Todsünde

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Mellon
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Todsünde

Beitrag von Mellon »

Dieses Thema wurde nicht von Mellon eröffnet sondern von "Eine lutherische Predigt zur Taufe" abgetrennt.
asderrix hat geschrieben:Todsünden sind ein römische Erfindung!
"Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht im Hinblick auf sie sage ich, daß er bitten solle.
Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; und es gibt Sünde, (die) nicht zum Tod (ist)."
(1 Joh 5,16-17)
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget / und durch das Wort sich nährt / und vor dem Wort sich beuget / und mit dem Wort sich wehrt.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Hallo Mellon,
Mellon hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:Todsünden sind ein römische Erfindung!
"Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht im Hinblick auf sie sage ich, daß er bitten solle.
Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; und es gibt Sünde, (die) nicht zum Tod (ist)."
(1 Joh 5,16-17)
Interessante Stelle, erklärst du mir mal wie du das Fürbitten verstehst, ich hab das noch nicht richtig verstanden, da ich davon ausgehe, das Sünden nur persönlich mit Gott in Ordnung gebracht werden können, egal ob mit Seelsorger(Priester, Pfarrer oder anderem Christ) oder ohne.
Siehst du hier eine stellvertretende Sühnung von Menschen?

Achso aber was hat das mit Todsünden zu tun?
Hier wird doch nur darauf hingewiesen, dass Sünden automatisch zum Tod führen, wenn sie nicht bekannt und durch das Blut Christi abgewaschen werden.

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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Achso aber was hat das mit Todsünden zu tun?
Hier wird doch nur darauf hingewiesen, dass Sünden automatisch zum Tod führen, wenn sie nicht bekannt und durch das Blut Christi abgewaschen werden.
Die Dinge sind doch ganz einfach. Jeder Gläubige sündigt und ist ungerecht, oftmals ganz spontan und ohne, dass es ihm ohne Weiteres bewusst ist. Andere merken es aber gelegentlich. Diese kleinen Sünden, Ungerechtigkeiten und Untugenden - diese Begriffe findet man in der Schrift - die man ja oft erleben kann auch unter Christen, sind keinen schwere Sünden, die zum geistlichen Tode führen, trotzdem sind es in der Sicht Gottes Sünden. Wenn jemandem dies nicht bewusst ist, wie kann er dann von Gott Vergebung dafür erlangen oder sich gar ändern?

Die Gottbeziehung wird durch kleine Ungerechtigkeiten und Untugenden, die jeder Christ mehr oder weniger an sich hat, aber nicht grundsätzlich infrage gestellt, sonst hätte nämlich kein einziger Mensch eine Heilschance (ihr sollt vollkommen sein wie eurer Vater im Himmel ist eine Zielvorgabe), denn jeder von uns sündigt des Tages mehrmals, selbst der Gerechte wie die Bibel sagt.
Im 1. Johannesbrief sind die Dinge erläutert, Man muss ihn nur ganz langsam und meditierend lesen, sonst liest man darüber hinweg oder meint, alles schon genau zu kennen.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Edi, das sehe ich ganz anders, jede Sünde egal ob groß oder klein, egal ob Todschlag oder Notlüge führt zur ewigen Verdammung.

Richtig ist, dass kein Mensch vollkommen leben kann, aber Christus starb für meine Sünden, ich habe ihn darum gebeten, das er meine Sünden vergibt und habe die Gewissheit das ER das tut, die Sünden der Vergangenheit und der Zukunft hat er mir vergeben. Ich bemühe mich nun, so wenig wie möglich diesem Konto zuzufügen, aber davon ist meine Gotteskindschaft nicht abhängig.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Ja, Asderrix, das sind wir Evangelischen so gewöhnt.
Aber - wo steht das eigentlich?
Als ich mal anfing, zu fragen, warum das so sein soll, entstand bei mir der Eindruck, diese Lehre ist eine fromme Phantasie!
In der Bibel steht etwas anderes, wie Edi schon zeigte.

