Die Diskussion aus einem anderen Thread:
Marcus hat geschrieben: ↑Sonntag 31. Januar 2021, 13:21TillSchilling hat geschrieben: ↑Sonntag 31. Januar 2021, 09:17Der Gedanke entspringt ja einer entsprechenden Auslegung von 1. Korinther 11Marcus hat geschrieben: ↑Samstag 30. Januar 2021, 22:38Ich halte die Überzeugung, dass Verneiner der Realpräsenz Christi sich das Sakrament zum eigenen Gericht nehmen, nicht für unbiblisch. Hier geht es letztlich um die Worte Unseres HErrn und Heilandes Jesu Christi: "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut". Natürlich klingt das für jemanden, der sich selbst als gläubig versteht, aber die Realpräsenz ablehnt, sehr hart. Allerdings hat man als Pastor auch eine seelsorgerische Verantwortung nicht nur gegenüber den eigenen Schafen, sondern auch gegenüber Gästen.
Liest man die Verse im Kontext wird klar dass es um ethische Fragen, um das Verhalten zueinander geht, und nicht um dogmatische Fragen. Die Dogmatik zu klären ist doch eh keine Anfrage an den einzelnen, individuellen Gläubigen sondern an die Kirche. Wenn unsere Taufe und unsere Teilnahme von unserem individuellen Verständnis abhängt, sollte niemand getauft werden und niemand zum Abendmahl eingeladen werden.
Zum Abendmahl äußert sich Apostel Paulus im 1. Korintherbrief 11, 17-34 und übt dabei an mehreren Stellen Kritik. In Vers 18 geht er auf die bestehende Uneinigkeit in der Gemeinde und im Vers danach auf Spaltungen ein, die sein müssen, damit sichtbar wird, wer sich im Glauben bewährt hat. Die Verse 20-22 stellen klar, dass die Gemeinde nicht gemeinsam das vom Herrn eingesetzte Abendmahl feiert, sondern, dass jeder sein eigenes mitgebrachtes Mahl isst und den eigenen Wein trinkt. In den folgenden Versen wird nochmals die Unwürdigkeit dieser Praxis erläutert. Verse 27-29 lauten:
„Darum wird jeder, der gedankenlos und leichtfertig von diesem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, schuldig am Leib und am Blut unseres Herrn. Jeder soll sich also prüfen und erst dann von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon nimmt, ohne zu bedenken, dass es hier um den Leib von Christus geht, der liefert sich selbst dem Gericht Gottes aus“
Apostel Paulus tadelt zwar besonders die nicht der Einsetzung Christi entsprechende Abendmahlsfeier, aber davor schon die bestehende Uneinigkeit in der Lehre. Zudem machen die Verse 27-29 deutlich, dass sich jeder, der die Kommunion empfangen will, sich darüber bewusst sein muss, dass es hier um Leib und Blut Christi geht. Eine gemeinsame Abendmahlsfeier setzt daher nicht nur voraus, dass die Sakramentsverwaltung stiftungsgemäß erfolgt, sondern auch, dass zwischen den Kommunizierenden Lehrkonsens bzw. ein einheitliches Verständnis, auch zum Sakrament, besteht.
Die Gültigkeit des Hl. Abendmahls und der Hl. Taufe hängt nicht vom individuellen Verständnis des Empfangenden ab, sondern von der rechten einsetzungsgemäßen Verwaltung. Vom Glauben des Empfangenden hängt aber ab, ob er das jeweilige Sakrament letztlich heilswirksam empfängt. Hierbei sollte bedacht werden, dass die Sakramente als gestiftete Gnadenmittel unter „sola gratia“ fallen und die Gnade durch den Glauben ergriffen werden muss.
Aus 1. Korinther 11 nach Menge
Bewusst habe ich die zitierten Verse in drei Abschnitte gesetzt. Denn ab Vers 33 nimmt der Apostel Paulus d den Ton der Verse 20-22 - habt ihr denn kein Zuhause, um dort zu essen? Esst vorher zu Hause! - wieder auf. Das ist eine thematische Klammer.17Die folgenden Anordnungen aber treffe ich, weil ich es nicht löblich finde, daß eure Zusammenkünfte euch nicht zum Segen, sondern zur Schädigung gereichen. 18Zunächst nämlich höre ich, daß, wenn ihr in einer Gemeindeversammlung zusammenkommt, Spaltungen unter euch bestehen, und zum Teil glaube ich es wirklich; 19es muß ja doch auch Parteiungen bei euch geben, damit die Bewährten (oder: Tüchtigen) unter euch erkennbar werden! 20Wenn ihr also an einem Ort zusammenkommt, so ist es nicht möglich, das Herrenmahl zu essen (= in rechter Weise halten); 21denn jeder nimmt beim Essen seine eigene Mahlzeit vorweg, so daß der eine hungrig bleibt, während der andere trunken ist (oder: in Wein schlemmt). 22Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und geht ihr darauf aus, die Unbemittelten zu beschämen? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte sicherlich nicht!
23Denn ich habe es meinerseits vom Herrn her so überkommen (= mitgeteilt erhalten), wie ich es euch auch überliefert habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, in der er verraten wurde, nahm er Brot, 24sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: »Dies ist mein Leib, (der) für euch (gebrochen oder: dahingegeben wird); dies tut zu meinem Gedächtnis!« 25Ebenso (nahm er) auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: »Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut (oder: durch mein Blut); dies tut, sooft ihr (ihn) trinkt, zu meinem Gedächtnis!« 26Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr (damit) den Tod des Herrn, bis er (wieder-) kommt.
