weil er das Zeug hat, ein neues Thema zu eröffnen.
Der Administrator
-------------------------------------------------------------------------------
Alexander hat geschrieben:>>>Hier, nur zwei Sakramente, auch nach dem BOOK OF COMMON PRAYER (hab ein amerikanisches Exemplar studiert). Mit der Wandlung ist es auch keine offizielle Lehre. Oder kannst Du mir offizielle kirchliche Dokumente zitieren, die dem widersprechen, Stephen? So, ich muß jetzt weg, bis heute Abend.
Hallo Alexander,
der Link, den Du da gesetzt hast, gibt nicht den Glauben der Anglikaner wieder, sondern nur den Inhalt des sog. Lambeth Quadrilateral von 1888. In diesem Beschluß hat die Kirche von England festgelegt, was sie sozusagen als Mindestanforderungen für eine Kirchenunion mit einer anderen Kirche ansieht. Und das sind eben diese vier Punkte:
1. Die Schriften des AT und NT
2. Die historischen Glaubenbekenntnisse (Apostolikum und Nizänum)
3. Die beiden Herrensakramente Taufe und Eucharistie
4. Das Bischofsamt in historischer (apostolischer) Sukzession
Den Text des Lambeth Quadrilateral findest Du hier: Lambeth Quadrilateral 1888
In der Tat haben die Anglikaner sieben Sakramente. Die Annahme, es wären doch nur zwei, geht auf Art. 25 der sog. 39 Artikel zurück, die ein wichtiges Dokument der Reformationszeit waren. In diesem Artikel werden die beiden Hauptsakramente Taufe und Eucharistie herausgestellt. Von den anderen fünf Riten ("commonly called sacraments") wird aber nur gesagt, daß sie eben nicht gleichwertig seien mit Taufe und Eucharistie. Trotzdem wurden sie in der Kirche als sakramentale Riten beibehalten. Siehe dazu HIER oder den Auszug aus einem modernen Katechismus:
Über die Sakramente Für wie wichtig die fünf "minor Sacraments" oder sakramentalen Riten erachtet werden, hängt auch von der Prägung ab. Die High Church legt Wert auf alle fünf, die Low Church wird sie nicht alle in der gleichen Form praktizieren.
Es entspricht nicht dem Charakter der Kirche von England, ihren Glauben in unzähligen Dokumenten festzuschreiben. Die Kirche hat mit Bedacht immer darauf geachtet, keine verbindlichen Glaubensdokumente zu produzieren, die sie von der katholischen Tradition entfernen könnten. Man sieht generell die verbindlichen Konzilien der ersten Jahrhunderte, die Schriften der Väter und natürlich die Bibel als ausreichend an.
Das zentrale Element ist und bleibt allerdings - und darin dürftest Du als orthodoxer Christ Dich wiederfinden - die Liturgie. Die großen Streitigkeiten in der Kirche von England sind historisch betrachtet nie Lehrdiskussionen gewesen, sondern Streitigkeiten um die Liturgie. Das Book of Common Prayer legte den Glauben nicht in Lehrsätzen fest (die 39 Artikel waren damals zwar wichtig, sind aber bis heute umstritten und werden allenfalls als historisches Dokument beachtet), sondern in der Liturgie, die verbindlich ist. Wer wissen will, was Anglikaner glauben, muß ihren Gottesdienst und ihre Liturgie kennen. Daraus erschließt sich der Rest.
Wenn Du uns also nach der Bedeutung der Wandlung in der Eucharistie fragst, kann ich dies eigentlich nur mit Zitaten aus unserer Liturgie beantworten.
In jedem der Hochgebete gibt es nach dem Sanctus eine Epiklese wie diese hier:
Lord, you are holy indeed, the source of all holiness;
grant that by the power of your Holy Spirit,
and according to your holy will,
these gifts of bread and wine
may be to us the body and blood of our Lord Jesus Christ;
Oder so:
Pour out your Holy Spirit as we bring before you
these gifts of your creation;
may they be for us the body and blood of your dear Son.
As we eat and drink these holy things in your presence,
form us in the likeness of Christ,
and build us into a living temple to your glory.
[Remember, Lord, your Church in every land.
Reveal her unity, guard her faith,
and preserve her in peace …]
Bring us at the last with [N and] all the saints
to the vision of that eternal splendour
for which you have created us;
through Jesus Christ, our Lord,
by whom, with whom, and in whom,
with all who stand before you in earth and heaven,
we worship you, Father almighty, in songs of everlasting praise:
Vor der Austeilung beten wir das Prayer of Humble Access:
We do not presume
to come to this your table, merciful Lord,
trusting in our own righteousness,
but in your manifold and great mercies.
We are not worthy
so much as to gather up the crumbs under your table.
But you are the same Lord
whose nature is always to have mercy.
Grant us therefore, gracious Lord,
so to eat the flesh of your dear Son Jesus Christ
and to drink his blood,
that our sinful bodies may be made clean by his body
and our souls washed through his most precious blood,
and that we may evermore dwell in him, and he in us.
Amen.
Der Priester lädt zur Kommunion ein:
Draw near with faith.
Receive the body of our Lord Jesus Christ
which he gave for you,
and his blood which he shed for you.
Und das Dankgebet lautet:
Almighty God,
we thank you for feeding us
with the body and blood of your Son Jesus Christ.
Through him we offer you our souls and bodies
to be a living sacrifice.
Über die genaue Art, wie die reale Gegenwart des Herrn in Brot und Wein zustande kommt, hat es in der Tat in der Geschichte unterschiedliche Ansichten gegeben und die Details werden auch sicher von unterschiedlichen Flügeln der Kirche noch heute unterschiedlich beantwortet. Eine bloße luth. Konsubstantiation ist es nicht, in der der Leib des Herrn auf geheimnisvolle Weise zum Brot hinzutritt und danach sich wieder davon entfernt (daher gibt es in luth. Kirchen keine Tabernakel, bei uns aber sehr wohl!). Zugleich ist uns aber die TSL auch nicht so behaglich, weil nach dieser das Brot ja gar kein Brot mehr ist und der Wein kein Wein mehr. Trotzdem singen wir allerdings auch das "pange lingua" des Thomas von Aquin, das dieses Wunder beschreibt. Die Wandlung ist uns ein Mysterium, das geglaubt und erlebt werden muß. In einer unserer eucharistischen Hymnen heißt es: "Thou art here, we ask not how."
Noch ein Wort zum sakramentalen Charakter der Priesterweihe:
Nur gültig bischöflich geweihte Priester dürfen in einer anglikanischen Kirche die Eucharistie zelebrieren, die Sündenvergebung zusprechen und den Segen spenden. Andere und Laien dürfen das nicht. Sie müssen in der Liturgie (wenn es ein Wortgottesdienst ist und kein geweihter Priester anwesend) andere Formeln verwenden.
Gruß
Steve