist laut Free Dictionary:

1. The doctrine that observance of the sacraments is necessary for salvation and that such participation can confer grace.
2. Emphasis on the efficacy of a sacramental.

Lutheraner hat geschrieben:
.. und sind für den Irakkrieg und die Todesstrafe :breitgrins:
Du lachst aber bei der ersten bible study, die ich in der ELCE besuchte, ging es um die Artikel der CA, die den Kriegsdienst und den Beruf des Executeurs behandeln. Die unseligen Artikel, in denen Meister Philipp sich beeilte dem Kaiser zu versichern, dass Lutheraner gute Soldaten sind und natuerlich auch Koepfe abschlagen wuerden wenn es sein muss. Der Pastor, ein von der LCMS kommender Amerikaner, stellte tatsaechlich die Frage ob man als Christ denn Executioner sein koenne :erschrocken: :daumen-runter: :daumen-runter: und vom Krieg sprach er als vergleichbar dem Amputieren eines Armes. Nicht schoen aber notwendig um den Leib zu retten. Chirurgisch sauberer Eingriff. :motz: :sauer: :angewidert:

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Petur
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Petur »

Eine interessante Form des "Lutheranismus":

http://www.ecclnet.org/
http://www.anglolutherancatholic.org/

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tanatos
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von tanatos »

Petur hat geschrieben:Eine interessante Form des "Lutheranismus":

http://www.ecclnet.org/
http://www.anglolutherancatholic.org/
Skurilitäten aller Länder vereinigt euch!

- gegen die ist ja sogar die Piusbruderschaft (das Gleiche in römisch) eine Großkirche!
in Amerika gibt es halt eine ganze Menge pussierliche Grüppchen jeglicher Färbung!

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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

Der Vergleich mit der FSSPX ist meines Erachtens unzutreffend. Während die FSSPX bemüht ist, den traditionellen Katholizismus zu bewahren, dafür zu kämpfen und auch Angriffe einzustecken bereit ist, liegt diesen Sekten wenig am Luthertum samt seinen Traditionen. Das sind für mich schlichtweg Sektierer, die sich selbst „klangvolle geistliche Würden“ zugelegt haben und mit anderen Sektierern zusammen „Kirche“ spielen wollen.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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tanatos
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von tanatos »

Marcus hat geschrieben:Der Vergleich mit der FSSPX ist meines Erachtens unzutreffend. Während die FSSPX bemüht ist, den traditionellen Katholizismus zu bewahren, dafür zu kämpfen und auch Angriffe einzustecken bereit ist, liegt diesen Sekten wenig am Luthertum samt seinen Traditionen. Das sind für mich schlichtweg Sektierer, die sich selbst „klangvolle geistliche Würden“ zugelegt haben und mit anderen Sektierern zusammen „Kirche“ spielen wollen.
ich halte den begriff "sekte" für diese grüppchen für schwierig.
wo ist hier die grenze von sekte und kirche zu sehen?

ausgehend von CA 7 könnte man derartige gruppen durchaus als kirchen im vollen sinne des wortes bezeichnen: die sakramentenverwaltung ist sicherlich eher "rite" als in mancher sich lutherisch nennenden und millionen mitglieder zählenden religionsgemeinschaft in deutschland, und daß in diesen winzlingsgruppen das evangelium verkündigt wird, halte ich für glaubwürdig.

ich persönlich fühle mich unwohl, wenn ich mit solchen splittergruppen zu tun habe, aber mich würde sehr interessieren: was ist an ihnen (von der eigenwilligen mischung aus traditionell lutherischen und römischen positionen einmal abgesehen, was allerdings auch gut zur in amerika starken evangelical catholic theology paßt) theologisch zu beanstanden?
eine nominelle zahl an gemeindegliedern ist schließlich kein theologische ebene (zu bedenken ist hier, daß auch diese kleingruppen zum teil sehr aktive gemeinden haben)!