27Wer daher in unwürdiger Weise das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der wird sich am Leibe und am Blute des Herrn versündigen. 28Jedermann prüfe sich also selbst und esse dann erst von dem Brot und trinke von (oder: aus) dem Kelch! 29Denn wer da ißt und trinkt, der zieht sich selbst durch sein Essen und Trinken ein (göttliches) Strafurteil zu, wenn er den Leib (des Herrn) nicht unterscheidet. 30Deshalb gibt es unter euch auch Schwache und Kranke in so großer Zahl, und gar viele sind schon entschlafen. 31Wenn wir aber mit uns selbst ins Gericht gingen (= uns prüften), so würden wir kein Strafurteil empfangen. 32Indem wir jedoch ein Strafurteil empfangen, werden wir vom Herrn gezüchtigt (= in Zucht genommen), damit wir nicht mit der Welt zusammen verurteilt werden.
33Darum, meine Brüder, wenn ihr zum Essen (= zum heiligen Mahle) zusammenkommt, so wartet aufeinander! 34Wenn jemand Hunger hat, so esse er (vorher) zu Hause, damit ihr durch eure Zusammenkünfte euch kein Strafgericht zuzieht. Das Weitere werde ich anordnen, wenn ich (zu euch) komme.
Zu Marci Aussagen:
Das mit der Uneinigkeit in der Lehre ist eine Interpretation. Wir wissen vom Text her nur dass es Spaltungen gab. Und dass diese Spaltungen Ausdruck gefunden haben in ganz praktischen Dingen: dem gemeinsamen Essen und Trinken wohl eines gemeinsamen Agapemahls, in dessen Rahmen auch die Eucharistie gefeiert wurde bzw. eben dem nicht gemeinsamen Essen und Trinken, da einige sich egoistisch und rücksichtslos verhalten haben. Von Lehrunterschieden lesen wir nichts.Marcus hat geschrieben: Apostel Paulus tadelt zwar besonders die nicht der Einsetzung Christi entsprechende Abendmahlsfeier, aber davor schon die bestehende Uneinigkeit in der Lehre.
Auch hier gilt: das mit dem sich bewusst sein müssen, ist eine Interpretation. Es gab ja keine "Zwinglianer" in Korinth. Dieses Bewusstsein hatten eh alle. Bzw. ich wage zu behaupten dass die Frage nach dem Bewusstsein der Teilnehmenden Paulus fremd war. Die apostolische Lehre war dass in den Elementen des Abendmahls den sie Empfangenden Christi Leib und Blut gereicht wird. Punkt. Vielleicht gab es manche, die das angezweifelt haben. Mir ist nichts bekannt aber ich lasse mich gerne korrigieren. Auf jeden Fall steht nichts im Text, dass manche der Korinther Zweifel gehabt und gestreut hätten an der apostolischen Lehre.Marcus hat geschrieben: Zudem machen die Verse 27-29 deutlich, dass sich jeder, der die Kommunion empfangen will, sich darüber bewusst sein muss, dass es hier um Leib und Blut Christi geht.
Was meint dann der Apostel Paulus mit "unwürdig essen" in Vers 27? In Bezug auf was soll man sich prüfen (Vers 28)? Um welche Vergehen oder Fehler geht es?
Wir tun gut daran hier eng und einschränkend am Text zu bleiben und nicht mehr hinein zu interpretieren. Und der Text nennt eben nur eines: Die Rücksichtslosigkeit gegenüber den anderen Gläubigen. Die egoistische Unordnung während des Agapemahls. Es geht um Verhalten, nicht um Lehrmeinungen.
Was meint er dann mit "den Leib zu unterscheiden" (Vers 29). Verschiedene Auslegungen sind möglich. Eine ist, dass der Apostel hier von der Gemeinde als Leib Christi spricht, eine andere dass er sich auf die Elemente der Eucharistie bezieht. Dass das Brot als Leib Christi erkannt werden soll. Aber nochmal: es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass es ein Problem des theologischen Verständnisses gab bei den Korinthern, d.h. dass manche angezweifelt hätten dass sie in der Eucharistie den Leib Christi empfangen. Wenn das ein Problem gewesen wäre, warum hat der Apostel nicht mehr und klarer dazu geschrieben. Es liegt nahe: dieses Problem gab es nicht. Es gab Probleme des Verhaltens. Zueinander und in Bezug auf das heilige Abendmahl, den manche waren ja schon betrunken. Ich glaube daher dass der Apostel Paulus in Vers 29 mit "Leib Christi" beides meint: die Gemeinde und der Leib Christi in den Elementen des heiligen Abendmahls. Beides wird nicht recht beurteilt, nicht recht geschätzt. Genauso wie manche die Gemeinde Gottes verachten (Vers 22) so verachten sie auch den Leib Christi in der Eucharistie. Oder anders gesagt: in dem sie die Gemeinde Gottes verachten, verachten sie auch das Sakrament.
Wir müssten halt definieren was unter "Glauben" verstanden wird. Lehrkonsens? Einheitliches Verständnis? Sind alle Gläubige kleine Theologen?Marcus hat geschrieben: Eine gemeinsame Abendmahlsfeier setzt daher nicht nur voraus, dass die Sakramentsverwaltung stiftungsgemäß erfolgt, sondern auch, dass zwischen den Kommunizierenden Lehrkonsens bzw. ein einheitliches Verständnis, auch zum Sakrament, besteht.
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Vom Glauben des Empfangenden hängt aber ab, ob er das jeweilige Sakrament letztlich heilswirksam empfängt.
Ich weiss auch keine Antwort darauf. Aber ich weiss dass 1. Korinther 11 nicht aussagt dass Gläubige, die anders belehrt wurden, vom Empfang der Eucharistie krank werden. Sondern Gemeindemitglieder, die die anderen verachten und missachten. Das ist um 180 Grad etwas anderes.