Kennt jemand Alister McGrath?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
max72
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Kennt jemand Alister McGrath?

Beitrag von max72 »

Hallo,

in englischen Buchabteilungen findet man immer wieder jede Menge Buecher des anglikanischen Theologen Alister McGrath. Man sagt ihm nach (auf amazon reviews) er wuerde ein objektives Bild der verschiedenen Traditionen darstellen und sei ein moderat konservativer Theologe. Durchblaettern seiner Buecher fand ich sehr interessant. Frage mich aber was man vom katholischen Standpunkt dazu sagt?

Weiss da jemand was? Hat jemand was gelesen?

Gruss

Max

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

McGrath ist ein anglikanischer Theologe evangelikaler Prägung. Allerdings nicht einer der jesus.de Fraktion. Ich halte ihn für einen sehr guten konservativen Theologen, den auch Katholiken unbedenklich lesen können.
Sehr empfehlen kann ich von ihm: Der Weg der christlichen Theologie.
Eine hervorragende Einführung in die Theologie und wirklich erfrischend objektiv. Er nimmt sich sehr zurück.
Gut ist auch: Naturwissenschaft und Religion (keine Angst, kein Kreationismus ... ;-) Grath ist nicht nur Theologe, sondern auch noch promovierter Naturwissenschaftler).
Ebenfalls sehr gut: Die Sache mit dem Kreuz
(besonders geeignet für Katholiken, die sich zu oft und zu lange in der Perepherie aufhalten bzw. denen der Kern des Evangeliums nicht vermittelt wurde).

Fazit: Für Christen jeglicher Coleur lesenswert!

:)
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

max72
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Beitrag von max72 »

FranzSales hat geschrieben:McGrath ist ein anglikanischer Theologe evangelikaler Prägung. Allerdings nicht einer der jesus.de Fraktion. Ich halte ihn für einen sehr guten konservativen Theologen, den auch Katholiken unbedenklich lesen können.
Sehr empfehlen kann ich von ihm: Der Weg der christlichen Theologie.
Eine hervorragende Einführung in die Theologie und wirklich erfrischend objektiv. Er nimmt sich sehr zurück.
Gut ist auch: Naturwissenschaft und Religion (keine Angst, kein Kreationismus ... ;-) Grath ist nicht nur Theologe, sondern auch noch promovierter Naturwissenschaftler).
Ebenfalls sehr gut: Die Sache mit dem Kreuz
(besonders geeignet für Katholiken, die sich zu oft und zu lange in der Perepherie aufhalten bzw. denen der Kern des Evangeliums nicht vermittelt wurde).

Fazit: Für Christen jeglicher Coleur lesenswert!

:)
Danke. Hab gerade "Christian Theology - an Introduction" bekommen, ich glaube das ist dasselbe was Du grad erwaehntest. Hatte das in einer Buchhandlung durchgeblaettert und schien mir ein sehr guter Ueberblick. Mit fiel nur auf, dass natuerlich manche katholischen Themen weniger Platz haben, sowas wie Ordensleben war gar nicht erwaehnt. In den reviews bei amazon schreibt ein katholischer Ordensmann aber, dass er dieses Buch all seinen Postulanten als Pflichtlektuere gibt...

Aber eher konservative Anglikaner sind ja generell den Katholiken nicht so fern, scheint mir...

Gruss

Max

max72
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Beitrag von max72 »

Auf amazon.de ist eine Rezension der NZZ, die eigentlich eher fuer McGrath spricht (die deutsche Version ist allerdings vergriffen):

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/340642810X
Neue Zürcher Zeitung
Theologische Ein- und Ausführungen
Ein Buch von Alister E. McGrath

Auf dem Schutzumschlag des Buches «Der Weg der christlichen Theologie. Eine Einführung» von Alister E. McGrath ist die berühmte Mitteltafel von Grünewalds Isenheimer Altar abgebildet. Der gemarterte und zu Tode gebrachte Jesus hängt am Kreuz, rechts neben ihm steht Johannes der Täufer, der mit ausgestrecktem, langem Finger auf Christus weist, darüber in roter Farbe der lateinische Schriftzug: Er muss wachsen, ich aber abnehmen. Als Emblem recht verstandener Theologie – die nicht auf sich selbst, sondern auf Christus zu verweisen habe – hing dieses Bild bekanntlich über dem Schreibtisch Karl Barths, der dann prompt in der ersten Zeile des Vorwortes auch genannt wird. Barths «wunderschöne Vision christlicher Theologie» wird aufgerufen, die Begeisterung ganz allgemein, die das Studium der Theologie nach McGraths Überzeugung zu wecken vermöge (aber leider allzu oft nicht wecke).

