gute inhalte bei den protestanten

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
conscientia
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gute inhalte bei den protestanten

Beitrag von conscientia »

hier im forum gibt es nicht wenige, die sich nicht mit den spezifischen gegebenheiten im protestantismus anfreunden können.
daher die frage an alle mitdiskutantInnen: gibt es gute inhalte, strukturen, bräuche usw., deren übernahme durch die katholische kirche sinn machen würde?
zur definition: ich meine mit "protestantismus" die etablierten, alten protestantischen kirchlichen gemeinschaften oder - sit venia verbo - kirchen, also die evangelisch-lutherischen bzw. evangelisch-reformierten kirchen, nicht neuere freikirchen wie die baptisten (ich erlaube mir, den "methodismus" wegen seines ursprungs bei j. wesley für eine besondere form des anglikanismus zu halten).

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Ich denke die Frage solltest du im kath. Bereich des Forum stellen. Die Antwort, die du von Protestanten kriegen wirst, ist ja eigentlich klar.
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taddeo
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Re: gute inhalte bei den protestanten

Beitrag von taddeo »

conscientia hat geschrieben:gibt es gute inhalte, strukturen, bräuche usw., deren übernahme durch die katholische kirche sinn machen würde?
Ich meine nein.

Wenn es denn noch was geben sollte, dann allenfalls das, was aus vorreformatorischer (= katholischer) Zeit noch übrig ist. Wenn man betrachtet, warum und wie der Protestantismus an sich entstanden ist, dann ist er heute nicht nur überflüssig wie ein Kropf, sondern ein echtes Ärgernis.

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Lutheraner hat geschrieben:Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
Da muß man Dir leider Recht geben, so traurig das ist. :cry:

Was ich gemeint habe, ist das: Selbst wenn man konzediert, daß grundsätzliche Probleme im Erscheinungsbild der katholischen Kirche zur Zeit Luthers reformbedürftig waren (worüber sich allerdings auch schon trefflich streiten ließe), dann muß man trotzdem feststellen, daß diese Streitpunkte HEUTE (spätestens seit dem II. Vaticanum) de facto nicht mehr existieren. Allerdings hat die "Reformation" im Laufe ihrer Geschichte eine solche Eigendynamik entwickelt, daß die aus ihr entstandenen Gruppierungen eigentlich nicht mehr in der Lage sind, das zu tun, was an und für sich das einzig Ehrliche wäre: nämlich zu sagen "schaut, die Anliegen der Reformation sind erfüllt, also laßt uns mit Freude in den Schoß der Kirche zurückkehren, die wir wegen der nun abgestellten Mißstände verlassen haben".

Ob es aus katholischer Sicht ein Gewinn ist, daß wir heute reformatorischer sind als es die ersten Reformatoren jemals waren, sei mal dahingestellt. Ich persönlich halte es insgesamt für eine ungute Entwicklung. Eine echte, organische Reform wäre auch innerhalb der katholischen Kirche möglich gewesen, wenn etwa Papst Hadrian damals mit seinen heiligmäßigen Absichten auf Gehör gestoßen wäre.

conscientia
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gutes, das vom protestantismus übernommen werden könnte?

Beitrag von conscientia »

gibt es strukturen, ideen, frömmigkeitsformen, welche die katholiken sinnvoller weise von den evangelischen kirchlichen gemeinschaften - sit venia verbo: kirchen - übernehmen könnten?
diese frage habe ich in der klausnerei gestellt, die klausnerei wurde geschlossen. vielleicht sind lutheraner und taddeo und die anderen so freundlich, noch einmal ihre position aufzuschreiben. (lutheraner hat mir geraten, die frage einmal im refektorium zu stellen.)
zur begriffsklärung: mit "protestantismus" meine ich die lutheraner und reformierte und ihre jeweils (noch) bekenntnistreueren freikirchen, nicht unbedingt baptisten und methodisten, da gibt es auf dem europäischen festland nicht so viele von.

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monsieur moi
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Beitrag von monsieur moi »

Da ich mal evangelisch-lutherisch war, kann ich dazu auch noch sagen, dass mir besonders die traditionellere, protestantische Kirchenmusik in sehr positiver Erinnerung geblieben ist.

