Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Maria Walburga
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Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maria Walburga »

Hallo!

Hat jemand von euch Erfahrungen mit der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker)? Ich frage, weil es hier vor Ort die Möglichkeit gibt, an Andachten teilzunehmen und ich erwäge, die Einladung einmal anzunehmen. Im Internet habe ich schon viele Informationen gefunden, aber vielleicht hat jemand persönliche Erfahrungen!

Liebe Grüße
Maria W.

Maja
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maja »

Also ich kenne "nur" amerikanische Quäker. Doch diese schätze ich sehr. So wie ich diese Leute erlebt habe, sind das intelligente, nachdenkliche Menschen, die sich gerade auch im sozialen Bereich mutig, engagiert und selbstlos einsetzen, Mißstände anprangern.

Doch deutsche Quäker kenne ich (bislang) nicht.
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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Maria Walburga
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maria Walburga »

Hallo Maja!

Warst du auch mal bei einer Andacht dabei? Ich kann es mir gar nicht so richtig vorstellen, dass dabei wohl oft überhaupt nicht gesprochen wird. Unterschiedet sich ja doch sehr von den Gottesdiensten, die man sonst kennt.

TillSchilling

Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von TillSchilling »

Hallo,

Ich habe aus Interesse mich mit den Quaekern beschaeftigt und auch eine Informationsveranstaltung inklusive Andacht der Quaeker in London besucht. Die Quaeker zaehlen mit den Mennoniten und den Amish zu den klassichen Friedenskirchen. D.h. sie sind alle pazifistisch und in der Antikriegsbewegung engagiert. Auch in sozialen Fragen sind sie sehr engagiert. Das hat mir sehr beeindruckt.

Gleichzeitig konnte ich sie allerdings nicht als christliche Kirche erkennen oder wahrnehmen sondern mehr allgemein religioes mit christlichen Einfluessen. So gibt es zum Beispiel bei den Quaekern keine Sakramente wie Taufe oder Abendmahl und in den Gottesdiensten keine Predigten. Mir sagt das nicht zu bzw. ich halte es fuer falsch aber das mindert nicht den grossen Respekt, den ich fuer das soziale und Antikriegs-Engagement der Quaker habe.

Viele Gruesse,

Till

Allons
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Allons »

TillSchilling hat geschrieben:Hallo,Till
Willkommen in der Klausnerei - wenn ich hier mal für alle sprechen darf.. :huhu:

Grüße, allons!

Maja
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maja »

@Maria Walburga: Bei einer Andacht war ich nie dabei. Ich habe sie nur als friedensorientierte engagierte Politikberater oder "Sozialarbeiter" erlebt.
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

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Marcus
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Marcus »

Lieber Till,

ein herzliches Willkommen auch von mir. Bist Du eigentlich der Till, der in anderen Foren unter dem Nicknamen "Tschilli" schreibt?

Liebe Grüße

Marcus
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Lioba
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Lioba »

Willkommen, Till :huhu:

Die Quäker sind vom geschichtlichen Hintergrund her mit der protestantischen Seite des Quietismus verbunden. Von den Puritanern wurden sie lange als Schwärmer abgelehnt. In ihrer Frömmigkeit sind sie ganz innerlich mystisch, betonen das nicht Sichtbare gegenüber dem äusseren Zeichen. Vielleicht kann man sie auch nur in ihrem historischen Gegensatz zum Puritanismus richtig verstehen. Mir sind sie theologisch zu ungenau, unstrukturiert, zu weltabgewandt,aber die Lebenspraxis ist beeindruckend.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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holzi
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von holzi »


TillSchilling

Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von TillSchilling »

Vielen Dank fuer die Willkommensgruesse. Und ja, Marcus.

Lioba hat geschrieben:Die Quäker sind vom geschichtlichen Hintergrund her mit der protestantischen Seite des Quietismus verbunden. Von den Puritanern wurden sie lange als Schwärmer abgelehnt. In ihrer Frömmigkeit sind sie ganz innerlich mystisch, betonen das nicht Sichtbare gegenüber dem äusseren Zeichen. Vielleicht kann man sie auch nur in ihrem historischen Gegensatz zum Puritanismus richtig verstehen. Mir sind sie theologisch zu ungenau, unstrukturiert, zu weltabgewandt,aber die Lebenspraxis ist beeindruckend.
Theologisch ungenau ist stark untertrieben. Bei der Informationsveranstaltung im Freundehaus in London - dem "Stammsitz" der britischen Quaeker - wurde klar festgestellt, dass sie a) keine verbindlichen Doktrinen haben und b) viele der britischen Quaeker sich nicht als Christen sehen bzw. bezeichnen wuerden. In USA ist das glaube ich ein wenig anders aber tendenziell aehnlich.

