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Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 10:27
von tanatos
Mich würde mal interessieren, was ihr von folgendem Glaubensbekenntnis, speziell von der dort zu findenen Christologie haltet.
Es handelt sich um das Bekenntnis der United Church of Christ, der amerikanischen Partnerkirche der rheinischen Landeskirche, in der Übersetzung des Evangelischen Gesangbuches Rheinland, Westfalen Lippe.
Die Leuenberger Kirchengemeinschaft empfahl dieses Bekenntnis übrigens 2001 für den gottesdienstlichen Gebrauch und sieht in diesem Bekenntnis den Ausdruck einer der Leuenberger Konkordie ähnlichen Konkordie.

Wir glauben an dich, o Gott, ewiger Geist,
Gott unseres Heilandes Jesus Christus und unser Gott,
und wir bezeugen deine Taten.
Du rufst die Welten ins Dasein,
du schaffst Menschen nach deinem eigenen Bild
und legst jedem und jeder einzelnen den Weg des Lebens und den Weg des Todes vor.
Du suchst in heiliger Liebe von Ziellosigkeit und Sünde zu retten.
Du richtest Menschen und Nationen nach deinem gerechten Willen,
verkündet durch Propheten, Prophetinnen und Apostel.
In Jesus Christus, dem Menschen von Nazareth,
unserem gekreuzigten und auferstandenen Retter,
bist du zu uns gekommen und nahmst teil an unserem Los,
überwindest Sünde und Tod und versöhnst die Welt mit dir selbst.
Du verleihst uns deinen Heiligen Geist,
schaffst und erneuerst die Kirche Jesu Christi,
schließt glaubende Menschen jeden Alters,
aller Sprachen und aller Rassen
in deinem Bund zusammen.
Du rufst uns in deine Kirche,
damit wir den Preis und die Freude der Nachfolge annehmen,
damit wir deine Helferinnen und Helfer sind im Dienst an Menschen,
damit wir das Evangelium aller Welt verkündigen,
damit wir den Mächten des Bösen widerstehen,
damit wir an Christi Taufe teilhaben und an seinem Tisch essen,
damit wir mit ihm verbunden sind in seiner Passion und in seinem Sieg.
Du versprichst allen, die dir vertrauen,
Vergebung der Sünden und Gnade in Fülle,
Mut im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden,
deine Gegenwart in schweren Zeiten und in Zeiten der Freude,
und ewiges Leben in deinem Reich, das kein Ende hat.
Dir sei Lob und Ehre, Ruhm und Macht. Amen.

(deutsche Übersetzung: Ev. Gesangbuch, Ausgabe Rheinland, Westfalen, Lippe ..., Nr.818)

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 10:43
von Robert Ketelhohn
Das ist definitiv nicht christlich. Noch nicht einmal arianisch,
adoptianistisch oder dgl. Es ist handelt sich um ein dezidiert
antitrinitarisches Bekenntnis. Anathema sit.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 11:01
von Lutheraner
Naja, ich halte von solchen neuen Bekenntnissen gar nichts, weil man genau aufpassen muss, dass sie mit der neuen Ausdrucksweise nicht doch alte Inhalte über Bord werfen. Bei einigen Versen müsste man genauer hinterfragen, wie sie gemeint sind, aber wenn ich diese nach meinem Verständnis interpretiere, dann scheint dieses Bekenntnis prinzipiell nicht verwerflich zu sein. Roberts Schlußfolgerung ist falsch, er hat das Bekenntnis nicht verstanden (oder nicht richtig gelesen). Man kann aber in der Tat darüber diskutieren inwiefern dieses Bekenntnis wirklich eindeutig trinitarisch ist.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 11:07
von Robert Ketelhohn
Lutheraner hat geschrieben:Roberts Schlußfolgerung ist falsch, er hat das Bekenntnis nicht verstanden
Nein. Dies Bekenntnis leugnet geradezu plakativ die
Gottheit Jesu ebenso wie des Heiligen Geistes.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 11:23
von Kilianus
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Nein. Dies Bekenntnis leugnet geradezu plakativ die
Gottheit Jesu ebenso wie des Heiligen Geistes.
Das Bekenntnis ist derart wischiwaschi; ich wüßte nicht, wo man in diesem Schaum eine ausdrückliche Leugnung packen können soll.
(Heißt aber auch: Als Credo taugt dieser Text nichts.)

