In der evangelischen Kirche wird bis heute die 1529 von Martin Luther verfasste Deutsche Litanei im Gottesdienst verwendet (siehe Evangelisches Gesangbuch 192; Evangelisches Kirchengesangbuch 138). Luthers Litanei, verfasst unter dem Eindruck des Vormarsches der türkischen Heere auf Wien und der geistlichen Verlotterung der Christenheit in Europa (den ersteren sah Luther als Gottes Strafe für das letztere an), basiert auf der Allerheiligenlitanei, aus der er die Anrufung zahlreicher Heiliger ausschied.
Dieter hat geschrieben:Hat schon einmal jemand das Beten einer Litanei in einem evangelischen Gottesdienst erlebt?
Ja, müsste die Version EKG 138 gewesen sein.
Dieter hat geschrieben:Zu welchen Gelegenheiten wird die Litanei dort gebetet?
Feier der Osternacht
Ich meine mich auch für den Buß- und Bettag und die nachmittägliche Andacht am Karfreitag an Gesänge zu erinnern, die dem Charakter einer Litanei zumindest nahe kommen.
Wenn böse Zungen stechen, / mir Glimpf und Namen brechen, / so will ich zähmen mich; /
das Unrecht will ich dulden, / dem Nächsten seine Schulden / verzeihen gern und williglich.
Da bin ich froh, reformiert zu sein und mir so ein "Geluthere" nicht antun zu müssen. Türken vor Wien 1529..........da müssen dem neureichen Grundbesitzer zu Wittenberg die Knie aber ganz schön geschlottert haben.
umusungu hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, dass reformierte Liturgie so abgemagert ist, dass darüber nicht mal mehr diskutiert wird.
Nee....ich finde unsere Psalmen richtig gut. Auch die richtig schön harten, die wo anders gschamig verschwiegen werden. Denn der Herr ist halt wie er ist.
Ja, mindestens drei - viermal im Jahr (SELK) - bezieht sich also auf das Evangelisch-Lutherische Kirchengesangbuch (ELKG):
- Gründonnerstag: Litanei vom heiligen Altarsakrament (ELKG 453)
- Osternacht: Litanei zum Heiligen Osterfest (Die Feier der Osternacht)
- Buß- und Bettag (ELKG 138)
- ggf. auch Karfreitag im Rahmen der Karfreitagsliturgie
Dieter hat geschrieben:Frage: Hat schon einmal jemand das Beten einer Litanei in einem evangelischen Gottesdienst erlebt?
Also bitte! Ein evangelischer Gottesdienst hat nach spätestens 45 Minuten beendet zu sein! Wo soll da nach 15 Minuten Begrüßung und Dank an alle Mitwirkenden, 20 Minuten Predigt und nochmal 10 Minuten zweite Predigt äh Fürbitten Platz sein für solch einen mittelalterlichen Kram?!
Tinius hat geschrieben:Da bin ich froh, reformiert zu sein und mir so ein "Geluthere" nicht antun zu müssen. ....
Ich hätte manchmal gerne ein wenig mehr "Geluthere" in einem reformierten Gottesdienst ...
Die abgemagerte reformierte Liturgie ist eine Freude, wenn die Predigt gut ist. Dann nämlich wird durch die einfache Liturgie die Predigt betont bzw. von dieser nicht abgelenkt.
Die abgemagerte reformierte Liturgie betont aber umgekehrt auch die (sprachlichen und inhaltlichen) Mängel einer misslungenen, mutlosen oder ganz einfach lausig vorbereiteten Predigt. Dann kann eine schöne Liturgie, welche ja aus Texten bestehen, die allesamt einen tieferen Sinn verkörpern, einen erbauenden und tröstlichen Eigenwert darstellen.