Dass die Puritaner die Quaeker als "Schwaermer" ablehnten, zeigt wie unterschiedlich Wahrnehmungen und Definitionen sein koennen. Puritanisch mit den entsprechenden - oft gnadenlosen und brutalen - Versuchen das Reich Gottes auf Erden zu errichten, finde ich viel schwaermerischer als die quietistischem Quaeker.

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Lioba
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Lioba »

Schwärmerisch empfanden die Puritaner eben die Betonung des inneren Eindrucks und den Mangel an klar formulierter Lehre. Dass der Puritanismus das Gottesreich und die perfekte Frömmigkeit und " Reinheit" erzwingen wollte ohne Verständnis der Gegebenheiten dieser Welt und des Menschen istsicher auf einer anderen Ebene ebenso schwärmerisch.
Übrigens - in einigen Stories des in Europa nicht so bekannten Erzählers Nathaniel Hawthorne wird die geistliche Verfassung beider Seiten stimmungsmässig sehr gut eingefangen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nathaniel_Hawthorne
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M. v. Ebner- Eschenbach

OlafRadicke
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Katholizismus vs. Quäkertum

Beitrag von OlafRadicke »

Hi!

Das ist hier ja ein Katholisches Forum. Um mich nicht den Vorwurf aus zu setzen /off topic/ zu schreiben, mache ich hier mal eine kurze unvollständige Gegenüberstellung Katholizismus vs. Quäkertum.

Eigentlich gibt es so gut wie keine Überschneidungen.

Unter Kirche verstehen Quäker etwas völlig anders als Katholiken. Um das zu unterstreichen, nannten Quäker die "Gotteshäuser" abfällig "Turmhäuser". Quäker wollten damit ausdrücken, das Gott kein Haus hat und auch keines brauch. Die Kirche ist dort, wo Menschen unter den Willen Gottes dienen (nach ihrem Verständnis).

Katholiken würden das als vieleicht "Werkgerechtikeit" zurückweisen. Sie haben auch kein Problem Massenmörder oder Holocaustleugner als zu ihrer Kirche zugehörig zu betrachten :hmm: . Die höchste Strafe (bei Katholiken) ist eine Exkommunikation. Damit verliert man aber nicht seine Kirchenmitgliedschaft, sondern nur seine Rechte in der Gemeinschaft.

Quäker schlissen Gemeindemitglieder bei Betrug, Unaufrichtigkeit, Gewalt und ähnlichen Dingen aus. Sie werden als nicht mehr zur Kirche/Gemeinde dazugehörig betrachtet. Sie sind "in Finsternis gefallen" :heul: . Das wurde auch mit einer Steinmauer verglichen, aus dem dein Stein gefallen ist. Er ist nicht mehr Teil des ganzen und sein Platz wird durch ein anderen Stein ersetzt werden.

:regel: Gerade die frühe Quäker-Theologie war durch ein dualistisches Weltbild geprägt. Und die Katholische Kirche wurde als Dunkler Wiederpart ihrer selbst (der Quäker) empfunden/betrachtet. Länder in denen die Katholische Kirche dominierte, wurden als "dark country" - "Länder der Finsternis" bezeichnet :maske: . Katholiken und Quäker waren sich "Spinnerfeind". Sie Hassten sich wie die Pest. Der einzigste Unterschied in dem Punkt war, das die Katholiken die Quäker umgebracht haben, wo es die Quäker nur bei bösen Worten beließen. So z.B. der Quäker John 'Love' Luffe der Papst Alexander VII im Jahre 1658 einen Besuch abstattete und in einen "Antichrist" nannte :erschrocken: . Es ist nicht bekannt auf welche Art er starb. Aber er überlebte den Besuch nicht. Und es war gewiss kein natürlicher Tod. Sein Begleiter (ebenfalls Quäker) konnte sein Kopf nur mit fiel Mühe, Diplomatischen Beziehungen und einer Öffentlichkeits Kampagne aus der Schlinge ziehen.