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 11:31
von Robert Ketelhohn
Kilianus hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Nein. Dies Bekenntnis leugnet geradezu plakativ die
Gottheit Jesu ebenso wie des Heiligen Geistes.
Das Bekenntnis ist derart wischiwaschi; ich wüßte nicht, wo man in diesem Schaum eine ausdrückliche Leugnung packen können soll.
(Heißt aber auch: Als Credo taugt dieser Text nichts.)
„Ausdrücklich“ habe ich gerade nicht gesagt. Vielmehr geschieht
die Leugnung implizit, nämlich durch verschweigen. Man muß das
Ding natürlich vor dem Hintergrund der Symbola von Nicæa und
Constantinopel lesen.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 12:01
von Clemens
Vielleicht haben beide Seiten recht?

Wenn man dieses "Credo" als Ersatz für die alten Bekenntnisse verstanden wissen will, ist es antitrinitarisch und häretisch.

Wenn man es als Konkretion der weiterhin gültigen Bekenntnisse verstehen soll, ist es eher unnötig als falsch.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 12:17
von Lioba
Jedenfalls ist es kein brauchbares Glaubensbekenntnis, weil es nicht klar genug ausdrückt, was denn geglaubt wird. Viel zu viel Sums um Sekundäres, krampfiges Bemühen um political correctness- Propheten und Prophetinnen!- und kein Bekenntnis zu Kernaussagen wie der Trinität.
Papiermüll- bitte getrennt entsorgen.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 12:24
von Kilianus
Robert Ketelhohn hat geschrieben: „Ausdrücklich“ habe ich gerade nicht gesagt. Vielmehr geschieht
die Leugnung implizit, nämlich durch verschweigen. Man muß das
Ding natürlich vor dem Hintergrund der Symbola von Nicæa und
Constantinopel lesen.
Der Unterschied zwischen "plakativ" und "ausdrücklich" hält sich, ähm, in Grenzen.

Natürlich fragt man sich, warum dieses Credo an dieser Stelle wischiwaschi ist - und kriegt einen Verdacht...

Andererseits ist die Verankerung in der Alten Kirche bei bestimmten protestantischen Gruppen ja so gering, daß die Bedeutung der Symbola (und der damaligen christologischen Debatten) kaum bewußt ist. Und was man gar nicht erst zur Kenntnis genommen hat, kann man auch nicht leugnen.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 13:18
von Lutheraner
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Roberts Schlußfolgerung ist falsch, er hat das Bekenntnis nicht verstanden
Nein. Dies Bekenntnis leugnet geradezu plakativ die
Gottheit Jesu ebenso wie des Heiligen Geistes.
Hallo Robert,

ich hebe mal ein paar Stellen hervor:
tanatos hat geschrieben:
Wir glauben an dich, o Gott, ewiger Geist,
Gott unseres Heilandes Jesus Christus und unser Gott,
(..)
In Jesus Christus, dem Menschen von Nazareth,
unserem gekreuzigten und auferstandenen Retter,
bist du zu uns gekommen und nahmst teil an unserem Los,
überwindest Sünde und Tod und versöhnst die Welt mit dir selbst.
Du verleihst uns deinen Heiligen Geist,
(...)
Also für anti-trinitarisch halte ich das wirklich nicht, aber es lässt sicherlich einen gewissen Interpretationsspielraum offen.

Der moderne Protestantismus neigt dazu die Streitigkeiten in der Kirchengeschichte vergessen machen zu wollen, indem er angeblich neue Wege sucht. Die CCC (Evangelische Kirche in China) bezeichnet sich bewusst als "postkonfessionell", aber selbst Bischöfin Käßmann hat das kritisiert und darauf hingeweisen, dass das keine Lösung ist, denn die Probleme und Streitigkeiten, die in der Kirchengeschichte auftraten, lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen. Sie lassen sich langfristig nicht ausblenden.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 13:22
von Lutheraner
Hallo Tanatos,

im Gesangbuch der EKiR muss es aber noch mehrere moderne Bekenntnisse geben?
in einem anderen Forum (das es nicht mehr gibt und dessen Inhalt gelöscht wurde) hatte einmal der Leiter des Lutherkonvents der EKiR ein modernes Bekenntnis gepostet, das wirklich auf den ersten Blick häretisch war. Leider kann ich mich nicht mehr an den Inhalt erinnern.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 13:38
von Sebastian
Clemens hat geschrieben:Vielleicht haben beide Seiten recht?

Wenn man dieses "Credo" als Ersatz für die alten Bekenntnisse verstanden wissen will, ist es antitrinitarisch und häretisch.

Wenn man es als Konkretion der weiterhin gültigen Bekenntnisse verstehen soll, ist es eher unnötig als falsch.
:ikb_renske: Meinste nicht, dass sich beides ein wenig ausschließt ?

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 13:47
von Clemens
Freilich, lieber Sebastian,

wir setzen hier den Hebel auf veschiedenen Ebenen der Diskussion an.