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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Edi, das sehe ich ganz anders, jede Sünde egal ob groß oder klein, egal ob Todschlag oder Notlüge führt zur ewigen Verdammung.

Richtig ist, dass kein Mensch vollkommen leben kann, aber Christus starb für meine Sünden, ich habe ihn darum gebeten, das er meine Sünden vergibt und habe die Gewissheit das ER das tut, die Sünden der Vergangenheit und der Zukunft hat er mir vergeben. Ich bemühe mich nun, so wenig wie möglich diesem Konto zuzufügen, aber davon ist meine Gotteskindschaft nicht abhängig.
Dann müsstest du vollkommen sein, also quasi wie Christus sein, um keinerlei Sünde mehr zu haben oder um es abzumildern, wenigstens jede Anfechtung (mithilfe des Gebets) im Keime ersticken können. Komisch nur, dass ich keinen einzigen Christen einschliesslich mir selber kenne, der auch nur halbwegs vollkommen und ohne irgendeine Untugend oder Ungerechtigkeit wäre. Ein PBC-Anhänger wollte mir einmal so einen Christen vorstellen, den er so sieht, aber er kennt den Menschen in seiner Konkupidenz, also seiner Anfälligkeit gar nicht und sieht nur auf das Äussere, das vielleicht zunächst einen guten Eindruck macht, der aber bei einer Prüfung und Bewährung oft schnell vergeht.

Diese Sichtweise kommt aus einem schwarz-weiss Denken, das durchaus auch mit einem geistlichen Hochmut zu tun hat, wo die Zwischentöne der Bibel nicht verstanden werden, es aber in der Praxis doch sehr offensichtlich ist, dass die Vertreter dieser Thesen, noch genug Untugenden an sich haben. Wahrscheinlich aber wollen sie diese nicht einmal an sich erkennen.

Freilich vergibt Christus alle unsere Sünden aus der Vergangenheit zunächst einmal, so wir es ernst meinen, aber die Untugenden, die aus dem Fleische kommen und auch von den Folgen früherer Sünden herrühren, die bleiben doch in der Seele noch haften und werden erst nach und nach gebessert und erst im Idealfall, der selten vorkommt, überwunden. Den Überwindern sind in der Bibel ja auch grosse Verheissungen gegeben.
Der Christ erkennt viele seiner Untugenden oft selber gar nicht. Oft müssen ihn erst andere darauf aufmerksam machen, in einer Predigt z.B. oder auch im Leben. Beispiele wirst du hier ja nicht auch noch hören wollen. Hast du noch nie etwas vom alten Adam gehört, der bei uns allen noch rumort? Auch das wird in der Bibel geschildert. Paulus selber schreibt, dass er das Böse, das er nicht tun will, tue und das Gute, das er tun will, nicht tue. Röm. 7,18-19. Paulus schildert also seinen inneren Kampf, der zeitlebens geht.
Wer aber seine Fehler gar nicht erkennt und dann auch lässt, dem kann Gott auch nicht vergeben. Heiligung ist nicht so einfach wie manche denken, dass Gott einem alles schon vergeben werde. Wenn er das tut, muss der Mensch auch mitwirken und das Himmelreich mit Gewalt an sich reissen wollen.
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Mellon
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Beitrag von Mellon »

asderrix hat geschrieben:Hallo Mellon,
Mellon hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:Todsünden sind ein römische Erfindung!
"Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht im Hinblick auf sie sage ich, daß er bitten solle.
Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; und es gibt Sünde, (die) nicht zum Tod (ist)."
(1 Joh 5,16-17)
Interessante Stelle, erklärst du mir mal wie du das Fürbitten verstehst, ich hab das noch nicht richtig verstanden, da ich davon ausgehe, das Sünden nur persönlich mit Gott in Ordnung gebracht werden können, egal ob mit Seelsorger(Priester, Pfarrer oder anderem Christ) oder ohne.
Siehst du hier eine stellvertretende Sühnung von Menschen?