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SpaceRat
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von SpaceRat »

tanatos hat geschrieben:was ist an ihnen (von der eigenwilligen mischung aus traditionell lutherischen und römischen positionen einmal abgesehen, was allerdings auch gut zur in amerika starken evangelical catholic theology paßt) theologisch zu beanstanden?
eine nominelle zahl an gemeindegliedern ist schließlich kein theologische ebene (zu bedenken ist hier, daß auch diese kleingruppen zum teil sehr aktive gemeinden haben)!
Seltsam mutet für mich an, daß sich solche Grüppchen zwangsläufig irgendwo abspalten, um dann zu verkünden, daß sie irgendwas einen: "Reuniting the Body of Christ one Church at a time..."
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

Von der schwachen Bekenntnisbindung einmal ganz abgesehen, spricht es schon für sich, dass sich Leiter von Mikroorganisationen einen Titel wie „Erzbischof“ zulegen. Kein seriöser Hochkirchler würde so etwas in Deutschland auch nur wagen. Dort spricht man allenfalls vom „bischöflichen Vorsteher“. Ein schismatischer Akt stellt grundsätzlich auch eine schwere Sünde dar, sofern und soweit das nicht die einzigste Möglichkeit ist, den christlichen Glauben bewahren und unverfälscht weitergeben zu können. Eine Notwendigkeit zur Gründung solcher Gemeinschaften besteht freilich nicht.
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Lioba
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lioba »

Ich habe mal eine Frage zur SELK- sind die politisch auch so rechts wie ihre angelsächsischen Kollegas oder ist das hier in Deutschland anders?
Zu r Frauenordination- warum wollen Frauen eigentlich ordiniert werden? Ich war immer froh, den Stressjob nicht zu haben, für mich ist es eher ein Privileg, dass ich als Frau mich da nicht abstrampeln muss, sondern entspannt in der Kirchenbank zurücklehnen kann. :blinker: Die meisten anderen Dienste finde ich viel interessanter.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Johaennschen
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Johaennschen »

Die SELK an sich ist nicht rechts. Freilich fühlt sich ein Rechter in ihr eher wohl als in der EKD. Ich bezweifle aber, daß sich das statistisch merklich auswirkt.
Aber: die SELK ist frauenfeindlich. :kussmund: Noch! :breitgrins:
Nein, im Ernst. Ich weiß auch nicht genau, warum sich so viele Frauen ins kirchliche Amt gerufen fühlen. :achselzuck:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

In der SELK gibt es mit Sicherheit prozentual mehr Konservative als innerhalb der Gliedkirchen der EKD. Im Internationalen Lutherischen Rat dürfte die SELK hingegen eher dem liberalen Flügel zuzurechnen sein. Die Konservativen in der SELK dürften in etwa die politischen Wertvorstellungen der Herrschaften aus der Adenauer-Generation vertreten, also Wertvorstellungen, die auf unsere christlich-abendländische Kultur zurückgehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass republikanische Politiker wie Georg W. Bush in der SELK große Anhänger hätten. Ebenso wenig demokratische Politiker wie Obama. Eine bekannte Altlutheranerin und konservative Politikerin ist z. B. Erika Steinbach, die dem Bund der Vertriebenen als Präsidentin vorsteht. Ob sich politisch Rechte bei uns wohlfühlen? Das bezweifle ich. Rechte machen in der SELK jedenfalls keine Karriere. Linke natürlich auch nicht. Man nehme zur Kenntnis: Konservativ und rechts sind zweierlei. Ein Konservativer ist kein Rechter und ein Rechter kein Konservativer.
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Johaennschen
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Johaennschen »

Nun ja. Die öffentliche Wahrnehmung unterscheidet meiner Meinung nach nicht hinreichend zwischen konservativ und rechts (im Sinne etwa eines Hitlerismus o. ä.). Kürzlich wurde bei uns in der SELK ja auch eine Ordination verweigert, wegen ebendieser Verwirrung.
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

Miserere Nobis Domine
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Konservativ bedeutet bewahrend, Erika Steinbach ist also nicht konservativ, sondern revisionistisch. Sie erkennt ja nicht einmal die Oder-Neisse-Grenze an. Übrigens ist sie gar keine Vertriebene, denn ihre Familie kommt aus Hessen.

Ich frage mich, was die Einstellungen dieser Frau mit Jesus Christus zu tun haben.