Meine Aussage trug der Tatsache Rechnung, dass ich nicht weiß, wie das "Bekenntnis" von seinen Verfassern gemeint ist.
Je nachdem, ist es ketzerisch oder unnötig.

Meine Vorredner haben argumentiert, als wüssten sie es [wie das "Bekenntnis" von seinen Verfassern gemeint ist], und sind von unterschiedlichen Grundannahmen aus zu verschiedenen Ergebnissen gekommen.
Ihre jeweiligen Schlüsse sind beide potentiell richtig, bis geklärt ist, wie das "Bekenntnis" von seinen Verfassern gemeint ist.

Ab dann hat wahrscheinlich nur noch einer recht. Zufrieden?

Ergänzend sei noch auf die Möglichkeit hingewiesen, dieses "Bekenntnis" im Gottesdienst zu verwenden mit einem selbst verliehenen Sinn, unabhängig vom ursprünglichen.
Dann gilt dasselbe: es ist entweder ketzerisch oder unnötig.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Montag 2. Februar 2009, 16:09
von cantus planus
Ich halte das "Bekenntnis" für weichgespülten Murks, vor dessen Sprache alleine mir schon graust. Ferner ist Robert zuzustimmen: ganz entscheidene Glaubenswahrheiten werden geleugnet, oder zumindest so doppeldeutig formuliert, dass sie als Wahrheit nicht mehr klar erkennbar sind. Stichwort nur Trinität und Erlösungswerk Jesu Christi. Hier steht klar eine "politisch korrekte" Sprache im Vordergrund. Mich erinnert es frappierend an die "Ode an die Freude".

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Dienstag 3. Februar 2009, 13:56
von Allons
Clemens hat geschrieben:Freilich, lieber Sebastian, wir setzen hier den Hebel auf veschiedenen Ebenen der Diskussion an.
...
Ergänzend sei noch auf die Möglichkeit hingewiesen, dieses "Bekenntnis" im Gottesdienst zu verwenden mit einem selbst verliehenen Sinn, unabhängig vom ursprünglichen. Dann gilt dasselbe: es ist entweder ketzerisch oder unnötig.
Najanaja, es ist eigentlich ganz schön zu lesen, freilich, als Bekenntnis allein taugt es nicht, aber ich würde mich auch nicht wehren wenn es einer als erweitertes Kollektengebet sprechen wollte. Wollte man jedes Gebet auf die Goldwaage legen, dass in Messen und Gottesdiensten zum HERRN hinaufschallt würde man vermutlich sehr schnell nur noch Glaubensbekenntnis und Vaterunser beten und da sind wir noch nicht bei den Liedern.. Übrigends - kein Gebet ist unnötig weils da kein zuviel gibt, höchstens zu wenig

Grüße, Allons!

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Dienstag 3. Februar 2009, 19:16
von Lutheraner
Allons hat geschrieben:Wollte man jedes Gebet auf die Goldwaage legen, dass in Messen und Gottesdiensten zum HERRN hinaufschallt würde man vermutlich sehr schnell nur noch Glaubensbekenntnis und Vaterunser beten
Ja und wenn Du über Vater Unser und Credo anfängst zu diskutieren (was heißt eigentlich "führe uns nicht in Versuchung" oder "Dein Reich komme" konkret oder "Auferstehung der Toten"), kriegst Du womöglich von vier Christen einer Denomination fünf verschiedene Antworten.

Re: Bekenntnis der United Church of Christ

Verfasst: Mittwoch 4. Februar 2009, 10:34
von Allons
Lutheraner hat geschrieben:Ja und wenn Du über Vater Unser und Credo anfängst zu diskutieren (was heißt eigentlich "führe uns nicht in Versuchung" oder "Dein Reich komme" konkret oder "Auferstehung der Toten"), kriegst Du womöglich von vier Christen einer Denomination fünf verschiedene Antworten.
Moin mein Lieber,
Mmm, beim Vater unser gibt es doch quasi nix wirklich zu diskutieren. An dem zitierten Galubensbekenntnis finde ich schön, dass man mal sehen kann, was den Prüdern und Schwästern überm Teich heutzutage wichtig ist und was ihnen als ein umgefallener Sack Reis ist.

Meine Mentorin hatte mir mal geraten mein eigenes Glaubensbekenntnis zu formulieren und ich kann nur berichten, dass dieses eine sehr förderliche Übung ist. Von mir kriegst Du also ein sechstes :breitgrins:

P.S. Bin ich froh, dass bei Protestantens nicht so ein Wind um die Exkommunikation gemacht wird. So bleibt uns dieses Desaster wenigstens erspart. :vogel:

Allons!