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Linus
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Beitrag von Linus »

äh nein, die katholische kirche ist nunmal so umfassend daß die naturgemäß alles enthält von frömmigkeitsformen, ideen strukturen, etc... was sie braucht - sie ist ihrer Natur nach sich selbst genug. Und erkennt außerhalb ihrer grenzen jeweils den Mangel.

Chesterton schreibt dazu (Orthodoxie)

Die im Verhältnis zur Orthodoxie häretischen Erklärungsmuster mußten vom Menschen immer etwas wegschneiden. Sie faszinierten in ihrer Klarheit und Einprägsamkeit, gegenüber der Dunkelheit und Kompliziertheit der Orthodoxie, aber sie besaßen keine Wirklichkeit.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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conscientia
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Beitrag von conscientia »

meine wahrnehmung ist anders: klar, die römisch-katholische kirche trägt in sich umfassende katholizität usw., aber diese katholizität in ihr doch etwas verdunkelt.
katholische kirche kann gut organisieren (charisma für sich!), die orthodoxie liturgie feiern, charisma der protestanten wäre die seit dem 16. jahrhundert gegebene beschäftigung mit der bibel (hand aufs herz: das hatten die katholiken nie, weder hier noch im mittelmeerraum, in den romanischen ländern.)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ach nein ? So ein Pech aber auch der Kirchenvater Hieronymus war Protestant?. Das ist mir neu. der sagte "Die Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht kennen.
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Hallo Taddeo,

jede Kirchenspaltung führt im Laufe der Zeit leider zu theologischen Auseinanderentwicklungen, die die kirchliche Einheit immer schwieriger machen. Das ist trotz aller noch bestehender Ähnlichkeiten auch bei der Trennung zwischen Römischer und Orthodoxer Kirche der Fall, wobei hier die Kirchenspaltung schon die Folge einer Auseinanderentwicklung war.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

conscientia hat geschrieben:meine wahrnehmung ist anders: klar, die römisch-katholische kirche trägt in sich umfassende katholizität usw., aber diese katholizität in ihr doch etwas verdunkelt.
katholische kirche kann gut organisieren (charisma für sich!), die orthodoxie liturgie feiern, charisma der protestanten wäre die seit dem 16. jahrhundert gegebene beschäftigung mit der bibel (hand aufs herz: das hatten die katholiken nie, weder hier noch im mittelmeerraum, in den romanischen ländern.)
Das mit der Bibel ist ein altes, aber nichts destoweniger falsches Vorurteil. Die Bibel spielte im Katholizismus immer eine wichtige Rolle, man sieht das auch daran, daß es schon Jahrhunderte vor Luther deutschsprachige Übersetzungen gab. Allerdings mußten die noch per Hand geschrieben werden; Luther hatte sozusagen das Glück, daß zu seiner Zeit der Buchdruck aufkam und seine Bibel billiger und in größerer Stückzahl verbreiten konnte.

AAABER: Die katholische Sicht der Bibel (die es m. W. auch in der Orthodoxie so ähnlich gibt) war die, daß man dem Volk nicht einfach eine Bibel in die Hand drücken kann und sagen "jetzt lies mal schön" - man muß den Leuten gleichzeitig erklären, was sie da lesen bzw. hören. Dies ist Aufgabe der Predigt und des Lehramtes, das in gewisser Weise eine authentische Anwendung der biblischen Botschaft für den Alltagsgebrauch gewährleisten soll. Heute meint doch ein jeder, sich aus der Bibel gerade das raussuchen zu können, was ihm in den Kram paßt. Und wenn dann einer wie Papst Benedikt in seinem Jesus-Buch kommt und eine ganzheitliche Betrachtung der biblischen Texte einfordert, dann entrüstet sich die Heerschar der Exegeten genauso wie die "sola-scriptura"-Jünger allerorten.

Etwas überspitzt könnte man deshalb durchaus das unterschreiben, was in einem Film über Zar Peter den Großen, den ich mal gesehen habe, ein einfacher Katholik zu dem inkognito reisenden Zaren gesagt hat, als dieser ihn fragte, ob er auch die Bibel lese: "Wir brauchen keine Bibel, wir sind katholisch!"

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Lutheraner hat geschrieben:Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
Dem Lutheraner seine Thread-Themaverfehlung sieht man, wenn man beim Lesen die Augen öffnet.