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Petur
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Petur »

Marcus hat geschrieben: Ein Konservativer ist kein Rechter und ein Rechter kein Konservativer.
Was die deutschen Umstände betrifft, ist das vielleicht so, wir in Ungarn nennen uns aber sowohl Konservative als auch Rechte (oder rechte Mitte, die christlich-nationale, bürgerliche Seite). Außer uns gibt es noch die radikalen Rechten und die sehr wenigen extremen Rechten.

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Petur
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Petur »

Johaennschen hat geschrieben: Ich weiß auch nicht genau, warum sich so viele Frauen ins kirchliche Amt gerufen fühlen. :achselzuck:
Weil sie vielleicht wirklich gerufen sind?

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tanatos
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von tanatos »

SpaceRat hat geschrieben: Seltsam mutet für mich an, daß sich solche Grüppchen zwangsläufig irgendwo abspalten, um dann zu verkünden, daß sie irgendwas einen: "Reuniting the Body of Christ one Church at a time..."
das mag seltsam sein, ist mir aber allein keine schlüssige theologische argumentation.
sonst würdest du die römische kirche auch als sekte bezeichnen, schließlich hat sie sich im tridentinum (1545-1563) von der kirche im eigentlich-engen sinne des wortes abgespalten ;D ;D
Marcus hat geschrieben:Von der schwachen Bekenntnisbindung einmal ganz abgesehen, spricht es schon für sich, dass sich Leiter von Mikroorganisationen einen Titel wie „Erzbischof“ zulegen. Kein seriöser Hochkirchler würde so etwas in Deutschland auch nur wagen. Dort spricht man allenfalls vom „bischöflichen Vorsteher“.
zugegeben, das ist seltsam. aber macht eine solche bezeichnung die einordnung als sekte aus?
Marcus hat geschrieben: Ein schismatischer Akt stellt grundsätzlich auch eine schwere Sünde dar, sofern und soweit das nicht die einzigste Möglichkeit ist, den christlichen Glauben bewahren und unverfälscht weitergeben zu können. Eine Notwendigkeit zur Gründung solcher Gemeinschaften besteht freilich nicht.
diese gemeinschaften glauben sicherlich von einer notwendigkeit ihres bestehens reden zu können.
genauso wie alle kirchlichen gruppen - ohne ausnahme.

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SpaceRat
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von SpaceRat »

tanatos hat geschrieben:
SpaceRat hat geschrieben: Seltsam mutet für mich an, daß sich solche Grüppchen zwangsläufig irgendwo abspalten, um dann zu verkünden, daß sie irgendwas einen: "Reuniting the Body of Christ one Church at a time..."
das mag seltsam sein, ist mir aber allein keine schlüssige theologische argumentation.
sonst würdest du die römische kirche auch als sekte bezeichnen, schließlich hat sie sich im tridentinum (1545-1563) von der kirche im eigentlich-engen sinne des wortes abgespalten ;D ;D
Sicher, das hat sie, ganz ohne Zweifel.
Allerdings hat die römische Gemeinschaft auch nie behauptet, damit einen zu wollen.
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Lutheraner
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lutheraner »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Konservativ bedeutet bewahrend, Erika Steinbach ist also nicht konservativ, sondern revisionistisch. Sie erkennt ja nicht einmal die Oder-Neisse-Grenze an. Übrigens ist sie gar keine Vertriebene, denn ihre Familie kommt aus Hessen.

Ich frage mich, was die Einstellungen dieser Frau mit Jesus Christus zu tun haben.
Nichts?
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Johaennschen
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Johaennschen »

Weil sie vielleicht wirklich gerufen sind?
Nur von wem? :hmm: Von Christus? Als Protestant brauche ich dazu aber eine Schriftstelle, um daran glauben zu können. Wo ist die?
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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Konservativ bedeutet bewahrend, Erika Steinbach ist also nicht konservativ, sondern revisionistisch. Sie erkennt ja nicht einmal die Oder-Neisse-Grenze an. Übrigens ist sie gar keine Vertriebene, denn ihre Familie kommt aus Hessen.