Achso aber was hat das mit Todsünden zu tun?
Hier wird doch nur darauf hingewiesen, dass Sünden automatisch zum Tod führen, wenn sie nicht bekannt und durch das Blut Christi abgewaschen werden.
Da muß ein Irrtum vorliegen:
"Hier" wird definitiv nicht „darauf hingewiesen, dass Sünden automatisch zum Tod führen, wenn sie nicht bekannt und durch das Blut Christi abgewaschen werden.“
Hier wird eigentlich nur gesagt, daß es „Sünde zum Tod“ gibt“ und Sünde, „die nicht zum Tod“ ist.

Dieses biblische Zitat kam eigentlich nur wegen der These, daß Todsünden eine römische Erfindung seien. Weiter ausbreiten wollte ich die Sache eigentlich nicht, da die Diskussion sich in diesem Thread mehr um die Frage der Taufe dreht.

Nun, sei’s drum:
Ich gehe gleichfalls davon aus, daß mit dem „bitten“ in Vers 16 Fürbitte gemeint ist. Daß es also darum geht, daß jemand, der „seinen Bruder sündigen sieht eine Sünde nicht zum Tod“ für ihn zu Gott beten soll und nicht, daß er etwa diesen Bruder „bitten“ soll, das Sündigen doch sein zu lassen und/oder sich selbst um Gottes Vergebung zu bemühen.

Mir fällt in Zusammenhang der Fürbitte und Vergebung spontan die Fürbitte Abrams für Sodom ein: Die Einwohner Sodoms „kümmerten“ sich zwar nicht "persönlich" darum, daß ihre Sünden „mit Gott in Ordnung gebracht wurden“, aber Gott war bereit, den Sodomitern einzig aufgrund der Fürbitte eines anderen, nämlich Abrahams „das Leben zu geben“.
Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Abraham den HErrn nicht auf zehn, sondern auf einen einzigen Gerechten heruntergehandelt hätte? Den hätte der Herr ja in Sodom gefunden: 2 Petr 2,7.

An „eine stellvertretende Sühnung von Menschen“ denke ich hier bei Johannes erst einmal nicht. Meine Einschränkung („erst einmal“) wird Dich vermutlich ärgern, lieber asderrix.
Die Frag eist natürlich, was damit überhaupt gemeint ist. Das Wort Sühnung kommt in der Elberfelder Übersetzung der Bibel im NT nur zwei Mal vor. Aber es findet sich oft im AT, wo steht, wie die Priester für andere "Sühnung erwirken". Wenn ich dann bedenke, daß nach dem Neuen Testament alle Christen Könige und Priester sind (auch wenn nicht alle Christen in einer Regierung sitzen oder einer Gemeinde vorstehen), dann kann ich nicht so einfach von vornherein sagen, daß diese Menschen auf gar keinen Fall priesterlich wirken.

Zurück zu den „Sünden zum Tod“ und den „Sünden nicht zum Tod“.
Man fragt sich, ob denn nicht jede Sünde eine Sünde zum Tode ist. Schreibt denn nicht der Apostel Paulus den Römern: "Der Lohn der Sünde ist der Tod“?
In der Tat! Was der Apostel Johannes hier schreibt, ist aber dennoch kein Widerspruch zu dem, was Paulus lehrt. Auch Johannes geht ja in Vers 16 davon aus, daß jemandem, der eine Sünde tut „nicht zum Tod“ „das Leben“ gegeben werden muß: „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, soll er bitten, und er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tod sündigen“.

Wer ist mit „er“ in diesem Vers gemeint?
Man denkt natürlich erst einmal an Gott. Und das ist natürlich auch nicht verkehrt, denn nur Gott kann wirklich Leben geben.
Der Satzbau verlangt aber eigentlich, daß mit „er“ der Fürbitter gemeint ist, der durch seine Fürbitte (indirekt und sozusagen vermittelnd) dem Sünder das Leben gibt.
Ich denke, daß sich mittels der Grammatik die Frage, wer mit „er“ gemeint ist, nicht klären läßt.
Aber beide Wahrheiten widersprechen sich ja eigentlich auch nicht: Daß Gott das Leben gibt und/oder daß Er es wegen der Fürbitte eines anderen tut.
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Lieber Mellon, habe das Thema nun rausgelöst.