Hier geht es mitnichten um irgendwelche sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die Katholische Kirche.

Dem Lutheraner seine Rhetorik ist allerdings very tricky... :jump:

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overkott
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Beitrag von overkott »

Die Katholische Kirche ist eine Erfindung der Reformation.

Im Prinzip gibt es nur einen Gott, einen Papt und eine Kirche.

Und da gehören alle Juden und Moslems und Menschen guten Willens zu.

Das darf aber weder mit Unitarismus, noch mit Solipsismus verwechselt werden, sondern meint Versöhnung durch Subsidiarität.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

overkott hat geschrieben:Die Katholische Kirche ist eine Erfindung der Reformation.

Im Prinzip gibt es nur einen Gott, einen Papt und eine Kirche.

Und da gehören alle Juden und Moslems und Menschen guten Willens zu.

Das darf aber weder mit Unitarismus, noch mit Solipsismus verwechselt werden, sondern meint Versöhnung durch Subsidiarität.
...klingt ja irgendwie geschmeidig, ... ist jedoch inhaltlich nicht zustimmungsreif.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Lutheraner hat geschrieben:Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
Das wäre in etwa so, als ob Ashmodai für das Glück Saras und Tobias' gerühmt würde.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Paul Heliosch hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Katholische Kirche ist eine Erfindung der Reformation.

Im Prinzip gibt es nur einen Gott, einen Papt und eine Kirche.

Und da gehören alle Juden und Moslems und Menschen guten Willens zu.

Das darf aber weder mit Unitarismus, noch mit Solipsismus verwechselt werden, sondern meint Versöhnung durch Subsidiarität.
...klingt ja irgendwie geschmeidig, ... ist jedoch inhaltlich nicht zustimmungsreif.
Wie differenziert sich Einheit in der Vielfalt?

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

overkott hat geschrieben:...
Wie differenziert sich Einheit in der Vielfalt?
...mathematisch? (das hatte ich doch irgendwo schon mal?)

"Drei nicht teilbare Drittel bleiben stets ein Ganzes wobei ein ganzes kommuniziertes Drittel beide Restdrittel ganz enthält."

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overkott
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Beitrag von overkott »

Paul Heliosch hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:...
Wie differenziert sich Einheit in der Vielfalt?
...mathematisch? (das hatte ich doch irgendwo schon mal?)

"Drei nicht teilbare Drittel bleiben stets ein Ganzes wobei ein ganzes kommuniziertes Drittel beide Restdrittel ganz enthält."
Mais la Trinité des personnes n’exclut pas de l’essence divine une unité, une simplicité, une immensité, une éternité, une immutabilité, une nécessité, et encore une primauté souveraine. Qui plus est, elle inclut au plus haut point, fécondité, charité, libéralité, égalité, parenté, conformité et inséparabilité. La foi saine comprend que tout ceci se trouve dans la bienheureuse Trinité.

http://jesusmarie.free.fr/bonaventure_b ... oc72852855
Zuletzt geändert von overkott am Mittwoch 23. April 2008, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Linus
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Beitrag von Linus »

systemtheoretisch (nach Luhmann)
Primärdifferenz: Transzendenz – Immanenz, wobei die Transzendenz eine Art (qualitätsloser) Zweitsinn eine Zweitfassung der Welt darstellt. Durch diese Realitätsverdopplung ist die Selbstreferenz als Fremdreferenz möglich Dadurch ist die – nicht beantwortbare Einheit der Unterscheidung gegeben – denn Gott schließt sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt aus. Zu jeder immanenten Beobachtung gibt es eine transzendente Sinnkorrelation die Welt ist eine ergänzungsbedürftige Realität, da jede Unterscheidung als Gegenwert der Transzendenz gegenübergestellt werden kann
Über die Einheit der Differenz kann der Einschluss des Ausgeschlossenen Dritten angeboten werden , sozusagen eine „Einheit der gespaltenen Weltsicht“ Der unmarked space ist für Gott nicht gegeben (gerade für den trinitarischen Gott, als Pointe des Christentums ) der sich permanent selbst beobachten kann.
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Paul Heliosch hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
Das wäre in etwa so, als ob Ashmodai für das Glück Saras und Tobias' gerühmt würde.
Du kannst dich genausogut fragen, weshalb Augustinus als Kirchenvater (nicht nur) der römischen Kirche eingestuft wird.
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

overkott hat geschrieben:Die Katholische Kirche ist eine Erfindung der Reformation.
Der Begriff ist aber viel älter.
overkott hat geschrieben: Im Prinzip gibt es nur einen Gott, einen Papt und eine Kirche.
Momentan gibt es zwei Päpste: Benedikt XVI und Shenouda III.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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overkott
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Beitrag von overkott »

Sprechen Sie soziologisch?