Auch von der Organisationsstrucktur könnten zwei Kirchen nicht gegensätzlicher sein. Auf der einen Seite der Papst, der Klerus und die Hierarchie und auf der anderen Seite (bei den Quäkern) das "Priestertum aller", Die Frau als völlig gleichgestellte Predigerin, und die volle Autonomie der einzelnen Quäkergemeinde und nicht zu Letzt: die Art Beschlüsse zu fassen (ohne Abstimmung in Einmütigkeit aller Mitglieder).

Es ist mittlerweile (350 Jahre später) nicht unüblich eine Doppelmitgliedschaft bei Quäkern zu haben (also zwei Gemeindezugehörigkeiten). Die Kombination Quäkertum Katholizismus ist aber aus meiner Erfahrung sehr - nennen wir es mal - spannungsreich :pfeif: . Das Verständnis und die Praxis des Gottesdienst ist so was von unterschiedlich, das keiner von beiden auf die Dauer beim Anderen glücklich werden wird.

:regel: Die Ausführungen beziehe sich überwiegend auf die Frühe Theologie der Quäker. Heute hat das Quäkertum durch seine Schismen in den letzten 150 Jahren vielfältige Ausprägungen. Viele (Quäker-)Mitglieder kennen heut zu Tage werde die Geschichte ihrer Gemeinschaft, noch die Theologischen Grundlagen und zum Teil auch nicht mal mehr die Bibel. :achselzuck:

Gerade das Deutsch Quäkertum befindet sich seid einigen Jahrzehnten im steten Niedergang. :daumen-runter:

Du siehst, die Auseinandersetzung mit dem Thema birgt noch das Potenzial eines kleinen Abenteuers in sich. :indianer: :cowboy: Es gibt eine menge spannende und auch kauzige Geschichten um die Quäker. Auch wenn man sie für durchgeknallt hält, kann man ihnen nur schwer den Vorwurf machen, langweilig zu sein. :narr:

Ach ja, Amischen (engl. Amish ['aːmɪʃ]) sind die mit den Pferdefurweken und der fehlenden Elektrizität. Die haben nichts mit Quäkern zu tun. Ich sag es nur, weil das ein häufiger Irrtum ist. :angewidert:

Ein guter Ausgangspunkt für weitere Forschungen ist Wikipedia. :daumen-rauf:

Gruß

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cantus planus
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von cantus planus »

Marcus hat geschrieben:Bist Du eigentlich der Till, der in anderen Foren unter dem Nicknamen "Tschilli" schreibt?
Du liest andere Foren?! :motz:


;D :breitgrins:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Maja
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maja »

OlafRadicke hat geschrieben:Hi!

Das ist hier ja ein Katholisches Forum. Um mich nicht den Vorwurf aus zu setzen /off topic/ zu schreiben, mache ich hier mal eine kurze unvollständige Gegenüberstellung Katholizismus vs. Quäkertum.

Eigentlich gibt es so gut wie keine Überschneidungen.

Unter Kirche verstehen Quäker etwas völlig anders als Katholiken. Um das zu unterstreichen, nannten Quäker die "Gotteshäuser" abfällig "Turmhäuser". Quäker wollten damit ausdrücken, das Gott kein Haus hat und auch keines brauch. Die Kirche ist dort, wo Menschen unter den Willen Gottes dienen (nach ihrem Verständnis).

Katholiken würden das als vieleicht "Werkgerechtikeit" zurückweisen. Sie haben auch kein Problem Massenmörder oder Holocaustleugner als zu ihrer Kirche zugehörig zu betrachten :hmm: . Die höchste Strafe (bei Katholiken) ist eine Exkommunikation. Damit verliert man aber nicht seine Kirchenmitgliedschaft, sondern nur seine Rechte in der Gemeinschaft.