Ich frage mich, was die Einstellungen dieser Frau mit Jesus Christus zu tun haben.
Erika Steinbach ist keine Hessin. Sie wurde in Westpreußen geboren. Ihr Vater war Hesse, die Mutter Bremerin. Kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges musste ihre Mutter mit ihr und ihren Geschwistern vor der Roten Armee fliehen. So kamen sie zunächst nach Schleswig-Holstein. Daher kann man auch sie durchaus als Kriegsflüchtling bzw. als Kriegsvertriebene betrachten. Was spricht dagegen, sich für die Interessen von anderen Vertriebenen einzusetzen, denen die Kommunisten großes Leid zufügte, nicht nur durch die Vertreibung aus ihrer Heimat? Es wurden auch übelste Menschenrechtsverletzungen begangen. Mein Großvater musste selbst dabei zusehen, wie seine Mutter von sieben russischen Soldaten vergewaltig wurde. Das sind Bilder, die das Leben eines Menschen nachhaltig [Punkt] Doch davon wollen offenbar einige in der heutigen Zeit nichts mehr wissen. Es reicht ja aus, dass Böse und Ungerechte ausschließlich mit dem sog. „Nazi-Deutschland“ zu identifizieren. Erika Steinbach stimmte im Jahre 1991 gegen dir Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze. Und? Als Bundestagsabgeordnete ist sie nach dem Grundgesetz nur ihrem eigenen Gewissen unterworfen und kann daher abstimmen wie sie will. Darüber hinaus muss man selbst Vertriebener sein oder von einer Flüchtlingsfamilie abstammen, um Steinbachs Abstimmungsverhalten nachvollziehen zu können. Mit der Anerkennung dieser Grenze haben die deutschen Flüchtlinge endgültig ihre alte Heimat und damit alle Hoffnungen verloren. Das mag zwar vielen aus der heutigen Generation weniger berühren. In der Generation meiner Großeltern sah die Sache aber noch anders aus. Aus Erika Steinbachs Engagement zu schließen, dass ihre Einstellung nichts mit Jesus Christus zu tun hätte, stellt unter Beweis, dass mit Dir sachliche Diskussionen nicht möglich sind. Es geht darum sich für Menschen einzusetzen, denen großes Unrecht widerfahren ist und genau darauf aufmerksam zu machen. Gerade Länder wie Polen und Tschechien fallen immer wieder dadurch auf, dass sie die Menschenrechtsverletzungen gegen Deutsche entweder leugnen oder doch stark relativieren. Da drei meiner Urgroßelternpaare Kriegsvertriebe waren, berührt die Sache auch mich. Erika Steinbach ist konservativ und auch überzeugte Christin. Das kann Dir jeder bestätigen, der sie kennt. Nicht umsonst trat sie auch das der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aus, nachdem diese die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubte. Eine Entscheidung, die sie aus christlicher Glaubensüberzeugung nicht mittragen konnte. Welches Recht maßt Du Dir eigentlich an, über den Glauben eines anderen Menschen Gericht zu halten? Nur weil sie politische Ansichten vertritt, die nicht in Dein Weltbild passen? Ich habe von Erika Steinbach bislang noch keine Äußerungen vernommen, die Grund zum Glauben böten, dass sie nicht fest im christlichen Glauben stünde.
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Lutheraner
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lutheraner »

Lieber Marcus,

meine Familie mütterlicherseits wurde aus Schlesien vertrieben. Ein Christ muss verzeihen können und sich für Versöhnung einsetzen. Das ist Wesen des Christentums. Ich kenne Frau Steinbach nicht persönlich, aber wenn sie sich als Christin sieht, dann muß sie daran gemessen werden wieweit sie und ihre Organisation sich hierfür einsetzen. Ihre Haltung zur "Segnung gleichgeschlechtlicher Paare" spielt hierbei nur eine sehr untergeordnete Rolle.
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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

Wo widerspricht die Charta des Bundes der Vertriebenen dem christlichen Glauben bzw. der christlichen Ethik? Erika Steinbach will keine Rache. Vielmehr geht es ihr sowie ihrer Organisation um die Anerkennung, dass auch Deutsche Opfer von Gewalttaten wurden und ihnen Unrecht widerfahren ist. Es ist überdies nicht klug, sich an Hetzkampagnen gegen Frau Steinbach zu beteiligen, hinter denen hierzulande zumeist Leute stehen, die mit dem christlichen Glauben nicht besonders viel zu tun haben und politisch nicht selten links stehen. Links standen nämlich auch die Peiniger unserer Vorfahren. Das erklärt doch schon einiges...