Das ist kein Zitat (was Linus da referiert), aber pointiert.

Dass Gott sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt ausschließt, ist eine theologisch interessante These, entspricht aber nicht biblischem Denken und Erfahren.

Luhmann hätte eigentlich erkennen müssen, dass Gott gerade trinitarisch verstanden in sich der kommunikative Prozess des ewigen Wortes ist, dass sich als Schöpfung geäußert hat und auf Antwort wartet. Bonaventura war da bereits etwas weiter.

conscientia
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Beitrag von conscientia »

schau dir eine energisch geführte evangelische pfarre in irgendeiner stocklutherischen landeskirche an, hannover oder württemberg oder so: in einer solchen pfarre haben die frommen im konfirmandenunterricht die lateinischen namen der sonntage in den geprägten zeiten gelernt (estomihi etc.), beten morgens und abends und auch zu tisch und halten einmal täglich eine stille zeit, zu deren beginn sie kapitelweise in der schrift lesen oder die tageslosung aus dem herrnhuter losungsbüchlein.
auch in einer straff geführten rk. pfarrgemeinde würde es das so nicht geben: da wird die tägliche bibellesung bestenfalls durch den täglichen rosenkranz ersetzt. - ist das die katholische variante der schriftlesung: nicht reinschauen, aber das evangelium ganzheitlich betrachtend dadurch, dass man es in einen gebetskontext einfügt? - diese praxis für tägliche schriftlesung zu halten, ist schönfärberei.
darum ist das mit der bibel kein vorurteil, sondern in täglichem erleben vorfindbare tatsache (das die theologen und die bischöfe sich die welt manchmal schön machen, ist ein anderes kapitel.)

zu den hll. augustinus und hieronymus: meines erachtens täte es den protestanten einmal gut, die katholischen väter auch einmal als väter ihrer gemeinschaften zu betrachten, ebenso die katholischen doctoren wie den hl. thomas von aquin. von solchen gestalten her lassen sich die bekenntnisschriften ganzheitlicher betrachten....

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Lutheraner hat geschrieben:
Paul Heliosch hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Die sichtbaren Auswirkungen der Reformation auf die römische Kirche reichen vom Konzil von Trient bis zu den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils. Ich denke, dass es auch nach dem Vat. II noch Veränderungen in der römischen Kirche geben wird und vielleicht auch schon gegeben hat, die auf den Protestantismus zurückgehen.
Das wäre in etwa so, als ob Ashmodai für das Glück Saras und Tobias' gerühmt würde.
Du kannst dich genausogut fragen, weshalb Augustinus als Kirchenvater (nicht nur) der römischen Kirche eingestuft wird.
Für uns keine Frage - sondern das ist konsequent, und führt hoffentlich bald direkt zur Heimkehr der getrennten Brüder, auch von Lutheranern, ... verbliebe als einzige Hürde dann nur noch die Trennung von dem ach so liebgewordenen Begriff "Lutheraner" - und schwupps... ist's schon gescheh'n: Welcome Home...
Zuletzt geändert von Paul Heliosch am Mittwoch 23. April 2008, 11:57, insgesamt 1-mal geändert.

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

overkott hat geschrieben:Sprechen Sie soziologisch?

Das ist kein Zitat (was Linus da referiert), aber pointiert.

Dass Gott sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt ausschließt, ist eine theologisch interessante These, entspricht aber nicht biblischem Denken und Erfahren.

Luhmann hätte eigentlich erkennen müssen, dass Gott gerade trinitarisch verstanden in sich der kommunikative Prozess des ewigen Wortes ist, dass sich als Schöpfung geäußert hat und auf Antwort wartet. Bonaventura war da bereits etwas weiter.
:)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Vom Protestantismus kann Franziskanisches übernommen werden.