Quäker schlissen Gemeindemitglieder bei Betrug, Unaufrichtigkeit, Gewalt und ähnlichen Dingen aus. Sie werden als nicht mehr zur Kirche/Gemeinde dazugehörig betrachtet. Sie sind "in Finsternis gefallen" :heul: . Das wurde auch mit einer Steinmauer verglichen, aus dem dein Stein gefallen ist. Er ist nicht mehr Teil des ganzen und sein Platz wird durch ein anderen Stein ersetzt werden.

:regel: Gerade die frühe Quäker-Theologie war durch ein dualistisches Weltbild geprägt. Und die Katholische Kirche wurde als Dunkler Wiederpart ihrer selbst (der Quäker) empfunden/betrachtet. Länder in denen die Katholische Kirche dominierte, wurden als "dark country" - "Länder der Finsternis" bezeichnet :maske: . Katholiken und Quäker waren sich "Spinnerfeind". Sie Hassten sich wie die Pest. Der einzigste Unterschied in dem Punkt war, das die Katholiken die Quäker umgebracht haben, wo es die Quäker nur bei bösen Worten beließen. So z.B. der Quäker John 'Love' Luffe der Papst Alexander VII im Jahre 1658 einen Besuch abstattete und in einen "Antichrist" nannte :erschrocken: . Es ist nicht bekannt auf welche Art er starb. Aber er überlebte den Besuch nicht. Und es war gewiss kein natürlicher Tod. Sein Begleiter (ebenfalls Quäker) konnte sein Kopf nur mit fiel Mühe, Diplomatischen Beziehungen und einer Öffentlichkeits Kampagne aus der Schlinge ziehen.

Auch von der Organisationsstrucktur könnten zwei Kirchen nicht gegensätzlicher sein. Auf der einen Seite der Papst, der Klerus und die Hierarchie und auf der anderen Seite (bei den Quäkern) das "Priestertum aller", Die Frau als völlig gleichgestellte Predigerin, und die volle Autonomie der einzelnen Quäkergemeinde und nicht zu Letzt: die Art Beschlüsse zu fassen (ohne Abstimmung in Einmütigkeit aller Mitglieder).

Es ist mittlerweile (350 Jahre später) nicht unüblich eine Doppelmitgliedschaft bei Quäkern zu haben (also zwei Gemeindezugehörigkeiten). Die Kombination Quäkertum Katholizismus ist aber aus meiner Erfahrung sehr - nennen wir es mal - spannungsreich :pfeif: . Das Verständnis und die Praxis des Gottesdienst ist so was von unterschiedlich, das keiner von beiden auf die Dauer beim Anderen glücklich werden wird.

:regel: Die Ausführungen beziehe sich überwiegend auf die Frühe Theologie der Quäker. Heute hat das Quäkertum durch seine Schismen in den letzten 150 Jahren vielfältige Ausprägungen. Viele (Quäker-)Mitglieder kennen heut zu Tage werde die Geschichte ihrer Gemeinschaft, noch die Theologischen Grundlagen und zum Teil auch nicht mal mehr die Bibel. :achselzuck:

Gerade das Deutsch Quäkertum befindet sich seid einigen Jahrzehnten im steten Niedergang. :daumen-runter:

Du siehst, die Auseinandersetzung mit dem Thema birgt noch das Potenzial eines kleinen Abenteuers in sich. :indianer: :cowboy: Es gibt eine menge spannende und auch kauzige Geschichten um die Quäker. Auch wenn man sie für durchgeknallt hält, kann man ihnen nur schwer den Vorwurf machen, langweilig zu sein. :narr:

Ach ja, Amischen (engl. Amish ['aːmɪʃ]) sind die mit den Pferdefurweken und der fehlenden Elektrizität. Die haben nichts mit Quäkern zu tun. Ich sag es nur, weil das ein häufiger Irrtum ist. :angewidert:

Ein guter Ausgangspunkt für weitere Forschungen ist Wikipedia. :daumen-rauf:

Gruß
Seht ihr das genauso wie Olaf? - Gibt es hier inzwischen jemand, der mit deutschen Quäkern Kontakt hat, mal in ner Andacht war, oder so?
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Seraph
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Seraph »

Maria Walburga hat geschrieben:Hallo Maja!