Ich habe am Nachmittag nur schnell geschrieben, will nun versuchen meine Gedanken etwas geordneter darzulegen.

Die 1. Johannesstelle meint meiner Überzeugung nach, dass es Sünde gibt die zum leiblichen Tod führt und solche die eben nicht den leiblichen Tod nach sich zieht.
Alle Sünden aber führen zum ewigen Tod, sofern sie nicht selbst mit Christus in Ordnung gebracht wurden.
Eine Todsünde, die nicht vergeben werden kann, ist nur die Sünde, Christus nicht als Herrn anzunehmen und anzuerkennen.
Diese Sünde ist für Christen logischerweise kein Thema.
Die Liste der Todsünden ist für mein Empfinden konstruiert und entbehrt jeder biblischer Autorität.

Ich hoffe das ist verständlicher ausgedrückt.

LG
asder

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Clemens hat geschrieben:Ja, Asderrix, das sind wir Evangelischen so gewöhnt.
Aber - wo steht das eigentlich?
Als ich mal anfing, zu fragen, warum das so sein soll, entstand bei mir der Eindruck, diese Lehre ist eine fromme Phantasie!
In der Bibel steht etwas anderes, wie Edi schon zeigte.
Wo hat Edi das gezeigt, ich hab also da nichts gefunden.

Eph. 1, 7 Durch ihn wurden wir freigekauft - um den Preis seines Blutes -, und in ihm sind uns alle Vergehen vergeben. Das verdanken wir allein Gottes unermesslich großer Gnade,

alle Vergehen steht hier, Luther und Einheitsübersetzung sagt Vergebung der Sünden, Elberfelder der Vergehungen,

Hier ist keine Einschränkung auf die Sünden der Vergangenheit, oder?

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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:Die Liste der Todsünden ist für mein Empfinden konstruiert und entbehrt jeder biblischer Autorität.
Es gibt wie ich mir sagen liess keine verbindliche Liste der Todsünden, aber es gibt schwere Sünden, die man denen zuordnen kann und muss.

Gerade habe ich mit jemand darüber diskutiert und erklärt, dass Gott jedem Menschen selber durch den hlg, Geist oder auch ggfs. mithilfe eines Seelsorgers zeigt, welche Sünden ihn von Gott trennen. Genau das sind die Todsünden, die bekannt und gffs. auch wieder gutgemacht werden müssen. Die andern eben nicht, die sind bei einer Bekehrung stellvertretend vergeben. Gott nimmt diese Todsünden stellvertretend für alle andern Sünden und vergibt den Rest auch. Ein Mann, der vielleicht 50 Jahre alt ist und sich nie um Kirche und Gott gekümmert hat, wird ja nicht nur zwanzig oder dreißig Sünden auf dem Kerbholz haben, sondern viel, viel mehr. Da greift sich Gott nur diese heraus, auf die er den Finger legt, die andern nicht.

Nicht wenige Christen kennen hier manches nicht oder nicht richtig. In einem Falle, wo ein Gläubiger zu mir kam und um einen Rat bat, weil er etwas gestohlen hatte, wurde ihm zuvor von einem Pastor gesagt, er solle das gestohlene Geld der Gemeinde des Pastors geben, statt eben zurück an den Bestohlenen wie ich es ihm angeraten habe. Aber auch zu diesem Rat liesse sich noch etwas Ergänzendes und Genaueres sagen, was ich aber hier nicht tun werde, sonst könnte das falsch verstanden werden.

Das sind ganz einfach auch praktische seelsorgerliche Erfahrungen, die manche Leute kennen und andere wiederum nicht kennen und die selbstverständlich erst recht bei gewissen Heiligen wie Pater Pio oder andern nachzulesen sind.