Wie Luther sollten wir außerdem die Vulgata mal im Original lesen.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

conscientia hat geschrieben:schau dir eine energisch geführte evangelische pfarre in irgendeiner stocklutherischen landeskirche an, hannover oder württemberg oder so: in einer solchen pfarre haben die frommen im konfirmandenunterricht die lateinischen namen der sonntage in den geprägten zeiten gelernt (estomihi etc.), beten morgens und abends und auch zu tisch und halten einmal täglich eine stille zeit, zu deren beginn sie kapitelweise in der schrift lesen oder die tageslosung aus dem herrnhuter losungsbüchlein.
auch in einer straff geführten rk. pfarrgemeinde würde es das so nicht geben: da wird die tägliche bibellesung bestenfalls durch den täglichen rosenkranz ersetzt. - ist das die katholische variante der schriftlesung: nicht reinschauen, aber das evangelium ganzheitlich betrachtend dadurch, dass man es in einen gebetskontext einfügt? - diese praxis für tägliche schriftlesung zu halten, ist schönfärberei.
darum ist das mit der bibel kein vorurteil, sondern in täglichem erleben vorfindbare tatsache (das die theologen und die bischöfe sich die welt manchmal schön machen, ist ein anderes kapitel.)
Ja und, wo ist da das Problem? Schriftlesung an sich ist nicht heilsnotwendig. Frommsein kann ich auch ohne Bibel.

Wenn einer, angeleitet durch das Lehramt und die von ihm approbierten Gebräuche, die in der Schrift auszugsweise dokumentierte Lehre Jesu in die Tat umsetzt (etwa, indem er im Rosenkranz die zentralen Stationen des Lebens Jesu meditiert), dann macht er sicher nichts falsch. Wenn aber einer in der Bibel liest und, weil er sie isoliert von Leben und Liturgie der Kirche betrachtet, nicht viel oder gar was Falsches daraus für sein Leben ableitet, dann kann das durchaus "gefährlich" für sein geistliches Leben sein. Sicher spricht in der Bibel Gott zu uns, aber nicht wie ein Radiosender, den man bloß einschalten braucht - die Bibel verlangt zum fruchtbaren Verständnis ein Mindestmaß an Hintergrundwissen, das nur über die Kirche vermittelt werden kann. (Das ist wie mit den von Dir erwähnten lateinischen Sonntagsnamen - was nützt es einem, die alle zu kennen, wenn man nicht weiß, daß sie einfach von den Anfängen der gregorianischen Introitusantiphonen übernommen wurden, und daß die in der Regel auch Zitate aus der Schrift sind? Zumindest früher wurde einem Katholiken auf dem Weg über die Liturgie und ihre Texte vielleicht besser "der Sinn der Schrift erschlossen", wie es im Emmaus-Evangelium so schön heißt, als das manchem Reformierten trotz "Estomihi" und "sola scriptura" passierte.)

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Vom Protestantismus kann Franziskanisches übernommen werden.
Was genau denn? Die Armut im Geiste: Beati pauperes spiritu? Die haben wir doch schon längst ...

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Linus hat geschrieben:systemtheoretisch (nach Luhmann)
Primärdifferenz: Transzendenz – Immanenz, wobei die Transzendenz eine Art (qualitätsloser) Zweitsinn eine Zweitfassung der Welt darstellt. Durch diese Realitätsverdopplung ist die Selbstreferenz als Fremdreferenz möglich Dadurch ist die – nicht beantwortbare Einheit der Unterscheidung gegeben – denn Gott schließt sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt aus. Zu jeder immanenten Beobachtung gibt es eine transzendente Sinnkorrelation die Welt ist eine ergänzungsbedürftige Realität, da jede Unterscheidung als Gegenwert der Transzendenz gegenübergestellt werden kann
Über die Einheit der Differenz kann der Einschluss des Ausgeschlossenen Dritten angeboten werden , sozusagen eine „Einheit der gespaltenen Weltsicht“ Der unmarked space ist für Gott nicht gegeben (gerade für den trinitarischen Gott, als Pointe des Christentums ) der sich permanent selbst beobachten kann.
(Overkott, Wieso sollte Linus den Luhmann nicht pointiert wiedergeben?)