Ohne eigene Gedanken

Nicht auf sich, sondern auf Christus zu verweisen gelingt nach Barth freilich nicht dem einfachen Dabeisteher, sondern nur jenem, der selbst posto gefasst hat und deshalb weiss, worum es geht und worauf er denn genau zu zeigen hat. Just dies aber will der Autor, zum Segen seiner Studenten- und Leserschaft, gerade nicht tun; er habe die Darstellung eigener Gedanken «bewusst vermieden», die Tugend der begrifflichen Schlichtheit und klaren Darstellung habe er vor jene der Originalität gestellt. Nun, das ist ihm – mit Ausnahme der Klarheit der Darstellung – fast zu gut gelungen. Man kann Vermutungen darüber anstellen, was den Autor an der Theologie so fasziniert, dem Buch wird man es nicht entnehmen können. Und mit der Schlichtheit des Begrifflichen hat er es entschieden zu weit getrieben: «Man kann die Entwicklung der Trinitätslehre am besten so verstehen, dass sie sich organisch (!) im Zuge der Entfaltung der Christologie ergab. Zunehmend (!) wurde deutlich, dass ein Konsens (!) darüber bestand (!), dass Jesus ‹wesenseins› (homoousios) mit Gott war, nicht nur ‹wesensähnlich› (homoiousios) .»

Wer auch nur ein wenig über die Gemengelage von Volksfrömmigkeit und Spekulation, von theologisch Zentralem und persönlicher Ranküne, von ernsthafter Dogmatik und zwielichtiger Religionspolitik im Umfeld des Nicänums weiss, der wird mit einem so harmonistischen und nebulösen Sätzlein nicht befriedigt und belehrt von dannen ziehen. Es wurde um Begriffe gestritten, weil es um etwas ging; und dass mit problematischen Mitteln gestritten wurde, das gehört zur Einführung und Aufklärung auch von Anfängern dazu.

Nun kann man diesem 600seitigen Buch des eindrücklich belesenen Autors sicherlich vieles an richtigen Informationen entnehmen. Ein erster Teil gibt auf 80 Seiten einen Abriss über die Epochen, Themen und Personen christlicher Theologie, ein zweiter, im Umfang etwa gleicher Teil informiert über «Quellen und Methoden», während der seitenstärkste dritte Teil faktisch eine komplette deskriptive Dogmatik gibt. Von der Gotteslehre über die Trinität zur Christologie, von der Anthropologie und Soteriologie zur Prädestinationslehre, und von da aus zur Ekklesiologie und Sakramentenlehre eilend, streift der Autor auch die aktuelle Thematik «Christentum und Weltreligionen» und entlässt seine Leserschar schliesslich mit der Eschatologie im existentiellen und kollektiven Terminal.

«Vorurteilsfrei»

Dieser «vorurteilsfreie Führer für die gesamte Disziplin der Theologie» (so das Klappentextprädikat eines Oxforder Kollegen) ist, wenn auch nicht immer erfolgreich, um Objektivität bemüht; es wird alles genannt und behandelt, was dem Autor nennens- und behandelnswert erscheint. Wie der liebe Gott es über Gute wie Böse regnen lässt, so geht es etwa im Kapitel «Eschatologie» vom Neuen Testament, wo der Autor die sichere Mittellinie des «jetzt schon und noch nicht» fährt, über Augustins eschatologische Geschichte der zwei civitates, dessen «Schema jedoch seine späteren Interpreten nicht zufriedenstellen konnte», zur «ausgesprochen rationalistischen Atmosphäre der Aufklärung». Ihr ist der Autor sichtlich nicht gut gesonnen, hat sie doch kein Verständnis für «den Gedanken der Hölle»; ebenso berichtet er mit spürbarem Unbehagen über die Ethisierung der «Reich Gottes»-Vorstellung in der Liberalen Theologie des 19. Jahrhunderts. Sie sei «weitgehend diskreditiert» durch Johannes Weiss' und Albert Schweitzers Entdeckung der Apokalyptik, von der McGrath im neutestamentlichen Teil noch nichts wusste; vor allem aber sei sie diskreditiert durch die Katastrophen dieses Jahrhunderts, die «insgesamt Zweifel über die Glaubwürdigkeit der Vision der liberal-humanistischen Formen des Christentums aufgeworfen» hätten.