Alltägliche Sünden trennen nicht von Gott, sonst wären wir allesamt verloren, denn es gibt keinen Christen, der nicht verschiedene Charakterschwächen und daraus resultierende Untugenden, Ungerechtigkeiten mit sich herumschleppte. Zudem ist es immer auch eine Frage des Sündenerkenntnis, ob jemand überhaupt seine Untugenden selber einsieht. Es gibt reichlich Christen, die hierin Mängel haben. Wie sollen diese dann dafür Vergebung erlangen, wenn sie das nicht einmal einsehen? Sündenerkenntnis muss auch erst wachsen, die ist nicht schlagartig da. Da hilft eine formalistische Bibelexegese auch nicht. Gott vergibt von der Ausnahme, die ich oben nannte, bei der aber auch konkrete Sündenbekenntnisse dabei sind, immer nur, wenn wir konkret für etwas Vergebung erlangen wollen und nicht so, dass wir ihm sagen, wir sind nun mal alle Sünder, vergib halt mal, denn du hast es uns ja zugesagt. Die Sünden müssen schon im Einzelnen bekannt und gffs. auch wieder gutgemacht werden.
Zuletzt geändert von Edi am Sonntag 30. November 2008, 23:33, insgesamt 8-mal geändert.
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Edi
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Beitrag von Edi »

asderrix hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ja, Asderrix, das sind wir Evangelischen so gewöhnt.
Aber - wo steht das eigentlich?
Als ich mal anfing, zu fragen, warum das so sein soll, entstand bei mir der Eindruck, diese Lehre ist eine fromme Phantasie!
In der Bibel steht etwas anderes, wie Edi schon zeigte.
Ich habe geschrieben, dass das Thema Todsünde in der Schrift erwähnt ist und keine Erfindung der Kirche. Ich nehme an, du hast das gemeint, aber inzwischen haben ja andere die zugehörigen Bibelzitate erwähnt.
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overkott
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Beitrag von overkott »

Alle Welt redet von Advent, Gemütlichkeit, Vorbereitung - und was lesen wir in der Klausnerei bei den Protestanten: Todsünde.

Da fragt man sich doch allen Ernstes: Wie sind die denn drauf?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was ist am Fasten in Finsternis und Todesschatten „gemütlich“?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

sofaklecks
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Im Dezember

Beitrag von sofaklecks »

Im Dezember streitet man nicht über Todsünden.

Die anderen Monate, an denen man das ebenfalls unterlässt, sind Januar, Februar, März und April, sodann die Monate ohne R und September, Oktober und November.

sofaklecks

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Mellon
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Beitrag von Mellon »

asderrix hat geschrieben:Lieber Mellon, habe das Thema nun rausgelöst.

Ich habe am Nachmittag nur schnell geschrieben, will nun versuchen meine Gedanken etwas geordneter darzulegen.

Die 1. Johannesstelle meint meiner Überzeugung nach, dass es Sünde gibt die zum leiblichen Tod führt und solche die eben nicht den leiblichen Tod nach sich zieht.
Alle Sünden aber führen zum ewigen Tod, sofern sie nicht selbst mit Christus in Ordnung gebracht wurden.
Eine Todsünde, die nicht vergeben werden kann, ist nur die Sünde, Christus nicht als Herrn anzunehmen und anzuerkennen.
Diese Sünde ist für Christen logischerweise kein Thema.
Die Liste der Todsünden ist für mein Empfinden konstruiert und entbehrt jeder biblischer Autorität.

Ich hoffe das ist verständlicher ausgedrückt.

LG
asder
Da hast Du recht daran getan, das Thema herauszulösen.
Verständlich ausgedrückt hast Du Dich auch, lieber asderrix.