Warst du auch mal bei einer Andacht dabei? Ich kann es mir gar nicht so richtig vorstellen, dass dabei wohl oft überhaupt nicht gesprochen wird. Unterschiedet sich ja doch sehr von den Gottesdiensten, die man sonst kennt.
Ich war vor Jahren zweimal bei einer Andacht der Quäker und konnte bei aller Sympathie für diese Gemeinschaft überhaupt nichts damit anfangen. Es kann jeder aufstehen, dem etwas einfällt, zu anscheinend irgendeinem Thema. Bei der Andacht, an die ich mich erinnere, war das der Roman "Robinson Crusoe" von Defoe.

Merton berichtet in seinen Sieben Stufen, daß bei seinem "Versuch" jemand über den Löwen von Luzern gesprochen hat.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
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Pit
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Pit »

Maja hat geschrieben:Also ich kenne "nur" amerikanische Quäker. Doch diese schätze ich sehr. So wie ich diese Leute erlebt habe, sind das intelligente, nachdenkliche Menschen, die sich gerade auch im sozialen Bereich mutig, engagiert und selbstlos einsetzen, Mißstände anprangern.

Doch deutsche Quäker kenne ich (bislang) nicht.
Es waren übrigens amerikanische "Quäker", die schon kurz nach Kriegsende in Absprache mit der Besatzungsleitung der US-Army Suppenküchen aufbauten- für die deutsche Zivilbevölkerung.
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SpaceRat
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von SpaceRat »

Pit hat geschrieben:Es waren übrigens amerikanische "Quäker", die schon kurz nach Kriegsende in Absprache mit der Besatzungsleitung der US-Army Suppenküchen aufbauten- für die deutsche Zivilbevölkerung.
Die Wikipedia gibt übrigens auch für Amnesty International und Greenpeace einen Großteil Quäker als Gründer an.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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Pit
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Pit »

SpaceRat hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Es waren übrigens amerikanische "Quäker", die schon kurz nach Kriegsende in Absprache mit der Besatzungsleitung der US-Army Suppenküchen aufbauten- für die deutsche Zivilbevölkerung.
Die Wikipedia gibt übrigens auch für Amnesty International und Greenpeace einen Großteil Quäker als Gründer an.
Die "Wiki" interessiert mich wenig, aber ein Onkel meines Vater lebt seit Kriegsende in den USA und hat dort auch schon mit Quäkern zu tun gehabt. Außerdem war hierzulande in den Nachkriegsjahren die "Quäkerspeisung" legendär (und sehr angesehen).
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GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

Ich besuche die deutschen Quäkerandachten seit über 10 Jahren mehr oder weniger regelmäßig, bin aber nicht Mitglied. Außerdem kenne ich die Quäker in England, den Niederlanden und einige Gruppen in den USA.

Wenn man diese Freikirche konfessionskundlich betrachtet, so muss man sagen, dass sie in ihrer besten(!) Ausprägung mit zu dem Edelsten gehört, was das Christentum hervor gebracht hat. Hier wird versucht, Glaube und Leben in Einklang zu bringen. Nicht Dogmen und Lehrsätze sind entscheidend, sondern das tatsächliche Tun des Einzelnen.

Man sollte aber gar nicht erst anfangen, die Q. von außen und theoretisch zu beurteilen. Man kann eigentlich nur wirklich etwas sagen, wenn man jahrelang ihre schweigenden Andachten besucht hat.

Was die katholische Kirche betrifft, so sind die Q. einerseits das ganz Andere, da sie keine Hierachie, keine Dogmen, nicht einmal äußerlich Sakramente haben, auch nicht Taufe und Abendmahl, andererseits sind sie einigen katholischen Mystikern sehr nahe und auch das Bemühen, ein Tatchristentum zu leben, kommt dem katholischen Denken entgegen.

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Niels
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Niels »

GeorgBln hat geschrieben:Nicht Dogmen und Lehrsätze sind entscheidend, sondern das tatsächliche Tun des Einzelnen.
Das klingt nach Wischiwaschi :roll:...was heißt das konkret?
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

Niels hat geschrieben:
GeorgBln hat geschrieben:Nicht Dogmen und Lehrsätze sind entscheidend, sondern das tatsächliche Tun des Einzelnen.
Das klingt nach Wischiwaschi :roll:...was heißt das konkret?