Widerspruch:

"Transzendenz als Zweitfassung der Welt" kommuniziert mathematisch genau 2 Welten.
Deshalb hat Luhmann hier auch elegant um die Immanenz herumgezirkelt, ohne
auf dieselbe einzugehen. Infolgedessen spricht er zielgerichtet von Verdoppelung der Realität
um auf folgendes Konstrukt zu kommen:

"Zu jeder immanenten Beobachtung gibt es eine transzendente Sinnkorrelation. Die Welt
ist eine ergänzungsbedürftige Realität, da jede Unterscheidung als Gegenwert der
Transzendenz gegenübergestellt werden kann."

Freilich lässt er den geneigten Psychotherapeuten im Unklaren darüber worin jene
Variablen bestehen, die da transzendent herumkorrelieren, wenn er die Zuordnung
von transzendenten Sinnkorrelationen zu jeglicher immanenten Beobachtung behauptet.

Wozu also braucht er dieses Konstrukt?

Möglicherweise damit "Hoc Est Corpus Meus" ad absurdum geführt werde.

Jedoch gerade "Hoc Est Corpus Meus" hätte dem Luhmann den Begriff Immanenz ebenso klar
aufleuchten lassen können, wie Jesu Selbstzeugnis: "Kein Geist hat Fleisch und Blut, ..."
- Jetzt aber wird Luhmann aggressiv, indem er eine "Einheit der Differenz" nachlädt,
wohl, damit Gott, als eigentlich ausgeschlossener Dritter endlich angeboten werden könne,
sozusagen als "Einheit der gespaltenen Weltsicht", ... wem eigentlich...?
Sollte es jedoch Luhmann eingefallen sein mit dem "ausgeschlossenen Dritten" den
Heiligen Geist zu meinen, dann könnte nur dann ein Schuh draus werden, wenn er
dem eigenen o.g. Dualismus widerspräche, und das ist wohl so schnell nicht zu erwarten.
Oder meinte Luhmann mit dem ausgeschlossenen Dritten den Menschen an sich...?

Fazit:
Luhmannquatsch mit Transzendenzsosse

(Anm.: Luhmann sollte man trotzdem den Gymnasiasten in der 12. zum Lesen geben, damit sie
wissen zu welch hingebungsvoller Spastik die Deutsche Sprache fähig ist.)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Paul Heliosch hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:systemtheoretisch (nach Luhmann)
Primärdifferenz: Transzendenz – Immanenz, wobei die Transzendenz eine Art (qualitätsloser) Zweitsinn eine Zweitfassung der Welt darstellt. Durch diese Realitätsverdopplung ist die Selbstreferenz als Fremdreferenz möglich Dadurch ist die – nicht beantwortbare Einheit der Unterscheidung gegeben – denn Gott schließt sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt aus. Zu jeder immanenten Beobachtung gibt es eine transzendente Sinnkorrelation die Welt ist eine ergänzungsbedürftige Realität, da jede Unterscheidung als Gegenwert der Transzendenz gegenübergestellt werden kann
Über die Einheit der Differenz kann der Einschluss des Ausgeschlossenen Dritten angeboten werden , sozusagen eine „Einheit der gespaltenen Weltsicht“ Der unmarked space ist für Gott nicht gegeben (gerade für den trinitarischen Gott, als Pointe des Christentums ) der sich permanent selbst beobachten kann.
(Overkott, Wieso sollte Linus den Luhmann nicht pointiert wiedergeben?)
Man könnte Luhmann Unrecht tun.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Paul Heliosch hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Sprechen Sie soziologisch?

Das ist kein Zitat (was Linus da referiert), aber pointiert.

Dass Gott sich mit der Schaffung von Himmel und Erde aus der Welt ausschließt, ist eine theologisch interessante These, entspricht aber nicht biblischem Denken und Erfahren.

Luhmann hätte eigentlich erkennen müssen, dass Gott gerade trinitarisch verstanden in sich der kommunikative Prozess des ewigen Wortes ist, dass sich als Schöpfung geäußert hat und auf Antwort wartet. Bonaventura war da bereits etwas weiter.
:)
:)

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