Vermutlich haben wir ein bißchen aneinander vorbeigeredet.
Du sprachst von dem, was gemeinhin im Volksmund „Todsünden“ genannt wird und deren man sieben aufzählt: Stolz, Geiz, Unkeuschheit, Neid, Unmäßigkeit, Zorn, Trägheit. Diese sieben werden zwar vom Volksmund „Todsünden“ genannt, jedoch nicht von der „offiziellen“ römischen Kirche, wenn man sich an deren „Katechismus“ hält. Da heißen diese Sieben nämlich „Hauptsünden“.
Ich zitiere mal eben den „Katechismus der Katholischen Kirche" (KKK),
1866: „Als Hauptsünden werden sie deshalb bezeichnet, weil sie weitere Sünden, weitere Laster erzeugen. Hauptsünden sind: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruß [acedia].“

In der Tat findet sich diese Aufzählung nicht in der Heiligen Schrift, obgleich man dort ohne viel Mühe andere Sündenkataloge finden kann und jede einzelner dieser Hauptsünden gewiß auch in mindestens einer Bibelstelle als Sünde benannt wird.
Vielleicht können wir uns darauf verständigen, daß diese „Liste“ als Liste zwar keine biblische Autorität beanspruchen kann, aber auch nicht gerade als widerbiblisch angesehen werden kann.

Für das, was die „offizielle“ Römisch-Katholische Kirche als „Todsünde“ bezeichnet, gibt es im KKK jedoch keine Auflistung, sondern eine „Definition“:
1857: „Damit eine Tat eine Todsünde ist, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein: „Eine Todsünde ist jene Sünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewußtsein und bedachter Zustimmung begangen wird“.

Nach Punkt 1861 des KKK verursacht eine solche Todsünde „den Ausschluß aus dem Reiche Christi und den ewigen Tod in der Hölle“, „wenn sie nicht durch Reue und göttliche Vergebung wieder gutgemacht wird“.

Was dann im „Katechismus der Katholischen Kirche“ weiter unten geschrieben wird, ist ungefähr das, was Du auch schriebst (ich hoffe, Du kriegst deswegen keinen Ärger ;-) )
1864 Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben“ (Mt 12, 31). Die Barmherzigkeit Gottes ist grenzenlos; wer sich aber absichtlich weigert, durch Reue das Erbarmen Gottes anzunehmen, weist die Vergebung seiner Sünden und das vom Heiligen Geist angebotene Heil zurück. Eine solche Verhärtung kann zur Unbußfertigkeit bis zum Tod und zum ewigen Verderben führen.

Zu Deinem Einwand, daß Johannes in Joh 5 Sünden meint, die zum leiblichen Tod führen, muß ich später etwas scheiben, Ich bin heute (wieder einmal) etwas in zeitlicher Bedrängnis und bitte um Entschuldigung ...

Gnade und Frieden!
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Danke Mellon, für die Erklärung, keine Angst bei uns gibs keine zentrale Stelle die Ärger macht ;D (den machen wir uns selbst ;) )

Die Erklärung zu Todsünden war interessant, ich dachte die offizielle Lehre der rkK ist das es sich um unvergebbahre Sünden handelt, also ich lasse mich gern belehren.

lg
asder

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Das verwechselst Du mit der Sünde wider den heiligen Geist. Da haben wir bestimmt auch schon einen Zypfel zu.
???

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Ja, hatten wir ja auch oben schon mit gestreift.

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Um einen kurzen und schnellen Überblick über die röm.-kath. Todsündenlehre zu gewinnen, empfehle ich den Kleinen Katechismus des katholischen Glaubens von P. Ramm FSSP.

sofaklecks
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Tannhäuser

Beitrag von sofaklecks »

Zum Thema unvergebbare Sünden fällt mir stets die Romerzählung aus dem Tannhäuser ein.