Genau DIESE Diskussion wollte ich vermeiden. Die Reaktion von Niels zeigt, dass man, wie ich schon sagte, nicht theoretisch über das Quäkertum diskutieren kann. Quäker versuchen, jeden Streit zu vermeiden, vor allem jeden Streit um Theorien und Lehrsätze.

Es gibt weltweit nur ca. 300.000 Quäker, davon in Deutschland nur ca. 250. Nirgendwo machen die Quäker Werbung für sich und nirgendwo versucht man, Menschen zu gewinnen (obwohl man natürlich heutzutage einiges im Internet findet). Das Quäkertum zieht suchende Menschen (eng "Seekers") an, die, oft nach jahrelanger Wanderschaft durch Kirchen und Konfessionen, das Gefühl haben, bei den Quäkern "nach Hause gekommen zu sein".

Das Quäkertum bietet sich nicht auf einem Silbertablett an, sondern es will gefunden werden. Im Internet sind alle Adressen der deutschen Gruppen aufgelistet. Wer WIRKLICH auf der Suche ist, sollte öfter(!) eine solche Gruppe besuchen. Ein oder zwei Besuche reichen nicht, um sich ein Bild machen zu können.

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

Maja hat geschrieben:Also ich kenne "nur" amerikanische Quäker. Doch diese schätze ich sehr. So wie ich diese Leute erlebt habe, sind das intelligente, nachdenkliche Menschen, die sich gerade auch im sozialen Bereich mutig, engagiert und selbstlos einsetzen, Mißstände anprangern.

Doch deutsche Quäker kenne ich (bislang) nicht.

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Raphaela
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Raphaela »

Niels hat geschrieben:
GeorgBln hat geschrieben:Nicht Dogmen und Lehrsätze sind entscheidend, sondern das tatsächliche Tun des Einzelnen.
Das klingt nach Wischiwaschi :roll:...was heißt das konkret?
Schau dir mal auf S 1 den Eintrag von Olaf Radicke zu den Quäkern ein, ich glaube, dann kommst du von selbst drauf....

TillSchilling

Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von TillSchilling »

GeorgBln hat geschrieben: andererseits sind sie einigen katholischen Mystikern sehr nahe
Sollte es nicht einfach Mystiker heissen? Ohne Adjektiv. Mir scheint die Konfessionsbezeichnung bzw. sogar Religionsbezeichnung bei einen mystischen Weg gehenden Menschen unangebracht.

TillSchilling

Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von TillSchilling »

GeorgBln hat geschrieben: und auch das Bemühen, ein Tatchristentum zu leben, kommt dem katholischen Denken entgegen.
Das glaube ich nun wirklich nicht. Aber das waere ein anderes Thema: das von der Praegung des Denkens und der Einstellungen von Einzelnen und ganzen Kulturen durch die Religion. Und hier besonders die unterschiedliche "Wirkung" der unterschiedlichen christlichen Konfessionen.

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

TillSchilling hat geschrieben:
GeorgBln hat geschrieben: andererseits sind sie einigen katholischen Mystikern sehr nahe
Sollte es nicht einfach Mystiker heissen? Ohne Adjektiv. Mir scheint die Konfessionsbezeichnung bzw. sogar Religionsbezeichnung bei einen mystischen Weg gehenden Menschen unangebracht.

Da hast du recht! Auch Gerhard Tersteegen zum Beispiel war ja ein -protestantischer- Mystiker.

Die Quäker übrigens sind von Katholiken und Protestanten etwa gleich weit entfernt. Sie werden manchmal als die dritte Form des Christentums bezeichnet.

Maja
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von Maja »

GeorgBln hat geschrieben:
Maja hat geschrieben:Also ich kenne "nur" amerikanische Quäker. Doch diese schätze ich sehr. So wie ich diese Leute erlebt habe, sind das intelligente, nachdenkliche Menschen, die sich gerade auch im sozialen Bereich mutig, engagiert und selbstlos einsetzen, Mißstände anprangern.

Doch deutsche Quäker kenne ich (bislang) nicht.