Das ist fix. So sind wir nun bereit, uns vorurteilslos über verschiedene Meinungen hinsichtlich der Hölle, auch kritische – «obgleich man diesen Einwänden begegnen könnte» (was nicht geschieht) –, des Fegefeuers und des Himmels unterrichten zu lassen; bereit auch, mit dem Autor über das Novum einer «bedingten Unsterblichkeit» des Evangelikalen Hughes wie auch über den «Ansatz» des Origenes-Kritikers Methodius zu sinnieren, der «den Akzent auf der physischen Realität der künftigen Auferstehung beibehielt – und zwar auf der Basis der Analogie zum Einschmelzen und Neugiessen einer metallenen Statue»!

Deutlich dürfte sein: Es handelt sich bei diesem Buch nicht um ein Werk der historischen Gattung, das theologische Themen in ihrer Entstehung und Entwicklung, etwa ideen- oder problem- und vielleicht auch sozialgeschichtlich, untersucht. Sondern eher um «historia» in dem Sinne, den das Wort vor 1750 hatte, einer Aufzählung eben, was es so alles gibt. Es handelt sich somit aber auch nicht um ein Werk der Systematischen Theologie, das hermeneutisch die Grundstrukturen und Themen der Theologie für heutige Leserinnen und Leser zur Sprache zu bringen versuchte. Was herausgekommen ist, kann nicht gut anders denn als eine Dabeisteher-Theologie-Historia bezeichnet werden; und McGraths Wunsch, Anfängern eine Einführung in dieses «faszinierende» Gelände zu geben, dürfte sich – um ein Wortspiel des angerufenen Karl Barth aufzunehmen – als eine Ausführung Unberufener und leider auch Berufener erweisen.

Niklaus Peter

Stephen Dedalus
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Alister McGrath auf Deutsch

Beitrag von Stephen Dedalus »

Von Alister McGrath gab es neben dem "Weg der christlichen Theologie" auch schon andere Bücher auf Deutsch, u.a. im R. Brockhaus Verlag. Vor einigen Jahren erschien sein Buch "Der unbekannte Gott" im katholischen Verlag St. Gabriel, als Koproduktion mit einem ev. Verlag. Auch sehr lesenswert.

Keep reading!
Stephen Dedalus

max72
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Beitrag von max72 »

War ganz begeistert von "Christian Theology - an introduction" und hab fast die Haelfte gelesen und den Rest durchgeblaettert.

Der Ansatz ist wirklich sehr gut: Alle theologische Richtungen neutral darstellen, so wie sich alle selbst sehen auch mit Kritik anderer Richtungen aber ohne mit diesem speziellen Buch eine Richtung zu bewerten. Eben eine Uebersicht mit der man sich orientieren kann.

Das ist natuerlich schwer und manches wird sicher McGrath's Vorliebe wiederspiegeln auch wenn er es vermeiden will. Beim Lesen haette ich hier und da auch gerne etwas anderes erwaehnt gehabt, aber das ist sicher meine "katholische Praegung" der Sichtweise. McGrath scheint die katholische Kirche wohlwollend darzustellen, verteidigt hier und da gegen protestantsiche Vorwuerfe und erwaehnt den Katechismus von 94 als bemerkenswerte Veroeffentlichung.

Ein Katholik haette sicher andere Schwerpunkte gesetzt, aber so ist das eben....

Auf jeden Fall koennte man mehrere Buecher in diesem Stil gebrauchen. Viele Buecher setzen vorraus, dass man einen Ueberblick hat, oder gebe ihr sehr spezielles Bild wieder. Oft fehlt mir einfach eine neutrale, uebersichtliche Darstellung all der verschiedene christlichen Meinungen. Eine Landkarte in grossem Massstab eben, in der ich mich orientieren kann. Zu Buddhismus wuesste ich da ein paar Buecher, zu Christentum nur wenige. McGrath's ist da ganz gut.

Gruss

Max

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Niels
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Re: Kennt jemand Alister McGrath?

Beitrag von Niels »

Alister E. McGrath (Oxford): "Atheismus als Bestseller - Über den Gebrauch der Wissenschaft als einer Waffe gegen die Religion"
http://www.schwabenverlag.de/4zeitsch/c ... -2-4.pdf
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Niels
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Re: Kennt jemand Alister McGrath?

Beitrag von Niels »

Hatten wir das schon irgendwo hier im Forum verlinkt?
http://video.google.com/videoplay?docid ... 1983291
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Allons
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Re: Kennt jemand Alister McGrath?

Beitrag von Allons »

Niels hat geschrieben:Alister E. McGrath (Oxford): "Atheismus als Bestseller - Über den Gebrauch der Wissenschaft als einer Waffe gegen die Religion"
http://www.schwabenverlag.de/4zeitsch/c ... -2-4.pdf
Den kanntick noch nich, Danke Dir Niels

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