Fr. Steinbach setzt sich auch für Menschenrechte ein und spricht sich deshalb auch u.a. gegen das Recht auf Abtreibung aus:

http://erika-steinbach.de/index2.php?op ... df=1&id=5

Welcher Politiker, auch in der CDU, nimmt denn heute noch so klar Position zu diesem „Reizthema“ ein?
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Granuaile
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Granuaile »

Marcus hat geschrieben: ..., die mit dem christlichen Glauben nicht besonders viel zu tun haben und politisch nicht selten links stehen. Links standen nämlich auch die Peiniger unserer Vorfahren. Das erklärt doch schon einiges...
Links ist antichristlich ...? :hae?:
Bitte nein! Es gab und gibt sowohl im linken wie im rechten Lager Menschen, die es mit den Anliegen des christlichen Glaubens ernst nehmen und die solche verwerfen.

Der Umstand allein, dass die Dame sich gegen Abtreibungen ausspricht, macht sie im Übrigen noch lange nicht zur Leuchte des christlichen Glaubens. Aber das ist nun wieder ein anderes Thema.

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Marcus
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Marcus »

Wo habe ich das geschrieben?

Ich schrieb: „...die mit dem christlichen Glauben nicht besonders viel zu tun haben und politisch nicht selten links stehen...“ und nicht: „...die mit dem christlichen Glauben nicht besonders viel zu tun haben, weil sie politisch nicht selten links stehen...“

Soweit alles klar? Ich gebe es aber zu, dass ich weder den Nationalsozialismus noch den Kommunismus mit dem christlichen Glauben für vereinbar halte, um mal zwei politische Extreme beim Namen zu nennen.

Allein die Tatsache, dass sie sich gegen Abtreibung ausspricht, macht sie sicherlich noch zu keiner christlichen Persönlichkeit. Darum ging es mir auch nicht. Ihr wurde aber m.o.w. direkt und in unberechtigterweise das Christsein abgesprochen. Und genau dagegen habe ich mich zur Wehr gesetzt und werde es auch künftig tun. Fr. Steinbach vertritt christliche Ansichten, die mit den Vorstellungen eines konservativen Lutheraners vereinbar sind. Darauf wollte ich hinweisen.
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Lutheraner
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lutheraner »

Marcus hat geschrieben:Wo widerspricht die Charta des Bundes der Vertriebenen dem christlichen Glauben bzw. der christlichen Ethik?
So weit ich das sehe nirgends.
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Lioba
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Re: Probleme und Missstände im konfessionellen Luthertum

Beitrag von Lioba »

um noch mal auf die Frauenordination zu kommen- ich sehe schon einen Unterschied zwischen Diensten allgemein- Frauen, die sich für Mission und Gemeinde einsetzen, finden sich schon im NT- und dem Amt , vor allem wenn ich es nicht aus dem allgemeinen Priestertum der Gläubigen ableite. Ich persönlich kenne nur eine Pastorin, die ihren Dienst glaubwürdig als Berufung rüberbringt, evangelikal geprägt, sie hat nach dem Studium die Pfarrstelle ihres Vaters übernommen- nicht ohne Zögern, letztlich mit der Sicht: besser eine gläubige Frau als ein liberaler Mann.
Die anderen ev. Pfarrerinnen sehen das mit der Bibel halt mehr kulturell bedingt. Es gibt zwar auch in etlichen jüngeren Pfingstgemeinden Frauen im " Leitungsteam", aber bei genauerem Hinsehen liegen ihre Schwerpunkte abgesehen von eher seltenen Predigtdiensten mehr im typischen Frauenbereich- Frauen- Kinder- Jugendarbeit, Seelsorge, Musikteam etc.
Ich bleibe bei meiner Sicht: es gibt Dienste, die den Männern aufs Auge gedrückt wurde und sie sind nicht darum zu beneiden. Hier geht es nicht um Privilegien oder " was die Männer können, kann ich auch".
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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