Das Missverständnis ist also weit verbreitet.


sofaklecks

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Mellon
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Beitrag von Mellon »

asderrix hat geschrieben: Die 1. Johannesstelle meint meiner Überzeugung nach, dass es Sünde gibt die zum leiblichen Tod führt und solche die eben nicht den leiblichen Tod nach sich zieht.
Alle Sünden aber führen zum ewigen Tod, sofern sie nicht selbst mit Christus in Ordnung gebracht wurden.
Eine Todsünde, die nicht vergeben werden kann, ist nur die Sünde, Christus nicht als Herrn anzunehmen und anzuerkennen.
Diese Sünde ist für Christen logischerweise kein Thema.
Nun meiner Antwort zweiter Teil:
Deine Auslegung ist ungewöhnlich. Jedenfalls habe ich sie in keiner der mir zugänglichen Auslegungen wiedergefunden. Das braucht aber nicht mehr bedeuten, als daß die Auswahl der mir zur Verfügung stehenden Auslegungen eben sehr beschränkt ist ...
Berufen könntest Du Dich dabei immerhin auf 1 Kor 11,30, wo der Apostel Paulus Krankheits- und Todesfälle in der Kirche von Korinth damit in Zusammenhang bringt, daß da beim Herrenmahl etliche waren, die den Leib des Herrn nicht (von gewöhnlichem Essen) „unterschieden“. (Ich meine, daß der Apostel in 1 Kor 11,29 mit „Leib des Herrn“ nicht die Gemeinde meint.)

Der ganz große Vorteil Deiner Auslegung von 1 Joh 5 ist natürlich, daß man einem (scheinbaren) Widerspruch entgeht: Wenn Sünde nach Röm 6,23 und anderen Bibelstellen grundsätzlich zum Tod führt, wie kann dann Johannes in 1 Joh 5,16f., daß es Sünde gibt, die nicht zum Tod ist?

Man müßte aber in diesem Fall ständig mit den gedachten Einschüben leiblich und ewig arbeiten:

Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum (leiblichen) Tod, soll er bitten, und er wird ihm das (ewige) Leben geben, denen, die nicht zum (leiblichen) Tod sündigen. Es gibt Sünde zum (ewigen) Tod; nicht im Hinblick auf sie sage ich, daß er bitten solle.
Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; und es gibt Sünde, <die> nicht zum (leiblichen) Tod <ist>.


Untern Strich hätte man allerdings für die Frage nach den Todsünden auch nicht so viel gewonnen. Es gäbe auch dann immer noch noch Sünden, die so „schlimm“ sind, daß sie den leiblichen Tod nach sich ziehen und dadurch unweigerlich den ewigen Tod. Da es dem Menschen nämlich bestimmt ist, „einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Hebr 9,27), hat man nach Eintritt des leiblichen Todes keine Möglichkeit mehr, sein ewiges Schicksal doch noch zu ändern. (siehe auch Lk 16,19ff.)
Und dann gäbe es eben auch noch die Sünden, die nicht so „schlimm“ sind, die nicht (gleich) zum leiblichen Tod führen und dem Sünder also die Möglichkeit zur Buße geben, um dem ewigen Tod zu entgehen.
Die eine Sorte Sünden wäre nach wie vor eine „Todsünde“ und die andere nicht.

Vielleicht ist die von Johannes gemeinte Sünde ja so ähnlich wie die, die Du auch als „Todsünde“ bezeichnet hast.
asderrix hat geschrieben:Eine Todsünde, die nicht vergeben werden kann, ist nur die Sünde, Christus nicht als Herrn anzunehmen und anzuerkennen.
Absolut unvergebbar ist eigentlich nur die bewußte Zurückweisung der Vergebung Gottes durch einen Menschen. Hier nützt auch keine Fürbitte mehr etwas.
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asderrix hat geschrieben:Danke Mellon, für die Erklärung, keine Angst bei uns gibs keine zentrale Stelle die Ärger macht ;D (den machen wir uns selbst ;) )
Um richtig Ärger zu haben, braucht es keine zentrale Stelle. Den können uns die lieben Geschwister auch völlig un-zentral machen. Das ist bei uns Evangelischen wahrscheinlich systemimmanent. Die katholische Kirche hat einen einzigen Papst, der unter genau definierten Bedingungen manchmal unfehlbar ist (und Ärger machen kann). Der Protestantismus aber hat allewege soviel andauernd unfehlbare Päpste, wie es Protestanten gibt ... ;-)
Er kennet seine Scharen / am Glauben, der nicht schaut / und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut;
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