Stephen Dedalus hat geschrieben:Warum rex/König heute problematisch ist, habe ich oben schon erklärt. Bitte dort nachlesen.
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Deine Erklärung oben macht es leider auch nicht leichter. Du hattest geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Wer von Christus immer nur als 'König' spricht, muß damit rechnen, dass die meisten Menschen ihn in die Ecke einer Märchenfigur oder einer Celbrity rücken - obwohl der Königstitel Christi ursprünglich seine Würde, Autorität und Souveränität ausdrücken sollte. D. h. der Inhalt, den der alte Titel transportieren sollte, steht heute in Gefahr, durch den Begriff eher verdunkelt zu werden. Bei Menschen, die in den alten Formen leben und darin aufgewachsen sind, wird das freilich weniger der Fall sein, aber wir haben es in der Arbeit der Gemeinden ja nicht ausschließlich mit Insidern und kirchlich sozialisierten Menschen zu tun.
Erstens habe ich bisher noch keinen einzigen Menschen kennengelernt, der "von Christus immer nur als König" spricht. Mit anderen Worten: Das von Dir genannte Problem existiert (zumindest in meinem Umfeld) in dieser Form nicht.
Zweitens: Wenn ich befürchten muss, dass Christus als König in die Nähe einer Märchenfigur gerückt wird, muss ich doch erst recht fürchten, dass er als "Regierender" beispielsweise in die Nähe einer Militärjunta, eines stalinistischen Regimes oder vielleicht auch in die Nähe der Merkel-Westerwelle-Truppe oder eines "regierenden Bürgermeisters" gerückt oder mit Wulff assoziiert wird, den der Pöbel bei Bedarf mit einem Wuwuzela-Hupkonzert verabschieden darf, nachdem BILD ihn zum Abschuss freigegeben hat.
Drittens: Bis zu dem Moment -- und da ging ich schon auf die Dreißig zu --, an dem ich mich Christus unterworfen habe, war ich alles andere als "kirchlich sozialisiert" und schon gar kein "Insider", und ich hatte bis dahin auch keineswegs "in den alten Formen gelebt", sondern ich war sehr bewusst kirchendistanziert und weltanschaulich ein Anarchist ("An-Archist" im wörtlichen Sinn, kein Chaot im normal-umgangssprachlichen Sinn). Trotzdem hatte ich damals als ausgesprochener kirchlicher "Outsider" weder die geringsten Verständnisprobleme mit dem Begriff "König" noch schwebte ich jemals in Gefahr, Christus den König fälschlicherweise mit König Drosselbart, König Karneval, Prince Charles oder King Louie zu verwechseln und dadurch die Essenz des Evangeliums zu verpassen, misszuverstehen oder abzulehnen. Allein die Idee,
dass das jemand tun könnte, erscheint mir geradezu absurd und ein bisschen arg mühsam konstruiert.
Viertens: Alle menschlichen Regierungen sind m.E. im Grunde ein Ausdruck von mehr oder minder stark ausgeprägter Gottferne und Hilflosigkeit, unabhängig davon, ob sie sich "demokratisch", "Volksrepublik", "katholischer Staat" oder sonstwie nennen. Welchen Grund sollte es denn für mich geben, überhaupt andere Menschen über mich regieren zu lassen, wenn nicht Christus, der wahre und einzige Herrscher, der König, es mir geboten hätte? Jeder kennt Röm 13, aber das Thema "Regierung" zieht sich durch die gesamte Hl. Schrift. Eine Schlüsselstelle im AT ist für mich 1.Sam 8:
4. Deshalb versammelten sich alle Ältesten Israels und gingen zu Samuel nach Rama. 5. Sie sagten zu ihm: ... Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist. ... 7. und der Herr sagte zu Samuel: Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein. 9. Doch hör jetzt auf ihre Stimme ...
Menschliche Herrschaft/Regierung ist also eine zeitlich befristete Krücke, ein Provisorium, das von Gott toleriert wird, solange wir die wahre Königsherrschaft ablehnen. Gottes Herrschaft war und ist
immer etwas völlig anderes als die aktuell herrschende menschliche Regierungsform, das wussten schon die Apostel. Deshalb finde ich es besonders problematisch, die Unterschiede zwischen göttlicher und menschlicher Herrschaft verbal einzuebnen oder durch "neutrale Begriffe" unspezifisch und "easy listening" zu machen, auch dann, wenn es dem guten Zweck dienen soll, dass die biblische Botschaft leichter verstanden wird.