(Chu vi estas Maja el Polando kiu estas membro de la Kvakera Esperanto Societo?)
@GeorgBln: Ich kann kein Spanisch(?), vermute aber, dass sich obige Frage an mich richtete und wie schon meine Sprachenunkenntnis verrät handelt es sich in meinem Fall um eine andere Maja ;-)
Vielen Dank für deine Beiträge! - Ich denke du hast recht, wenn du schreibst, dass hingehen und angucken wohl die beste Strategie zur Meinungsbildung ist. - Für was steht eigentlich das Bln hinter deinem Namen?
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12

OlafRadicke
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von OlafRadicke »

GeorgBln hat geschrieben:Genau DIESE Diskussion wollte ich vermeiden. Die Reaktion von Niels zeigt, dass man, wie ich schon sagte, nicht theoretisch über das Quäkertum diskutieren kann. Quäker versuchen, jeden Streit zu vermeiden, vor allem jeden Streit um Theorien und Lehrsätze.
Das ist historisch nicht haltbar. Siehe "Ohne Kreuz keine Krone":
http://de.wikisource.org/wiki/Ohne_Kreuz_keine_Krone
:regel:
Gruss

Olaf

OlafRadicke
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von OlafRadicke »

Pit hat geschrieben:Es waren übrigens amerikanische "Quäker", die schon kurz nach Kriegsende in Absprache mit der Besatzungsleitung der US-Army Suppenküchen aufbauten- für die deutsche Zivilbevölkerung.
...Oh-ha! : :/ Das dürfte schon eine weile her ein. Viele von denen dürften Heute schon nicht mehr leben.

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

Maja hat geschrieben:
GeorgBln hat geschrieben:
Maja hat geschrieben:Also ich kenne "nur" amerikanische Quäker. Doch diese schätze ich sehr. So wie ich diese Leute erlebt habe, sind das intelligente, nachdenkliche Menschen, die sich gerade auch im sozialen Bereich mutig, engagiert und selbstlos einsetzen, Mißstände anprangern.

Doch deutsche Quäker kenne ich (bislang) nicht.

(Chu vi estas Maja el Polando kiu estas membro de la Kvakera Esperanto Societo?)
@GeorgBln: Ich kann kein Spanisch(?), vermute aber, dass sich obige Frage an mich richtete und wie schon meine Sprachenunkenntnis verrät handelt es sich in meinem Fall um eine andere Maja ;-)
Vielen Dank für deine Beiträge! - Ich denke du hast recht, wenn du schreibst, dass hingehen und angucken wohl die beste Strategie zur Meinungsbildung ist. - Für was steht eigentlich das Bln hinter deinem Namen?

Maja:

Danke für deine Antwort!

Das war allerdings nicht Spanisch, sondern Esperanto.

In Polen gibt es eine Frau, die Maja heißt, Esperanto spricht und eine der zwei oder drei polnischen Quäkerinnen ist.

Bln steht übrigens für Berlin.
Zuletzt geändert von GeorgBln am Samstag 24. Oktober 2009, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

OlafRadicke hat geschrieben:
GeorgBln hat geschrieben:Genau DIESE Diskussion wollte ich vermeiden. Die Reaktion von Niels zeigt, dass man, wie ich schon sagte, nicht theoretisch über das Quäkertum diskutieren kann. Quäker versuchen, jeden Streit zu vermeiden, vor allem jeden Streit um Theorien und Lehrsätze.
Das ist historisch nicht haltbar. Siehe "Ohne Kreuz keine Krone":
http://de.wikisource.org/wiki/Ohne_Kreuz_keine_Krone
:regel:
Gruss

Olaf

Die Quäker sind -neben den Mennoniten und den Brethren- eine der drei historischen Friendenskirchen. Fast alle jungen Quäker verweigern auch heute noch den Kriegsdienst bzw leisten Zivildienst, anstatt zur Bundeswehr zu gehen, jedoch eben nicht alle. Es wird kein Druck auf sie ausgeübt.

GeorgBln
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Re: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

Beitrag von GeorgBln »

OlafRadicke hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:Es waren übrigens amerikanische "Quäker", die schon kurz nach Kriegsende in Absprache mit der Besatzungsleitung der US-Army Suppenküchen aufbauten- für die deutsche Zivilbevölkerung.
...Oh-ha! : :/ Das dürfte schon eine weile her ein. Viele von denen dürften Heute schon nicht mehr leben.

Für die Quäkerspeisungen, an die sich ältere Menschen auch heute noch dankend erinnern, wurde den Quäkern der Friedensnobelpreis verliehen.

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